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Tagelang dicke Luft nach Streit Wie verhalten?

B
hallo liebe community,

wir sind seit 3 jahren zusammen, gemeinsame wohnung, beide mitte 30.

ein glückliches paar, das einander gutes tun möchte und füreinander einsteht.

wir streiten selten. wenn das aber passiert, bin ich die laute, impulsive furie,
er eher ruhig und argumentierend. dann aus heiterem himmel greift er eine
unbedachte äusserung von mir auf.... von dem moment an ist land unter.

der streit bzw. der auslöser dafür, das um was es eigentlich geht, ist
völlig egal, ist nicht mehr wichtig.
wichtig ist für ihn dann nur, dass ich dies oder jenes gesagt habe,
ihn beleidigt habe, ungerecht war, und er daraus alles mögliche folgert.
das geht von 'eigentlich bist du unglücklich' bis zu 'wenn du so zu mir sprichst,
ist bei uns etwas im argen.'

danach taucht er entweder unter oder wir schleichen tagelang
umeinander herum.

irgend wann zeigt er gesprächsbereitschaft, wir reden,
doch ich habe das gefühl, dass er sich dabei immer mehr in das
von mir gesagte, getane hineinsteigert, die verletzende situation
noch mehr ausschmückt und sachen hineininterpretiert, die nicht sind.

inzwischen weiss ich nicht mehr, wie ich reagieren soll.
ich bin zwar die aufbrausendere von uns, aber nicht nachtragend,
wenn er z.B. unbedachte dinge sagt.
ich sage mir, passiert im streit.
tief in mir weiss ich, dass er mich liebt.

natürlich soll er seine zeit haben, um streit zu verdauen.
die brauche ich ja auch.
aber wenn ihn lautes streiten aus lösbaren gründen so verletzt
und umhaut, wie soll es werden, wenn wir wirklich mal ein
grösseres problem haben, bei dem wir unterschiedliche ansichten haben?

vorab danke für eure meinung
blanca

12.11.2014 11:52 • #1


H
Hallo Blanca,

erstmal hoffe ich, dass ihr das irgendwie lösen könnt. Eins fällt mir nur auf:

du schreibst:
Zitat:
aber wenn ihn lautes streiten aus lösbaren gründen so verletzt
und umhaut, wie soll es werden, wenn wir wirklich mal ein
grösseres problem haben, bei dem wir unterschiedliche ansichten haben?


Er sagt dir in Streits:
Zitat:
wenn du so zu mir sprichst,
ist bei uns etwas im argen.


Hat er Recht? Ich meine, du hast ja sicherlich Recht damit, dass tagelanges Schmollen keine besonders tolle, erwachsene Reaktion ist. Aber andersherum zweifelst du ja auch, fragst dich wie es sein wird wenn größere Probleme da sind. Verständlich, dass er das irgendwie merkt und dann nochmal den Gedanken dass etwas im Argen liegt ausspricht. Ich glaube einfach, da liegt zwischen euch mehr unerledigtes, ungesagtes, was ihr dringend in Ruhe ohne! Streit besprechen solltet.

Wie ein Mensch bei großen Problemen reagiert, das weiss man nie vorher. Selbst wenn dein Freund schmollt und ja letztendlich nur zickig ist weil er sich falsch behandelt fühlt...sagt das nichts darüber aus, was passiert wenn es drauf ankommt. Andersherum wirst du auch keine Garantie für irgendwas bekommen.

Alles Gute, Hannoveraner

12.11.2014 13:09 • x 1 #2


A


Tagelang dicke Luft nach Streit Wie verhalten?

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B
danke, hannoveraner.

wir sprechen viel miteinander, teilen uns mit,
haben keine unausgesprochenen paar-themen, die wir umgehen.

wir können auch über vermeintlich unangenehme sachen sprechen,
fühlen uns vom anderen ernst genommen, auch wenn er evtl. gegensätzlicher
meinung ist.
wir tun uns gut. jeden tag.

stellt euch vor, ihr habt magen-darm und könnt nichts essen,
eure lieblingsspeise bleibt unberührt, dann kommt euer freund, eure freundin
und sagt: du hast bestimmt nicht nur magen-darm, irgend was ist im argen.

dieses etwas ist im argen macht mich wütend und hilflos,
denn ich fühle mich im erklärzwang zu beteuern, dass es nicht so
ist. plötzlich dreht sich alles nur darum. weil ich unflätig wurde.

ob meine wut berechtigt ist oder nicht,
der ausbruch angemessen oder nicht, er ist verletzt.
was mir leid tut, ich mich schuldig fühle.

auch der hergang der streitsituation scheint plötzlich anders
als von mir wahrgenommen.
habe ich getobt, bevor oder nachdem er den stuhl umgeworfen hat?
so etwas habe ich früher nämlich gemacht, in rage dinge rumwerfen.

