Hallo liebes Forum,
ich möchte gerne meine Geschichte teilen und hoffe auf gute Ratschläge oder andere Blickperspektiven.
Ich (32, m) und sie (28) waren 10 Jahre in einer zugleich sehr schönen, aber auch sehr toxischen Beziehung. Wir beide haben Borderline Tendenzen und ich war deswegen auch schon in einer Gesprächstherapie.
Nach dem sie mich vor Weihnachten 2021, nach einem Seitensprung einem Ex aus Ihrer Jugend, plötzlich verließ und mir aber den den Grund zuerst verschwieg, war ich sehr am Boden. Die besonders prikäre Situation war/ist, dass wir quasi direkt gegenüber wohnen (was in guten Zeiten super war) und man somit ständig damit konfrontiert ist (alle meine Fenster sind auf ihren Eingang/Küchenfenster ausgerichtet). Ich habe dann Ende Januar wieder Kontakt zu ihr aufgenommen, weil ich sie sehr vermisste, sie ging darauf ein und sagte, dass es ihr ähnlich ginge. Sie wollte die Affäre/neue Beziehung dann beenden und ich vertraute ihr. Sie entschied sich dagegen und fuhr in ihrem Urlaub wieder zu ihm (angeblich um es zu trennen), nur um ne Woche später danach, sich bei mir zu melden und zu sagen, dass sie noch verwirrter sei als vorher und sie Gefühle für uns beide hätte und es am besten sei, dass sie mal für 2 Monate alleine wäre. Ich war dann sehr sehr verletzt und habe ihr gesagt, dass es langt und ich nicht mehr möchte, dass sie sich jemals wieder bei mir meldet. Und die ersten paar Tage fühlte es sich nach der richtigen Entscheidung an.
Dann begann für mich erst der schwerste Weg. Meine Gefühle zu ihr waren unverändert und obgleich, der furchtbaren Dinge und Entscheidungen die sie tat und traf, kam ich nicht über sie hinweg. Albträume, wie sie S. mit dem neuen hat, Flashbacks, kribbeln und körperliche Symptome, volle Bandbreite. Die Trennung wurde zu meiner Identität und es gab kein anderes Thema mehr für mich. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass sie das getan hatte. Ich fand zuerst Hilfe in einer Peer Beratung für Borderline Angehörige, dass half etwas und über diese Beratung schaffte ich es einen tollen Psychotherapeuten zu finden. Und das war bitter nötig, denn ich begann meine berechtigte Trauer mit Selbstverletzung zu füllen, dies äußerte sich in Geheimagent spielen, Stalking, gucken ob Licht bei ihr ist usw. Der Therapeut machte mir klar, dass ich gucken müsse, was dahinter liege wenn ich es ließe. Doch ich ließ es nicht und ich speicherte mir ihre Nummer wieder ein und begann WhatsApp Stories zu posten, die sie sich meist innerhalb von Minuten ansah, alle.
Mehrere Wochenlang. Ich steigerte mich richtig rein und bildete mir ein, dass dies etwas bedeuten würde. Wieder eine neue Form der Selbstverletzung und Vermeidung. Natürlich habe ich, dass auch meinem Therapeuten erzählt und die Quintessenz war diesselbe. Ich schaffte es ihre Nummer unwiderruflich zu löschen (was natürlich auch paradox ist, sie wohnt ja gegenüber, ich könnte auch einfach klingeln) und das Spiel vorerst zu lassen. Ich wagte mich ein wenig ins Datinggame und hatte ein paar nette und interessante Begegnungen und es stellte sich eine Form der Akzeptanz ein. Aber in mir brodelte immer noch etwas. Dann geschah es, dass ich am Samstag den 30.April auf einem Date, eine Nachricht von meiner Ex Ex von vor 10 Jahren bekam. Beide waren sich sehr sehr ähnlich und die Geschichte zwischen mir und ihr endete ähnlich schlecht für mich, wie die der 10 Jahre. Dennoch war es damals meine große Liebe und ich fuhr voller Hoffnung und Happy End Erwartung nachts zu ihr. Es war Tanz in den Mai und es fühlte sich alles unfassbar toll an. Sie sagte mir allerdings vorher schon, dass sie etwas betrunken sei. Als ich ankam, war ich schon verwundert, dass sie runterkam und nicht wollte, dass ich hochkomme.
