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On+Off+On = Off für immer

isaSchreibt
So, nachdem ich hier schon seit einigen Tagen aktiv bin und das Forum mir geholfen hat mich abzulenken, ist es wohl an der Zeit sich seine eigenen Ratschläge zu Herzen zu nehmen.

Ich würde nicht behaupten, dass 2019 mein schlimmstes Jahr war, da gab es durchaus schlimmere, aber ich habe 7 Monate des Jahres damit verbracht über jemanden hinwegzukommen.

Dieser jemand, der mir zu Beginn Honig um den Mund schmierte und mich dann kalt gestellt hat. Der es zugelassen hat, dass ich die Fehler bei mir gesucht habe und ich mich schuldig für alles gefühlt habe.

Dabei wollte ich doch eigentlich nur geliebt werden.

Nach dem ersten Cut, wars vorbei mit mir. Ich fiel in ein tiefes Loch, mein Selbstwert ging flöten, mein Studium war für den A., ich war zu nichts mehr zu gebrauchen. Noch nie habe ich jemanden so hinterhergeweint, obwohl ich für die Person offensichtlich keinen Wert hatte.

Und dann vor paar Wochen meldete er sich wieder, aus dem Nichts. Ellenlange Texte, dass ich die richtige sei blablabla.

Aber ich hab mich trotzdem drauf eingelassen, nicht weil ich ihn liebte, sondern weil alles was ich in dieser Zeit verarbeitet habe, zurückgestellt wurde. Er hat einfach den Reset Knopf gedrückt. Nochmal von vorne zu beginnen und über ihn hinwegzukommen, das hätte ich nie geschafft.

Ich hab es zugelassen und fiel damit wieder auf die Nase, wieder wurde ich kaltgestellt. Er distanzierte sich. Keine Liebe. Keine Zuneigung. Kein Wir. Es ging immer nur um ihn und um seine Zukunftspläne.

Ich habe versucht ihn zu verstehen, habe mich selbst dabei verloren und meine Bedürfnisse und alles was mich ausmachte zurückgestellt um ihm gerecht zu werden. Seine Rationalität hat meine Emotionalität regelrecht massakriert.

Ich war nicht mehr ich, fühlte mich unwohl in seiner Gegenwart, so als müsse ich mich verstellen. Habe mich nicht mehr getraut mit ihm zu sprechen, weil ich Angst hatte er würde mir wieder vorwerfen ich würde ihm Vorwürfe machen. Für ihn gab es nie ein Problem, ich war in seinen Augen das Problem, weil für ihn war ja alles rosig.

Heut habe ich mir eingestanden, dass es mich kaputt macht und ich mich nicht der Illusion hingeben sollte. Ich hoffe nur es wird diesmal keine 14 Monate dauern bis es mir wieder besser geht . und das ich meine ganze Liebe wohl eher in Kaninchen stecke als in einen Typen

28.12.2019 00:36 • x 10 #1


F
Wünsch dir gute Besserung.

Zitat von isaSchreibt:
und das ich meine ganze Liebe wohl eher in Kaninchen stecke als in einen Typen


Was hältst du davon, deine Liebe in erster Linie mal in dich selber zu investieren?

28.12.2019 00:56 • x 6 #2


A


On+Off+On = Off für immer

x 3


isaSchreibt
Zitat von Fullspeed:
Wünsch dir gute Besserung.



Was hältst du davon, deine Liebe in erster Linie mal in dich selber zu investieren?


Ich glaube dazu müsste ich erstmal bei einem schlimmen Unfall mein Gedächtnis verlieren, damit das gelingt.
Es ist nicht so einfach, versuche es seit ich denken kann. Aber es wurde zu viel in mir kaputt gemacht, schon als Kind, um das mal eben umzusetzen.

28.12.2019 01:25 • x 2 #3


F
Zitat von isaSchreibt:
ch glaube dazu müsste ich erstmal bei einem schlimmen Unfall mein Gedächtnis verlieren, damit das gelingt.
Es ist nicht so einfach, versuche es seit ich denken kann. Aber es wurde zu viel in mir kaputt gemacht, schon als Kind, um das mal eben umzusetzen.


Oje, das klingt schlimm. Das tut mir Leid für dich.

In welcher Form hast du das den bereits versucht umzusetzen?

