Nach Burnoutphase plötzlich verlassen

J
Hallo zusammen,

ich versuche mir mal meine Geschichte von der Seele zu schreiben...
Ende Oktober brach bei meinem Mann (wir sind seit 11 Jahren zusammen, 8 Jahre verheiratet und haben zwei Kinder, zwei Hunde, ein Haus) eine Welt zusammen. Er konnte nicht mehr - Verdacht auf Burnout (oder wie man es nennen mag). Er ist selbstständig, fühlt sich für seine Eltern (welche in einer Insolvenz stecken) verantwortlich (finanziell), hat immer diverse offene baustellen und will es jedem Recht machen...Sowohl Ärzte, als auch wir (Familie u Freunde) haben ihm ans Herz gelegt, er solle mal einen Gang zurück schalten.
Zwischen uns gab es oft Streit, weil er nur noch gearbeitet hat und sich nie Zeit für die Familie genommen hat. Nach seinem Zusammenbruch versuchte ich ihm viel abzunehmen (übernahm zusätzlich zu meinem Job, Hauhalt und Kindern noch seine Büroarbeiten zu einem großen Teil), viel mit ihm zu zweit zu unternehmen, um ihn abzulenken...wir erlebten viele schöne Stunden in Zweisamkeit, hatten ein erfülltes S....trotzdem wurde er depressiv und alles was ich tat wurde abgewertet...ich beschäftigte mich mit dem Thema Burnout und Depression und las sehr viel zum Thema - es war völlig normal, das ich als seine Frau mein Fett weg bekam...ich schluckte viel und schob es auf seine Krankheit und das er es ja gar nicht so meint...
Er begann eine Therapie...es wurde aber nicht besser. Dennoch hatte ich nicht das Gefühl das unsere Ehe auf dem Spiel stand. Er war ja krank und kämpfte dagegen an. Es kam Weihnachten und wir waren beide guter Dinge, das wir diese Krise überstehen würden - immerhin war er ja krank...

Ja, zwei Tage nach Weihnachten hat er uns plötzlich verlassen. Einen Tag später wollten wir in den Urlaub fahren. Er liebt mich nicht mehr...mir wurde der Boden unter den Füssen weggerissen - nach 11 Jahren, gemeinsamen Plänen und Träumen (wir wollten nochmal neu bauen, wollten noch kirchlich heiraten (am 10. Hochzeitstag im nächsten Jahr)...) plötzlich alles vorbei...
Ich fuhr mit den Kindern (8 und fast 6) allein in den Urlaub - kam aber nach 4 Tagen zurück um zu reden...wir redeten und führten sehr intensive Gespräche...wir einigten uns darauf eine Paartherapie zu beginnen - an der Trennung hielt er fest.
Die Therapie läuft nun seit Mitte Januar, tut uns gut. Dennoch redet er sehr klar, das er die Trennung will - er hätte keinerlei Gefühle mehr für mich und kann nicht mehr zurück. Mir geht es ganz schlecht dabei und den Kindern geht es auch nicht gut in der Situation. Aus meiner Sicht ist er nicht er selbst. Er wirkt sehr kontrolliert und sehr fremdgesteuert. Auch unsere Freunde erkennen ihn kaum wieder. Alle sagen, er hätte ein ganz anderes Problem.
Er wohnt inzwischen in einer eigenen Wohnung hier im Ort und geniesst das Junggesellenleben. Aus meiner Sicht sind alle Probleme aus seiner Burnoutphase nach wie vor vorhanden (Existentielle Ängste usw.) und er glaubt alles ist schön, weil er seiner Familie den Rücken gekehrt hat.

In unserer Therapie kommt ganz klar eine Unsicherheit seinerseits zum Vorschein - er nähert sich mir an bzw wir weicher in seiner Art - sobald er dies merkt, rudert er zurück und wird gemein zu mir. Er behandelt mich von einem Tag auf den anderen wie eine Aussätzige, ich erkenne ihn nicht wieder...dann gibt es wieder die Momente in denen er fast normalscheint...

