54

Partner / Beziehung mit Suchterkrankung - Erfahrungen

baba
Zitat von blumenfrau:
Und selbst wenn er sich von selbst für einen Entzug entscheidet und diesen auch durchzieht: die meisten Beziehungen zerbrechen danach.
Weil er clean ein anderer Mensch ist. Weil du trotzdem so schnell die co-Abhängigkeit nicht ablegen kannst (im Grunde musst du dann auch eine Therapie machen) und - ganz wichtig - weil er durch dich an seine Sucht-Vergangenheit erinnert wird. Er will aber neu anfangen, neu gesehen werden und viele suchen sich dann eine neue Beziehung.


Das ist ein guter Punkt. Wir kommen nicht so schnell zum Hamsterrad raus. Leider. Die Therapien gehen gerade in der CH nur den Süchtigen an, nicht das Umfeld. Es gibt keine konkrete Anleitung was wann zu tun ist. Das fehlte mir immer als Angehörige.

04.01.2020 23:56 • x 1 #16


E
Mein ex war Opiatabhängig und nahm auch sonst alles was er bekommen konnte (Dro., Speed, auch h etc.). Ich habe das mehr oder weniger ignoriert- er wollte auch nicht aufhören. Wenn ich ihn mal wieder irgendwo in seiner eigenen kotze gefunden hatte, hat er sich auch nicht geschämt sondern nur von der gut Party geschwärmt. Klingt nach Teenie, aber der Mann war Ende 40 und nicht mehr zu retten. Meine Strategie war Struktur bieten, bei aufräumarbeiten helfen, schöne Erlebnisse jenseits der Party schaffen. Da er natürlich weder Leben noch Haushalt noch sonst irgendetwas auf die Reihe bekommen hat, gab ich schließlich völlig erschöpft auf und trennte mich. Also von mir auch keine positive prognose.

05.01.2020 00:24 • x 2 #17


A


Partner / Beziehung mit Suchterkrankung - Erfahrungen

x 3


O
Hallo @La-Fleur .

Ich finde das ist ein sehr interessantes Thema. Ich kann meine persönliche Erfahrung zu einen ehemaligen sehr sehr guten Freund erzählen. Also ich sah ihn auf jeden Fall so.

2012 fing ein neuer Mitarbeiter bei uns in der Firma an. Er war nur ein paar Jahre älter als ich, wir hatten uns super verstanden und ich mochte ihn.
Er war ziemlich geradeaus würde ich sagen und schien was im Köpfchen zu haben.
Ich bekam die Aufgabe damals ihn einzuarbeiten und so lernten wir uns besser kennen. Irgendwann fragt man auch privates und so erzählt man sich halt und es kam dazu dass wir uns auf ein B. trafen.
Mit der Zeit kriegte ich natürlich mit dass er ki..fft. Ok, an für sich jetzt nichts wildes dachte ich mir, auch wenn er für mich aus dem alter eigentlich raus sein sollte. Ganz besonders wenn man bedenkt dass dieser Mann verheiratet und zweit Kinder im Jugendalter hatte.

Mit der Zeit verbrachten wir mehr Zeit zusammen. Meine Frau und seine Frau verstanden sich prächtig und auch die Kinder. So konnte ich sehen dass er seine Mischungen im Wohnzimmer fertig machte. Da fragte ich ihn zum ersten mal ob er das immer so machen würde. Klar, meinst du ich gehe extra raus deswegen? Meine Frau und meine Kinder kennen das... sagte er

Das warf für mich ein vollkommen anderes Bild von ihm rüber.
Ich kannte ihn als verantwortungsvollen Ehemann und Vater und jetzt sah ich plötzlich das er morgens nach dem Aufstehen, zwei Stunden später nochmal, dann kurz nochmal nachmittags, abends wieder und kurz vorm zu Bett gehen.
Das oberste konnte ich sehen weil wir dann mal alle zusammen im Urlaub waren und da fragte ich ihn ob er es nicht zu viel findet.
Am Wochenende mache ich das immer, unter der Woche geht ja nicht so viel weil ich arbeiten muss.