28.12.2019 01:31 • #4


isaSchreibt
Da sich das meiste in meinem Kopf abspielt, natürlich mit positiven Gedanken mir gegenüber. Und sehr viel Akzeptanz.
Mittlerweile kann ich sogar Komplimente annehmen ohne es zu hinterfragen. Mega Fortschritt.

Aber ich hatte bis jetzt nicht wirklich Glück in der Liebe. Habe bis jetzt immer einen ähnlichen Typen von Mann angezogen...es waren immer Zufälle. Irgendwann sucht man dann natürlich den Fehler bei sich, wenn es dann nicht klappt.

Er war der erste bei dem ich diese emotionale Abhängigkeit hatte.

28.12.2019 01:45 • #5


F
Zitat:
Da sich das meiste in meinem Kopf abspielt, natürlich mit positiven Gedanken mir gegenüber. Und sehr viel Akzeptanz.
Mittlerweile kann ich sogar Komplimente annehmen ohne es zu hinterfragen. Mega Fortschritt.


Schön, wenn du selber Fortschritte feststellst.

Deine Worte, dass in deiner Kindheit bei dir schon viel kaputt gemacht wurde, sind schon heftig. Und ich denke, diese wähltest du nicht ohne Grund.

Für die Gegenwart kann das passende Mindset, an dem du arbeitest, schon viel ausrichten. Was ich zusätzlich noch empfehlen kann, wenn noch nicht geschehen, ist es dich den alten Narben aus der Kindheit zu widmen. Stichwort: Innere-Kind-Arbeit. Dieses verletzte Kind steckt immer noch in dir - wie in jedem anderen. Und nun bist du Erwachsen und kannst lernen, ihm mit deinen erwachsenen Anteilen selbst Zuwendung, Raum, Geborgenheit, Akzeptanz, Sicherheit und Nähe zu geben.

Noch eine Möglichkeit um mehr Selbstliebe zu erreichen, ist Mindfulness Self Compassion.

Zitat:
Aber ich hatte bis jetzt nicht wirklich Glück in der Liebe. Habe bis jetzt immer einen ähnlichen Typen von Mann angezogen...es waren immer Zufälle. Irgendwann sucht man dann natürlich den Fehler bei sich, wenn es dann nicht klappt.


Zufälle gibt es bei der Partnerwahl nicht wirklich. Beziehungsmuster sind sogar sehr hartnäckig, da sie sich unbewusst abspielen. Mit einer schwierigen Kindheit, bist du hier in keiner besonders einfachen Ausgangslage.

Es sind sehr komplexe Themen. Beziehungsmuster wiederholen sich in Dauerschleife, bis Unbewusstes ins Bewusstsein rückt und dann erst Verhaltensänderungen möglich sind.

Was für Parallelen erkennst du denn bei deinen bisherigen Beziehungen/Männern? Auf was führst du deine große Anpassung an ihn zurück?

28.12.2019 02:19 • x 3 #6


isaSchreibt
Danke dir erstmal für deine Mühe

Bis jetzt bin ich immer ziemlich schnell in eine Partnerschaft reingeschlittert. Sonst war ich immer der Part der nie so richtig wusste was sie wollte, hab mich distanziert, war nicht ehrlich mit mir und den anderen.
Ich war immer das Problem, an mir hat es gelegen. So hat es sich angefühlt.

Bei ihm wollte ich alles anders machen, nicht viel nachdenken, wie sonst immer.

Probleme und Gedanken direkt ansprechen, nichts in mich rein fressen. Aber ich merkte, daß ich nicht mit ihm sprechen konnte. Er blockte ab oder wurde zickig.

Ich habe ihm zb gesagt wie wichtig es mir ist, Bestätigung und Zuneigung zu bekommen. Das was ich ihm auch immer gab, kam aber nie zurück.

Ich liebte quasi gegen eine Wand.

Natürlich fühlt man sich dann veräppelt. Dieses rumgeeiere. Ich hatte immer mehr ein schlechtes Bauchgefühl und Albträume.

Da weiß ich eigentlich direkt, dass was nicht stimmt. Und sein Verhalten bestätigt es nur noch.
Man könnte meinen er wäre eine frühere Version von mir.

