Schluss machen oder nicht. Das ist die Frage, die ich mir im Moment stelle. Ich (m, Ende 20) bin mit meiner Freundin seit 2012, also vier Jahren, zusammen – seit einem Jahr teilen wir eine gemeinsame Wohnung. Meine Freundin ist liebevoll, hübsch, emotional, treu und unterstützt mich in jeglicher Hinsicht. Auf der anderen Seite ist in unserer Beziehung deutlich der Alltag eingekehrt. Auch meine Schuld ich habe sie zuletzt nicht mehr richtig wertgeschätzt und alles als selbstverständlich hingenommen. Mich lieber mit Kollegen/Freunden getroffen, als mit ihr etwas zu unternehmen, denn sie habe ich ja jeden Tag. Küsse oder S. sind wenig geworden auch wenn der Umgang liebevoll ist. Mein Interesse an ihr ist zurückgegangen und ich flüchte mich in Träumereien.
Bereits zu Beginn unserer Beziehung habe ich sie belogen, was meinen (damaligen) Umgang mit anderen Frauen anbetraf. Sie hat mir allerdings verziehen und ich habe sie danach in den vier Jahren nicht körperlich betrogen. Zuletzt habe ich aber häufig darüber nachgedacht. Aktuell habe ich einfach das Gefühl, ich könnte mir alles erlauben, sie würde es schon irgendwie akzeptieren. Ihr ist Familie sehr wichtig, sie versteht sich gut mit meinen Geschwistern, Großeltern etc. und genießt es sehr, dass wir eine gemeinsame Wohnung „aufgebaut“ haben. Dies will sie nicht verlieren, da sie Angst hat allein zu sein. Zudem ist sie bereit den nächsten Schritt (Verlobung, Kinder) zu gehen.
Bis vor kurzem konnte ich mir das auch alles gut vorstellen, denn grundsätzlich weiß ich, dass sie ein unglaublich lieber- und respektvoller Mensch ist. Ich vermisse an ihr eine gewisse Stärke (die ich selber nicht habe?) und Unabhängigkeit ihr Ding durchzuziehen. Ich setze mich in Entscheidungen immer durch und sie ist diejenige, die darauf Rücksicht nimmt und nehmen muss. Wir haben schon öfter über unsere Probleme gesprochen (zu wenig S., mehr gemeinsame Aktivitäten) und uns dann vorgenommen an der Beziehung aktiver zu arbeiten. Ich habe das aber nie dauerhaft umgesetzt.
Warum ich aber aktuell so emotional aufgewühlt bin hat einen anderen Grund: In 2010 habe ich während eines Auslandssemester in Buenos Aires ein Mädchen kennengelernt (nennen wir sie N.). Die gemeinsame Zeit war sehr intensiv, stand aber immer unter dem Schatten, dass ich nach 6 Monaten nach Deutschland zurückkehren musste. N. hat mich sehr gefordert und getestet. Ich habe der Versuchung widerstanden ihr wie 100 andere hinterherzulaufen, sondern lieber klare Ansagen gemacht. Das war für mich schwierig, hat aber zum Erfolg geführt. Sie war/ist eine Person, die ihren eigenen Weg geht und relativ rational ist. Für sie stand fest, dass es nach meiner Abreise keine gemeinsame Zukunft gibt, da keiner von uns beiden auf absehbare Zeit seine Heimat verlassen kann.
Habe mich zurück in Deutschland auf mein Singleleben konzentriert, und dann in 2012 meine jetzige Freundin kennengelernt. Allerdings hat mich die „Beziehung“ zu N. nie ganz los gelassen. Es ist halt damals nicht „auseinandergegangen“ weil wir uns gestritten haben o.ä. Wir standen seitdem sporadisch über Facebook in Kontakt. Meistens habe ich es nach den Kontakten geschafft diese wieder zu verdrängen.
Nun hat N. eine Europareise unternommen und ich habe mich auf ein Treffen eingelassen. Wir haben einen Abend zusammen verbracht und obwohl körperlich nichts gelaufen ist, waren wir so vertraut als lägen nicht knapp 6 Jahre zwischen unserem letzten persönlichen Kontakt. Die gegenseitige Anziehung war stark, obwohl sie weiß, dass ich in einer Beziehung bin und auch sie aktuell jemanden kennengelernt hat. Ich empfinde auf jedenfall etwas für Sie, auch wenn ich nicht sicher weiß, ob es vielleicht nur die Sehnsucht nach den vergangenen, schönen Momenten ist.
Meiner Freundin gegenüber habe ich dieses Treffen verschwiegen (bzw. gesagt, ich wäre bei einem Kumpel). Sie hat es aber im Nachhinein herausgefunden und ist enttäuscht und sagt, dass sie erst einmal jegliches Vertrauen zu mir verloren hat. Gleichzeitig will sie die Beziehung aber nicht beenden, sondern erwartet von mir, dass ich alles gebe, um ihr Vertrauen widerzugewinnen.
Ich bin mir aktuell sehr unsicher, weiß aber Folgendes:
1. Ich will die Vergangenheit nicht glorifizieren – d.h. die kurze gemeinsame Zeit mit N. nicht überbewerten. Ich weiß, dass es keine Möglichkeit gibt aktuell eine Verbindung zu ihr einzugehen.
2. Auf der anderen Seite will ich den Kontakt auch nicht vollkommen abbrechen. Dazu ist sie mir zu wichtig bzw. ich flüchte mich doch in die unrealistische Hoffnung ihr eines Tages unter anderen Umständen wieder zu begegnen (?). Ich will allerdings nicht auf Ewigkeiten dieser Hoffnung hinterherhängen und dadurch meine jetzige Beziehung und mein jetziges Leben weiter einschränken, sondern wünsche mir mit meiner Freundin wieder so glücklich zu sein, wie wir es in den ersten drei Jahren waren.
Was soll ich tun?
Meine derzeitige Idee ist, die Gedanken an N. wieder zu verdrängen und mich auf meine jetzige Beziehung zu konzentrieren – gleichzeitig an mir (Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit) zu arbeiten und so vielleicht doch eine gemeinsame Zukunft mit meiner Freundin zu sichern.
Was meint ihr?
10.03.2016 11:49 •
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