Hallo liebes Forum!
Bisher war ich nur eine stille Leserin, komme seit meiner Trennung immer wieder hier vorbei, um mir eure Ratschläge und Geschichten durchzulesen. (Liebe das Neuanfang-Forum! )
Doch heute, dachte ich mir, dass ich auch mal ein paar Meinungen und Ratschläge von Leuten brauche!
Keine Ahnung, wie lang das hier wird, von daher schon mal eine kleine Entschuldigung von meiner Seite, und ich hoffe auch, dass ich nicht allzu dusselig schreiben werde.
Um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht unbedingt, wo ich anfangen soll.
Wir waren bis zum letzten November zusammen, die Beziehung hat 3,5 Jahre gehalten, wobei er die letzten 10 Monate davon im Ausland war.
Wir kamen mit 16/17 zusammen, waren zunächst nur Freunde, aber man merkte eigentlich schon von Beginn an, dass beide an den anderen interessiert waren.
Bis ich ihn traf, hatte ich immer Angst davor eine Beziehung einzugehen, weil ich bis zu dem Zeitpunkt keine allzu positive Erfahrungen gemacht hatte, wann immer ich jemanden sehr nahe an mich herangelassen hatte.
Aber bei ihm war es anders.
Es hat sich so natürlich angefühlt und ich hatte überhaupt keine Angst oder Bedenken. Wirklich, ein wunderschönes Gefühl!
Wir haben als Paar viel unternommen, haben aber natürlich auch Phasen gehabt, wo wir beide nicht aus dem Bett kamen und uns gemeinsam eine Serie nach der nächsten angeschaut, oder einfach nur gezockt haben.
Wir sind auch ab und an zusammen für ein Wochenende weggefahren, haben uns aber allgemein auch viel Freiraum gegeben, um auch mal alleine etwas mit unseren Freunden zu unternehmen.
Allerdings, muss ich sagen, dass ich nicht pflegeleicht war. Ich hatte mich bis dato nie mit mir und meinen Problemen auseinandergesetzt, besaß, nach jahrelangem Mobbing und Verbachlässigung durch meinen Vater, kein Selbstbewusstsein und war daher schon immer sehr vorsichtig, ja, manchmal auch sehr verschlossen, wenn ich neue Leute kennenlernte oder mit neuen Situationen konfrontiert wurde.
Ich kam zu dem Zeitpunkt auch zum ersten Mal mit Eifersucht in Kontakt, machte mir nach einer Weile immer (grundlos) Sorgen, dass mein Ex sich jeden Moment von mir trennen würde, weil ich, meiner Meinung nach, einfach nicht gut genug war und so einen wunderbaren Menschen nicht verdient hatte.
So etwas gleich in der ersten Beziehung zu erwischen, war für ihn definitiv nicht leicht. Wir haben irgendwann auch mal darüber geredet, dass er das Gefühl hat, er könne sich nicht mit anderen Mädels unterhalten, ohne, dass ich so wirke, als ob es mich stören würde.
Er hat mich dazu ermutigt, mir Hilfe zu suchen, weil das, was ich hatte, mit Selbsttherapie einfach nicht weggehen würde. Ich hatte den Gedanken auch schon gehabt, allerdings nie danach gehandelt, weil ich mich dafür schämte. (Unnötigerweise.)
Aber mit der Aussicht auf ein Ende der Beziehung, und weil ich selber an mir arbeiten wollte, anstatt für den Rest meines Lebens so zu bleiben, ging ich den Schritt doch.
Nur ohne Erfolg.
Meine erste Therapeutin war alles andere als qualifiziert für ihren Job, hat bestimmte Probleme eigentlich nur noch verschlimmert. Aber das wäre eine andere Geschichte.
Davon also geprägt, wollte ich zunächst nichts mehr von professioneller Hilfe wissen, war zuversichtlich es doch alleine zu packen.