Es ist so kompliziert alles

28.12.2019 03:06 • x 3 #7


F
Was hielt dich bei ihm? Was war der Grund, dass du mit einem Mann der abblockt und zickig wird, wenn du mit ihm sprechen willst, zusammen geblieben bist? Der deine Wünsche und Bedürfnisse missachtet und nicht erfüllt? Bei dem du dich fühltest, als ob du gegen eine Wand liebst? Auf den du Albträume und ein schlechtes Bauchgefühl zurückführst?

Kennst du das von irgendwo anders?

Und nochmal die Frage von vorher:

Zitat:
Auf was führst du deine große Anpassung an ihn zurück?

28.12.2019 03:45 • x 1 #8


E
Zitat von isaSchreibt:
Der es zugelassen hat, dass ich die Fehler bei mir gesucht habe und ich mich schuldig für alles gefühlt habe.

Dabei wollte ich doch eigentlich nur geliebt werden.


Mit welchen Mitteln hätte er Dich aus Deiner Sicht denn davon abhalten können?

Warum bist Du der Meinung, er hätte Dich überhaupt davon abhalten sollen?

Was ist so unerträglich daran, die eigenen Fehler zu reflektieren?

Was hindert Dich daran, Dich dennoch nicht schuldig für alles fühlen zu müssen?

Was hast Du stattdessen genau von ihm erwartet?

Was für einen Mann hast Du in ihm gesehen?

Es ist nicht seine Aufgabe, Dich davon abzuhalten destruktive Muster anzuwenden.

Er ist Dein Partner - nicht Dein Papa...!

Liebe Grüße
Simply

28.12.2019 06:58 • x 1 #9


isaSchreibt
Zitat von Fullspeed:
Was hielt dich bei ihm? Was war der Grund, dass du mit einem Mann der abblockt und zickig wird, wenn du mit ihm sprechen willst, zusammen geblieben bist? Der deine Wünsche und Bedürfnisse missachtet und nicht erfüllt? Bei dem du dich fühltest, als ob du gegen eine Wand liebst? Auf den du Albträume und ein schlechtes Bauchgefühl zurückführst?

Kennst du das von irgendwo anders?

Und nochmal die Frage von vorher:



Um ehrlich zu sein, weil ich es nicht anders kenne.
Er repräsentierte das was ich seit Kind auf kenne, nicht selbstverständlich geliebt zu werden.
Das in der Luft hängen und nicht wissen woran man ist.
Wenn man nicht funktionierte, oder gerade keine Lust da war, wurde man dann eben ignoriert oder mit Liebesentzug bestraft.

Vielleicht habe ich deshalb noch an ihm fest gehalten, weil es normal für mich war auch wenn es mich eigentlich verletzt.

Und zusätzlich habe ich mir unbewusst eine Traumvorstellung von ihm erstellt, in dem sein Verhalten ein Ausdruck von Liebe war und ich einfach falsch liege mit meinen Mutmaßungen.

28.12.2019 17:12 • x 1 #10


W
Hallo Isa,

ich führte mit meinem Partner die ersten zwei Jahre ebenfalls ein on-/off Beziehung, bis wir schlussendlich ein Jahr getrennt waren. Das war vor vier Jahren, seit drei Jahren führen wir eine tolle Beziehung mit allem was dazugehört: Hauskauf, Kinderplanung (bis auf Hochzeit, ist generell nichts für uns ev. später mal mit Kindern).

Das was ich aus deiner Geschichte rauslese, ist dieses ständige kreisen der Gedanken in Bezug auf ihn. Ja du hast dich tatsächlich selbst verloren und solange du diesen Zustand in dir trägst wird es generell schwer mit Beziehungen. Ich musste das in unserem Trennungsjahr erst mal verstehen. Seit ich den Fokus primär auf mich und mein Wohlbefinden lege funktioniert unsere Beziehung besser als jede zuvor, wir verstehen uns blind sind und das für noch hoffentlich sehr lange.

Einfach mal zum Nachdenken.

28.12.2019 17:37 • x 1 #11


K
Merke, On Off, ist immer ein Zeichen für fehlende Kompatibilität. Es wäre hier sinnvoll für dich klarer zu werden.
Du kannst von anderen Menschen immer nur so sehr geliebt werden, wie du dich selber liebst.
Mach dich unabhängig von der Liebe anderer Menschen!