Sie war sehr betrunken und es machte mich sehr traurig sie, nach über 12 Jahren so zusehen. Sie wirkte richtig kaputt und abgemagert und gestand mir, dass es ihr sehr schlecht ging, sie in einer kontrollierenden Beziehung sei und ihre Mutter im sterben liege. Ich habe die Nacht mit ihr in meinem Auto verbracht und ihr altruistisch zugehört und es war auf eine seltsame Art, auch trotzdem schön. Dennoch nahm es mich sehr mit, weil ich spürte, dass hier kein Happy End für mich wartete, nur noch mehr Probleme. Ferner hat sie einen 16 jährigen Sohn. Und diese ganze Geschichte wühlte meinen Schmerz zu meiner Trennung wieder komplett hoch. Für mich war es so schlimm zu denken, dass meine Ex mit ihrem Ex wieder zusammenfand und glücklich war und ich der Verlassende verlor. Also sind sämtliche Vermeidungen wieder angesprungen. Ich hatte ihre Nummer aber nicht mehr, konnte also dieses WhatsApp Story Spiel, nicht mehr spielen. Also begann ich ihr auf Instagram, Nachrichten zu schreiben und diese sekündlich sofort wieder zurück zu ziehen. Russisch *beep* in einer Form. Meistens nur . . oder noch wach?, aber auch s***?. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass sie es eh nicht sah, weil ich es so schnell zurückrief. Doch durch ihre Push Notifications, konnte sie, sie alle sehen. Und schrieb mir iwann, was das soll und das ich, dass sein lassen solle. WORST CASE. jetzt hatte ich den Salat, ich entschuldigte mich und sagte ihr in Kurzfassung, dass es mir sehr schlecht ginge und ich mir damit nur meinen Schmerz abholen würde. Ihr erzählte, ihr auch, dass ich seit Wochen eine Therapie machte, worauf hin sie sagte. Finde ich gut.
Sie entgegente kühl, ob ich deswegen plumpe S. schickte. Ich sagte ihr ganz offen, dass ich schon mich S. zu ihr hingezogen fühle und versuchte es kläglich in einen Flirt umzudrehen. Sie lehnte ab und lud mir die Verantwortung für ihren Betrug und Handlung auf, dass ich sie nichts intaktes verlassen hätte, ich sie nur manipuliert und isoliert hätte (es war komplett andersrum) und das sie es auch immer gespürt hätte, dass ich sie betrogen habe (habe ich nicht). Das der Verlust von Familie immer schmerzhaft ist auch wenn man weiß, dass man das richtige tut. Kurzum, sie hat mir richtig in die Schnauze gehauen. Und am Ende des Gespräches stand ein von mir geschriebenes du mieses A. und ich war naiv zu glauben, dass noch etwas gutes in dir ist, danke, dass du mir die Augen geöffnet hast.
Es war furchtbar, ich wollte das alles so nie und ich hatte mich selber in diesen Schlamassel reingestalkt. Also schrieb ich ihr noch einmal, eine längere Nachricht, in der ich ihr sagte, dass ich sie immer sehr geliebt hätte, und es mich fast um mein Leben/Verstand gebracht hätte, was sie getan hat und das ich nicht wüsste, ob ich die Zeit ohne die Therapie überlebt hätte. Das ich aber Frieden finden möchte und ich ihr, dass auch wünschte. Das sie glücklich und gesund wird. Und das falls sie es eines Tages mal anders sieht, sie sich bei mir melden kann. Seitdem sind 2 Tage vergangen und sie hat es auch gelesen. Mein Drang ihr hinterher zu stalken, ist weniger, weil ich fühle, ich hatte ihr die ganze Zeit einfach noch was zu sagen und das habe ich getan.
Da steh' ich nun, ich armer Tor,
Und bin so klug als wie zuvor!
Denn jetzt fühle ich mich wieder, wie auf null, durch meine dämliche Aktion. Und ich liebe sie immer noch und ich hasse mich dafür.
08.05.2022 14:02 •
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