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Menage à trois + 2

F
Liebe AnnaLena, ich lese mit und sehe, dass du beginnst sehr hart mit dir ins Gericht zu gehen.

Veränderungen sind bestimmt richtig und wichtig, ich finde deine besondere Arbeitssituation verdient besonderes Augenmerk. Frauen in deiner Position sind immer noch anders bewertet als Männer. Brüllt eine männliche FK einen Anwalt an, ist ihm mit Recht der Kragen geplatzt und das Umfeld versteht. Brüllt eine Frau in der gleichen Situation, gilt sie schnell als hysterisch und nervenschwach. Also behalten Frauen in Führungspositionen oft die Contenance. Fällt eine männliche Führungskraft auf eine charmante Kandidatin rein, serviert er sie kurzerhand ab und sie wird den Teufel tun und nachtreten.

Frauen in Führung werden weiterhin so anders bewertet, dass sie einen eigenen Verhaltens- und Kommunikationscode entwickelt haben. Der ist in der Regel kühler und distanzierter. Frauen scheuen sich auch, jemand anderen die schmutzige Arbeit machen zu lassen. Eine männliche FK hätte jemanden geschickt, um dem Anwalt einzuheizen und um dem Mitarbeiter die Tür zu weisen. Frauen tun das nicht. Aber vielleicht ist das bereits ein Ansatz. In der Firma scheinst du schon einen Stab an Vertrauten zu haben. Prüfe, ob der dir häufiger persönlich unangenehme Aufgaben abnehmen kann.

Insgesamt würde ich deine Anliegen Schritt für Schritt angehen und die Büchse der Pandora nicht auf einmal öffnen. Ich weiß, dass hier im Forum oft hart zu Gericht gegangen wird und von vielen vieles kommt. Das muss sich aber erst einmal setzen. Die psychologische Hilfe, die du dir gesucht hast, wird dich dabei unterstützen. Nimm nicht zuviel auf und gehe sanft mit dir um. Du schaffst Arbeit für Menschen, sorgst dich um andere - das ist eine riesige Leistung. Sei stolz auf deinen Weg bisher und dann öffne die Büchse Stück für Stück mit Hilfe von außen.

29.12.2018 16:22 • x 2 #121


A
Danke Freddie für die einfühlsamen Worte.

Ich weiß, dass ich einen ganz starken inneren Kritiker habe und der ist meistens SEHR laut - mir gegenüber.
Anderen gegenüber ist er sehr tolerant.

Ich weiß im Moment selbst nicht wo ich stehe.

Einerseits fühle ich mich sowas von schwach, andererseits weiß ich, dass ich unendlich stark sein kann (und muss).

Daher weiß ich deine Worte zu schätzen und nehme mich mal selbst wieder in den Arm.

Mir geht es nicht gut momentan - und das zuzulassen und mir einzugestehen fällt mir mehr als schwer genug.

30.12.2018 15:58 • #122


A


Menage à trois + 2

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F
AnnaLena, der Schritt vom Außen zum Innen in wohlwollender Form ist einer der Schwierigsten. Aber jeden Schritt den du dann weiter gehst, wird dir dein Ich weiter ausleuchten und dem inneren Kritiker auch einen inneren Unterstützer zur Seite stellen, der dich wohlwollend sieht und das Positive hervorhebt. Aber das dauert.

Ich würde bereits damit anfangen mir vor Augen zu halten, dass das Gegenteil von einem kleinen Geschenk (dein Vater) nicht zwangsläufig ein großes Geschenk ist. Das Gegenteil kann auch kein Geschenk sein. Ein Geschenk zu kritisieren ist schon eine ziemliche Nummer und bestimmt etwas, das du in die Bearbeitung nimmst. Wie wäre es mit einer Übung im Rahmen social loafering: Alle machen nichts, also tue ich das gleiche. Werden in der nächsten Zeit Wünsche an dich gerichtet, einfach mal den Wunsch als Frage zurückwerfen:Aha, du möchtest ein größeres Geschenk? . Das zwingt die andere Seite zur Antwort. - Häufig kommen dann als Ausweichmanöver Angriffe so wie: Das wusstest du doch!. Auch hier wieder in den Volley: Hm-m, das wusste ich doch?.

Nicht gleich auf Anfragen und Wünsche anspringen. Erst einmal in eine Frageschleife und in Ruhe warten, bis die andere Seite sich erschöpft. Dann ebenfalls in Ruhe sagen:Meine Geschenke sind Geschenke und keine Forderungen, die ich erfüllen muss. Du behältst offensichtlich gut die Contenance, das kann hier hilfreich sein. Zweck ist es, dir selbst und den anderen deutlich zu machen, dass du als Mensch keine Funktion für sie erfüllen musst. Es gibt dir ausserdem Zeit, den Wunsch noch einmal selbst auszusprechen, das kann schon den Irrwitz mancher Forderungen und Anfragen deutlich machen. Du erhält so ausserdem Zeit, deine Emotionen zu prüfen und deinen Willen, den Wunsch zu erfüllen.

Üben könntest du mit folgenden fiktiven Anfragen: AnnaLena, ich brauche dringend Geld, weil mein Auto kaputt ist! AnnaLena, die Geschenke, die du mir zu Weihnachten geschenkt hat, treffen meinen Geschmack nicht! und als Königsfrage: AnnaLena, du musst unbedingt die Patentante meiner Zwillinge werden!

Vielleicht klappt es für dich als Idee

30.12.2018 17:16 • x 2 #123


Blanca
Zitat von Freddie:
Das Gegenteil kann auch kein Geschenk sein.

Genial. Der kommt ins Schatzkästchen, danke

30.12.2018 17:33 • x 1 #124