Ich beobachtete wie er mit der Zeit zunehmend aggressiv wurde.
Er rastete wegen jeder Kleinigkeit aus, ging oft verbal auf mich und andere los und hetzte was das Zeug hält.
Ich suchte das Gespräch und fragte ihn ob er nicht Bock hätte mit mir am Wochenende einen trinken zu gehen. Ich wollte mit ihm reden weil er erzählt für sich er wäre weder agressiv noch jähzornig. Noch wusste ich nicht, dass auch andere D.ro.gen mit im Spiel waren und das regelmäßig.
Ich fuhr zu ihm und von dort aus wollte wir uns ein Taxi nehmen.
Seine Frau wie immer, ein Lächeln im Gesicht, freudestrahlend und immer diplomatisch hatte ich das Gefühl, begrüßte mich.
Im Wohnzimmer angekommen sehe ich wie er sich gerade eine Nase zieht.
Da war ich vollkommen fassungslos. Gleichzeitig fragt mich seine Frau ob ich ein Kaffee will. Kann ja noch ein paar Minuten dauern.
Ich sage nee lass mal und wandte mich ihm zu. Ich sag, sag mal hast du sie noch alle? Was machst du da? Wir wollen ein B. trinken gehen und du ziehst dir hier K.o.ks rein?

Ich sag nee sorry. So gehe ich nicht mit dir weg. Es gab dann laute Gegenangriffe von ihm und seine Frau und ich versuchten ihn zu beruhigen.
Am Ende warf er mich raus mit den Worten verpi....s dich.

Ich zog mich zurück auch privat, aber auf der Arbeit ging es tagtäglich weiter.
Er wurde jähzornig immer und immer mehr. Seine Frau brach den Kontakt zu meiner ab und sagte nichts dazu.
Mir tat das schon leid vor allem weil ich so blind war das zu erkennen.

Mit der Zeit bekam ich von anderen Kollegen mit die mit ihm noch ein kurzes Weilchen Kontakt hatten, dass er wirklich auch von anderen Substanzen abhängig ist.

Eines Tages, 2016 war das glaube ich, kam er zu spät. Ich dachte er hätte verschlafen. Er schlug um sich, schubste mich zur Seite, nahm sich ein nageleisen und stürmte auf mich zu.
Ich konnte ihn zum Glück abwehren und auch zu Boden bringen. Das danach kann man sich denken.
Polizei, Geschäftsführung, Betriebsrat, fristlose Kündigung für ihn usw usf.

Mehrfach habe ich vorher auch das Gespräch zu ihm gesucht. Ihn gefragt ob ich ihn helfen kann. Er wollte nicht.

Mir tun seine Frau und seine Kinder leid. Sein ältester ist jetzt 20 geworden und sein jüngster wird 18.
Seine Frau sehe ich ab und an beim einkaufen oder so auf der Straße.
Dann winkt sie wieder von weitem wenn sie alleine ist mit einen riesen Lächeln im Gesicht.
Die Dro. hat ihn kaputt gemacht denke ich. Er hat die Kontrolle verloren.

In einen anderen Fall, aber da kenne ich nur den Anschluss, ist ein Jugendfreund aus der Schulzeit von mir, tod vor der Dro., also der Tür gefunden worden. Ich wusste noch nicht mal das er Dro. nahm. Wir hatten uns aus den Augen verloren.
Er ist damals nach der Schulzeit mit seinen Eltern nach Frankfurt gezogen. Sehr lieber Kerl gewesen. Dann sahen wir uns nicht mehr und irgendwann durch social Media wieder Kontakt.
Bis diese Nachricht auf sein Profil kam mit Abschiedsgrüßen und Beileidsbekundungen.

Das von mir

Nachtrag:

( sollte es hier nicht reinpassen weil die Frage auf Partnerschaftliche Beziehungen bezogen war, dann einfach ignorieren)

Lg

Odysseas

05.01.2020 11:01 • x 1 #18


La-Fleur
Zitat von Odysseas:
Seine Frau wie immer, ein Lächeln im Gesicht, freudestrahlend und immer diplomatisch hatte ich das Gefühl, begrüßte mich.
Im Wohnzimmer angekommen sehe ich wie er sich gerade eine Nase zieht.
Da war ich vollkommen fassungslos. Gleichzeitig fragt mich seine Frau ob ich ein Kaffee will. Kann ja noch ein paar Minuten dauern.



