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Sollte ich mich trennen?

ari12
Hallo ihr Lieben,

ich stecke gerade in einer Sinnkrise und bin im Moment völlig verzweifelt.

Ich bin mit meinem Freund seit fast 2 Jahren zusammen. Wir wohnen zusammen und eigentlic dachte ich, er wäre Der Richtige. Nun gibt es aber immer häufiger Probleme. Wir hatten von Anfang an relativ viel Streit wegen dem Haushalt, das ist etwas besser geworden und wir arbeiten an dem Problem, aber es knallt trotzdem noch ab und zu.

Das allein wäre nicht so wild. Aber ich fühle mich seit einiger Zeit von ihm ausgenutzt und nicht respektiert. Und das ist das eigentliche Problem. Wir wohnen zusammen, ich arbeite und er studiert noch. Da er nur wenig Bafög bekommt, zahlt er keine Miete, aber Hälfte der Nebenkosten. Und am Ende des Monats habe ich immer wesentlich mehr für Lebensmittel und Freizeit (gemeinsam was trinken, feiern mit Freunden, Kino etc) ausgegeben. War eigentlich auch nicht so das Problem für mich...

ABER, jetzt nervt es mich. Ich kann das gar nicht richtig in Worte fassen. Ich hab das Gefühl, ich muss alles machen. Ich geh arbeiten, verdiene mehr oder weniger Geld, muss aber trotzdem hier noch voll viel im Haushalt machen (ich hab quasi nur nen Teilzeit Job, bin selbstständig und grad ist die Auftragslage nicht sooo gut). Und es ist natürlich eine Selbstverständlichkeit, dass ich ihm alle seine Hausarbeiten korrigiere - denn ich hab ja eh nichts zu tun.

Ich weiß einfach nicht, wie es weitergehen soll. Ich habe ihm das schon gesagt, dass ich mich ausgenutzt fühle. Aber er sieht es einfach nicht. Er hat da eine völlig andere Weltsicht. Da kann ich reden was ich will. Wie soll das weitergehen?

Ich will mich nicht trennen, ich bin 30, ich will eine Familie und Kinder und ich liebe ihn, seine Familie ist toll! Ich will nicht wieder als Single dastehen und von vorne anfangen

07.02.2015 21:03 • #1


Immernoch
Vielleicht hörst du einfach mal auf alles zu machen, ihm zu helfen, Geld für ihn auszugeben (außer das Nötigste, wenn du ihn liebst wird es dir schon schwer genug fallen nicht mehr sein Bierchen zu bezahlen) und schaust mal wie er darauf reagiert, das wird dann die Antwort auf deine Frage sein

07.02.2015 21:45 • x 1 #2


A


Sollte ich mich trennen?

x 3


P
So doof es klingt: bei all meinen Ausbildungen habe ich immer nebenbei gearbeitet..
Das finde ich nicht korrekt von ihm, dass er das nicht tut..

Liebe hin oder her: bei finanziellem Ungleichgewicht würde ich genau überlegen, wozu ich bereit bin..
Und so viele Kosten zu tragen, das wäre mir zu viel.
Ich vermute auch, dass, wenn es bei ech so wäre, dich das andere auch nicht so arg stören würde..

Lg

07.02.2015 22:04 • #3


ari12
Vielen lieben Dank für eure Antworten!

Ja, das hab ich auch schon überlegt. Dass wir jetzt in Zukunft immer getrennt zahlen wenn wir was machen.

Und ja, ich versuche auch schon, mich etwas weniger zu kümmern. Aber ist gaaaaanz schwierig, wenn das zu hause nicht so aussieht, wie man es gern hätte *seufz*

@peppina: Bis Ende des Jahres hat er auch noch gearbeitet und dann auch Miete gezahlt. Aber das war mit dem Studium einfach zu viel - und ich fand es auch gut, dass er sich mehr auf das Studium konzentriert. Wenn er nicht hier wohnen würde, würde ich die Miete ja auch allein tragen...

Jetzt hab ich mich auch grad wieder beruhigt und seh nicht mehr ganz so schwarz. Meint ihr, wenn ich mich einfach mehr zurück nehme und nicht mehr so mache bzw. das mit den Ausgaben bisschen runterschraube, das hilft?

08.02.2015 00:20 • #4


W
getrennte kassen sind kein schlechter schritt zu klarerer verantwortungsverteilung.
zum rest: mach ne aufgabenliste, wer wann mit was dran ist. dann kann er nicht mehr ausweichen und sich drücken, weil du es schon ordnen wirst...

lgvw

04.03.2015 04:27 • #5


SilentOne78
Hallo Ari,

für mich ist eine Schlüsselfrage: hat Dein Partner ein gleich oder zumindest ähnlich großes Bedürfnis wie Du nach einer sauberen, aufgeräumten Wohnung und einer ausgeglichenen und geordneten Finanzlage? Hat er also ein ehrliches, persönliches, inneres Interesse an diesen Dingen? Oder geht eure Weltsicht da tatsächlich auseinander, und sieht er im Grunde gar keinen Sinn, keine Notwendigkeit dafür?