Ich verstehe das alles nicht und weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Aktuell halte ich mich bedeckt, die Gefühle kann ich leider nicht steuern, so kommt es schon ab und an vor, das ich in Tränen ausbreche - ich will ihn zurück - ja. Ich renne ihm aber nicht heulend hinterher. Ich halte mich im Hintergrund und warte auf den richtigen Moment, um zu kämpfen. Indirekt kämpfe ich bereits, aber aktiv noch nicht, weil ich befürchte ihn dadurch noch weiter zu entfernen...

Habt ihr einen Rat füür mich? ICh funktioniere hier zuhause sehr gut im Sinne der Kinder, hab das alles im Griff - ich persönlich bleibe dabei auf der Strecke. Ich versuche immer dann, wenn die Kids unterwegs sind etwas für mich zu tun...Kosmetik, Friseur, Shopping, Sport...Freunde treffen...al das mache ich - igele mich hier nicht ein. Aber seit 8 WOchen komme ich aus diesem Loch nicht raus...ich mag nicht mehr, leider liebe ich ihn sehr und nehme ihm dieses Ar. nicht ab...

LG JB3006

25.02.2013 16:44 • #1


C
Liebe JB3006,

ich habe gerade Deine Geschichte gelesen und finde dort einige Parallelen wieder. Bei mir ist die Trennung noch ganz frisch (seit heute Morgen), aber die Krise fing bereits für mich wahrnehmbar im Dezembe an. Auch mein (Ex)Freund ist selbständig, hat seit jeher seelische Baustellen, die wohl nie aufgearbeitet wurden und versucht es jedem Recht zu machen. So hat sich so viel aufgestaut, dass der Kopf zu ist und um die Seele herum wohl so eine große Mauer aufgebaut ist, dass ich nicht mehr rankomme. Und so spürt er auch bei mir keine Liebe mehr. Aber vor allen Dingen hat er bis auf letzten Mittwoch nie über seine Wünsche oder über sein Unglücklichsein gesprochen. Und da war es offensichtlich schon zu spät.

Ich werde seinen Trennungswunsch akzeptieren. Von mir weiß er, dass ich ihn liebe und bereit bin, an unserer Beziehung zu arbeiten. Aber dazu gehören 2. Der Alleinkampf führt zu gar nichts.

Was Du beschreibst klingt nach Warteschleife. Er genießt sein Junggesellenleben und Du erträgst es. Wie machst Du das? Wie hälst Du den Druck aus? Was Du beschreibst habe ich in abgeschwächter Form nicht einmal eine Woche durchgehalten. Allein diese Woche war ein Eiertanz für mich, in dem ich jedes Signal, jedes Wort, jede Berührung versucht habe zu deuten. Und im Endeffekt war keine meiner Deutungen richtig.

Da dies nicht meine erste Trennung ist, werde ich mir nachher meine Trennungsbibel zur Hand nehmen (Wenn der Partner geht). Dies hilft mir meine Gefühle und meinen Schmerz zu fühlen und zuzulassen. Gleichzeitig muss der Kopf weiter arbeiten. Ich bin berufstätig und muss mir eine neue Bleibe suchen.

Eine ganz schön vertrackte Situation, die keiner braucht.

Wenn Du magst, würde ich mich über einen weiteren Austausch mit Dir freuen. Ansonsten wünsche ich Dir ganz viel Kraft und Energie um all das durchzustehen.

Alles Liebe
Heidi

26.02.2013 14:00 • #2


A


Nach Burnoutphase plötzlich verlassen

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J
Hallo Heidi,

das tut mir leid. Ist ja wirklich ganz frisch...
Wie ich das aushalte? Na ja, es ist schwer - allerdings klammere ich mich nicht krampfhaft an etwas fest - ich lebe mein Leben ohne ihn. Funktioniere ganz gut. Die Kinder und mein Job helfen mir und ich lenke mich viel ab - durch Freunde, meinen Hund oder Sport. Insofern klappt es soweit.

