Wie gut ich dich verstehe,
bei mir ist es nun wirklich schon einige Zeit her und doch lese ich noch hier, oft einfach aus Neugierde und dann treffe ich auf Aussagen, die mich doch irgendwie wieder berühren, so wie dein Post.
Ich habe damals meinen besten Freund, meine Liebhaber, meine Säule, meinen Partner, einfach alles verloren. Und es gab einen Menschen mit dem ich über alles reden wollte und das war er und das schlimmste in meinem Leben was ich verarbeiten musste konnte ich mit ihm nicht besprechen, denn er war ja der Grund.
Auch wir waren nicht finanziell verbunden oder gar durch Kinder, es war eigentlich total einfach und doch so schwer. Ich habe jeglichen Antrieb verloren, es gab Tage, ich wollte nicht mal duschen. Ich saß im Auto und überlegt, ob ich in der nächsten Kurve vielleicht einfach nicht lenke, habe keinen Sinn mehr gesehen. Auf meiner Arbeit war ich eine Hülle. Ich war tot und doch so voller Emotionen. Dieser Verrat, diese Demütigung, diese Blindheit meinerseits, ich war so wütend und enttäuscht. Von ihm und irgendwie auch von mir.
Unsere Trennung hatte keine Konsequenzen, so wie bei einigen anderen mit Haus ,Kind, Hund, etc. und ich fragte mich, warum ich doch solche Ängste habe. Jetzt im Nachhinein heftig und irgendwie auch verrück, wenn ich überlege, was für Gedanken ich alles hatte.
Ich war kurz davor zum Arzt zu gehen, obwohl ich nicht der Mensch, der da so labil ist aber ich hatte wirklich das Gefühl, ich schaffe es nicht mehr. Irgendwann wurde es besser, es dauerte und bis heute habe ich daran zu knabbern. Es ist eben meine Geschichte, ich habe es angenommen aber noch immer begreife ich es nicht richtig.
Es stimmt, die Zeit heilt Wunden und die Alpträume werden weniger. Ich habe mit aller Macht versucht mich abzulenken, es half nur bedingt und einiges würde ich anders machen heute, vorallem den Kontakt würde ich wirklich 100% abbrechen, denn meine Entscheidung, dass ich mit sowas nicht umgehen kann, war klar und trotzdem war ich nicht konsequent. Das hat mich persönlich immer wieder nach hinten versetzt und mir so viel wertvolle Zeit gekostet.
Ja, jeder verarbeitet es anders und ich kann es verstehen, dass du dich antriebslos fühlst. Vielleicht gerade weil keine Kinder da sind oder Haus etc. Du hast deine Emotionen und null Ablenkung, die volle Breitseite, mit der du alleine klar kommen musst. Aber dafür kannst du vielleicht relativ schnell klar sehen.
Nimm dir vielleicht eine ganze bewusste Auszeit, fahre weg, vielleicht auch alleine, das ist zwar hart und intensiv aber bringt einen auf Dauer gesehen weiter. Du weißt was du willst, sei stark und nimm dir zur Not auch Hilfe, alles legitim. Sei dir nur gewiss, es ist normal, auch wenn es hart ist. Diese Alpträume, diese Emotionen, die einen so sehr aussaugen.
Ich bin mein Leben weiter gegangen aber es ist anders. Ich habe mich dadurch stark verändert, Lebensfreude verloren. Ich habe wieder einen neuen Partner, ich liebe ihn und wir erwarten nächstes Jahr Nachwuchs. Ich bin froh, dass alles so ist. Es ist real aber ich muss auch sagen, nicht so intensiv. Es ist so und ich nehme es an und freue mich. Meinen neuen Partner möchte ich nicht mehr missen und doch hätte ich auf alles verzichten können. Meine große Liebe war mein Ex und doch würde es nicht mehr klappen. Ich bin anders und er ist in meinen Augen auch anders. Ob er sich jemals ändern wird? Keine Ahnung, vertrauen könnte ich ihm nicht mehr. Das klingt vielleicht jetzt verbittert aber so ist es garnicht. Ich sehe einiges eben klarer, weniger optimistisch, weniger naiv, manchmal auch zu unrecht.
Ich wünsche dir unbekannterweise von Herzen alles Gute, es wird besser, so wie du schreibst bist du stark und schaffst es. Es ist hart aber manchmal muss man sich einfach mal vor Augen halten, dass es nur ein Betrug war. Das ist sch aber es gibt so viel schlimmere Dinge. Da muss man sich manchmal auch selbst wieder aus dem Loch holen, sonst geht man kaputt. Versuche es, kämpfe.
Es wird besser und auch wenn man vielleicht nicht darüber lacht, so muss man zumindest nicht mehr sofort heulen.
Ja, ich vermisse ihn noch immer oder ist es einfach die Erinnerung. Es war auch nicht alles ideal aber sowas vergisst man schnell. Ich wünsche ihm wirklich etwas richtig schlechtes in seinem Leben und doch wäre es wahrscheinlich nicht annähernd damit zu vergleichen, durch welche Hölle ich gegangen bin. Diesen Groll konnte ich noch nicht ablegen. Noch heute gibt es manchmal Alpträume mit ihm, meinem neuen Freund erzähle ich davon nicht. Es ist eben ein Trauma, was man ein Leben lang mit sich trägt, das hätte ich nie für möglich gehalten. Aber das muss bei dir auch nicht so sein aber sei dir einfach gewiss, es wird besser. Und es kommen sogar Momente, wo man einfach nur glücklich ist.
Lass ihn los und fühle dich!