28.12.2019 17:47 • x 1 #12


F
Zitat von isaSchreibt:
Um ehrlich zu sein, weil ich es nicht anders kenne.
Er repräsentierte das was ich seit Kind auf kenne, nicht selbstverständlich geliebt zu werden.
Das in der Luft hängen und nicht wissen woran man ist.
Wenn man nicht funktionierte, oder gerade keine Lust da war, wurde man dann eben ignoriert oder mit Liebesentzug bestraft.

Vielleicht habe ich deshalb noch an ihm fest gehalten, weil es normal für mich war auch wenn es mich eigentlich verletzt.


Dazu nochmals ein kleiner Dekurs in die oberflächliche Theorie:

In so einem Umfeld zu Leben ist für niemanden angenehm. Für ein Baby/Kind nicht nur unangenehm, sondern lebensbedrohlich, da es von der Liebe und Unterstützung der Eltern abhängig ist - alleine stirbt es.

Liebeentzug, ignoriert zu werden ist mit das gefährlichste was dem Kind passieren kann. Es tut alles daran, die Liebe nicht zu verlieren, bezieht alles auf sich: Ich muss etwas falsch gemacht haben / falsch sein.

Einwurf:
Zitat:
dass ich die Fehler bei mir gesucht habe und ich mich schuldig für alles gefühlt habe. Dabei wollte ich doch eigentlich nur geliebt werden.


Fällt dir schon was auf?

Weiter geht's:

Ich bleibe vorerst in einer symbolischen Sprache, dabei ist hier vielleicht manches besser ersichtlich: Jeder Mensch trägt ein Art Sack bei sich, der im Laufe der Zeit immer länger wird. (Nein, nicht nur die Männer - stell dir das einfach als eine Art Sack vor, der am Gürtel hängt.) Da für das Baby und Kind das Überleben davon abhängt, dass es so ist, dass die Eltern es lieben, beginnt es Anteile, auf die negative Reaktionen erfolgen, in diesen Sack zu packen.

Wütend sein - rein damit, trotzig sein - rein damit, traurig sein - rein damit, aufgedreht/lebendig sein - rein damit, die eigenen Bedürfnisse für wichtig zu halten - rein damit. Anpassungsleistungen.

Der Sack wird so im Laufe des Lebens kilometerlang und diesen ziehst du mit dir mit. Hin und wieder lässt sich zwar hineinpacken und etwas davon hervorholen. Meistens sind diese Anteile aber nicht greifbar und nicht für dich verfügbar.

Eines der Hauptprobleme, das bei dir dadurch entstanden ist, betreffen deinen Selbstwert. Verinnerlichte Glaubenssätze: Ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden schlagen zusätzlich auf diesen ein. Du hast es schlicht und einfach nie wirklich gelernt, dass deine Bedürfnisse etwas zählen und du unabhängig von den Reaktionen deiner Umwelt wertvoll und wunderbar bist.

Aber jetzt die gute Nachricht: Das lässt sich wieder richten. Kaputt gemacht wurdest du durch deine Vergangenheit nicht:

Wie gesagt diesen erwähnten Sack trägst du immer noch bei dir. Und in diesem, steckt alles drin, was du benötigst: Deine versteckten Bedürfnisse, Durchsetzungskraft, Abgrenzungsfähigkeit, Selbstliebe - ja auch diese geht mit solchen Erfahrungen in dem Sack verloren. Das wird Zeit brauchen, bis du draufkommst, was alles in diesem Sack ist. Du kannst es nun lernen gezielt hineinzugreifen und diese Dinge wieder hervorzuholen und zu verwenden:

Das ist nicht einfach, denn damit musst du aus deiner Komfortzone (Altbewährtes) heraus. Das wird oft unangenehm sein und auch teilweise zunächst Angst machen. Es erfordert ständige Praxis im Alltag und somit wirst du gefordert sein, jeden Tag über deinen eigenen Schatten zu springen. Das wird dann jeden Tag leichter (Erfolgserlebnisse damit, folglich wird das zu etwas bewährten und zu deiner neuen Komfortzone) und die bisher im Sack versteckten Anteile können wieder lernen: Ich muss nicht mehr in diesem Sack bleiben. Draußen ist es jetzt sicher. Du integrierst sie wieder in deine Persönlichkeit. Besser erklären kann ich es nicht, da zählt dann die Erfahrung. Dein Selbstwert wird mit zunehmender Praxis unweigerlich steigern, je mehr du lernst du selbst zu sein, für deine wirklichen Bedürfnisse/Werte einstehst und damit auch Erfolg haben wirst.

