Hallo!
Ich bin neu hier im Forum und superfroh dieses gefunden zu haben! Hier meine Geschichte:
Heute vor genau einem Jahr habe ich (50) mich zum ersten Mal mit einem Mann getroffen, den ich im kennen gelernt habe. Wir haben am Anfang gemailt, dann sehr schnell telefoniert und uns kurz danach getroffen. Bereits in den Telefonaten hat sich eine unglaubliche Vertrautheit auf beiden Seiten eingestellt. Wir hatten viele gleiche Interessen und die gleichen Wertvorstellungen. Ich hatte eine Bezieung nach 22 Jahren beendet und er kam aus einer Ehe, in der er die Frau bereits 25 Jahre kannte. Kurz nach seiner Ehe hatte er eine ca. 1/2 jährige Beziehung mit einer Frau, die angeblich nicht beziehungsfähig war, weil sie seit 10 Jahren Single gewesen war. Allerdings ist er bereits nach drei Monaten zu dieser Frau gezogen, die ihm (laut seiner Aussage) nach weiteren drei Monaten den Stuhl vor die Tür gestellt hat. Seine Ex-Frau hat ihm ebenfalls gesagt, dass sie wünsche, dass er ausziehen möge. Angeblich hat es nie wirklich Streit gegeben. Man habe sich eben nach den vielen Jahren auseinander gelebt. Er habe seine Frau eigentlich nie geliebt und sei so in die Ehe geschlittert. Die Beziehung zu der anderen Frau scheint im deutlich mehr bedeutet zu haben. Mir ist es eigentlich ähnlich ergangen. Auch ich bin mehr oder weniger in meine damalige Beziehung geschlittert, habe aber diesen Menschen eigentlich auch nie wirklich geliebt. Ich konnte anfangs auch nicht mit ihm verreisen und ich mochte ihn nicht küssen und konnte auch nicht gut S. mit ihm haben. Insofern denke ich jetzt, dass ich in meiner ersten Beziehung auch unter einer Beziehungsphobie gelitten habe.
Nun ja, die Beziehung zwischen uns entwickelte sich rasant. Ich fühlte mich von allen Ängsten, die ich bei meiner ersten Beziehung hatte komplett befreit und das zusammen sein mit ihm war für mich das Schönste, was ich je erlebt hatte. Ich wollte nur noch mit ihm zusammen sein und er auch mit mir. Wir haben uns dann auf die Wochenenden und einen Tag in der Woche als Besuchszeiten geeinigt, da wir ca. 50 km auseinander wohnen. Immer wieder hat er mir gesagt, wie toll er mich findet und das es so ein großes Glück sei, dass wir uns gefunden hätten. Ich schwebte auf Wolke 7, denn dieser Mann hatte alles, was ich in meiner alten Beziehung schmerzlich vermisst hatte. Allerdings war er immer sehr zurückhaltend bzw. stumpf, wenn es um kleine Aufmerksamkeiten ging. Ich habe immer mal kleine Dinge mitgebracht, um ihm zu zeigen, dass ich an ihn gedacht habe, aber von ihm kam da so gar nichts. Noch nicht mal ein Blümchen! Da ich aber mit solchen Dingen nie wirklich verwöhnt war, habe ich dem ganzen nicht so viel Wert beigemessen. Nach zwei Monaten haben wir eine erste kleine Reise gemacht. Bereits bei der Planung wurde er dann etwas nervös und der Zeitraum für die Reise wurde immer kürzer. So wurden aus sieben Tagen am Ende nur noch vier Tage. Während dieser Zeit hat er mich immer wieder auf eine ganz subtile Art verletzt. Ich kann gar nicht mehr genau sagen, was es so genau war, aber ich war verletzt. Nach unserer Rückkehr hat er sich sofort von mir verabschiedet und hat tausend Gründe gefunden mich erstmal nicht sehen zu können. Ich habe ihm meinen Unmut darüber und über sein Verhalten während der Reise mitgeteilt und er hat mir geantwortet, dass es ihm leid täte, wie er mich behandelt habe und er doch eigentlich liebevoll mit mir sein will. Wir haben noch zwei weitere Reisen gemacht, die dann besser gelaufen sind. Allerdings hatte ich auch da immer das Gefühl, dass er anschließend auf der Flucht wäre. Allerdings haben ihm diese Reisen und auch das zusammen sein mit mir sehr gut gefallen. Es war eine sehr starke Nähe und Vertrautheit zwischen uns entstanden. Ich hatte allerdings auch immer wieder während der gesamten Zeit (auch außerhalb der Urlaube) das Gefühl, dass er Dinge tut um mich zu verletzten, damit ich doch endlich diese Beziehung beenden möge. Ich habe den Druck, den er hat, gespürt, konnte ihn aber nicht fassen und bei Fragen von mir hat er immer nur ausweichend geantwortet. Ich habe einen festen Platz in seinem Herzen und am nächsten Tag dann wieder Kritik usw. Es ging immer hin und her.
