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Schluss nach 6 Jahren

E
Hallo liebe Mitleidenden

Ich bin auf dieses Forum gestoßen und möchte einfach mal rausschreiben was mir auf der Seele liegt.

vor 2 Tagen war es so weit, meine Freundin und ich haben uns nach über 6 Jahren von einander getrennt. Beziehungsweise ist dieser schwere Schritt von ihr ausgegangen. Und das hat mich schwer geschockt. Ich habe noch nie in meinem Leben so weinen müssen. Ich konnte die letzten 2 Tage nichts essen, mir war schlecht, schwindelig und naja - ihr kennt das. Unpassender Weise hatte ich am nächsten Tag (gestern) ein Auswahlgespräch an einer Fachhochschule (wegen einem Stupendium) und war da dann leider nicht der Quell der Freude. Ich habe etwas Sorgen, dass ich mir damit die Aussicht auf ein Stipendium durchtrieben habe - das erfahre ich nächste Woche...

Um von vorne anzufangen:

Ich habe gemerkt, dass meine Ex (es fällt schwer das so zu schreiben...) sich in den letzten 5-6 Monaten immer weiter Distanziert hat. Sie sagte immer, dass alles in Ordnung ist aber ich merkte schon, dass etwas nicht stimmt und wurde immer unglücklicher. Es fehlte einfach dieses gewisse Maß an Zärtlichkeit, man hatte immer mehr das Gefühl, dass ich ihr egaler wurde und S. reduzierte sich auf 1 mal in 2 Monaten.

Unsere Beziehung war stets von Ehrlichkeit, tiefer Verbundenheit, Respekt und Rücksicht geprägt.

Wir sind schon recht Jung zusammen gekommen - sie war knapp 18,5 und ich war 18 Jahre alt. Sie ging damals aufs Gymnasium und ich war in meiner Ausbildung zum Bäcker. Nach etwa einem halben Jahr zusammen sein trennte ich mich von ihr da ich damals nicht das Gefühl hatte, dass es gut geht. Ich habe das aber nur 2 Tage ausgehalten und wir sind wieder zusammen gekommen. Ich hatte Angst vorm alleine sein. Und ich weiß nicht, ob ich sie anfangs wirklich geliebt habe.

Was ist liebe? Es war mehr ein starkes Gefühl der Verbundenheit. Wir haben zusammen soviel durchgemacht und sie hat mir die letzten Jahre so wahnsinnig viel Kraft gegeben all die schei. durchzustehen die mir passiert ist.

Nach meiner Ausbildung musste ich wegziehen um an einer anderen Stelle weiter arbeiten zu können. Sie besuchte mich jedes Wochenende und es lief fantastisch (zu mindestens die Beziehung) Die Arbeit lief in dem Betrieb so unter aller Sau, dass ich schwere Depressionen bekam, Herz rasen und einen stark erhöhten Blutdruck. Ich weinte damals viel und meine Freundin hat mir geholfen das alles durchzustehen.

Sie zog dann 600 km weiter da sie dort ein Platz zum Studieren bekommen hat und ich zögerte nicht und zog innerhalb von 6 Tagen hinterher. Zu diesem Zeitpunkt waren wir bereits 3 Jahre zusammen. Wir zogen zusammen und ich fand eine neue Arbeit. Und wir waren einfach glücklich.

Die Arbeit konnte ich dort nur 1,5 Jahre ausführen, unter anderem da meine Depressionen zurückkamen - verdrängte Erinnerungen aus der Kindheit (schwierige Kindheit, Scheidungskind, Krieg zwischen den Eltern und der übliche Mist) und zu allem Überfluss ein Knochentumor im Oberschenkel der mich beinahe mein Bein gekostet hätte. Ich wurde operiert, durfte 6 Monate nicht laufen und den Beruf musste ich (durfte ich? endlich?) aufgeben. Auch in dieser Zeit hat meine Freundin alles Menschenmögliche getan um mir Kraft und Liebe zu geben.

Als ich dann wieder Fit war beschloss ich mein Fachabitur nachzuholen und zu studieren. Ich fand eine Schule und im zweiten Halbjahr (das Erste bin ich gependelt) sind wir zusammen her gezogen. Die bisher schönste Wohnung (und endlich ruhig.. Lärm macht mich fertig. Da schießt der Blutdruck wieder in die Höhe)

