Nun ist es zu spät

S
Hallo zusammen,

ich sitze hier auf der Couch, draussen das schönste Wetter, doch für mich ist alles grau und dunkel. Vielleicht geht es mir besser, wenn ich meine Geschichte hier aufschreibe....

Letzten Samstag hat mein (Ex-)Freund unsere 5,5 jährige Beziehung beendet .
In unserem ersten gemeinsamen Jahr führten wir eine Wochenendbeziehung, da wir ziemlich weit voneinander entfernt wohnten. Er hatte mich abgöttisch geliebt, ich war seine Traumfrau, die er heiraten wollte, für die er alles getan hätte.
Nach diesem Jahr wagte ich den Schritt und zog zu ihm in die kleine Wohnung.
Ab da begann für ihn der Leidensweg. Ich baute Mauern um mich herum auf, mir war alles zu eng zu intensiv. Ich lies ihn gefühlsmäßig nicht mehr an mich heran. Ich denke, es lag noch an Altlasten, die ich aus der Vergangenheit noch mit mir rumtrug. Er flehte mich an, er heulte wie ein Schlosshund, er litt ohne Ende, probierte es auf psychologischem Weg mir zu helfen, an mich heranzukommen. Ohne Erfolg. Ich versuchte es sogar mit einem Gang zum Psychologen, doch mit diesem kam ich nicht klar. Also ging das Leiden weiter. Ich ließ meinen Partner seelisch ausbluten, vertrocknen.
Bis letzte Woche lebten wir nur noch nebeneinander her. Hatten keine gemeinsamen Interessen mehr, keinen S. mehr. Wir verstanden uns zwar so sehr gut, waren ein gutes Team, aber mehr wie Bruder und Schwester als ein Liebespaar.
Am letzten Samstag sagte er mir dann, dass er sich von mir trennen möchte. Er hat mir erklärt, dass er innerlich völlig tot sei. Durch meine Ablehnung habe er in den letzten Jahren irgendwie versucht, seine eigenen Gefühle zu unterdrücken, um mit meiner Gefühlskälte leben zu können. Jetzt sei sein innerer Garten nur noch Acker, auf dem ich immer wieder herumgetrampelt habe. Er muss wieder zu sich selbst finden, sich selbst neu kennenlernen, wieder all die Dinge tun, die ihm gut tun, und auf die er meinetwegen in unserer Beziehung verzichet hatte, weil ich kein Bock drauf hatte. Er muss schauen, dass aus diesem toten Acker irgendwann wieder eine zarte Pflanze wird, die wachsen und gedeihen kann, so dass sein Garten wieder blühen kann. Er habe auch in der Sauna, in der er an den Wochenenden als Außgußmeister arbeitet, eine Frau kennengelernt, mit der er sehr gute Gespräche geführt hat. Und durch diese Gespräche ist ihm klargeworden, dass er so nicht mit mir weitermachen kann und will. Er ist völlig fasziniert von ihr als Mensch, hat aber laut eigener Aussage keine s.uellen Gefühle für sie. Aber sie ist ein wichtiger Mensch in seinem Leben geworden, sie tut ihm so gut. Ich muss dazu sagen, dass er schon immer eher weibliche Freunde hatte als männliche....
Er hat mir angeboten, dass wir weiterhin zusammen wohnen. Er sagte, dass ich nun die Chance habe, wieder zu mir selbst zu finden, und mein Leben selbst in den Griff zu bekommen, ohne zusätzlich auch noch finanzielle Sorgen zu bekommen. Ich soll mir einen eigenen Freundeskreis aufbauen, selbständig werden und wieder Spaß am Leben haben. Ja, bisher war er mein Lebensmittelpunkt, habe alles auf ihn aufgebaut, mich völlig abhängig gemacht.
Das Verrückte ist, seit dem wir offiziell getrennt sind, sind wir uns näher als all die Jahre zuvor. Wir schlafen jeden Abend miteinander, teilweise sogar direkt morgens nach dem Aufwachen. Ich genieße es und kann mich dabei völlig gehenlassen, was ich vorher nie konnte. Wir gehen viel liebevoller miteinander um als vorher. Trotzdem macht er sein Ding und ist viel unterwegs, auch geht er zu IHR. Aber da sie zwei kleine Kinder hat, sagt er immer wieder, dass er zwar völlig fasziniert von dieser Frau ist, aber allein schon wegen der Kinder wäre es unmöglich, dass da was laufen könne (ich sehe das als Ausrede...). Abgesehen davon wäre er im Moment auch überhaupt nicht in der Lage, sofort mit einer anderen was anzufangen, dafür wäre alles zu kaputt in seinem Herzen.