Was mir auch Kraft gibt sind vor allem die Gespräche mit Freunden und Bekannten, welche für mich da sind. Die Meisten von Ihnen glauben ihm seine Entschlossenheit nicht und sehen ganz andere Probleme bei ihm.
Natürlich bringt mir das nichts, weil er dadurch nicht zurück kommt. Aber ich spüre das da noch etwas ist zwischen uns...

Wir machen die Therapie und führen Zwiegespräche, das tut unheimlich gut...vielleicht hilft mir das auch. Ich kann die Frage nicht wirklich beantworten, wie ich das durchhalte.

Ich gebe jedenfalls so schnell nicht auf. Ich habe ganz viele Dinge im Kopf, die ich gern machen möchte - mit bzw. für ihn...jedoch muss ich immer den passenden Moment abwarten. Ich habe ihn in den letzten Wochen mehrfach beeindruckt und das einfach nur mit Dingen, die ich für mich persönlich gemacht habe. Es ist nicht so, das ich ihm hinterherlaufe und ihn unter Druck setze, ich tue mir einfach grad selber gut oder mache Dinge, die ich sonst nicht gemacht habe oder hätte und das beeindruckt ihn in mancher Hinsicht (z.B. Umstyling, Hausrenovierung, Freizeitaktivitäten...)

Die große Mauer hat sich bei meinem Mann auch aufgebaut. Aber wir versuchen in der Therapie diese wieder abzubauen.Ich glaube nach wie vor an eine Chance für uns, leider spielt die Zeit dabei eine wichtige Rolle.

Mein Mann sieht auch mehr und mehr das Leid der Kinder, so das ich glaube das er auch in Bezug auf die beiden seinen Schritt irgendwann überdenken wird. So wie er gerade ist, kennt ihn niemand. Er ist nicht er selbst...

Aktuell mache ich mir große Sorgen um ihn - er droht umzukippen, weil er nie zur Ruhe kommt...er arbeitet rund um die Uhr - weil er der Meinung ist, das er ja jetzt wo er uns verlassen hat, viel mehr Zeit hat...das wird ihn irgendwann einholen...der Anfang war bereits am Sonntag erkennbar - wir waren mit den Kids im Kino und er ist eingeschlafen und heute morgen dann Step 2 der Erschöpfung: er hat das erste mal, seit ich ihn kenne, verschlafen! Der totale Knockout wird sicher kommen, wenn er die Warnsignale nicht erkennt...

Das klingt jetzt deutlich gefestigter, als meine Geschichte gestern. Das täuscht aber...es geht mir alles andere als gut - habe körperliche Beschwerden, nehme immer mehr ab. Kreislaufprobleme und Bauchschmerzen dazu...die Psyche hat wirklich grad einen weg. Aber durch die Kinder komme ich immer wieder ein wenig hoch und der Alltag hält mich da auch...abends kommen die Einbrüche, wenn ich allein auf dem Sofa sitze...

LG JB3006

26.02.2013 14:50 • #3


R
Eure Nachrichten sind eine Zeit lang her. Mich interessiert ob es ein Happy End gab? Nachdem Ihr Euren Männern den Freiraum gelassen habt kamen sie zurück? Ich stecke in einer ähnlichen Situation und bin ganz unten im Loch. Lg

13.06.2016 08:00 • #4


J
Hallo, bei mir ist es immernoch ein großes Drama. Ich will ihn nicht mehr zurück - Trennung ist nun 3,5 Jahre her. Er hat sich weiterhin sehr negativ verhalten - mir gegenüber kommt kein positives Wort. Um die Kinder kümmert er sich sporadisch. Alles sehr unschön. Aufgrund einer Diagnose welche bei meinem Sohn gestellt wurde, ist die Situation für mich noch immer sehr schwer. Neuer Partner nicht in Sicht.
Mein Ex hat nun eine neue Partnerin und meint das ist nun alles besser...aber ich sehe berufliche Probleme bei ihm (dieselben wie damals), das hält er auf Dauer nicht aus.
Die Freundin ist jünger und sieht einfach nur hübsch aus - mehr Aufgabe hat sie nicht. Sie wird seinem Stress nicht standhalten können, zumal ja mit mir in Bezug auf die Kinder auch größer Stress ist...

13.06.2016 13:27 • #5




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