Die Kombination Psychotherapie und Meditation finde ich dazu die besten Methoden, um erwähntes zu erreichen.

Zum Schluss noch ein für mich sehr bewegendes Gedicht von Tich Nath Hang - was das ganze sehr gut zum Ausdruck bringt. Es empfiehlt sich auch dieses mehrfach oder täglich zu lesen:

Zitat:
Du bist wundervoll, so wie du bist.
Versuche nicht, jemand anderes zu sein.
Das wonach du suchst, ist bereits da, in dir.
Es liegt nicht außerhalb deiner selbst.
Du bist bereits, was du werden möchtest,
und du bist wundervoll, so wie du bist.
Du musst nicht in die Zukunft gehen,
um zu werden, was du sein willst.
Alles, wonach du suchst, ist schon da.
Im Hier und Jetzt.

28.12.2019 19:09 • x 2 #13


isaSchreibt
Zitat von Fullspeed:

Dazu nochmals ein kleiner Dekurs in die oberflächliche Theorie:

In so einem Umfeld zu Leben ist für niemanden angenehm. Für ein Baby/Kind nicht nur unangenehm, sondern lebensbedrohlich, da es von der Liebe und Unterstützung der Eltern abhängig ist - alleine stirbt es.

Liebeentzug, ignoriert zu werden ist mit das gefährlichste was dem Kind passieren kann. Es tut alles daran, die Liebe nicht zu verlieren, bezieht alles auf sich: Ich muss etwas falsch gemacht haben / falsch sein.

Einwurf:


Fällt dir schon was auf?

Weiter geht's:

Ich bleibe vorerst in einer symbolischen Sprache, dabei ist hier vielleicht manches besser ersichtlich: Jeder Mensch trägt ein Art Sack bei sich, der im Laufe der Zeit immer länger wird. (Nein, nicht nur die Männer - stell dir das einfach als eine Art Sack vor, der am Gürtel hängt.) Da für das Baby und Kind das Überleben davon abhängt, dass es so ist, dass die Eltern es lieben, beginnt es Anteile, auf die negative Reaktionen erfolgen, in diesen Sack zu packen.

Wütend sein - rein damit, trotzig sein - rein damit, traurig sein - rein damit, aufgedreht/lebendig sein - rein damit, die eigenen Bedürfnisse für wichtig zu halten - rein damit. Anpassungsleistungen.

Der Sack wird so im Laufe des Lebens kilometerlang und diesen ziehst du mit dir mit. Hin und wieder lässt sich zwar hineinpacken und etwas davon hervorholen. Meistens sind diese Anteile aber nicht greifbar und nicht für dich verfügbar.

Eines der Hauptprobleme, das bei dir dadurch entstanden ist, betreffen deinen Selbstwert. Verinnerlichte Glaubenssätze: Ich muss mich anpassen, um geliebt zu werden schlagen zusätzlich auf diesen ein. Du hast es schlicht und einfach nie wirklich gelernt, dass deine Bedürfnisse etwas zählen und du unabhängig von den Reaktionen deiner Umwelt wertvoll und wunderbar bist.

Aber jetzt die gute Nachricht: Das lässt sich wieder richten. Kaputt gemacht wurdest du durch deine Vergangenheit nicht:

Wie gesagt diesen erwähnten Sack trägst du immer noch bei dir. Und in diesem, steckt alles drin, was du benötigst: Deine versteckten Bedürfnisse, Durchsetzungskraft, Abgrenzungsfähigkeit, Selbstliebe - ja auch diese geht mit solchen Erfahrungen in dem Sack verloren. Das wird Zeit brauchen, bis du draufkommst, was alles in diesem Sack ist. Du kannst es nun lernen gezielt hineinzugreifen und diese Dinge wieder hervorzuholen und zu verwenden:

Das ist nicht einfach, denn damit musst du aus deiner Komfortzone (Altbewährtes) heraus. Das wird oft unangenehm sein und auch teilweise zunächst Angst machen. Es erfordert ständige Praxis im Alltag und somit wirst du gefordert sein, jeden Tag über deinen eigenen Schatten zu springen. Das wird dann jeden Tag leichter (Erfolgserlebnisse damit, folglich wird das zu etwas bewährten und zu deiner neuen Komfortzone) und die bisher im Sack versteckten Anteile können wieder lernen: Ich muss nicht mehr in diesem Sack bleiben. Draußen ist es jetzt sicher. Du integrierst sie wieder in deine Persönlichkeit. Besser erklären kann ich es nicht, da zählt dann die Erfahrung. Dein Selbstwert wird mit zunehmender Praxis unweigerlich steigern, je mehr du lernst du selbst zu sein, für deine wirklichen Bedürfnisse/Werte einstehst und damit auch Erfolg haben wirst.

