Hallo Forum.
Ich (36) habe mich vor 7 Wochen von meinem Ex-Freund (31) getrennt. Wir waren 1,5 Jahre zusammen. Waren vor einem halben Jahr noch zusammen gezogen.
Zu Beginn unserer Affäre (ging 6 Monate bevor wir ein Paar wurden) war er unglaublich einfühlsam, aufmerksam. Ich habe lange gebraucht um ihm zu vertrauen. Er hatte gelegentliche Anfälle von Macho-haftigkeit. Wenn sowas kam sagte ich ihm oft, dass mir das zu blöd ist mich von ihm so herablassend behandeln zu lassen. Mehr als ein Mal wollte ich die Sache beenden. Er überzeugte mich immer wieder, dass es nur Missverständnisse seien und wir doch eigentlich zusammen sein sollten.
Da seine Mutter im Sterben lag wollte er, dass ich seine Familie kennenlerne. Ich fraget ihn weshalb das nötig sei und er meinte er hätte mich gerne als Freundin. Mir war das nicht recht geheuer. Es war kurz vor seinem 30sten Geburtstag und ich war eigentlich mental schon eher bei Familie und Kindern. Er meinte er wünsche sich auch Kinder und wir sagten wir versuchen es einfach und Kinder dann so ab in 3-4 Jahren. Das passte für mich gut.
Ich wurde recht bald nachdem wir zusammenkamen krank und brauchte viel Freiraum um wieder auf die Beine zu kommen. Bis ich wieder beinander war ging es mit seiner Mutter immer schlechter. Er wurde oft aggressiv, maulte mich grundlos wegen Kleinigkeiten an. Er war oft unfair, konnte nicht sagen was eigentlich sein Problem war. Zumeist war es Angst.
Zu dem Zeitpunkt sagte ich ihm schon, dass mir die vielen Streits eigentlich nicht passten (wir waren vielleicht 5-6 Monate zusammen). Ständig sagte er mir ich müsse mehr Verständnis haben nachdem er mich mehr oder weniger grundlos zur Schnecke gemacht hatte. Oft sagte er auch verletzende Sachen wie beispielsweise, dass er ohnehin lieber Zeit mit seinen Freunden verbringen würde als mit mir. Darüber kam ich nie so recht hinweg. Wenn ich ihm sagte, dass das für mich verletzend sei und ich da keine Grundlage sähe wurde er sofort beschwichtigend, lenkte ein.
Nachdem seine Mutter gestorben war wurde er noch aggressiver, konnte sich sportlich nicht mehr auspowern weil sein Körper zu erschöpft war. So ging das einige Monate in denen es immer heftiger knallte (hello lockdown) und er mir immer öfter seinen Willen aufdrücken wollte. Wenn ich mich wehrte fing er an mich - so sehe ich das heute - zu manipulieren bis der Fehler bei mir lag oder ich einfach mehr geben sollte. Immer wieder Unverschämtheiten und bei mir immer wieder der Gedanke, dass man eben so behandelt wird wie man es dem Anderen erlaubt. Dennoch überzeugte er mich immer wieder davon noch beisammen zu bleiben.
Dann fing er an immer ehr an mir zu kritisieren - meine Wohnung, meine Einstellung, wie ich mit meinen Freunden umgehen oder das Leben sehe. Ihm ginge es nur so sch. bei mir weil er in meiner Wohnung so wenig Platz sei. Also sind wir gemeinsam in eine größere Wohnung gezogen. Er könne mir nicht mehr vertrauen weil ich bei jeder Kleinigkeit sagen würde das hätte so keinen Sinn und ich wolle mich trennen. Da ich gerne an mir arbeite und wegen Streitereien Schluss machen tatsächlich ein no-go ist habe ich das also geändert. Auch sagte ich ihm, dass mir erst klar geworden sei wie wenig Bindungsvertrauen ich mit in die Beziehung bringe. Ich bat ihn darum mit mir gemeinsam daran zu arbeiten. Er sagte erst ja und danach immer dafür hätte er keine Zeit oder das hätte ich falsch verstanden.
Seine Aggressionen wurden immer wilder. Irgendwann holte es in einer Diskussion über Wohnungseinrichtung einfach seinen P. und seine Eier raus um seinen Punkt zu machen. In dem Kontext hat er mich auch noch als Rammel-Objekt bezeichnet und mir mal wieder erklärt ich würde ihn davon abhalten sein Leben zu leben. Das war vier Wochen nachdem wir in die neue Wohnung gezogen waren.