Das finde ich schon heftig.

05.01.2020 11:58 • x 2 #19


La-Fleur
@Odysseas wie haben sich die Kinder in dem Umfeld entwickelt, in dem eine Mutter alles weg lächelt.

Die Erfahrung passt gut hier rein, ich fragte ja auch nach Leben mit Kindern etc.

05.01.2020 12:07 • x 1 #20


O
Zitat von La-Fleur:
wie haben sich die Kinder in dem Umfeld entwickelt, in dem eine Mutter alles weg lächelt.


Sie zocken den ganzen Tag. Verlassen kaum ihr Kinderzimmer und laufen der Mutter für jeden scheis hinterher und umgekehrt auch.

Auch im Urlaub waren sie nur mit ihren Handys beschäftigt.
Öfters hatte ich angesprochen ob ich die kids nicht mit zum Sport ins dojo mitnehmen kann. Aber Interesse bestand keins. Auch von den jungs.
Soziale Kontakte hatten sie kaum.

Der älteste hat die Schule mit ach und Krach beendet und ist jetzt arbeitslos.

05.01.2020 12:22 • x 1 #21


La-Fleur
Zitat von Odysseas:

Sie zocken den ganzen Tag. Verlassen kaum ihr Kinderzimmer und laufen der Mutter für jeden scheis hinterher und umgekehrt auch.

Auch im Urlaub waren sie nur mit ihren Handys beschäftigt.
Öfters hatte ich angesprochen ob ich die kids nicht mit zum Sport ins dojo mitnehmen kann. Aber Interesse bestand keins. Auch von den jungs.
Soziale Kontakte hatten sie kaum.

Der älteste hat die Schule mit ach und Krach beendet und ist jetzt arbeitslos.



Und damit wäre nicht nur Suchterkrankte verantwortlich sondern auch der Part der es nicht ist...zumindest macht es deutlich das in dem Fall hier die Mutter selbst höchst instabil ist, was sich in dem Weglächeln von Problemen zeigt, dem Aussetzen von Gefahr bezüglich der Dro., das da genauso ein Missbrauch stattfinden kann. Alles in allem ist also quasi die ganze Familie abhängig, der Vater von Dro., die Mutter von ihrer eigenen Seifenblase und die Kinder von medialer Beriselung, alle 4 Kompensieren ihre Defizite durch Rausch ....sehr tragisch.

Ich danke dir für das Teilen dieser Erfahrung, das hilft mir sehr weiter.

05.01.2020 13:10 • x 3 #22


O
Zitat von La-Fleur:
Und damit wäre nicht nur Suchterkrankte verantwortlich sondern auch der Part der es nicht ist...zumindest macht es deutlich das in dem Fall hier die Mutter selbst höchst instabil ist, was sich in dem Weglächeln von Problemen zeigt, dem Aussetzen von Gefahr bezüglich der Dro., das da genauso ein Missbrauch stattfinden kann. Alles in allem ist also quasi die ganze Familie abhängig, der Vater von Dro., die Mutter von ihrer eigenen Seifenblase und die Kinder von medialer Beriselung, alle 4 Kompensieren ihre Defizite durch Rausch ....sehr tragisch.


Ja definitiv.
Mich hat der Angriff auf mich wirklich geschockt am Ende. Der Rest vorher natürlich auch und es nahm mich sehr mit. Aber der körperliche Angriff auf meine Person, mit den Vorsatz mich wirklich massiv zu verletzen schockte mich.
Mir wurde von allen Seiten geraten ihn anzuzeigen um ihn in seine Schranken zu weisen, vor allem um eine eventuelle Anzeige seinerseits entgegenzukommen. Doch ich ließ davon ab. Dadurch dass ich ihn bei der Abwehr zu Boden brachte, verletzte ich ihn. Nicht stark aber sein Arm schmerzte stark.