In meiner Schulischen Zeit, und im Bachelor arbeit Stadium meiner Ex, merkte ich wie sich alles veränderte. Sie hing viel mit neu gewonnenen Freunden rum (sie war vorher, wie ich, eher der Eigenbrötler) und ich akzeptierte das. Allerdings konnte ich ihren Freunden nicht soviel abgewinnen und kam nur selten mit. Ihre Freunde mussten Wohl Dosiert sein^^ Sie waren mir einfach zu laut und aufdringlich.Außerdem waren ihre Freunde am letzten Wohnort - etwa 1 Stunde Zugfahrt weg - und mir fehlte das Geld dafür. Sie blieb öfters mal bei einer Freundin über Nacht da der letzte Zug schon um 22 Uhr fuhr..
Sie fühlte sich wohl mit ihrem neuen Ich, und ich kam da mit stellenweise schwer zurecht. Wir hatten viele Gespräche aber es scheint, als wären diese an ihr vorbeigegangen. Es waren eigentlich auch eher Monologe. Der mangelnde S., die fehlende Zuneigung und die ständige Abwesenheit machten mir wirklich zu schaffen, und die schlampige Art in der Wohnung (Saubermachen hing zumeist an mir) reizten mich oft. Ich dachte selbst öfters drüber nach, ob wir in der Form eine Zukunft haben. Aber, da ich mit dem Alleine sein schwer zurecht komme, dachte ich den Schritt nie zu Ende.

Ich habe in der Beziehung auch viele Fehler gemacht - ich habe Sachen gesagt die sie Emotional verletzt haben.Zum Beispiel, dass ich es schwer finde mir vorzustellen ein Leben lang nur mit der selben Person S. zu haben. Ich habe ihr Dinge zugemutet die mich, hätte sie so etwas zu mir gesagt, innerlich zerstört hätten. Zum Beispiel sagte ich einmal, dass mich interessieren würde wie eine andere Beziehung laufen würde. Und das tat mir immer furchtbar Leid. Habe ich ihr das gesagt? Nein. Ich war zu stolz. Ich riesen Idiot. Ich weiß nicht warum ich so taktlos war. Sie war all die Jahre mein Leben, meine Familie. Vieles war rein Objektiv angedacht, sachlich. Die schwerwiegende emotionale Komponente habe ich (unbewusst) nicht bemerkt. Wir haben beide Fehler gemacht. Sie war immer sehr leise und es fiel er schwer sich mal richtig Auszudrücken. Wir haben in den 6 Jahren nie wirklich gestritten. Wir sind beide eher ruhig. Aber ich versuche es mit reden und sie leider mit herunterschlucken und mir recht geben. Ich wünschte sie hätte mich mal zurecht gestutzt. Das hätte ihr gut getan - und der Beziehung.

Der Schritt einer Trennung ist momentan der einzig logische Schritt. Ich ziehe in etwa 2 Monaten weg zum Studiums Ort und sie hat hier eine Stelle gefunden. Sie sagt, dass sie ihr ganzes Leben lang schon sich nach anderen Gerichtet hat. Sie fragt sich ob das Studium ihre Wahl war, oder weil sie dazu gedrängt wurde. Sie wohnte noch nie alleine. Sie hatte nie den Freiraum den sie sich offenbar wünscht. Sie möchte herausfinden wer sie selbst ist, einmal ihr Leben ganz alleine Meistern, ohne sich vor irgendjemanden rechtfertigen zu müssen. Und ich verstehe das. Auch wenn es schmerzt. Sehr schmerzt. Ich werde noch lange etwas für sie empfinden - vielleicht nicht Liebe aber halt Verbundenheit und Dankbarkeit. Für all die schönen Jahre. Sie hat mich zu einem besseren Menschen gemacht. Wir haben sehr viele schöne Momente gehabt (Nein ich war nicht immer so ein Idiot.. eigentlich kam das nur selten vor)

Ich hoffe, dass wir es schaffen Freunde zu werden. Sie ist momentan für 1 Woche zu einer Freundin gezogen damit wir beide erstmal Abstand bekommen. Sie würde gerne weiterhin in der Wohnung bleiben, im selben Bett schlafen. Ich kann das nicht.

Ich vermisse Sie aber ich frage mich ob es nicht grade ein Trugschluss des Gehirns ist. Die Verletzlichkeit , der Stolz, die Angst vor der Einsamkeit. Ich denke immer nur nie wieder kuscheln mit ihr, nie wieder den Herzschlag spüren, nie wieder dieses zärtliche Kraulen. Ich vermisse irgendwie ihre Eltern, die ganze Familie die mich vor 6 Jahren so liebevoll aufgenommen hat.

Aber wenn ich versuche Ehrlich zu sein: All dies ist schon vor einer ganzen Weile verloschen. Wir beide haben uns nicht mehr geliebt. Die Worte aber zu hören sind einfach schockierend. Wir waren wie bessere WG-Kumpels , Alltag, Gewohnheit machte sich breit. Sie sagte mir beim Schluss machen, dass ich der wichtigste Mensch für sie bin und ich ihr viel Gegeben habe. Und sie möchte mich auf keinen Fall verlieren. Ich glaube ihr. Nein, ich weiß, dass es stimmt. Umgekehrt ist es genau so. Und wir haben uns niemals angelogen.

Der Körper, die Seele ist auf Entzug. Die Angst vor dem Jahrelangen alleine sein ist akut. Diese Erschütterung der gewohnten Komponente, der Strudel in der Seele und die ungewisse Zukunft machen mir zu schaffen. Werde ich jemals jemanden finden der wieder so ein guter und liebevoller Mensch ist? Der für mich da ist, der immer ehrlich ist? Mich liebt wie ich bin? Den ich lieben kann wie sie ist?

Ich wünsche mir für meine (Ex)Freundin alles Glück der Welt, denn sie hat es verdient. Aber ich auch.

27.06.2014 14:13 • #1


N
Zitat von Erw Drak:
Ich wünsche mir für meine (Ex)Freundin alles Glück der Welt, denn sie hat es verdient. Aber ich auch.


Dann pack es an!
Denn wie sagt man so schön: Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

Es hat die 6 Jahre irgendwie mit euch gepasst, ihr habt euch gegenseitig unterstützt und euch dabei geholfen, euch weiterzuentwickeln.
Nun seid ihr am Scheideweg angekommen. Sie will nach rechts und du nach links.
Dir fehlt die Zuneigung,Kommunikation und eine aufgeräumte Wohnung, sie will ihre Freunde treffen, ihre Freiheit genießen und ihr Leben neu gestalten, in dem ganz offensichtlich kein Platz für dich ist.
Eure Erwartungen sind einfach zu unterschiedlich.
Vllt aber hat sie auch das Gefühl, etwas nachholen zu müssen. Ihr seid ja in sehr jungen Jahren schon zusammen gekommen. Kann sein, dass sie sich eingeengt fühlte und nun für sich ergründen will, ob es nicht auch noch eine andere Art zu leben gibt.
Dabei bleibst du auf der Strecke, aber du sagst ja selbst, dass eure Beziehung nicht mehr lief, die Liebe fehlte und ihr nur aus Gewohnheit zusammen geblieben seid.

Sieh es also als Chance, auch für dich einen besseren Weg zu finden. Du musst ihn nur suchen! Das Glück klopft nicht an die Tür. Du musst selbst etwas dafür tun.
Das Leben geht weiter, nur anders als bisher.

Du packst das!

28.06.2014 16:10 • x 1 #2


A


Schluss nach 6 Jahren

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M
Zitat:
Ich wünsche mir für meine (Ex)Freundin alles Glück der Welt, denn sie hat es verdient


Ja nee, is klar

28.06.2014 16:32 • #3


H
Hallo Erw Drak,

Ich werde noch lange etwas für sie empfinden - vielleicht nicht Liebe aber halt Verbundenheit und Dankbarkeit.

Damit ist doch eigentlich alles gesagt. So kannst Du die Beziehung doch auch relativ unbeschwert abschließen. Und ihr habt ja beide gemerkt, dass die ursprüngliche Liebe sich verflüchtigt hat. Verbundenheit und Dankbarkeit sind eben leider zu wenig für eine Liebe.
Du kannst froh sein, einen Menschen getroffen zu haben, der mit Dir wirklich durch Dick und Dünn gegangen ist. Das kommt nicht so oft vor.

Beste Grüße!

28.06.2014 17:04 • x 1 #4


E
Zitat von Hinrich:
So kannst Du die Beziehung doch auch relativ unbeschwert abschließen.


Relativ trifft es ganz gut. Es ist trotzdem sehr schwer und ob es das ganze soviel einfacher macht weiß ich nicht. Ich denke besonders schwer wird es, sich Gedanken zu machen wie die Möbel ect. aufgeteilt werden... Aber dadrum mache ich mir erst Gedanken wenn die nächste Wohnung gesichert ist.

Danke für deine Worte, auch @Neja : objektiv, sachlich und aufbauend

@MannmitBekannter

Ich meine es genau so wie ich es gesagt habe. Warum sollte ich, nur weil das Ende der Beziehung da ist, plötzlich die Wut schüren und dem anderen die Pest an den Hals wünschen? Schließlich ist ja nichts dramatisches passiert.

Allgemein: Es geht mir inzwischen relativ ok, wie es allerdings wird wenn meine Ex und ich uns noch eine Weile die Wohnung teilen müssen weiß ich nicht. Eigentlich standen auch noch einige gemeinsam geplante Aktivitäten an (Konzert u.A.) nur denke ich momentan, dass ich die nicht mit Ihr besuchen werde. Das Stipendium habe ich übrigens bekommen, also ein positiver Schritt nach vorne der zu mindestens kurzfristig die Stimmung aufhellen konnte. Und essen kann ich inzwischen auch wieder.

Grüße

28.06.2014 22:17 • x 2 #5




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