Soll ich die Beziehung beenden?

N
Hallo

Ich schreibe weil ich überhaupt nicht mehr weiter weiß. Mein Problem ist, dass ich keine Liebe spüren kann. Von niemanden bis auf meine Mutter. Ansonsten fühle ich mich immer so, dass ich vielleicht nicht ungeliebt, aber auch nie richtig geliebt werde. Weder von dem Rest der Familie, Freunden und bisher all meinen Partnern. Ich war noch nie die Nummer eins für jemanden. Würde ich sterben wäre es schlimm, aber das würde innerhalb ein paar Wochen auch vergehen. Dann würde mich niemand mehr vermissen. Ich weiß auch, dass man so keine Beziehung führen kann und wollte daher ganz lange Zeit keine Beziehung eingehen weil es mich einfach jedes Mal richtig fertig gemacht hat. mir ging bzw geht es alleine immer besser. Ich habe ein gesundes Selbstbewusstsein und Spaß am Leben, aber sobald ich einen Freund habe, ist das wie weggeblasen und ich bin der unsicherste Mensch der Welt. Ich misstraue meinem Partner, habe all die Gedanken wie ich bedeute ihm sowieso nicht die Welt wie er mir und er mag andere Frauen mehr. Auch wenn ich mit jemanden schlafe, spüre ich keine Liebe. Das war für mich noch nie romantisch und ich könnte auch mit Männern schlafen die ich nur flüchtig kenne, sofern sie mir etwas sympathisch sind ( mache ich aber nicht!) ich will damit nur sagen, dass S kein Ausdruck von Liebe für mich ist. Mein jetziger Freund hat eine Tochter und ich bin mir bewusst darüber dass ich nie an erster Stelle stehen werde, aber dennoch fühle ich mich schlecht. Das Gefühl nicht das zurückzubekommen das man selbst empfindet zerreißt mir mein Herz. Bevor ich die Beziehung mit ihm einging ging es mir so gut und ich weiß auch ganz genau, dass er mich deswegen so mochte. Selbstbewusstsein ist einfach attraktiv. Es ist auch nicht so, dass ich mich für unliebenswürdig halte oder so. Ich finde meine Persönlichkeit ok. Ist es vielleicht einfach zu viel verlangt, so viel Aufmerksamkeit zu wollen? Wenn ja, wieso brauche ich das dann? Ich verstehe nicht, was bei mir schief läuft. ich habe darüber schon öfter mit verschiedenen Therapeuten geredet aber es hat mir eigentlich nichts gebracht und ich musste mich immer hinzwingen. Eine meinte, dass es vielleicht daher kommt weil ich wenig bis gar kein Kontakt zu meinem Vater habe. Aber ich dachte selbst das habe ich verarbeitet.

Ich weiß jetzt nicht was ich machen soll. Ich merke, dass es die Beziehung belastet, denn mein Freund sagte mir, er weiß nicht mehr wie er seine Liebe beweisen soll. Und er kann mich auch nicht ständig aufbauen, ich denke es nervt ihn einfach. Ich bin aber so verzweifelt und ich kann mit niemanden darüber reden. Ich bin so einsam und weine im Moment jede Nacht. Soll ich die Beziehung für ihn und für mich beenden? Eigentlich lieben wir uns sehr.

Danke für alle Ratschläge
Gruß ninjabe

23.10.2016 13:23 • #1


Eswirdbesser
Hallo TE,

du liebst dich selbst nicht, aus diesem Grund kannst du die Liebe die dir dein Freund entgegen bringt nicht annehmen, sehen, fűhlen...

Mein Buchtipp
Bayron Katie
Lieben was ist

ich finde auch Robert Betz für mich sehr gut...

Alles Liebe
Eswirdbesser

23.10.2016 13:30 • #2


A


Soll ich die Beziehung beenden?

x 3


SilentOne78
Hallo Ninjabe,

mein Eindruck ist schon, dass Du sehr hohe - vielleicht zu hohe - Erwartungen an eine Liebesbeziehung hast. Erwartungen, die einen Partner früher oder später überfordern und die Partnerschaft scheitern lassen.

Woher das kommt? Mag sein, dass die Beziehung zu Deinem Vater da eine Rolle spielt. Wichtiger finde ich die Frage: möchtest Du es ändern? Bist Du bereit, einige Deiner alten Glaubenssätze und Vorstellungen über Bord zu werfen? Wenn ja, dann sollte im Vordergrund weniger stehen, warum Du so geworden bist, sondern was Du zukünftig anders machen kannst. Wie Du aus Deinen alten Denk- und Verhaltensmustern herauskommst.

Du schreibst, Du hast schon mit Therapeuten geredet. Wo lag da der Fokus... auf der Suche nach den Ursachen oder auf der Suche nach neuen Wegen?

23.10.2016 13:53 • #3


N
Hallo,

Erstmal danke für die Antwort.