Ich bat um ein Paar-Coaching. Danach wurde es für einige Wochen besser bevor der Heckmeck genauso weiter ging. Seine Beleidigungen wurden immer krasser - ich habe eine Liste darüber geführt. Von kritikunfähig, verantwortungslos bis dumm war alles dabei. Während ich das so schreibe verstehe ich überhaupt nicht warum ich tatsächlich immer noch regelmäßig weine wegen ihm.
Als er mir wegen einer Nichtigkeit sagte er hätte einfach besseres zu tun als Zeit mit mir zu verbringen habe ich 45 Minuten lang wie wild auf ihn eingeschimpft (soweit das sachlich noch geht aber in jedem Fall ohne dabei unter die Gürtellinie zu gehen). Er meinte nur das würde ich völlig überbewerten, sowas müsse ich abkönnen und ich sei einfach zu bedürftig und sensibel. Am Folgetag sagte ich ihm er solle endlich mal einen Vorschlag machen wie er an sich arbeitet weil ich schon zu Coaches gehe und mehr nicht mehr drin sein.
Als er mir dann drei Tage später eröffnete er wolle lieber mit seinen Freunden nach Spanien als mit mir wars bei mir vorbei. Ich sprach ihn nochmal darauf an aber da kamen dann wieder nur Vorwürfe - zu teuer, langweilig, zu kurz, etc. Das all das wichtiger war als ich verletzte mich. Das sagte ich so aber interessierte ihn nicht.
Als ich sagte ich wolle mich trennen sagte er nur das sei okay er hätte ohnehin keinen Bock mehr und überhaupt sei ich an der ganzen Misere in seinem Leben schuld.
Das Schlimme an der ganzen Sache ist, dass ich ihn wirklich vermisse. So richtig Stockholm Syndrom. Vor zwei Wochen war ich so fertig, dass ich mich habe krankschreiben lassen und in der Psychiatrie vorstellig wurde. Die sagten ich sei halt emotional ein wenig instabil und haben mich mit Psychopharmaka wieder heim geschickt. Auf dem Heimweg begegne ich ihm und er erklärt mir ihm gehts blendend. Seit ich weg sei könne er sein Leben endlich wieder genießen, er fühlt sich wieder fit und auch mit seinem Sport gehts wieder bergauf. Ich habe sogar noch gefragt ob wir irgendwann nochmal miteinander reden können (um es nochmal zu probieren) auch wenn ich gerade weiter keinen Kontakt haben wollte.
Ich habe mit Sicherheit auch nicht alles richtig gemacht! Ich bin dickköpfig und habe wie gesagt auch Trennungsangst an der ich noch arbeite. Dennoch fühle ich mich wie ein Monster in dieser Situation. Ich suche die Fehler weiter bei mir, weine und wünschte es wäre alles anders. Ich bin wütend auf mich weil ich im Affekt Schluss gemacht habe und nicht nochmal sachlich mit ihm geredet habe. Alle sagen ich soll froh sein endlich ohne ihn weitermachen zu können. Nur so fühlt es sich für mich nicht an. Ich glaube ich hätte zu wenig gegeben, wäre zu selbstbezogen gewesen und hätte an der Stelle auch mein letztes bisschen Selbstwertgefühl noch für die Beziehung die er schon nicht mehr wollte opfern sollen.
Sachen die er gesagt hat wie ich brauche dich doch um mit dem Tod meiner Mutter zurecht zu kommen taten schon weh als er sie gesagt hat aber heute zerreißt mit der Gedanke nur benutzt worden zu sein.
Wenn ich das so schreibe und lese fühle ich mich unfassbar dumm und verstehe überhaupt nicht weshalb ich tatsächlich immer noch glaube er ist eigentlich ein guter Mensch. Eigentlich will ich wohleinfach nicht glauben wie sehr ich mich getäuscht habe und suche die Fehler weiterhin bei mir. Es gibt Momente da würde ich am liebsten reumütig zu ihm zurück kriechen. Allein das bisschen Selbstliebe das mir geblieben ist hält mich davon ab. Ich freue mich sehr darauf das alles endlich hinter mir zu lassen. Aber im Moment bin ich noch so abhängig und klein, dass jeder Tag ein Kampf ist.
Ich habe in den vergangenen Wochen viel hier gelesen und es hat mir sehr geholfen. Vielleicht hilft das was ich hier schreibe irgendwann mal jemandem nicht dahin zurück zu gehen wo keine Liebe wartet.
05.05.2021 15:35 •
#1