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Mein Mann hat mich verlassen - ich fühle mich schuldig

S
Hallo,

ich bin mit meinem Mann 20 Jahre zusammen. Gewesen, denn seit 2 Wochen wohnt er nicht mehr mit uns zusammen. Wir haben 2 Kinder. Er ist ausgezogen. Zu einer anderen, die jünger ist als ich.
Sie ist mir zweimal begegnet, ich fand sie sympathisch, aber das wars auch. Wann und wie sich die beiden weiter getroffen haben und sich etwas innerhalb von nur 2-3 Wochen entwickelt hat kann ich nicht sagen und will es eigentlich aucz nicht.

Eine Weile war nicht klar, ob sie überhaupt ein Paar sind oder sie ihm nur Unterkunft bietet. Ich bin mir - trotz diverser Anzeichen - bis heute noch nicht sicher.

Nun, der gesamte Freundeskreis ist an der Sache beteiligt. Ein Ex der neuen Flamme, einer, der gern was mit ihr angefangen hätte und offenbar ein uns allen unbekannter Stalker. Und eben mein Mann, der vermutlich eine Beziehung mit ihr führt.

Ich habe schlimme Fehler gemacht in unserer Beziehung. Vor 5 Jahren habe ich meinen Mann betrogen, bin aufgeflogen und er stellte mich vor die Wahl. Ich hab mich für ihn entscheiden. Es dauert etwas, aber allmählich kehrte wieder Normalität ein. Ich hatte geglaubt, das Schlimmste wäre nach all der Zeit überwunden.
Nach 20 Jahren Beziehung habe ich nicht mehr das Prickeln im Bauch, es ist eher eine Vertrautheit, eine sehr liebevolle Zuneigung, ein Verstehen des Gegenüber und das eingespielt sein. S. rückte für mich immer mehr in den Hintergrund. Ich hielt das für normal, zudem der Alltag uns einiges abfordert. Wir sind beide berufstätig (vollzeit) und der Tagesablauf ist immer sehr ähnlich. Ihm reicht es ganz offensichtlich nicht. Trotzdem lief es bis vor wenigen Wochen gut zwischen uns.

Nachdem er ausgezogen war, hab ich zuerst sehr geweint. In der Woche darauf kriegte ich noch mal so einen Emotionsschub. Hin und wieder gibt es Situation, da möchte ich mich verkriechen und weinen. Aber meistens versuche ich cool zu bleiben. Vor allem, damit die Kinder nicht sehen, dass ich irgendwie doch leide. Beide wissen es und bisher kann ich nichts erkennen, was sie leiden ließe.

Nach einem kurzen Gespräch nach seinem Auszug war die Essenz: Nichts überstürzen, niemand soll leiden, am wenigsten die Kinder, keine Szenen. Ok, sagte ich. das will ich auch nicht. Für mich hat er sich klar gegen mich entschieden und mir fiel nichts ein, weshalb ich ihn festhalten sollte, wenn er doch unglücklich mit mir ist. Ich ließ ihn also einfach gehen.

Nun sind doch einige Dinge unklar geblieben. Und nach 14 Tagen seines Weggangs, gibt es Dinge, die mich stören: Dass er z.B. ein und ausght, wie er will, immer noch einen Schlüssel hat und zudem fast täglich auftaucht. ich ertrage das nicht gut. Ich benötige Abstand. Ich weiß nicht wo ich hingucken soll, wenn er da ist, Gespräche beschränken sich auf einen Informationsaustausch. Oberflächliches Blabla, aber im Moment kann ich auch über nichts Anderes mit ihm reden.

Heute, gleich schon, wollen wir uns Treffen. Auf das Drängen einer gemeinsamen Freundin hin, die ihm gesagt hat, so geht es nicht weiter. Also bat er mich um ein Wann und Wo.

Tja, und jetzt meine eigentliches Problem: ich fühle mich schuldig in vierlerlei Hinsicht. Sicher auch zu Recht. Und ich habe Angst vor diesem Gespräch, mit ihm allein zu sein. Am liebsten würde ich nur über ganz formelle und sachlich über eine Art Abwicklung reden.
Ich kann ihn ja verstehen, dass er mit mir nicht mehr glücklich war. Dann wünsche ich mir jetzt ein schnelles, klares Ende. Aber wie bringe ich ihm das bei, ohne dass er mich für gefühlskalt hält? Weinen kann ich allein zu Hause, das muss mir nicht in der Öffentlichkeit passieren. Und schon gar nicht vor ihm, das will ich nicht.

Hat jemand einen Tipp, wie ich mich verhalten soll? Hat jemand schon so ein Gespräch geführt und kann mir sagen was mich erwartet? Muss ich mit Vorwürfen und Vorhaltungen rechnen? Der Umgang bisher zwischen uns ist freundlich, höflich, unemotional. Aber wir haben uns über nichts gestritten oder gezankt.

14.09.2015 15:48 • #1


S
Hallo skully,

20 Jahre sind ein lange Zeit, da kann ich Dich verstehen wenn man als Paar sich in einem Alltag eingespielt hat. Dadurch leidet meistens die Leidenschaft, aber auch die Intimität und Bindung.