Irgendwann habe ich ganz deutlich gespürt und an seinen Aussagen gemerkt, dass er mich los werden will. Aussagen wie: Wäre es denn so schlimm, wenn Du nur eine Übergangsbeziehung wärst haben mich zutiefst getroffen. Ich habe sehr viel Kraft und Energie in diese Beziehung gesteckt und auch immer wieder an mir selbst gezweifelt. Schließlich hatte ich eine Eingebung und habe ihn in einem Datingportal gefunden. Dort war er schon auf der Suche nach einer anderen Frau. Als ich ihn darauf hin ansprechen wollte, ist er zunächst nicht ans Telefon gegangen und hat meine Nachrichten unbeantwortet gelassen. Ich war total am Boden. Er hat sich dann aber doch noch an diesem Tag bei mir gemeldet. Ich wollte auf jeden Fall ein Treffen, dem er aber auch wieder aus dem Weg gehen wollte. Nur mit größtem Druck habe ich es dann geschafft, ihn noch einmal zu treffen und ihn zur Rede zu stellen. Er hat mir immer wieder gesagt, dass er nicht wüßte, warum er sich dort angemeldet habe. Es täte ihm sehr leid, mich so verletzt zu haben. Das habe ich nicht verdient. Er sei ein charakterliches A..... und er müßte jetzt wohl doch dringend mal eine Therapie machen. Aus dem Portal hat er sich sofort abgemeldet. Er habe mich auch nie betrogen, hat er mir dann noch geschrieben.
Das ganze ist jetzt fünf Wochen her. Es geht mir seit diesem Tag sehr schlecht! Ich habe noch eine lange Mail und einen Brief geschrieben, aber keine Antwort mehr erhalten. Inzwischen habe ich das Buch Jein von Stephanie Stahl gelesen und mir ist klar geworden, dass er viele Dinge sicher nicht bewußt gemacht oder gesagt hat. Ich denke, dass er an einer massiven Beziehungsphobie leidet.
Ich wünsche mir jeden Tag nichts mehr, als dass er sich bei mir meldet und wir noch einmal über alles sprechen könnten. Andererseits bin ich nach der Lektüre dieses Buches sehr zerrissen, denn ich denke, Menschen, die an einer sehr starken Beziehungsphobie leiden, sind äußert schwierige Beziehungspartner und man muss meistens immer mit dieser Ambivalenz leben. Nun sitze ich hier und weiß nicht was ich tun soll? Soll ich ihn noch mal anrufen und um ein Gespräch bitten, oder sollte ich endlich versuchen damit abzuschließen?
Ich frage mich auch dauernd, worum ich denn eigentlich trauere? Ist es der Mann, ist es das drum herum, was so gut gepaßt hat, oder ist es einfach nur die Enttäuschung darüber, dass ich eine Niederlage erlitten habe und es nicht geschafft habe, ihn dauerhaft an mich zu binden.
Fakt ist, dass er mir immer wieder gesagt hat, wie nah ich seinem Kern gekommen sei und das ich psychologisch total auf der Höhe wäre (Er hat bereits zwei abgebrochene Therapien, eine wegen Depressionen nach der Trennung der Ex-Frau hinter sich). Vielleicht hat ihn auch erschreckt, dass ich ihn so gut erkannt habe und jetzt mit meinen Kenntnissen über Beziehungsphobiker noch viel besser kenne.
Ich kann meine Liebe für ihn nicht einfach so abstellen und ich kann auch nicht wirklich wütend auf ihn sein.
Wäre Euch sehr für ein paar Antworten dankbar!
Liebe Grüße
21.12.2014 16:40 •
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