Ich bin jetzt diese Woche wirklich durch die Hölle gegangen, weil ich panische Angst habe, ihn an sie zu verlieren. Irgendwann packte mich der Teufel und ich sah in seinem Handy nach. Und was war? Sie hatten sich S. geschickt . Ich warf ihm das Handy um die Ohren, aber er sagte, dass das alles nur Spaß sei und nichts zu bedeuten hätte (jaja....). Er würde das auch meiner anderen Freundin machen, bei der das auch nichts zu bedeuten hätte, die nun auch einen Freund hat. Ich habe diese Freundin tatsächlich gefragt, und sie hat es mir bestätigt, dass er sich nichts zu schulden kommen lassen hat. Für ihn ist es ganz natürlich zu flirten, zu necken, Andeutungen zu machen. Er denkt sich nichts dabei. Mir fällt es allerdings extrem schwer, damit umzugehen.
Nach dieser liebevollen Woche, sagte er mir gestern, dass ich mir trotzdem keine Hoffnungen machen soll. Er liebt mich als Freund, ich bin einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben geworden, er mag es, wenn wir Zärtlichkeiten austauchen, er mag es mit mir zu schlafen, mich zu spüren. Aber er kann mir sein Herz nicht wieder geben, dazu ist es zu sehr verletzt und kaputt gemacht worden.
Daraufhin brach für mich wieder die Welt zusammen. Meine Strategie war nämlich, ihn erst mal laufen zu lassen, keine Fragen zu stellen und ihm nicht hinterher zu spionieren (war bisher eh nie mein Ding). Lieb zu sein und ihm zu zeigen, dass es sich lohnt, mich zu lieben und bei mir zu bleiben. Tja, und dann gestern die Ansage, dass ich mir keine Hoffnungen machen soll und mich auf mich selbst konzentrieren soll. Und was war? Gestern abend wieder miteinander geschlafen sowie heute morgen auch.
All die Jahre, in denen er mich angefleht hat, mich ihm zu öffnen, ihm meine Liebe zu geben, war ich blind und unfähig mich zu öffnen. Jetzt, wo es zu spät ist, laufe ich über vor Liebe zu ihm, stehe bei jeder Berührung von ihm in Flammen. Das ganze Blatt hat sich gewendet. Jetzt bin ich diejenige, die leidet und alles von ihm haben will . Aber es ist zu spät..... Ich weiß nicht, wie lange ich das aushalten werde, diese Nähe zu ihm und gleichzeitig die Angst, ihn an eine andere zu verlieren. Im September fahren wir sogar noch für 8 Tage zusammen in den Wander-Urlaub, den wir schon länger gebucht hatten. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass seine Gefühle vielleicht doch wieder hochkommen für mich. Er sagt, im Moment genießt und braucht er seine Freiheit. Das Gefühl, nicht mehr in einer Beziehung zu stecken, und das Gefühl haben zu müssen, nicht mehr für mich und mein Leben verantwortlich sein zu müssen, ist wie eine Last von ihm gefallen.
Tja, jetzt hänge ich hier, fühle mich völlig allein, und weiß nicht, wie ich mein Leben neu aufbauen soll. Ich muss mir Freunde suchen. Aber diese stehen leider nicht auf der Straße und warten auf mich. Ich war noch nie der Typ Mensch, der offen auf andere zugeht. Jetzt bin ich dazu gezwungen und weiß nicht, wie ich das anstellen soll. War auch schon alleine am See, aber ich habe mich so alleine nicht wohlgefühlt. Zumal alles Leute um mich herum mindestens zu zweit waren .

Liebe Grüße an alle, die auch so leiden müssen.

Sandrine

20.07.2013 18:34 • #1




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