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Liebe oder gekränkt?

T
Hallo liebes Forum.
Ich hab viel mitgelesen, den ein oder anderen Kommentar geschrieben und jetzt traue ich mich mal, mich mit meinem Anliegen an Euch zu wenden.
Ich möchte gar nicht ausschweifen - denn ich merke immer wieder wie schwer es ist, anderen die Geschichte so erzählen wie es wirklich war. Ein paar Fakten:
- die Trennung liegt 4 Monate zurück
- er hat sich getrennt
- wir waren 1.5 Jahre zusammen
- ich bin Mitte 40
- ich bin am Boden - so habe ich mich noch nie gefühlt

So. Auf meinem Weg seit Tag x bis heute bin ich so ziemlich durch alle Phasen und Sub-Phasen gerannt und geschlichen. Der Schmerz ist immer noch da. Manchmal klein und lauernd, dann wieder wie ein Tsunami. Ich komme irgendwie durch den Tag, kann aber nach wie vor nicht entspannen, geschweige denn froh und zufrieden sein.
However, von Beginn an treibt mich um, was genau zu diesem Nega-Gefühlschaos geführt hat.
Bisher waren Trennungen nicht so.
Das mag daran gelegen haben, dass ich sie beendet habe.

Sagt mir bitte:
Ist es der Verlust der Liebe oder die Kränkung, verlassen worden zu sein?
Ich weiß, dass jetzt der ein oder andere sagen wird: 1.5 Jahre ist doch gar nichts.
Ich muss es aber für meine Situation sehen - ich hatte hier ein echtes, neues Lebenskonzept.

Ich danke Euch von Herzen,
Tia

28.12.2019 16:15 • #1


M
Zitat von Tia:
Ist es der Verlust der Liebe oder die Kränkung, verlassen worden zu sein?


Warum kann es nur das eine oder das andere sein?

Kränkung ist mächtig und wer gekränkt wurde, muss das erst mal wegstecken. Das machen Menschen auf unterschiedlichste Weise; die schlechteste ist wohl, die verdrängende Art.

Eine Liebe zu verlieren ist ebenso schmerzhaft. Meistens ist es aber der Verlust des Gefühls geliebt zu werden und noch öfter der Schmerz darüber, das die Sehnsucht nach Liebe nicht erfüllt wurde. Darum schmerzt es Dich ja auch als Verlassene so sehr; Du kennst das Gefühl nicht und somit ist es vielleicht mal Zeit, es kennenzulernen. Wenn alles an dieser Beziehung neu für Dich war, ist es das Ende ebenso. Warum wundert Dich das?

Ich würde nicht sagen, dass 1,5 Jahre kurz waren. Aber 4 Monate sind kurz. Also halt es noch weiter aus und hinterfrage es immer wieder. Neue Lebenskonzepte müssen nicht zwingend gut sein, nur weil sie neu sind. Und wenn es wirklich gut war, dann frage Dich, ob der Mann zum Konzept passte. Und frage Dich, was Dein Anteil am Ende war. Antworten auf diese Frage können beim Loslassen helfen, sofern Du loslassen möchtest. Loslassen ist nämlich immer eine Sache des Wollens und nicht des Könnens.

28.12.2019 16:30 • #2


A


Liebe oder gekränkt?

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B
Zitat von Tia:
Sagt mir bitte:
Ist es der Verlust der Liebe oder die Kränkung, verlassen worden zu sein?
Ich weiß, dass jetzt der ein oder andere sagen wird: 1.5 Jahre ist doch gar nichts.
Ich muss es aber für meine Situation sehen - ich hatte hier ein echtes, neues Lebenskonzept.


Es ist einfach die Tatsache verlassen worden zu sein. Den Menschen zu verlieren, den man selbst noch liebt. So fühlt es sich an.
Er hat entschieden er will nicht mehr mit Dir zusammen leben. Du hast wahrscheinlich nicht damit gerechnet. Geht leider den meisten von uns hier so. Das braucht Zeit zum verarbeiten.

28.12.2019 16:34 • #3


T
Danke Ihr beiden.
@mitsubi: ja, warum wundert mich das. Ich habe keine Ahnung.
Und ja, es wurde Zeit, das auch mal kennenzulernen.
Mich macht es traurig, dass ich es jetzt erfahren habe - hätte viel früher etwas draus lernen können.
Ich meine das echt ernst. Komme mir vor wie ein Anfänger. Jetzt fühlt es sich an, als würde ich das Thema Partnerschaft gar nicht mehr auf die Reihe kriegen.

28.12.2019 16:48 • #4


B
Zitat von Tia:
Komme mir vor wie ein Anfänger. Jetzt fühlt es sich an, als würde ich das Thema Partnerschaft gar nicht mehr auf die Reihe kriegen.