Solange er dieses persönliche Interesse nicht hat und den Sinn nicht sieht - wenn er sich also, überspitzt gesagt, auch in einer Wohnung pudelwohl fühlt die in Deinen Augen wie ein Saustall aussieht - wird er immer den längeren Atem haben wenn Du das „Aussitzen-Spiel“ mit ihm spielen willst. Was Du nicht erledigst, wird dann eben liegenbleiben, und Du wirst Dich weiter aufregen und streiten, und es letztlich doch wieder selber machen, damit es gemacht ist.
Und Du wirst auch lange darauf warten können, dass er die Tatsache, was Du alles tust und mehr tust als er, ehrlich zu schätzen weiß. Es ist schwierig, für Dinge oder Erledigungen dankbar zu sein und sich erkenntlich zu zeigen, für die man selbst gar keinen Bedarf sieht, die man schlichtweg für überflüssig hält.
Und Du wirst ebenso lange darauf warten können, dass er sich ändert. Das wird er nicht mehr. Vielleicht bringst Du ihn mit drohen oder betteln dazu, dass er sich mal ein paar Wochen mehr einbringt und dich entlastet, aber dann wird es wieder einreißen, und die Streiterei von vorn losgehen. Diese Reibungspunkte werden bleiben, solang ihr zusammen seid.

Frag Dich, ob Du das weiter aushalten und Dich damit abfinden kannst und willst. Kannst Du an Deinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen arbeiten, dahingehend, dass Du es ehrlich gelassen nehmen kannst, wenn Du weiterhin den „Löwenanteil“ erbringst, oder alternativ, die Wohnung eben nicht so gründlich geputzt und aufgeräumt ist?
Und überleg Dir auch, wie das Ganze wohl aussehen wird, wenn noch Kinder dazukommen. Glaubst Du, seine Bereitschaft wird dann größer sein, Dich zu entlastet und einen Anteil an Hausarbeit, Finanzen und Erziehung zu übernehmen, der Dir fair und angemessen erscheint? Glaubst Du, ihr findet einen gemeinsamen Nenner und Verständnis, welche Aufteilung „fair und angemessen“ wäre?
Gibt es noch andere Themen und Punkte, wo eure Werte / Wünsche / Bedürfnisse und Weltsicht auseinander gehen? Und welche GEMEINSAMEN und gleichen Ziele und Interessen habt ihr? Reichen die auf Dauer aus als „Gegengewicht“?
Was schätzt Du an ihm, was zieht Dich zu ihm hin und hält Dich bei ihm, abgesehen von der Angst mit 30 wieder allein dazustehen und noch mal von vorn anfangen zu müssen?
Willst Du wirklich und ehrlich mit diesem Mann, so wie er ist, mit all seinen Ecken und Kanten, eine Familie gründen und die nächsten 20, 30, 40 Jahre zusammenbleiben?


Tut mir leid, wenn das jetzt arg pessimistisch rüberkommt. Mich treibt da meine persönliche Erfahrung. Bei meinem inzwischen-Ex-Mann und mir waren es letztlich zu große und zu viele Unterschiede. Er der kreative, spontane, extrovertierte Chaot, ich die ordentliche, strukturierte und introvertierte Planerin. So war beispielsweise mein „Wohlfühlminimum“ an Ordnung und Sauberkeit war für ihn schon „übertrieben penibel“. Um nur einen von etlichen Punkten zu nennen wo unsere Ansichten und Bedürfnisse auseinander gingen und wir uns vom jeweils anderen mehr Entgegenkommen und Unterstützung erhofft und uns alleingelassen und unverstanden gefühlt haben.
Am Anfang der Beziehung hat man noch über vieles hinweggesehen, den ein oder anderen Unterschied sogar als anziehend, interessant oder charmant empfunden. Aber mit den Jahren hat der Reiz nachgelassen und die Irritation und Unzufriedenheit überwogen. Unser Zusammenleben ist zu einem fortwährenden Kompromiss in vielen Bereichen geworden, mit dem keiner von uns beiden mehr glücklich war. Geendet hat es, nach fast 12 Jahren Beziehung (davon 9 Jahre verheiratet) mit der Trennung.

Den Traumpartner, bei dem alles 1000% passt und wo überhaupt keine Kompromisse nötig sind, weil man sich in allem einig ist, den gibts wohl nicht. Ein gewisses Maß an Kompromissen ist in einer Beziehung somit immer erforderlich. Aber wenn bei einem, oder gar beiden Partnern wiederholt und andauernd eine Schmerzgrenze überschritten wird, wenn es in wesentlichen Punkten so gar nicht passt, bleibt das gemeinsame Glück auf der Strecke.

04.03.2015 16:11 • #6


ari12
Liebe SilentOne,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort! Es tut mir sehr leid, dass es bei dir nicht geklappt hat.

Diese Fragen habe ich mir auch schon oft gestellt. Und jetzt, ein paar Wochen später, hat es sich alles beruhigt. Ich denke, größtenteils passt es alles ganz gut. Abgesehen davon, dass wir beide unglaubliche Dickschädel sind. Ach, keine Ahnung ehrlich gesagt. Rede ich mir das nur schön? Oder ist es tatsächlich ok?

Wahrscheinlich zeigt das nur die Zeit... Ich habe mich die letzten Wochen ein bisschen zurück genommen und versuche, nicht mehr alles als meine Verantwortung zu sehen. Mal schauen, wie sich alles entwickelt.

06.03.2015 20:26 • #7




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