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Religion als unüberwindbare Differenz?

L
Hallo ihr Lieben,
zuerst einmal möchte ich vorwegnehmen, dass ich hoffe, dass möglichst viele hier vielleicht eine Rückmeldung zu dem Thema hinterlassen.

Um die Situation besser nachvollziehen zu können muss ich leider einen etwas größeren Bogen spannen.

Meine Ex-Partnerin und ich sind vor ca. 5 Jahren zusammen gekommen, in einer Phase, in der ich eigentlich gar nicht für eine Beziehung bereit war, sie mich jedoch mehrmals vor die Wahl gestellt hatte sie oder gar nicht und da mir bereits da sehr viel an ihr lag habe ich mich letztendlich auch dafür entschieden.
Schnell habe ich gemerkt wie gut sie mir tut und wie gut es mir auch tat mit ihr zusammen zu sein. Wir haben zwar eine Fernbeziehung geführt, aber wir wussten, dass sie nach einer gewissen Zeit in die Stadt in der ich lebe zurückkommen wird. Nach bereits sehr kurzer Zeit haben wir festgestellt, dass es etwas zwischen uns gibt, was die Beziehung nicht gerade vereinfacht, sie ist streng katholisch (polnisch) erzogen und ich wurde mit keinem Glauben erzogen und habe auch nie einen entwickelt. Ihre Eltern waren dementsprechend von Anfang an auch gegen die Beziehung. Dieser Umstand machte es ihr natürlich auch schwer damit umzugehen. Nichts desto trotz haben wir uns beide voll auf die Beziehung eingelassen und waren zu weiten Teilen sicherlich auch sehr glücklich miteinander. Klar gab es auch gewisse Streitigkeiten zwischen uns.
Anfang des vergangenen Jahres hat es jedoch zwischen uns sehr gekriselt, sie hat einige Dinge kritisiert und wollte eigentlich damals schon nicht weiter diese Beziehung führen (waren dann auch für 2 Wochen getrennt). Hauptsächlich haben sie Dinge im Bezug auf Ihre Familie gestört, z.b. dass ich da nicht immer gerne mit hingefahren bin bzw. zu selten. Ich muss dazu sagen, dass es mir nicht leicht fiel zu wissen, dass man eigentlich immer in Frage gestellt wird. Des Weiteren haben wir festgestellt, dass mangelnde Kommunitation zwischen uns eine bedeutende Rolle spielt, da sie es beispielsweise nur selten hinbekommen hat mir Dinge mitzuteilen, die sie gestört haben. Naja wir haben uns dann nochmal zusammen gerafft und mehr denn je wollten wir eine gemeinsame Zukunft aufbauen und haben unsere Pläne genauer geschmiedet. So weit, dass wir nach ihrem Studium in der anderen Stadt angefangen haben eine gemeinsame Wohnung zu suchen (sie hat katholische Religion studiert). Letztendlich haben wir eine tolle gemeinsame Wohnung gefunden und sind zusammen gezogen. Da wir ihre Eltern quasi vor vollendete Tatsachen gestellt haben wäre der Kontakt zu denen fast abgebrochen - im Nachhinein muss ich sagen, dass ich ihr vielleicht nicht die notwendige Wertschätzung für diesen Schritt gezeigt habe.
Die ersten Wochen und Monate waren wunderschön, wir haben viel zusammen gemacht und uns einfach nur Pudelwohl gefühlt, doch irgendwann hat das nachgelassen, sie musste viel arbeitstechnisch tun und ich habe mich eher mit Medien abgelenkt, sodass wir nicht mehr viel gemeinsam am Abend nach dem jeweiligen Arbeitstag unternommen haben. Das hat sich dann in allen Bereichen unserer Beziehung auch irgendwo bemerkbar gemacht. Hinzu kam, dass eine enge Verwandte im Sterben lag und sie dort kurzfristig hinfahren wollte. Leider habe ich in dem Moment zu wenig bzw. gar keine Initiative gezeigt, dass ich sie begleiten würde. Als sie wieder kam hat sie mir deutlich gemacht, dass es sie schwer verletzt hat und ihr etwas deutlich gemacht hat, was sie schon immer verspürt hat, dass ich nicht immer an ihrer seite stehe - die Beziehung stand vor dem Aus. Wir haben noch diverse Gespräche geführt, jedoch hatten wir beide keine Distanz zu der Situation gewinnen können, sodass wir die Gesamtsituation vernünftig hinterfragen konnten. Sie hat mir diverse Vorwürfe gemacht (ich würde nicht an ihrer Seite stehen wenn sie mich braucht, ich würde mich zu egoistisch verhalten [was denke ich durch den vermehrten Medienkonsum zustande kam], würde im Haushalt zu wenig machen, dass die Harmonie zwischen mir und ihren Eltern nicht so ist wie sie sein sollte [ihre Eltern sind ihr sehr wichtig], zu wenig die Zukunft geplant habe und ich ihren Glauben nicht mit ihr teile) und ich habe falsch reagiert und ihr Gegenvorwürfe an den Kopf geworfen. Dennoch habe ich versucht Lösungvorschläge mit einzubringen und habe dann eine Paarberatung/therapie vorgeschlagen, worauf sie ein Gespräch mit einem Pfarrer vorgeschlagen hat (diese Idee fand ich sehr gut). Am nächsten Tag hatte sie sich jedoch informiert im Internet und hat dann die Meinung vertreten, dass das ja alles nichts bringen würde und sowieso nichts ändern würde. Zu dem Zeitpunkt hab dann auch ich meine Hoffnung verloren und hab irgendwie nur noch einen Ausweg gesehen - zu dem es ein paar Tage später dann auch gekommen ist, wir haben uns getrennt und sie ist sehr schnell ausgezogen.