Ich würde mir allein aber nicht die Schuld für das Scheitern geben, auch wenn man sich selbst Fehlern bewusst ist. Zum Leben gehört nun mal auch die Komponente verzeihen. Und bestimmt denkst Du heute anders darüber als vor einigen Jahren.

Nun zum Gespräch:
Ich verstehe nicht, weshalb Du keine Emotionen zeigen möchtest, wenn sie über Dich in dem Gespräch überkommen sollten? Klar will man stark sein - aber fehlende Emotionen (also das fehlende Weinen) würde ich als Schwäche verstehen, weil es in der Tat kühl wirkt. Trotzdem ist Deine Einstellung richtig. Wer gehen will, an dem soll man nicht zwanghaft festhalten. Aber Meinung nach kannst Du es ruhig zeigen, dass Dir das Ende leid tut.

Generell hab ich das Gefühl, dass bei Euch beiden einiges nicht so lief, wie man es sich in einer glücklichen Bindung vorstellt. Deswegen verstehe ich es auch weshalb ein Kampf für Dich wohl zunächst nicht wirklich eine Option darstellt und Dir ein schnelle Abwicklung intuitiv am sinnvollsten erscheint.

Mach Dir vielleicht einige Stichpunkte, welche Themen bei dem Gespräch aufgegriffen werden sollten. Auch der Punkt mit dem Ein-und-Ausgehen aus dem gemeinsamen Heim. Sag wie Du Dich fühlst und stell ihn vor die Wahl, entweder ganz raus oder ganz rein. Aber kein Hin und Her

Letztlich frag Ihn auch ob er das alles jetzt einfach aufgibt! Schaffe Klarheit und stelle ihm Fragen, die Du gerne selbst beantwortet haben möchtest und Dir selbst stellst!

Teu Teu Teu, Seebär

14.09.2015 16:15 • x 1 #2


A


Mein Mann hat mich verlassen - ich fühle mich schuldig

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S
@seebär

danke, dass du so schnell geantwortet hast. Und danke auch, dass du mich verstehst.

Ich bin mir selbst nicht so gsanz im Klaren über meine gefühle speziell zu ihm, ich weiß nicht, was richtig wäre, was ich fühlen müsste. Aber gerade jetzt krieg ich wieder feuchte Augen.

Du hast es gut getroffen, das Ende tut mir wirklich sehr leid. Ich hatte gehofft, dass es irgendwie doch klappt, mit ihm alt zu werden. Aber vielleicht denke ich da zu altmodisch.

Was meine Schuld betrifft, so frage ich mich halt, ob es anders gekommen wäre, ohne meine Affäre. Eine Freundin meint, nach 5 Jahren danach, sollte es eigentlich gut sein. Er hat mich solange ertragen, dass man annehmen könnte, er hätte damit abgeschlossen. Dass es nun auf ähnlich Weise seinerseits passiert, erschien mir zuerst als Retourkutsche, aber das ist nicht seine Art.

Wenn er wirklich starke Gefühle für diese andere Frau hegt, dann werde ich daran nichts ändern können. Und ich weiß, dass es ihm auch nicht leicht fällt, so zu entscheiden. Es sit ehrlicher als ich es war. Er lässt gerade alles zurück, was wir in 20 Jahren aufgebaut haben. Schlimmer, er läßt auch seine Kinder zurück. Und ich möchte es ihm einfach nicht durch einen emotionalen Ausbruch meinerseits noch schwere machen.

Das klingt vielleicht blöd, aber es ist für mich eine Art Widergutmachung an dem, was er offenbar eh schon gelitten hat.

14.09.2015 16:27 • #3


S
Liebe skully,

durch Deine Emotionen machst Du es ihm bestimmt nicht schwerer als es ist. Genau diesen Standpunkt, kannst Du ihm auch erklären, sag es ihm ehrlich so wie mir eben. Wenn es emotional für Dich wird, sag ihm, dass Du es ihm durch Deine Tränen nicht schwerer machen möchtest. Wenn er sich ganz klar ist was er möchte, dann werden ihm die Emotionen auch nicht schaden

In diesem Punkt bin ich auch ganz bei Dir, wie soll man speziell über seine Gefühle klar sein, wenn vieles zu einer vollkommenen Beziehung gefehlt hat. Warst Du in dieser Beziehung glücklich?

Es ist wahrscheinlich doch so, dass ihr beiden in der letzten Zeit nebeneinander hergelegt habt, statt zusammen zu leben. Da rosten auch Emotionen mit der Leidenschaft ein und man verdeckt sie vor dem anderen, einfach weil da kein Raum dafür geschaffen wurde. Daran seid ihr beide zu gleichen Anteilen schuld dran. Das Du mal vorher ausgebrochen bist, tja dumm gelaufen (Fehler bereut man meist zu spät, sollte sich selbst aber auch verzeihen können), aber jetzt macht er das Gleiche und wird Dich wohl nun auch eher verstehen als damals. Mach Dir und ihm keinen Vorwurf.

Es ist zwar recht kurzfristig sich vielleicht darüber klar zu werden, aber möchtest Du um ihn kämpfen, oder ihn einfach so gehen lassen? Gefühle kann man auch wieder entdecken, wenn man wirklich liebt

14.09.2015 17:20 • #4




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