Allgemein, haben wir uns gut über unsere Probleme mit einander unterhalten können, haben uns, bis auf ein paar Ausnahmen, nicht wirklich gestritten, sondern alles eher ruhiger ausdiskutiert, dem anderen auch Zeit gelassen, sich Überblick über die Situation zu verschaffen und in Ruhe darüber nachzudenken. Das Ding war einfach nur, dass wir oft zu spät damit ankamen. Er wollte mich nicht belasten, ich wollte ihm nicht noch mehr Probleme bereiten. Ein Teufelskreis!
Als wir die Schule beendeten, ging es mir schon ein wenig besser. Mit seiner Hilfe, und der von engen Freunden, hatte ich es geschafft nach und nach zur Ruhe zu kommen und mich nicht mehr in so einem negativen Licht zu sehen.
Er und ich haben dann angefangen zu arbeiten weil wir für zwei Monate zusammen in Europa herumreisen wollten, haben beide aber auch schon unsere Pläne gehabt für Studium, oder Ausland.
Bei mir wurde es nichts mit dem Ausland, ich wollte nur hier und da mal ein wenig reisen, aber vor allem arbeiten und Geld sparen fürs Studium. Ich habe ihn auch nicht davon abgebracht ins Ausland zu gehen, sollte er sich die Zeit doch für sich nehmen und sich diesen Wunsch erfüllen. Habe ihn sogar eher dazu ermutigt, weil er, zum Reisebeginn hin, immer mehr davor zurückschreckte. Wir haben auch darüber geredet, was aus uns werden sollte, wo ich ihn klar sagte, dass ich ihn definitiv bei seinem Vorhaben unterstützte, aber ich würde so etwas wie eine offene Beziehung kategorisch ablehnen. Er war auch der Meinung, für ihn kam so etwas auch nicht in Frage. Wir sind beide Scheidungskinder und beide absolut treu, trotz zehnmonatiger Zeit des Nichtsehens, außer bei Skype, ging keiner von uns fremd. Klar, interessante Leute lernt man immer kennen, und es gab oft genug eindeutige Angebote, aber ich bin nie darauf eingegangen, und er auch nicht.
Dass Trennungen nach solchen langen Fernbeziehungsperioden häufig vorkommen, ist mir klar. Gerade auch, wenn man so jung ist wie wir.
Ich muss auch sagen, dass ich mich sehr schwer damit getan habe, ihn nicht zu besuchen. Hatte es in den ersten Monaten noch angesprochen, aber danach nicht mehr, weil er klar sagte, dass er die erste Zeit erstmal für sich brauchte. Als dann aber meine eigenen Pläne hatte und alles soweit auch fix war, kam er jedoch mit der Idee an. Ein wenig zu spät. Und ich hätte auch gerne alles stehen und liegen gelassen, aber ich merkte, dass mir die Zeit für mich doch eigentlich ganz gut tat und ich vieles machen und ausprobieren konnte, was mir sonst immer verwehrt worden war. (Sehr behütet aufgewachsen, durfte, bis ich 18 war, keine Hobbies haben und wenn, dann nur so, dass ich um spätestens 21 Uhr zuhause war.)
Wir haben uns damit gegenseitig ans Bein gepinkelt, haben aber darüber nicht mit einander gesprochen, weil man dann die wenige Zeit, die man dann bei Skype hatte, nicht mit Problemen zubringen wollte.
Im ersten Halbjahr ging es mir auch richtig schlecht, erst gesundheitlich und dadurch dann auch psychisch. Bei mir war ein Tumor festgestellt worden und ich war immer hin- und hergerissen, ob ich ihm das sagen sollte. Er wäre sicher sofort zurückgeflogen, aber eben das wollte ich nicht. Er sollte die Zeit für sich haben und genießen, ich würde schon selber damit fertig werden.
Gott sei Dank, war es etwas Gutartiges, wurde nach einer Weile Beobachtung auch entfernt, aber als bei einer Nachuntersuchung die Möglichkeit bestand, dass da doch noch etwas war, schaltete mein Gehirn komplett ab und ich verfiel in eine Depression.
Dieses Mal nahm ich mir dann die Hilfe, die ich brauchte, zum Glück war die neue Therapeutin auch super!