Unmittelbar nach der Trennung habe ich jedoch realisiert wie falsch diese Trennung war und wie viel sie mir bedeutet. Ich hatte zu sehr auf Ratschläge gehört, dass wir ein bisschen Distanz bräuchten und dann würde sie schon merken, dass sie mich doch eigentlich will. Also habe ich alles daran gesetzt wieder mit ihr zusammen zu kommen. Habe den Kontakt zu ihr gesucht, haben uns getroffen, haben Gespräche geführt, doch nichts hat geholfen. Ich habe dann angefangen zu einer Beratung zu gehen, dass was ich eigentlich für uns beide vorgesehen hatte habe ich dann alleine gemacht. Kurz danach habe ich ihr davon erzählt und sie gebeten einmal mitzukommen um der Beratung zu erzählen, warum sie mich nicht mehr will, dass hat sie dann auch für mich getan, jedoch ging es bei dem Termin nur um das Thema Religion (ich habe immer akzeptiert, dass sie sehr gläubig ist, aber wir haben nie darüber eine Diskussion geführt, was dass eigentlich für sie bedeutet, oder was es für mich bedeutet eine andere Weltanschauung zu haben), deshalb sollte noch ein zweiter Termin her, wo es um die anderen Dinge gehen sollte (leider kam dieser nie aufgrund von Krankheit zustande). Die folgenden Wochen hatten wir nur sporadisch Kontakt (teilweise hat sie sich mir mitteilen können und mir auch gesagt, dass sie ihr altes leben vermisst usw.) und es war eine sehr schwere Zeit für mich. Da für mich nach diesem Gespräch über die Religion auch hier viele Fragezeichen vorhanden waren habe ich ein Treffen mit einem Pfarrer vereinbart um heraus zu finden, ob ich nach einem solchen Treffen nicht nur Akzeptanz sondern auch Verständnis für verschiedene Verhaltensweisen und Pflichten der Religion habe - dies war dann auch der Fall und ich habe ein sehr gutes und lehrreiches Gespräch geführt, welches meine Sichtweise auf die Religion grundlegend verändert hat (ich bin im Nachgang zu dem Gespräch selber manchmal alleine Sonntags in die Kirche gegangen). Ich habe während dieser Zeit mit vielen Leuten Gespräche geführt um die Situation vielleicht besser zu verarbeiten. Irgendwann habe ich angefangen wieder intensiveren Kontakt zu meiner Ex zu suchen, damit man sich einfach nicht aus den Augen verliert. Wir haben uns dann auch getroffen und es war ein sehr angenehmes Treffen (sie hat mir dabei auch erzählt, dass sie das gemeinsame Bett usw. vermisst) wo wir im Nachgang auch überlegt hatten uns Abends vielleicht noch einmal zu treffen - wozu es jedoch nicht kam (ich glaube es war ihr dann doch zu viel) - sie hat mir dann zwei Tage später geschrieben, dass es ihr zu viel Kontakt sei und dass sie nicht jeden Tag mit der Trennung konfrontiert werden möchte.
Da die Beratung immer noch nicht stattfinden konnte und ich mittlerweile einige Erkenntnisse erlangt hatte und die Beziehung aus einer anderen Sichtweise sehen konnte und auch für mich gemerkt habe wo ich Fehler begangen habe, die ich unabhängig von ihr einfach für meine Zukunft nicht mehr begehen möchte und ich andere diverse Dinge (wie mit dem Pfarrer) noch auf dem Herzen hatte und ihr gerne noch mitteilen wollte habe ich sie um ein Treffen gebeten.
Wir haben uns dann getroffen und ich hab ihr alles erzählt und wollte ihr auch einen Brief von 4 Monaten vor der Trennung zeigen, den sie geschrieben hatte, wo sie Sachen erwähnt hat, wie z.b. dass sie von Tag zu Tag mehr liebt, keinen anderen mehr haben möchte, dass Gefühl hat angekommen zu sein, ich ihr Mittelpunkt wäre usw...den wollte sie jedoch gar nicht sehen. Wir hatten ein sehr emotionales Gespräch an dessen Ende ein sehr emotionaler Kuss stand, jedoch war sie sich dennoch ihrer Entscheidung sicher.
Die kommenden Tage haben wir dann keinen wirklichen Kontakt gehabt und ich hab mich gefragt, wie und ob es überhaupt noch irgendwie möglich ist diese Frau noch von mir und vor allem von der Möglichkeit eine Zukunft mit mir so gestalten zu können wie sie sich das vorstellt zu überzeugen.
Am Ende habe ich widerwillig den Entschluss gefasst ihr eine Art Abschiedsemail zu schreiben, in der ich ihr mitgeteilt habe, dass ich die Trennung akzeptiere (was ja eigentlich nicht der Fall ist), dass nur ein Neuanfang möglich gewesen wäre, dass ich um unsere Liebe gekämpft habe, dass ich das Gefühl hatte, dass sie selber hin und her gerissen ist und dass ich mich bei ihr für die tolle Zeit bedanke und jetzt einen Schlussstrich für mich ziehe.
Ziemlich kurz danach kam auch eine Antwort, sie stimmte mir in allem zu, ein Neuanfang wäre nötig gewesen, jedoch fehlt ihr die Kraft und der Wille dazu. Es fiel ihr schwer die Distanz zu wahren und sie vermisste mich, doch dies wäre nicht ausreichend für sie sich nochmals zu bemühen. Sie ist überzeugt davon, dass es der richtige Schritt war...

