Momentan entgleitet mir gerade mein bisher wohlgeordnetes Leben und ich fühle mich wie ein Statist in einem fremden Film.
Ich bin 49 Jahre alt und seit 20 Jahren mit einem 63jährigen Mann liiert. Wir leben nicht zusammen, sind beide beruflich in Führungspositionen tätig und daher sehen wir uns auch oft 1-2 Wochen nicht. Unsere Beziehung hatte ich als sehr schön, sehr leidenschaftlich und sehr innig erlebt. Selbst nach 20 Jahren fühlten wir (?) noch ein Kribbeln im Bauch, wenn wir uns getroffen haben. Ich bin kinderlos, er hat 3 erwachsene Kinder aus einer früheren Ehe.
Ein Zusammenleben wollten wir erst, wenn er in Rente gehen würde, vorher fanden wir dies nicht für erforderlich. Das war für uns beide ok. Ein gemeinsamer Wohnsitz im Ausland, das war unsere Idee und Vision.
Ich war super glücklich mit ihm und sehr dankbar, dass wir bei uns so lange das Feuer immer noch brannte. Im August 2018 kam er in eine Klinik, da er gesundheitliche Probleme hatte. Ich machte mir schon länger Gedanken, da er sehr viel arbeitete und ich schon die Befürchtung hatte, dass er das alles nicht schafft. Ich besuchte ihn und wir liefen händchenhaltend und turtelnd durch den Klinikpark.
Als er aus der Klinik kam, war er plötzlich völlig verändert. Er stellte die Beziehung in Frage und schrieb mir einige Mails. Er frage sich, ob das mit mir alles sei und ob es nicht noch mehr gäbe. Ich war völlig vor den Kopf gestoßen, zumal er dies nicht in einem persönlichen Gespräch anbrachte, sondern per Mail. Ich spürte irgendwas läuft hier nicht ganz richtig. Die Kälte seinerseits war spürbar.
Einige Tage später hatte ich Gewissheit. Er teilte mir schriftlich (!) mit, dass er Vater von Zwillingen geworden sei. Eine 30jährige Frau aus Afrika habe im September seine Kinder geboren.
Mit dieser Frau ist er seit 5 (!) Jahren liiert und er habe sich für diese Frau nunmehr endgültig entschieden. Anfangs sei es eine Fürsorge-Beziehung (finanzielle Unterstützung) gewesen, später wurde daraus dann mehr und heute sei es Liebe.
Ich dachte, ich bin in einem falschen Film mit einer falschen Rolle.
Bei allem hat mir die Reue, die Entschuldigung, das Verständnis für meinen Schmerz und die Enttäuschung in jeder Form gefehlt. Ganz im Gegenteil meinte er, ich solle mich doch mit ihm freuen, die Kinder wären so herrlich und da ich ja keine Kinder hätte, könne ich doch die Rolle der Tante übernehmen.
Ich kann gar nicht beschreiben,was das mit mir gemacht hat. Es gab schon einige Dinge in meinem Leben, für deren Verarbeitung es einige Zeit brauchte, aber das war einfach zu viel. Ich musste mir psychologische Hilfe holen, denn das alles konnte ich nicht mehr verarbeiten.
Konnte ich mich so in einem Menschen täuschen? War ich jahrelang mit einem Lügner, Betrüger, Märchenerzähler zusammen und habe dies alles nicht bemerkt? Bei all der Enttäuschung machte ich mir noch die größten Selbstvorwürfe, dass ich so gutmütig, blind und blauäugig war. Dass ich mich zu sehr angepasst an ihn und seine Wünsche habe.
Um mich emotional zu stabilisieren, habe ich mich komplett zurückgezogen von ihm. Ich wollte nichts mehr zu tun haben mit diesem Mann. Und das schlimme ist, dass er mich nicht in Ruhe lässt. Nachdem nun einige Zeit vergangen ist und die Dame ihn wohl einiges Geld kostet, versucht er wieder an mich heranzukommen.
Nach seiner Meinung gibt es mehrere Formen von Liebe. Die Liebe zu mir, die Liebe zu den Kindern, die Nächstenliebe etc. Er möchte gerne die Beziehung weiterführen, aber eben mit meiner Toleranz, die Babys und die Mutter dazu zu akzeptieren. Er würde dann zwischen uns beiden pendeln. Er kann gar nicht verstehen, warum ich mich zurückziehe, ich würde ihn doch lieben.
Die Situation belastet mich sehr. Es sind 20 Jahre meines Lebens, die ich mit ihm verbracht habe, die letzten 5 Jahre hat er ein Doppelleben geführt und er tut so, als wäre alles in bester Ordnung. Bisher haben wir persönlich über die Situation nicht gesprochen, ich fühle mich emotional dazu nicht in der Lage. Dieses Gespräch wird wohl noch stattfinden. Allerdings weiß ich auch nicht, wohin das führen soll. Die Fakten sind ja eindeutig und eine Fortführung der Verbindung in Form einer offenen Beziehung mit menage á trois und Zwillingskindern kommt für mich nicht in Frage. Treue, Loyalität und Monogamie sind für mich Werte, die unumstösslich sind. Er mit seinen 63 kommt wir vor wie Peter Pan. Er will Freiheit, offene Liebe und S. mit allen. Er braucht die Bestätigung durch die Bewunderung der jungen Frauen.
Eigentlich möchte ich mich nur umdrehen und gehen, ihn überhaupt nicht mehr sehen. Vielleicht ist es feige, mich der Situation nicht zu stellen, aber ich möchte nicht, dass er diesen tiefen Schmerz in mir sieht, diesen vollkommenen Zusammenbruch, den ich gerade erlebe.
Ich frage mich, ob ich mit einem Psychopathen zusammen war und nichts davon gemerkt habe. Das ist doch nicht normal, wie dieser Mann reagiert und was er sich denkt, wie das Leben funktioniert. Ein es tut mir leid, dass ich dich verletzt habe, wäre doch das mindeste gewesen.
Wer hat ähnliche Erfahrungen gemacht? Ist Monogamie und die Aufrechterhaltung von bestimmten Werten wirklich so veraltet?
05.12.2018 11:34 •
x 8 #1