Doch, das kommt wieder aber Du brauchst sicher Zeit um diese Erfahrungen zu verarbeiten. Ehe Du damit nicht durch bist, hat so gut wie niemand eine realistische Chance bei Dir.

28.12.2019 16:54 • #5


T
Danke, Balko43.
Es ist ätzend. Ich möchte mich endlich wieder normal fühlen. Ohne das Thema Liebe und Partnerschaft im Kopf.

28.12.2019 17:28 • #6


Anirbas
Hallo Tia,
ich fühle gerade mit dir. Mein Ex Partner hat mich vor etwas über 2 Wochen nach fast 8 Jahren Beziehung verlassen. Er war mein erster Freund und dazu meine große Liebe. Leider gab es bei uns von Anfang an immer wieder Streit und Diskussionen, meist Eifersucht oder wegen dem Verhalten. Jetzt ist es eskaliert. Die ersten Tage musste ich nur heulen und habe die Schuld nur bei mir gesucht, da es mir auch so vorgeworfen wurde. Aber so langsam versuche ich damit klar zu kommen. Das Gefühlschaos ist beschissen. Es gibt Momente da könnte man nur heulen und in dem anderen Moment könnte man nur wütend auf die Person sein. Aber das legt sich wieder. Auch wenn es sehr, sehr schwer ist. Lass die Gefühle und Gedanken zu, damit du es verarbeiten kannst.

Das mit dem normal fühlen, dass kommt mit der Zeit. Das ist schwer ich weiß.

28.12.2019 17:44 • x 1 #7


T
Danke schön, Anirbas.
Ich gebe mir immer noch die Schuld. Ich denke immerzu, dass ich mit langen Beziehungen - und vor allem mit Menschen, die bereits verheiratet waren/sind und Kinder haben.
Ich kann da nicht mithalten.
Ich bin Mitte 40 und habe all das nicht geschafft.
Meine längste Beziehung ging 5 Jahre. Und das ist lange her.
Ich muss grad weinen. Mit mir schaffte es meine große Liebe nur 1.5 Jahre. Alle sagen immer, ich soll froh sein, bisher so unabhängig gewesen zu sein. Bin ich aber nicht! Ich möchte auch mal ankommen. Ich bin schrecklich traurig und neidisch auf alle da draußen, die das hatten und haben. Ich weiß, nicht sehr nett für alle, die ihre Liebe nach langer Zeit tragisch verloren haben. Aber es geht/ging bei allen viel länger. Die Zeit hatte ich nie.
Mein Ex hat mich doch wahrhaftig nach der Trennung gefragt, ob das nur die Anziehung war.
Mich hat das gebrochen.
Mehr bin ich nicht?

28.12.2019 18:23 • #8


P
@Hey Tia,

zwischen deinen Zeilen lese ich eine große Angst, das nicht erreicht zu haben, was andere erreicht haben. Verlassen zu werden ist für den, der zurückbleibt in den meisten Fällen sehr schmerzhaft und löst auch Ängste aus.
Warum mit anderen mithalten?
Glaubst du ernsthaft, das andere mit ihren Leben in allem glücklich sind?
Mit Sicherheit nicht!
Natürlich kann ich gut nachvollziehen, dass du auch ankommen möchtest. Ankommen ist nicht nur, dass an einem Partner festmachen, oder eine Familie gründen. Ankommen braucht auch ein gesundes Maß an Selbstliebe, vor allem mit sich im Einklang sein.

Lass dich nicht wegen deiner Trennung nun verzweifeln, aus Erfahrung kann ich nur sagen, dass auch Du dein bisheriges unerfühltes Leben mit Sicherheit noch viel glücklicher, wenn es richtig passt, wieder mit einem Partner leben wirst.

Mit Mitte vierzig bist du man gerade in der zweiten Lebenshälfte!
Manchmal stellt das Leben gewollt oder auch ungewollt die Richtung, die wir gehen müssen, um daraus zu lernen.
Wenn einem eine Tür zugeschlagen wird, ist immer eine andere Tür auch für dich vorhanden.
Du musst nur den Mut haben, diese Tür aufzumachen!
Fang heute noch an die Trennung zu akzeptieren, das ist der erste Schritt, um deinem Wunsch anzukommen, selbst gerecht zu werden.

Du kannst immer nur dein Leben rückwärts verstehen, aber du musst es immer vorwärts leben, dann hast auch du eine gute Chance anzukommen!

Ich kann gut verstehen, dass du Ängste hast und sehr traurig bist, aber steh auf und gib dir diese Chance, es lohnt sich, alles andere lässt dich nur weiterhin leiden.

