Ich bin 57 und habe bei einer Partnerbörse einen tollen Mann kennengelernt. Wir haben uns auf den ersten Blick verliebt und hatten unglaublich schöne 7 Monate.
Meist war er bei mir und wir hätten uns beide eigentlich vorher niemals vorstellen können, es jemals so lange mit einem anderen Menschen aushalten zu können. Trotzdem kam irgendwann der Punkt, an dem beiden alles zu viel wurde. In den Zeiten mit Kontaktbeschränkungen hatte ich kaum noch Aufträge. Er ist selbstständig und hat zu Hause gearbeitet. Das alles in einer 2-Zimmer-Wohnung. Immer öfter kam es zum Streit wegen Nichtigkeiten und Missverständnissen. Zwei Tage Trennung und ein Wiedersehen, weil wir beide nicht ohne einander sein wollten.
Wir wussten aber beide, dass sich etwas ändern muss. Er wollte dann Gespräche unterminieren, hat seitenweise Informationen über richtiges streiten aus dem Internet gedruckt. Ich kam mir vor, wie ein Schulmädchen und habe das geblockt. Ich möchte in einer Beziehung miteinander sprechen können, ohne dafür vorher eine Doktorarbeit schreiben zu müssen.
Es kam jetzt zu einem weiteren Streit, weil er noch Kontakt zu seiner Exfreundin hat. Ich hatte es bisher auch toleriert, auch wenn ich da leider schon schlechte Erfahrungen in meiner Ehe gemacht habe. Ich denke, dass es mich vor allem deshalb störte, weil es zwischen uns gerade nicht so gut, wie bisher läuft. Er hat sich erpresst gefühlt und seine Sachen gepackt. Auf meinen Anruf und die Bitte darüber noch einmal reden zu können, hat er nicht reagiert.
Heute hat er mir ein vorwurfsvollen Mail geschickt, dass er sich nicht verbiegen lasse und schon viel zu viel Kompromisse gemacht hat usw. Das meiste davon sehe ich anders, aber das spielt weniger eine Rolle, wenn er es eben so empfindet, dann muss ich das akzeptieren. Ich habe hier also gar nicht erst versucht, mich zu rechtfertigen. Ich bin irgendwie auch total entsetzt über das, was er geschrieben hat. Ich habe ihm seine Sachen geschickt und nur das Notwendigste geantwortet.
Irgendwie scheint die große Liebe Grenzen zu haben.
Er lebt sehr einfach, ist Vegetarier und kauft nur bio. Ich hatte damit kein so großes Problem und koche sowieso gern. Vieles fand ich jedoch übertrieben. Es gab noch jede Menge anderes, aber das würde den Rahmen sprengen. Ich habe seine Einstellung zum Klimaschutz, zu einer gerechteren Welt immer bewundert und bin selbst sehr sozial. Allerdings nicht ganz so streng und kompromisslos, wie er. Ich bin zum Beispiel gern auf Reisen und habe viele Länder besucht. Er würde noch nicht mal nach Kroatien fahren, weil ihm die Politik dort nicht gefällt. Es gibt einige Kompromisse, die ich gemacht habe, damit es ihm/ uns gut miteinander geht. Ich habe deshalb aber nicht das Gefühl, mich verbogen zu haben, weil ich ihn sehr liebe und mir vorstellen konnte, mit ihm den Rest des Lebens zu verbringen.
Nach diesem Abschiedsmail denke ich nicht, dass ein Gespräch etwas bringen könnte und auch er will das sicher nicht.
Trotzdem geht es mir extrem schlecht. Ich habe seit 4 Tagen nichts mehr gegessen. Die möglichen Ablenkungen, die man in normalen Zeiten machen könnte, gehen jetzt leider nicht. Meine Auftragslage ist am Boden, die Wohnung geputzt, allen Freundinnen gehe ich mit Anrufen auf die Nerven. Wobei das für sie ok. ist, aber man will es ja auch nicht überstrapazieren.
Weiß jemand einen Rat für mich?
04.05.2020 23:03 •
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