Die Kombination Psychotherapie und Meditation finde ich dazu die besten Methoden, um erwähntes zu erreichen.

Zum Schluss noch ein für mich sehr bewegendes Gedicht von Tich Nath Hang - was das ganze sehr gut zum Ausdruck bringt. Es empfiehlt sich auch dieses mehrfach oder täglich zu lesen:




Schön gesagt, danke dir.
Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich die Antwort eigentlich schon weiß, aber man ist sich dennoch unsicher. Deswegen bin ich sehr froh, wenn andere sich die Mühe machen mich aus diesem toten Winkel hinauszuziehen.

Vor meinem Studium habe ich mich extrem viel mit dem Buddhismus beschäftigt und es hat mir unglaublich geholfen. Durch das Studium, das mir unter anderem aufgezeigt hat was alles schief gelaufen ist bei mir und dem Stress, gingen aber leider meine Ressourcen zur Neige.

Und ich glaube die einzige (Pseudo) Ressource die ich hatte, war die Zuneigung von Menschen zu bekommen, bei denen ich dafür kämpfen musste. Sobald sie sich abgewendet haben, ging es mir signifikant schlechter. Etwas unglaublich instabiles.
Die Personen die sich aber um mich bemühten habe ich weggestoßen, damit bestimmt verletzt...weil ich dachte sie würden mir nicht gut tuen.

Es ist gruselig seine Gedanken über sich selbst aufzuschreiben.

28.12.2019 19:37 • x 1 #14


F
Zitat von isaSchreibt:
Vor meinem Studium habe ich mich extrem viel mit dem Buddhismus beschäftigt und es hat mir unglaublich geholfen. Durch das Studium, das mir unter anderem aufgezeigt hat was alles schief gelaufen ist bei mir und dem Stress, gingen aber leider meine Ressourcen zur Neige.


Was für ein Studium hast du gemacht?

Wenn dir der Buddhismus (tolles Thema) unglaublich geholfen hat - wie wäre es diesen wieder als Ressource und eigenständige Kraftquelle in dein Leben zu integrieren?

Zitat:
Es ist gruselig seine Gedanken über sich selbst aufzuschreiben.


Ist es. Und es ist Schritt 2 von 3:

Erkennen und Benennen ist erfolgt. Erst das schafft die Möglichkeit zur Verhaltensänderung. Was nicht erkannt und benannt werden kann, kann auch nicht verändert werden. Also: Schonmal ein guter Schritt.

Zitat:
Und ich glaube die einzige (Pseudo) Ressource die ich hatte, war die Zuneigung von Menschen zu bekommen, bei denen ich dafür kämpfen musste. Sobald sie sich abgewendet haben, ging es mir signifikant schlechter. Etwas unglaublich instabiles.
Die Personen die sich aber um mich bemühten habe ich weggestoßen, damit bestimmt verletzt...weil ich dachte sie würden mir nicht gut tuen.


Wenn du das erkennst hast du folgende Möglichkeit:

Anstatt dich von bemühten Menschen zu distanzieren: Zunächst einmal dem
eigenen Wunsch nach Beziehung und Begegnung mit dem Anderen stellen. So wird es möglich, dabei innere Befürchtungen, empfundene Erwartungen und reale Gegebenheiten voneinander zu unterscheiden, und sich mit dieser Haltung dem Anderen zuzuwenden.

Anstatt um Liebe zu kämpfen: Statt automatisch in die Leistung zu gehen, Bezie-
hung zur eigenen Kostbarkeit aufnehmen. Indem du dich in deiner Werthaftigkeit spürst mit dem, wie es dir geht und was dir möglich ist, ohne dich zu überfordern, fundierst du
gleichzeitig deinen Grundwert. Dies ermöglicht dir, dich innerhalb der Beziehung neu zu positionieren und dich gegen nicht stimmige (innere oder äußere) Erwartungen abzugrenzen.

28.12.2019 19:56 • #15


A


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