Hallo ihr Lieben,
hiermit möchte ich euch zunächst einmal meine Geschichte mitteilen.
Vor 3 Monaten habe ich mir zum ersten Mal ein Tattoo stechen lassen. Mein Tätowierer (im folgenden nur noch T genannt) hat ein super Design hingelegt und wir waren uns auch auf der menschlichen Ebene von Beginn an sympathisch. Nach dem ersten Termin (es sollten noch drei weitere folgen, da das Tattoo recht groß ist) haben wir begonnen, miteinander zu schreiben. Dazu muss ich sagen, dass er es initiiert hat. Ich fand es auch super, denn neben der Tatsache dass er einfach unglaublich attraktiv ist (einen Kerl mit so einem Aussehen hatte ich noch nie gedatet) war es wie gesagt auf der menschlichen Ebene extrem passend. Er wollte mich nach dem Termin noch auf einen Drink einladen, ich hatte aber keine Zeit da ich zurück nach Hause zu meinem Kind musste. Wir schrieben hin und her und er meinte, dann würden wir das beim nächsten Termin nachholen. So weit, so gut.
Er fuhr einen Tag später zu einem mehrtägigen Festival. Währenddessen schrieb er mir so oft er konnte (dazu muss man sagen, dass er kein mobiles Internet auf dem Handy hatte sondern immer auf Hotspots auf dem Festivalgelände angewiesen war). Er hat sich die Zeit genommen, mir die ganzen Tage lang regelmäßig zu schreiben und ich dachte mir Wow, der interessiert sich ja richtig für mich. Einmal schrieb er mir dann, dass er nun nicht wüsste wie ich darauf reagieren werde, er aber ehrlich zu mir sein will und hat mir mitgeteilt, dass er gerade in einem Trennungsprozess mit seiner Ex steckt, mit der er eineinhalb Jahre zusammen war, wobei das letzte halbe Jahr schon nichts mehr lief und er nachts auf die Couch ausgewandert ist. Ich habe mir die ganze Sache überlegt und teilte ihm dann mit, dass ich es registriert habe und erstmal vorsichtig sein möchte. Er hat vorgeschlagen, dass es vielleicht besser wäre, nicht mehr bis zum nächsten Tattootermin auf das Ausgehen zu warten und dass wir uns doch früher treffen könnten. Was ganz meinem Sinn entsprach.
Also trafen wir uns schon einen Tag nachdem er vom Festival zurück war. Wir hatten einen herrlichen Abend, er hat mir einige (wie ich finde) sehr private Dinge über sich erzählt und so nahm alles seinen Lauf.
Wir trafen uns zu Beginn übers Wochenende nur in meiner Wohnung, haben wahnsinnig viel geredet und hatten auch S.. Es war wie unsere eigene Welt. Wir verständigten uns darauf, es langsam angehen zu lassen. Ich wollte meinem siebenjährigen Sohn nicht gleich (wieder) einen neuen Mann präsentieren, er brauchte noch Zeit um über seine alte Beziehung hinwegzukommen. Lange Rede, kurzer Sinn: Je länger das mit uns lief, umso tiefere Gefühle entwickelte ich für ihn. Je tiefere Gefühle ich für ihn entwickelte, umso mehr entfernte er sich und fühlte sich bedrängt. Ich habe mich halt dann richtig krass verliebt.
Die Story kann man in etwa so zusammenfassen, dass es seinerseits ständig hin und her schwankte zwischen Ich habe Gefühle für dich und Ich brauche Zeit. Bis ich irgendwann nicht mehr mitmachen konnte. Es war dann alles wichtiger: seine Arbeit, Party-Weekends mit irgendwelchen Leuten inklusive Dro.. Dazu muss ich erwähnen, dass er neben der Tatsache, dass er jeden Tag Gras in nicht geringen Mengen konsumiert, sich ab und zu Dro., MDMA oder Speed reinpfeift, und zum Beispiel urplötzlich während eines WhatsApp-Chats abends nicht mehr geantwortet hat und sich am nächsten Nachmittag mit der Info meldet Hi Süße, tut mir leid dass ich nicht geschrieben habe, ich war aus.
Er hat sich JEDEN Tag bei mir gemeldet. Über WhatsApp. 80% unserer Kommunikation fand darüber statt.
Von Anfang an hat er klargemacht, dass er nicht bereit ist, über unsere Beziehung mit mir zu sprechen, da er gerade eine Beziehung dieser Art hinter sich hatte und das auf keinen Fall nochmal so wollte. Ich wollte aber dann natürlich über unsere Beziehung sprechen, eben weil dies das A und O in einer ernsthaften Beziehung für mich ist.
Es sind so viele widersprüchliche Sachen passiert. Zum einen schrieb er eines Morgens, dass er gerade realisiert hat, dass jede Nacht ohne mich eine verschwendete sei. Zum anderen hatte er keine Zeit sich am Wochenende mit mir zu treffen, da 13 Stunden auf Dro. in einem Club tanzen wichtiger waren. Ich habe ihn auf seinen Dro. angesprochen und mich von Anfang an klar davon abgegrenzt (aufgrund eigener Erfahrungen im frühen Erwachsenenalter, die ich auf keinen Fall nochmal bereit bin zu erweitern). Er war immer gekränkt wenn ich diese Thematik ansprach, da er sich als Dro. verurteilt gefühlt hat. Was meiner Meinung nach einfach stimmt. Es gab Dinge, über die wir gesprochen haben, an die er sich nicht mehr erinnern konnte. Einmal hat er sogar den Kommentar abgegeben, dass er wahrscheinlich entweder betrunken oder beki. war, oder beides. Noch eine wichtige Hintergrundinfo: jedes Mal wenn wir uns bei mir zu Hause gesehen haben, war auch Alk. bzw. Gras im Spiel. Also auch von meiner Seite aus zeigte ich die Bereitschaft zusammen z. B. zu trinken oder auch mal an einer Tüte zu ziehen.