28.12.2019 19:06 • x 2 #9


Anirbas
Liebe Tia
Ich weiß es ist echt kein Trost aber es ist nach einer so langen Zeit nicht anders als wenn es nur 1 oder 2 Jahre wären. Es ist verdammt hart. Und vorallem wenn man weiß/denkt das eine andere ihn jetzt hat/ haben wird ist noch schwerer. Ich wünschte ich könnt die Zeit zurück drehen.

28.12.2019 20:08 • x 1 #10


T
Danke Anirbas,
ich weiß - es kommt jedem einfach egal wie schlimm vor.
Aber vielleicht ist es ein kleiner Trost für Dich, wenn ich Dir sage:
Ihr ward es Euch lange wert! Man hat sich langfristig aufeinander eingelassen. Darauf kannst du stolz sein - ich meine das von ganzem Herzen. Und bitte behalte du Dir Eure Jahre im Herzen.
Tia

28.12.2019 20:15 • x 1 #11


Anirbas
Vielen lieben Dank Tia

Das Gefühl ersetzt zu werden, oder nicht mehr gebraucht zu werden obwohl man all seine Zeit und Liebe in diese Person investiert hat, ist wirklich nichts schönes und hoffe jedem hier der so etwas durchmacht oder durchmachen müssen, das es schnell vorbei geht oder nicht mehr passieren wird

28.12.2019 20:25 • #12


T
Liebe Tia, lass dir gesagt sein, all diese Selbstzerfleischung geht vorbei und wird durch wichtige Erkenntnisse zu Dir selbst, mehr Selbstsicherheit und Entspannung ersetzt werden. Dafür ist aber Introspektion und der Versuch die einzelneren Phasen, Zustände und Emotionen/Gefühle auszuhalten, nötig.

Sei nicht so hart mit dir und wenn du es bist, dann versuche es eben gerade anzunehmen, aber zu hinterfragen.

Du hast überhaupt gar nicht versagt. Warum sollte das so sein? Andere haben eben einen anderen Weg beschritten. Jeder dieser Wege ist so wertvoll und wichtig wie Dein eigener. Was macht dich besonders? Wer bist du da drin? Was hast du für Wünsche/Träume unabhängig von dem Thema Partnerschaft?

Wenn alles noch recht frisch ist, ist es einfach am schwersten. Das Gehirn braucht eben Zeit sich anzupassen und du kannst diese Versuche für dich nutzen indem du jetzt quasi eine Art Inventur machst. Und mal auf der anderen Seite zu stehen, ist ein universelles Gesetz. Aber das ist gar nicht schlimm, wenn du irgendwann wieder mehr Zuversicht hast, wirst du das retrospektiv verstehen und neu bewerten.

Ich wünsche Dir viel Kraft auf deinem Weg der Heilung.

28.12.2019 20:30 • x 1 #13


T
Vielen Dank.
Tja, wer bin ich. Eine ganz normale Frau. Aber eine, die das Thema Liebe offensichtlich bis dato nicht hinreichend betrachtet hat. Jedenfalls nicht so.
Es ist schlimm, wie ich bisher diesbezüglich sehr nachlässig durchs Leben gerannt ist.
Ich schäme mich so.
Nicht, dass Ihr denkt, ich hätte in der letzten Beziehung alles verkehrt gemacht. Im Gegenteil. Aber das konnte er ja nicht wissen.
Er war 20 Jahre verheiratet - komplett anderer Werdegang eben.
Ich hatte keine Angst davor. Jetzt hab ich sie....
Versteht Ihr, was ich meine?
Ich komme zu spät. Andere haben schon ganz andere Erfahrungen gemacht.

28.12.2019 20:39 • #14


T
Meine wichtigste Erkenntnis: es ist nie und nimmer zu spät die Arbeit am Selbst zu machen und dann gestärkt seinen eigenen Weg zu gehen. Stelle Dir einfach vor Du würdest diese Erfahrung niemals machen und würdest dich immer wundern, warum Dir das alles passiert.

Scham ist keine gute Beraterin, sie ist, was sie ist und auch eine Art Selbstschutzstrategie. Also alles ok so weit. Es werden noch andere Dinge auf dich zukommen, vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Es ist alles ein stetiger Fluss. Und ja ich verstehe dich, weil ich da auch war. Und das die letzten 11 Monate dieses so aufreibenden Jahres 2019. Und jetzt sitze ich hier und schreibe Dir und kann Dir mit Zuversicht sagen, nichts bleibt wie es ist und das ist gut so. Wichtig ist es irgendwann als Chance zu sehen. Aber auch das ist ein Prozess.

Es wird, es ist bereits im werden, im sein. Du bist gut so wie du bist. : )

28.12.2019 21:00 • x 1 #15


A


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