Klar möchte ich das ändern! es kommt halt darauf an, wie groß sich meine Erwartungen ändern müssen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich eine Beziehung in der man sich nicht so ernst nimmt, erstrebenswert finde. Da ich ein scheidungskind bin und das Thema Scheidung auch immer präsent war durch den Rest der Familie oder Freunde, habe ich eine ganze Weile gebraucht um überhaupt eine Beziehung zu riskieren. Ich wollte immer alles oder nichts. Und wie soll ich das jetzt machen, wenn ich schon so starke Gefühle habe? Das hieße, dass ich mich etwas entlieben muss.

Also in der Therapie ging es meist darum, wie ich mich verhalten soll, in dem Moment in dem es mir schlecht geht. Dass ich aufhöre zu weinen, wie ich mich ablenken kann und im Job funktionieren kann. Also meine Denkweise wurde da überhaupt nicht angesprochen.

23.10.2016 14:33 • #4


SilentOne78
Zitat von Ninjabe:
Ich wollte immer alles oder nichts.

Ein sehr radikales Lebensmotto, mit dem man es sich selbst nicht gerade einfach macht.

Zitat von Ninjabe:
Und wie soll ich das jetzt machen, wenn ich schon so starke Gefühle habe? Das hieße, dass ich mich etwas entlieben muss.


Ich sehe das Problem gar nicht darin, dass Du zu stark oder zu viel liebst. Sondern in dem Bild, das Du von Liebe hast, darin, was diese Liebe aus Dir macht:
Zitat:
sobald ich einen Freund habe, ist das wie weggeblasen und ich bin der unsicherste Mensch der Welt

Dass sie Dich von einer lebensfrohen, selbstbewussten Frau in ein kleines, unsicheres und hilfloses Mädchen verwandelt.

Die Aufgabe wäre also nicht, weniger zu lieben - sondern trotz dieser Liebe, egal wie stark sie ist, immer auch bei Dir selbst, bei der selbstsicheren Frau zu bleiben.

Dein Text liest sich so, als wäre Dir das Gefühl sehr wichtig, dass Dein Partner Dich braucht. Und das am Liebsten mehr als alles andere auf der Welt. So, dass er ohne Dich nicht mehr kann.
Brauchen hat aber immer etwas mit Abhängigkeit zu tun. Damit, keine Wahl und keine Entscheidung zu haben. Man braucht es, ob man will oder nicht.

Dieses den anderen brauchen ist ein prägender Faktor der Liebe eines Kindes zu seinen Eltern. Es kann sich seine Eltern nicht aussuchen und es ist auf seine Eltern angewiesen. Insbesondere in den ersten Jahren hängt sein Wohlbefinden ganz und gar von der Zuwendung und Fürsorge seiner Eltern ab. Zwischen Kind und Eltern herrscht immer ein Machtgefälle. Verlassen zu werden kann den Tod bedeuten.

Wenn wir erwachsen werden, können wir selbst für uns sorgen. Wir brauchen keinen Partner. Wir können selbst wählen, ob und zu wem wir eine Beziehung eingehen und wie lange wir bei ihm bleiben. Wir sind nicht mit jemandem zusammen, weil wir müssen, sondern weil wir WOLLEN. Aus freien Stücken. Als Partner auf Augenhöhe.
Natürlich steigt damit auch das Risiko, verlassen zu werden. Dieser Gedanke, dass der andere jederzeit frei ist zu gehen, kann grosse Ängste auslösen - insbesondere wenn wir vergessen, dass wir nicht mehr das hilflose Kind von früher sind sondern sehr gut allein überleben können. Aber diese Freiheit macht diese Liebe auch zu etwas besonders Kostbarem. Ist es nicht schöner zu wissen, der andere ist bei mir, weil er es WILL und nicht, weil er muss, aus einem Zwang, aus einer Abhängigkeit heraus?

Bei Dir scheint es, dass Du diese zwei sehr unterschiedlichen Formen von Liebe stark vermischt, und große Anteile der Liebe zwischen Kind und Eltern auf die Beziehung zwischen Erwachsenen überträgst. Du machst die so sehr von der Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung Deines Partners abhängig, wie Du es früher von der Zuwendung Deiner Eltern warst und fällst in die Rolle des kleinen Mädchens zurück. Und gleichzeitig wünschst Du Dir, von Deinem Partner ganz genau so gebraucht zu werden.

Und damit bin ich wieder zurück beim der oben genannten Aufgabe: zu einer erwachsenen Form von Liebe zu finden.
Einer Liebe, die Dich nicht zum kleinen Mädchen degradiert, sondern die selbstbewusste, unabhängige Frau bleiben lässt, die Du bist. Und das heißt nicht, dass diese Liebe oberflächlich und beliebig bleiben muss - auch diese Liebe kann sehr, sehr tief gehen.

23.10.2016 18:13 • #5