Zwei weitere Tattoo-Termine verstrichen und der persönliche Kontakt (also ein reales Treffen) wurde immer weniger. Zum einen trafen wir uns nicht mehr in meiner Wohnung (da habe ich das Stop-Schild hochgehalten weil ich immer vorsichtiger wurde), zum anderen wurde die real verbachte Zeit draußen in einem Park auch immer kürzer. Ich spreche hier von eineinhalb bis zwei Stunden.
Irgendwann hielt ich diese ganze Situation nicht mehr aus und offenbarte ihm, wie krass ich in ihn verliebt bin. Und dass ich einen Mann brauche, der mich genauso sehr will wie ich ihn. Dann ging es wieder darum dass er einfach Zeit braucht und ich ihn nicht zwingen soll, so schnell eine Bindung einzugehen. Im Endeffekt war dies der Zustand der letzten zwei Monate bis es für mich nicht mehr ging. Ich fühlte mich komplett verarscht und war auch nicht mehr ich selbst. Ich war in Gedanken nur noch mit ihm beschäftigt und wartete auf ein Zeichen seiner Bereitschaft, sich jetzt richtig auf mich einzulassen.
Ich wurde immer misstrauischer und habe ihm das auch in vielen Nachrichten mitgeteilt. Was letztendlich einfach dazu geführt hat, dass es nicht besser wurde, sondern nur noch schlimmer. Er warf mir vor, dass ich in jede Woche kritisieren und in eine schlechte Laune bringen würde.
Ich sah die ganze Story langsam aber sicher den Bach runtergehen und bin im Endeffekt so explodiert, dass dann Schluss war. Was ich im Nachhinein auch nicht mehr ändern wollen würde. Dadurch konnte ich wieder zu mir selbst finden. Ich fühlte mich so lange wie eine Marionette seines Wankelmuts und bin ausgebrochen. Ich kann euch nicht mitteilen, was ich da durch gemacht habe. Einerseits so stark verliebt zu sein, andererseits nach zwei Monaten zu sagen, jetzt reicht es, ich muss wieder auf mich selbst schauen. Ich fühlte mich so *beep* up wie sehr sehr selten in meinem Leben.
Warum ich das jetzt hier alles schreibe?
- Um endgültig darüber hinwegzukommen.
- Weil ich den Austausch mit anderen Leidtragenden suche.
- Weil die ganze Geschichte so verrückt ist, dass ich durch hoffentlich viele Fragen und Gedanken von euch noch ein bisschen mehr Klarheit schaffen kann für mich.
Denn: Er war ein toller Mensch. Ich hatte nicht das Gefühl (und ich bin nicht naiv und unerfahren und habe ein gutes Menschengefühl) dass er mich jemals angelogen hat. Er war ehrlich. Meiner Meinung nach aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Und jetzt kommt das vertrackte an allem: Die letzte Tattoo-Session hat noch nicht stattgefunden. Es ist immens wichtig für diese Künstler, in der social media Bilder ihrer fertigen Werke zu veröffentlichen. Nachdem wir uns getrennt hatten (für mich war es keine richtige Beziehung) kam das Thema von seiner Seite auf und er wollte wissen, ob ich den letzten Tattootermin ein paar Tage später wahrnehmen kann oder nicht. Zu diesem Zeitpunkt war ich emotional noch sehr aufgeladen und teilte ihm mit, dass ich das jetzt noch nicht beantworten könnte und er mich gerade zum falschen Zeitpunkt fragt. Da wurde er wahnsinnig sauer und beschuldigte mich, ich würde seine Arbeit und damit sein Leben runieren.
Jetzt denke ich seit vielen Tagen darüber nach und bewältige auch super Trauerarbeit. Nur eine Frage beschäftigt mich: Hat er mich hingehalten wegen des Tattoos? Hat er mit der Zeit gemerkt Oh *beep*, die verliebt sich ja richtig in mich und ich will eigentlich nur ein bisschen kuscheln und *beep*!? Hat er irgendwie erkannt, in welche Geschichte er da rein gestolpert ist und wusste nicht mehr, wie er damit umgehen sollte und hat mich deshalb so lange hingehalten? Einmal sagte er, es war mit Sicherheit nicht notwendig, mit mir zu schlafen, um mich zu tätowieren. Und dass ihn meine wütende Reaktion sehr traurig macht, da er immer noch Gefühle für mich hat. Hä?
Bitte schreibt mir. Das ist so eine verrückte Geschichte, deswegen war es auch so unglaublich schwer für mich, da einen Schlussstrich zu ziehen. Ich hing dann lange Zeit selbst in der Luft und fragte mich, will er mich jetzt oder nicht.
Ich danke euch im Voraus für eure Anmerkungen, Gedanken, Fragen etc.
Liebe Grüße
Ex-Mitglied
15.11.2018 13:30 •
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