Ich brach es ab, als es mir zwischenzeitlich wieder schlechter ging, ich kaum aus dem Bett kam, außer um zu arbeiten. Ich traute mich auch nicht mehr 'Ich liebe dich.' zu ihm zu schreiben, hatte Angst er würde mich für nicht interessant genug halten, weil ich einen total stinknormalen Alltag hatte, im guten, alten Europa blieb. Er machte zwischendurch Pläne, für ein gemeinsames Umherreisen, wenn er wieder da wäre, dass er sich freuen würde mich wieder zu sehen, aber ich hatte Angst, dass er es nur so sagte, wiederkam und das Ganze (und mich) dann nicht mehr wollte. Der Gedanke bereitete mir richtige Panik.
Am Ende stand er plötzlich vor meiner Haustür, überraschte mich, aber in meinem Zustand, kam ich nicht darauf klar.
Er selber war sehr nervös, distanzierte sich mit Aussagen, dass wir beide uns lange nicht gesehen hätten, und beide sehr vorsichtig damit wurden uns gegenseitig unsere Liebe zu bekunden. Wir waren dann auch echt Ar. zu einander, es kam zu einer Art 'Schau mal, was ich alles hätte haben können'-Gespräch, obwohl man sich gegenseitig ansah, dass es den anderen verletzte und man sich doch noch liebte.
Ich zog nach einer Woche, in der er wieder da war, die Reißleine. Er hatte im Voraus, noch im Ausland, ein paar Sachen vorbereitet, wollte mit mir noch ins Kino und etwas essen gehen, aber ich wollte ihn nicht (wieder) unnötig belasten, hatte das Gefühl, ich würde ihn nicht gut tun, wenn er wieder mehr mit mir zu tun hätte. Hab ihn angelogen, dass ich ihn nicht mehr Liebe und keine Chance mehr sehe, ihn auch nicht mehr so sehe wie vorher, wir schon zu Beginn seiner Reise hätten Schluss machen sollen, damit er sich hätte ausleben können. Ich konnte ihm dabei nicht in die Augen schauen, zwang mich dazu so unberührt wie möglich zu wirken. Er selber war ganz ruhig, aber beim Abschied haben wir uns beide angeschaut, und es war einfach klar, dass das, was gerade passiert war, für keinen von beiden Okay war.
Ich hab meine Zukunft mit ihm gesehen. Wie ich ihm zwischendurch kleine Überraschungen bereite, ihm sein Lieblingsessen koche (hatte erst in dem Jahr kochen gelernt, war vorher eine totale Katastrophe in der Küche), wollte ihn so viel fragen über seine Zeit im Ausland, mir mit ihm seine Bilder anschauen und die dazugehörigen Geschichten anhören. Einfach locker und unbeschwert das Zusammensein genießen.
Aber ich muss ersteinmal an mir arbeiten. Es muss mir wirklich richtig gut gehen, bevor ich mich wieder auf eine Beziehung einlasse, damit es nicht wieder zu irgendwelchen Episoden oder so etwas kommt.
Ich hielt für ein paar Wochen eine Kontaktsperre, bzw. schrieben wir nicht mit einander. Nach einiger Zeit meldete er sich, fragte, wie es mir ginge und was ich so machen würde, schrieb von seinen Plänen doch in der Heimat zu studieren, als ich mich zurückmeldete und von meiner Seite aus zurückfragte.
Ich weiß von einem gemeinsamen Freund (der sehr besoffen war, als er das erzählte, trotz mehrerer Bitten es sein zu lassen, wobei er die einfach ignorierte und dennoch damit herausrückte), dass er es nicht ausschließt wieder mit mir zusammenzukommen und noch an mir hängt.
Ich habe sofort nach der Trennung die Therapie wieder aufgenommen, bin auch schon seit mehreren Monaten dabei und mittlerweile geht es mir wirklich richtig gut, aber heute hat mich der Blues wieder erwischt und ich dachte, vielleicht wäre es nicht so schlecht, sich hier auszutauschen.
Nochmals 'tschuldigung für den arg langen Text, habe einige Sachen ausgelassen, damit es nicht noch länger wird.
Hoffe, dass ihr ein schönes, langes Wochenende habt und wünsche euch einen frohen Ostern!
26.03.2016 15:23 •
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