Und nun stehe ich hier und weiß nicht weiter. Habe alles getan und kann dennoch nicht akzeptieren, dass es kein Wir mehr geben soll/kann/darf.
Ich würde alles für diese Frau tun, selbst den Glauben annehmen, aber ich hab das Gefühl ich kann sie mit nichts erreichen.
Sie hatte mir auch während der Krisengespräche gesagt, dass sie denkt, dass ich nicht perfekt zu ihr passen würde - ich meinte dann ob sie wirklich daran glaubt, dass jemand perfekt zu einem passt - sie sagte ja.
Und ich glaube genau diese Einstellung ist die größte Schwierigkeit in unserer Beziehung gewesen (natürlich mit dem fehlenden Glauben und der dadurch fehlenden Akzeptanz der Eltern), sie hat eine Idealvorstellung von ihrem Partner, ich bin bereit diesem Ideal möglichst zu entsprechen, aber dadurch dass ich etwas ändern müsste um dem entsprechen zu können ist es kein Ideal mehr.

Und obwohl ich das alles weiß, weiß ich umso mehr am Ende des Tages, dass sie die Frau ist, die ich mir an meiner Seite wünsche, sie hat mir so gut getan, sie hat mein Leben so sehr geprägt und mich in meiner Entwicklung voran getrieben, dass ich sie einfach nie missen möchte!

Ich bin echt hilflos und ratlos wie es vielleicht noch Möglichkeiten gibt, dass sie ihre Gefühle durch ihr Vernunftdenken (dass das jetzt das Richtige ist) nicht so sehr unterdrückt.

Es würde mich freuen von euch Ratschläge zu bekommen, oder aber auch vielleicht nur Meinungen/aufheiternde Worte usw...

P.s.: wir haben jetzt seit dem Emailaustausch keinen Kontakt mehr und sorry, dass der Text so lang geworden ist!

27.11.2015 00:01 • #1


OneDay
Grundsätzlich andere Lebenseinstellungen! Du wirst sie nicht überzeugen, gerade vor dem Hintergrund ihrer starken Bindung an ihre Familie. Was auch Quatsch wäre. Und sie wird dich nicht zum Katholiken konvertieren. Was genau solcher Quatsch wäre. Wenn ihr keinen Kompromiss finden könnt, und danach sieht es mir nicht aus, nachdem ich deinen Text gelesen habe...

27.11.2015 02:08 • x 1 #2


L
Ich will sie ja gar nicht überzeugen, zumindest nicht von einem anderen Lebensweg sondern von mir.
Diesen Weg den sie beschreiten will, den kann ich mir für meine Zukunft auch vorstellen, natürlich vielleicht nicht in voller Gänze, aber sie in die Kirche begleiten, sie kirchlich heiraten, Kinder kirchlich erziehen, ich würde das alles machen ohne ein schlechtes Gefühl/Gewissen dabei zu haben. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als unser beider Leben in Zukunft gemeinsam glücklich weiter zu führen!
Nur weiß ich absolut nicht weiter wie ich wieder eine Bindung zwischen uns aufbauen kann, da ich das Gefühl habe alles getan zu haben!

27.11.2015 10:03 • #3




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