Nun will ich auch mal erzählen, was mir so passiert ist, dass ich hier gelandet bin.
Obwohl ich schon Mitte Vierzig bin, hatte ich eigentlich noch nie für jemanden so richtig tiefe Gefühle gehabt, höchstens mal ein bisschen Verliebtheit, so dass sich Trennungsschmerzen bisher im Rahmen gehalten haben und ich deshalb gerade völlig überfordert bin.
Auch bewege ich mich in einem Umfeld, wo offene Beziehungen die Regel sind, d.h., dass ich mit mehreren Männern zusammen bin und auch der Mann, um den es geht, ist mit anderen Frauen zusammen.
Ich hatte ihn Anfang April kennengelernt und mich eigentlich schon am ersten Abend in ihn verliebt. Da ich mich wegen besagter offener Beziehungen sicher davor gefühlt habe, vereinnahmt zu werden, habe ich es zugelassen, dass sich tiefere Gefühle bei mir entwickeln. Allerdings habe ich schon nach ein paar Wochen gemerkt, dass er sich verändert - mir nicht mehr schreibt, mich nicht wirklich an seinem Leben teilhaben lässt etc. Da ich zu diesem Zeitpunkt allerdings viele andere Probleme hatte und außerdem von meinen Gefühlen ziemlich überfordert war, habe ich es nicht geschafft, ihn darauf anzusprechen.
Nach 2 Monaten hatte ich Urlaub und habe die Zeit genutzt, um mich zu sortieren und wollte eigentlich danach mit ihm reden. Allerdings hat er sich nach meinem Urlaub nicht mehr bei mir gemeldet, erst 2 Wochen später, als ich endgültig eine Erklärung gefordert habe, hat er mir eine Nachricht geschickt. Seiner anderen Partnerin ginge es gerade sehr schlecht (sie steckt in der Trennung von ihrem Mann) und würde es nicht ertragen, dass er mit mir zusammen sei. Zwar will er eigentlich keiner von uns beiden weh tun, aber möchte in dieser Zeit für sie da sein. Er würde aber gerne als Freund weiterhin für mich da sein. Naiv, wie ich bin, habe ich es glauben wollen, da ich selbst auch gerade jede Menge Probleme hatte und einen Freund an meiner Seite gebraucht hätte. In der nächsten Zeit hat er zwar immer wieder sehr lieb nachgefragt, wie es mir geht und auch immer wieder seine Hilfe angeboten, aber als ich dann wirklich ganz unten war, da hat er dann nicht mehr reagiert und erst ein paar Tage später wieder scheinheilig nachgefragt.
Da ich nun doch inzwischen akzeptiert hatte, was ich lange Zeit ignoriert hatte, nämlich, dass all sein Gerede nur Lügen waren, wollte ich aber nun ein letztes Treffen mit ihm, um die ganze Wahrheit zu erfahren. Da es auch einige Missverständnisse zwischen seiner Partnerin und mir gegeben hatte, hat er sie ohne Warnung vorher (bzw. auch ohne Entschuldigung nachher) zu dem Treffen mitgenommen. Da ich an diesem Tag eh Kreislaufprobleme hatte, habe ich mich geistig ziemlich aus dem Gespräch zurückgezogen, aber immerhin habe ich kapiert, dass der Trennungsgrund mitnichten war, dass es ihr so schlecht geht, sondern dass er so in sie verknallt ist, dass er sie mit niemandem teilen will und sie zwecks der Gleichberechtigung dasselbe von ihm verlangt hat.
Warum nur musste er mich so anlügen?! Sein Lügengespinst hat wohl noch weiter gereicht, als ich gedacht hatte. Das Schlimmste ist, dass er mit ihr noch nicht mal glücklich ist und sie ihm nicht gut tut. Und die enttäuschte Freundschaft tut fast noch mehr weh als die enttäuschten Gefühle. Und warum tut es immer noch so sehr weh?! Es waren doch nur ein paar Monate! Manchmal denke ich, dass ich auf dem Weg der Besserung bin, dann wieder ist es genauso schlimm wie am Anfang. Ich habe Angst davor, dass ich ihm mal zufällig begegnen könnte, aber gleichzeitig sehne ich mich so nach ihm. Und ich würde gerne mal wieder durchschlafen und endlich mit dem Weinen aufhören
Sorry, dass dies so ein langer Text geworden ist, aber nun habe ich mir zum ersten Mal alles von der Seele geredet. Danke fürs Zuhören!
16.09.2019 11:42 •
x 1 #1