Liebesschmerz ist schlimmer als Zahnweh

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Liebesschmerz ist schlimmer als Zahnweh

Im Prozess der Trennungsverarbeitung durchläuft der Trauernde unterschiedliche Phasen:
In der ersten Phase des Nicht-Wahrhaben-Wollens wird die endgültige Trennung vom Partner häufig noch verleugnet und ignoriert. Ein Wechselspiel zwischen Hoffnung und Verzweiflung führt in die zweite Phase, die der aufbrechenden Gefühle. In Folge starker Stimmungsschwankungen zieht sich der Betroffene zurück und leidet unter Selbstzweifeln, Ängsten, Schlafstörungen und Wut. Daran anschließen sollte sich die Neuorientierungsphase, in welcher der Verlassene wieder aktiv sein privates und soziales Leben gestaltet, bis er für sich selbst ein neues Lebenskonzept entwerfen und schließlich vielleicht auch Konsequenzen aus der Trennung ziehen kann, die ihn persönlich weiter bringen.

Wenn die Trauer nicht nachlässt

Verena hat diese letzten Phasen bisher nicht erreicht - und das, obwohl sie schon seit über einem Jahr von ihrem Freund getrennt ist. Noch immer vergräbt sich die 28-Jährige die meiste Zeit in ihrem Zimmer. Sie fühlt sich ständig müde und kaputt, hat kaum mehr Lust, sich mit Freunden oder Bekannten zu treffen und auch im Beruf ist schon lange kein Erfolgserlebnis mehr in Sicht gewesen. Für ihre Zukunft sieht sie kaum Hoffnung und fühlt sich wie ein Versager.

Wenn wie bei Verena die Lebensqualität langfristig so stark beeinträchtigt ist und die persönliche und soziale Funktions- und Leistungsqualität nicht wiederhergestellt werden kann, spricht man von abnormen Reaktionen auf den Liebesverlust. Die Trauer ist dann keine vorübergehende seelische Beeinträchtigung mehr, sondern wirkt pathogen. Das heißt, sie kann sich in psychischen und körperlichen Krankheitssymptomen manifestieren.

Krankheit und abnormes Verhalten durch Liebesverlust

Ein Beispiel für eine pathogene Reaktion auf den Liebesverlust ist die chronische psychogene Depression. Diese äußert sich unter anderem durch ein vermindertes Selbstwertgefühl, Schuldgefühle, Schlafstörungen, Verlust an Interessen und Freuden sowie einer erhöhten Ermüdbarkeit und Antriebsminderung. Der Verlust des Partners gilt zudem als häufigster Auslöser von Selbstmord bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Besonders bei den Betroffenen, die versuchen, ihre schmerzlichen Gefühle zu unterdrücken, können sich die seelischen Probleme auf den Körper übertragen. Eine erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen führt unter anderem zu einem Anstieg der Magensäurekonzentration, des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Ebenso können andauernde Ängste und intensive Stresssituationen psychosomatische Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Herzrasen, Übelkeit, Schwindel oder auch Durchfall und Verstopfung begünstigen. Es kann in einzelnen Fällen auch zu Asthma, kardiovaskulären Störungen oder einer koronaren Herzkrankheit kommen.

Es gibt noch weitere Ausprägungen der abnormen Reaktion auf den Liebesverlust: Besonders Männer greifen bei Trennungskrisen zu Suchtmitteln wie Alk., Medikamente oder Dro., um aufkommende Gefühle zu unterdrücken. Nicht selten endet dieses Verhalten der Verdrängung in einer Abhängigkeit. Diejenigen, die besonders unter ihrem gestressten Selbstwertgefühl zu leiden haben, können auch Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie entwickeln.

Die Trauer überwinden

Nach einer Trennung vom Partner ist es wichtig, nach einer gewissen Zeit wieder aktiv am Leben teilzunehmen und neue Kontakte zu knüpfen. Wer jedoch über eine lange Zeit hinweg stark unter der Trennung von seinem Partner oder seiner Partnerin leidet, sollte professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Gemeinsam mit einem Arzt kann entschieden werden, ob eine medikamentöse Behandlung oder eine kognitive Therapie sinnvoll ist. Auch Selbsthilfegruppen können eine große Hilfe für den Betroffenen sein.

BSMO, 10.03.05

Nach Informationen der MMW - Fortschritte der Medizin


http://de.news.yahoo.com/050324/180/4gwpw.html



25.03.2005 01:41 • #1




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