Ich konnte nicht fassen was er da vor hatte und fragte ihn immer wieder was ist den bloß los mit dir man...

Er war wie fixiert. Er hatte einen dermaßen hohen Hass in seinen Augen den ich zuvor noch nie gesehen hatte.
Er muss in dem Moment unter Dro. gestanden haben.

Wenn ich jetzt darüber schreibe und über diesen Moment nachdenke kommt es wieder hoch. Ich wünsche keinem in so einer Situation zu kommen.

Ich hoffe für ihn das er die Kurve kriegt und das seine Frau ebenfalls ihre Anteile durch ihr nicht handeln erkennt oder erkannt hat um sich und die Kinder von diesen Menschen zu lösen.


Zitat von La-Fleur:
Ich danke dir für das Teilen dieser Erfahrung, das hilft mir sehr weiter.


Nichts zu danken.

05.01.2020 13:37 • x 1 #23


La-Fleur
Zitat von Odysseas:
Ich hoffe für ihn das er die Kurve kriegt und das seine Frau ebenfalls ihre Anteile durch ihr nicht handeln erkennt oder erkannt hat um sich und die Kinder von diesen Menschen zu lösen.



Das kann man ja bezweifeln, wenn man in dem Zustand über Jahre so gelebt hat, den eine tatsächliche Konsequenz ist ja nie erfolgt.

05.01.2020 14:17 • x 1 #24


O
Zitat von La-Fleur:
Das kann man ja bezweifeln, wenn man in dem Zustand über Jahre so gelebt hat, den eine tatsächliche Konsequenz ist ja nie erfolgt.


Ja das bezweifle ich ja auch. Deshalb sagte ich ich hoffe.
Ich hoffe wirklich. Aber wirklich glauben tue ich es nicht.

Es war sehr extrem. Deshalb die Hoffnung.

Aber wenn man es nüchtern betrachtet und von außen,....ja...
Wo all die Jahre nie eine Reaktion oder Änderung gab, wird auch jetzt gerade auch in dem Alter nie eine Änderung geben.

05.01.2020 14:24 • x 1 #25


La-Fleur
Zitat von Odysseas:

Ja das bezweifle ich ja auch. Deshalb sagte ich ich hoffe.
Ich hoffe wirklich. Aber wirklich glauben tue ich es nicht.

Es war sehr extrem. Deshalb die Hoffnung.

Aber wenn man es nüchtern betrachtet und von außen,....ja...
Wo all die Jahre nie eine Reaktion oder Änderung gab, wird auch jetzt gerade auch in dem Alter nie eine Änderung geben.



Leider,ja

06.01.2020 21:12 • #26


La-Fleur
Mich würde es noch freuen Antworten zu erhalten, bezüglich warum eine Suchterkrankung entstand. Lg.

06.01.2020 21:45 • #27


L
Ich selbst bin polytox (Mehrfachabhängig, aber clean). Ich konsumierte, weil ich es wollte. Klar spielt das Umfeld (schlechtes Elternhaus, später schlechte Partner) eine große Rolle, aber niemand von ihnen führte mich an Dro. bzw zwang mich diese zu konsumieren.
Die Rahmenbedingungen sind Wegweiser, die Richtung bestimmen wir selbst.
Heute mag ich meinen Kopf klar und vor allem dass ich die Kontrolle darüber habe. Aber es war ein langer Weg bis dorthin.

06.01.2020 21:56 • x 1 #28


E
Kennst du das Buch Bindung und Sucht von Brisch? Der besagt, dass wenn von Anfang an keine vernünftige Bindung zu einer Person hergestellt werden kann, bei welcher man Trost und Schutz erfährt, der Mensch auf Ersatzobjekte zurückgreift und dies dann im Zweifel ein Leben lang so bei behält. Eine Beziehung zu einer Person kann diese frühe Prägung auf Beziehung zu einem Ersatzobjekt nie mehr toppen.

06.01.2020 21:58 • x 1 #29


La-Fleur
Zitat von Leomie:
Ich konsumierte, weil ich es wollte


Das da, das finde ich sehr interessant.

06.01.2020 21:58 • x 1 #30


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag