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Schockdiagnose - Partner wendet sich ab

T
Hallo, ich habe lange gebraucht um diesen Text zu verfassen. Ich habe still im Forum gelesen und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich bitte eure Meinung, Hilfe und Rat brauche.
Mein Partner und ich sind seit 3 Jahren zusammen, mit einer kurzen Unterbrechung. Unsere Beziehung ist sehr innig, wir wissen beide wie sehr wir uns lieben.
Letztes Jahr brach für mich eine kleine Welt zusammen, da ein wichtiges Familienmitglied schwer erkrankte - keine Chance auf Heilung. Der Leidensweg ist furchtbar und für alle eine Ausnahmesituation. Vor 2 Wochen nun die Schocknachricht. Ein Familienmitglied seiner Familie erkrankt ebenfalls an dieser bösartigen Krankheit. Es brach wieder eine Welt zusammen.
Mein Partner und ich haben die letzten zwei Wochen viel gemeinsam geredet, geweint. Wir waren einfach für einander da.
Am Freitag waren wir gemeinsam fort, er hat sich sehr betrunken und ist total eskaliert. Ohne Grund oder Streit wurde ich beschimpft. Ich war nur verzweifelt und wollte weiterhin für ihn da sein. Am nächsten Tag hat er sich entschuldigt, sagte mir aber auch das er sein ganzes Leben durchdenken muss und braucht 3 Tage Abstand. Auf meine Frage hin ob er auch unsere Beziehung überdenken muss sagte er nur ja. Ich verstehe die Welt nicht mehr. Bei der Diagnose seines Familienmitglieds hat er oft zu mir gesagt, dass er hofft das ich ihn nicht verlasse. Warum sollte ich auch? Und dann diese Reaktion von ihm. Er ist nun seit Samstag in seiner Wohnung. Habe am Samstag versucht ihn nochmal anzurufen. Keine Reaktion. Gestern habe ich ihm geschrieben, dass ich ihn liebe, wir gemeinsam alles schaffen werden, ich ihm die Zeit gebe die er braucht und ich ihn auf keinen Fall verlassen werde. Keine Reaktion.
Wie soll das weiter gehen? Was soll ich tun? Was ist richtig was ist falsch. Wie lange soll ich akzeptieren, dass er nicht reagiert?

23.07.2019 10:38 • x 1 #1


Spreefee
Hallo und Willkommen hier

Hier sind einige, wie ich selbst aux, die selbst betroffen sind oder waren. In einer solchen Situation stellt man das Ganze Leben in Frage. Keiner lehrt einem den Umgang mit so schweren Situationen.

Ich weiß, dass du jetzt große Ängste hast, ihn zu verlieren. Nur damit hilfst du ihn und dir nicht. Lasse den Abstand zu. Ggf. auch wesentlich länger. Es braucht viel Zeit solche Schicksalsschläge zu verdauen..

Ich denke grundsätzlich positiv. Ich sehe darin für euch auch eine Chance. Denn gerade jetzt denkt man darüber nach, was Leben ist. Wie viel Zeit man unnütz verschwendet, wie wenig Zeit man für andere liebe Menschen sich nahm.

Als ich schwer erkrankte, war ich in gewisser Weise dafür gar dankbar. Wie viele werden aus dem Leben gerissen und können sich nicht verabschieden? Er und du habt jetzt die Möglichkeit, alles mit dem Erkrankten noch zu besprechen, wofür man oft keine Gelegenheit mehr hat. Erkennt, dass Lebenszeit sehr wertfoll ist.

Er ist jetzt wütend. Er findet das Leben ungerecht. Er brauch sehr viel Zeit für sich alleine. Selbst wenn er jetzt sagt, es ist vorbei, nimm es nicht ernst. Er reagiert aus einer inneren Ausnahmesituation.

Es gibt Selbsthilfegruppen für Angehörige. Vielleicht wäre es etwas für dich und ihn?

Ich rufe mal @kuddel7591 , @Lebensfreude , @fe16 und @Benita . Vielleicht findet sie für dich noch ein paar tröstende Worte.

Dir bzw. Euch bald eine bessere Zeit

23.07.2019 10:51 • x 3 #2


A


Schockdiagnose - Partner wendet sich ab

x 3


T
Hallo Spreefee,

ich danke dir für deine schnelle und liebe Antwort und deine aufbauenden Worte.

Ich weis eigentlich gar nicht wie und wo ich anfangen soll, da soviel in meinem Kopf umgeht und ich eigentlich gar keinen klaren Gedanken zurzeit fassen kann. Ich dachte einfach wir stehen diese schwere Zeit gemeinsam durch. Zumindest war es so das letzte Jahr seit der 1. Diagnose. Mit vielen ups and downs, ich war einfach froh ihn an meiner Seite zu haben. Er ist einfach so eine große Stütze für mich. Der schlimmste Fall ist ja noch nicht mal eingetreten. Er wird allerdings bald kommen und ich brauche ihn in dieser Zeit. Er ist die Liebe meines Lebens. Das sagt er auch immer zu mir und ich ich weis zu 100% das es bei ihm auch so ist.

Wie wir vor 2 Wochen eben die Diagnose von seinem Familienmitglied bekommen haben, steht die Welt einfach komplett Kopf.

Ich habe Angst das er sich von mir zurück zieht, damit er nicht mehr sieht welches Leid seiner Familie bevor steht? Kann das eine Möglichkeit sein? Aber da würde man doch nicht die Liebe seines Lebens gehen lassen, oder?

Wie gesagt ist er am Freitag sowas von ausgetickt, aber ich stehe trotzdem hinter ihn. Eigentlich müsste ich im Moment diejenige sein die sich zurück zieht und Ruhe braucht. Aber es ist mir egal was war, ich verzeihe ihm, er war nicht er selbst.

Bitte gebt mir irgendwelche aufbauenden Worte, oder einen Rat was ich tun soll. Ich bin zurzeit einfach nur Hilflos und verstehe die Welt nicht mehr. Warum halten wir in dieser wirklich schlimmen Sitation nicht zusammen, und meistern das gemeinsam. Warum wendet sich er jetzt von mir ab?

23.07.2019 10:59 • x 1 #3


E
Moin, Du Liebe!

Lass ihm alle Zeit der Welt.

Er sollte auf Dich zukommen.

Melde Dich besser nicht mehr bei ihm. Er ist am Zug, wann immer das ist...

Bei Ausrastern bitte nicht noch Köpfchen streicheln und anfangen zu heulen, sondern die Situation verlassen und um eine angemessene Entschuldigung bitten.

Alles Gute für Dich und Eure Angehörigen.

23.07.2019 11:02 • x 3 #4


B
Zitat von Traurig23:
. . . sagte mir aber auch das er sein ganzes Leben durchdenken muss und braucht 3 Tage Abstand.

Er ist nun seit Samstag in seiner Wohnung.
Habe am Samstag versucht ihn nochmal anzurufen. Keine Reaktion.
Gestern habe ich ihm geschrieben . . .

Ich kann verstehen wenn du dich traurig fühlst und den Wunsch hast die Angelegenheit zu klären,
er bat dich aber um 3 Tage Abstand und deshalb findet ich es respektlos wenn du dennoch versuchst ihn zu erreichen, er kann sich dadurch unter Druck gesetzt fühlen und damit kannst du genau das Gegenteil von dem erreichen, was du dir wünscht.
Auch in einer Partnerschaft brauch es Freiräume in denen der Andere Dinge mit sich selbst ausmachen kann.

Kann sein, daß er sich mit allem überfordert fühlt und sich erstmal zurückziehen muss um damit klarzukommen. Er sprach von 3 Tagen, die wären heute herum, sollte er sich bis zum WE nicht melden würde ich nochmal bei ihm anklopfen um zu wissen wie der Beziehungsstatus aussieht.

Kümmere dich gut um dich, vielleicht sind da auch Freunde, Eltern, die dich trösten und auffangen können ? Bald weißt du mehr und kannst entsprechend handeln, gebe ihm einfach noch etwas Zeit!

Viel Glück !

23.07.2019 11:03 • x 4 #5


T
Danke!

natürlich gebe ich ihm diese Zeit. Ich würde ihm alle Zeit der Welt geben, nur verstehe ich einfach nicht warum er plötzlich unsere Beziehung überdenken muss.

ich melde mich auch nicht mehr, habe ihm nur per WhatsApp mitgeteilt gestern, dass ich immer für ihn da bin. ich will nicht das er denkt ich bin wegen freitag böse auf ihn oder so....

23.07.2019 11:08 • x 3 #6


B
Er hat doch durch deinen Fall gesehen,was seinem Angehörigen bevorsteht.Er stand dir zur Seite und jetzt bricht für ihn alles auseinander. Er hat dich um Zeit gebeten, warum kannst du sie ihm nicht geben?Weil du ihn brauchst ist doch in seiner schweren und noch frischen Situation etwas zu viel,oder nicht?
Ihr seid beide in sehr schweren Situationen, er hat den Nachteil, dass er den Verlauf nun kennt.Sowas muss man auch sortieren.
Einen Partner so zu unterstützen, wie er es getan hat,bedeutet auch ,dass man weniger auf seine Bedürfnisse achtet.Jetzt muss er es aber tun und du solltest ihm den Raum dafür geben,auch wenn es bedeutet, dass du dich eben nicht bei ihm meldest.
Es wirkt leider auf mich so,als ob du mehr auf deine Bedürfnisse schaust ,als auf seine ( was bestimmt der Situation geschuldet ist)

23.07.2019 11:12 • x 2 #7


T
Nein so ist das leider überhaupt nicht. Ich möchte ihn unterstützen, ich weiß wie sehr er leider, wie sehr ihm das alles nahe geht. Seit der zweiten Diagnose war von meinen Problemen überhaupt nicht mehr die Rede. Was für mich auch OK ist, ich habe viele Freundinnen die mir zuhören, wenn ich Unterstützung brauche.
Vielleicht fühle ich mich einfach gekränkt, weil er mich seit 3 Tagen abweist. Vielleicht aus diesem Grund, weil er immer zu mir gesagt hat, dass ich ihn unterstützen und bitte nicht verlassen soll. Vielleicht ist genau das mein Problem....

23.07.2019 11:17 • x 3 #8


T
Vl muss ich such noch erwähnen, dass er sich von allen abschottet seit Samstag. Arbeit und Freunde.

23.07.2019 11:19 • x 2 #9


E
Zitat von Traurig23:
Warum wendet er sich jetzt von mir ab?
Er befindet sich in einem Ausnahmezustand. Vermutlich hat er das Bedürfnis nach absoluter Ruhe. Hat sich wahrscheinlich krankschreiben lassen und igelt sich ein. Er wird sich nichts antun! Keine Angst, Mädel!
Füße still halten, wenn Du ihn nicht verlieren möchtest.

Mehr kannst Du im Moment nicht tun.

Trockne Deine Tränen und schreibe Tagebuch (nicht an ihn, nur für Dich).

Zitat von Bones:
einfach nichts zu tun.
Aushalten, nicht Aussitzen.

Er weiß doch, dass Du da bist.

23.07.2019 11:21 • x 3 #10


B
Zitat von Traurig23:
Ich möchte ihn unterstützen, ich weiß wie sehr er leider, wie sehr ihm das alles nahe geht.


Genau das meinte ich.Ihm zu helfen ist dein Bedürfnis, sein Bedürfnis ist es nun auf Tauchstation zu gehen.
Du hast Angst ihn jetzt zu verlieren und das verstehe ich.Aber manchmal ist die einzige Möglichkeit, eine Situation nicht zu verschlimmern, einfach nichts zu tun.

23.07.2019 11:24 • x 5 #11


K
@

dazu kann ich sagen, dass der Wunsch nach zeitlichem Abstand soooo wichtig sein kann. Und es braucht Überwindung, sich überhaupt Abstand zu erbeten. Abstand haben zu wollen, hat oft massive
Gründe. Daher - Abstand zu gewähren, ist auf jeden Fall angeraten.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie nervig es ist, ständig kontaktiert zu werden: Wie lange dauert
das denn noch? Was ist denn los mit dir?
Aus eigener Erfahrung weiß ich auch, den gewünschten Abstand zu gewähren....so heftig das auch
war.
Allerdings...den Respekt dem jeweiligen Gegenüber entgegenzubringen, Abstand einzufordern,, bzw. Abstand zu gewähren, ist das mindeste, was eingebracht werden muss.

@traurig23

auch das gehört dazu - dass sich das Gegenüber Gedanken macht und viele Dinge in Frage stellt. Daher ja der Abstand. Umgekehrt betrifft es dich ja auch, den Abstand für DICH zu nutzen - wie auch immer du das zu gestalten gedenkst.

Abstand.... eine Art Exerzitien für die Beteiligten. Abstand haben zu wollen, ist aus meiner Sicht NIE negativ besetzt. Leider wird das immer wieder damit verbunden. Es geht doch vermehrt darum, sich ggf. Klarheit zu verschaffen - sich selbst, den Anderen und beide Beteiligte betreffend.

Zitat @traurig23

Zitat:
Vl muss ich such noch erwähnen, dass er sich von allen abschottet seit Samstag. Arbeit und Freunde.


genau das ist es, was Abstand zu bedeuten hat - zeitweiser Rückzug von was und wem auch immer. Und noch mal....das ist nicht negativ zu sehen und hat schlussendlich (meist) für BEIDE Vorteile

Und ja....zeitweise Ohnmacht, nicht unterstützen zu können, ist normal. Mal nichts sagen, nichts hören, nichts sehen...auch das ist schwierig auszuhalten.

23.07.2019 11:32 • x 2 #12


B
Zitat von Traurig23:
Ich würde ihm alle Zeit der Welt geben,
nur verstehe ich einfach nicht warum er plötzlich unsere Beziehung überdenken muss.

Das kann dich natürlich in Angst vor Trennung versetzen, vielleicht ist es genau das, was ihm jetzt auch so zu schaffen macht ?

Denn die Welt der Sicherheit und Beständigkeit fällt erstmal zusammen wenn ihr mit solch schweren Erkrankungen in der Familie konfrontiert wird und die Angst vor Verlusten sich breitmacht.

Weil er sich auch von anderen zurückzieht besteht Hoffnung, daß er sich wieder fängt und auf dich zukommt.

Du kannst ihm jetzt helfen wenn er merkt, daß du dich gut um dich selbst kümmern kannst, damit er auch bei sich bleiben und seine Krise lösen kann.

23.07.2019 11:48 • x 2 #13


B
Zitat von Benita:
Weil er sich auch von anderen zurückzieht besteht Hoffnung, daß er sich wieder fängt und auf dich zukommt.

Du kannst ihm jetzt helfen wenn er merkt, daß du dich gut um dich selbst kümmern kannst, damit er auch bei sich bleiben und seine Krise lösen kann.


Auf den Punkt gebracht

Zitat von Traurig23:
Er wird allerdings bald kommen und ich brauche ihn in dieser Zeit.


Ein Satz der dazu geführt hat,dass ich seine Bedürfnisse erwähnt habe.
Ich kann deine schlimme Situation wirklich nachvollziehen, da braucht man einen Fels.War er bis jetzt ja auch.Nur Leider wurde alles nun durch die Diagnose in seiner eigenen Familie alles durcheinander gebracht. Er kann dir nun weniger der Fels sein,weil er selbst erst einen Weg für sich finden muss.Kümmere dich um dich,er wird sich melden.Und dann redet ihr darüber, was jeder von euch in seiner aktuellen Situation braucht und was der Andere davon in seiner Situation leisten kann.Und dann findet ihr vielleicht auch einen Kompromiss

23.07.2019 12:01 • x 4 #14


Lebensfreude
ich kann mich allen VorschreiberInnen nur anschließen.

Jeder Mensch geht anders mit Krisen- und Trauersituationen um.

Warte ab.
Und fühl Dich mal gedrückt in dieser schweren Zeit.

23.07.2019 17:08 • x 2 #15


A


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