mein altes streitverhalten habe ich seinetwegen abgelegt,
nicht nur weil es ihn verletzte, sondern weil es nicht mehr zu mir passte.

sehr selten kriege ich die kurve nicht, und die alte furie kommt wieder.
aber solche ausbrüche passieren mir heute eher, wenn das auto streikt
oder mein drucker. es richtet sich nicht gegen menschen.

ich sehe ein, dass jeder mensch sein eigenes tempo hat,
um unangenehmes zu verdauen.
ich sehe ein, dass es dinge gibt, die ich nicht so schlimm finde,
er aber schon.

dennoch gibt es nichts an mir, was ihn veranlassen könnte, an mir
zu zweifeln.
dass in grösster wut ausgesprochenen worten mehr gewicht zugebilligt wird,
als alles wundervolle zuvor, verstehe ich nicht.

zurück bleibt die frage, ob ich geliebt werde
oder eine bessere version von mir.

auch den hellsten stern erkennt man im nebel nicht.

12.11.2014 13:56 • #3


J
Die Furie hat sich nun im Griff....na, fast halt.
Vor Dieser hatte er Bammel.
Aber die ist noch da und versteckt sich hinter der gezähmten.
Ich denke, er hat - wie du - angst, nicht so geliebt zu sein, wie man ist.

12.11.2014 14:04 • x 1 #4


B
haha, jay b.

die furie liebt und ist gereift.

im gegensatz zu früheren liebschaften herrscht bei uns kein ungleichgewicht,
welches in ständigen streits erzwungen werden soll.

ich liebe ihn wie er ist.
würde gerne wissen, wie ich beim nächsten mal reagieren soll.
nicht alles ist nüchtern, nicht alles sachlich, nicht streitthemen und nicht menschen.

angst vor der furie hat er nicht, alles über zimmerlautstärke im streit stösst ihn ab,
wertet er als üblen angriff.

ich weiss, mein anliegen ist kinderkram verglichen mit
anderen schicksalen hier.

vielleicht bin ich auch übersensibel und suche lösungen für etwas,
das nicht lösbar ist.

12.11.2014 15:18 • #5


Löwenzeh
Moin Blanca!
Vielleicht ist die Lösung, nicht laut zu werden. Und wenn der Punkt erreicht ist, wo du das nicht mehr gewährleisten kannst, die Situation/ das Zimmer/ die Wohnung zu verlassen, bis wieder ein Gespräch in normaler Lautstärke möglich ist. Bei mir ist die Problematik ähnlich und doch gänzlich anders. Mein Mann hat immer wieder Tage, wo er wegen absoluten Nichtigkeiten patzig reagiert und auch schnell und für mich völlig unvermittelt laut wird. Für mich ist Lautwerden sehr aggressiv, letztlich immer ein Versuch niederzubrüllen und zu übertönen (manchmal aber auch nur der verzweifelte Wunsch gehört zu werden). Egal, warum du brüllst: ob du ignoriert wirst und erhört werden willst oder ob du dich durchzusetzen versuchst - es wird GARANTIERT immer nach hinten losgehen. Sobald sich die Stimme hebt, fahren die Schutzwälle hoch und es geht nur noch du gegen mich. So ist es bei mir. Ich bin keineswegs wehrlos, der Satz ist noch nicht fertig ausgesprochen, da brüll ich bereits zurück - sehr gerne wirren Kram, 10 andere Streits noch auf den Tisch gepackt, die da für mein Empfinden noch mitschwingen. Ich bin einfach prinzipiell überfordert in Konfliktsituationen und deshalb eskaliert es dann, wenn es doch zu einer kommt.
Wir wären auf jeden Fall längst getrennt, wenn wir a) nicht jeden eskalierten Streit aufgearbeitet hätten (manchmal auch mehrfach, weil für mich einfach noch Klärungsbedarf bestand) und ich b) nicht bemüht wäre, selber ruhig zu bleiben. Mein direktes in die Luft gehen hat vielleicht Schutzfunktion; funktioniert aber nicht. Wenn ich nicht eskaliere, eskaliert der Streit nicht. Und ich sage nichts Unbedachtes mehr, das ich bereue, das meinen Partner verunsichert wie ich zu ihm stehe und muss mich am Ende nicht entschuldigen.
Denn das gab es durchaus, dass er den Streit beginnt indem er sich ganz widerlich verhält - aber am Ende war ich der Ar., der unter die Gürtellinie geschlagen hat und sich entschuldigen musste. Mittlerweile haben wir einen besseren Umgang miteinander gefunden, vielleicht auch etwas Sicherheit gewonnen, nach so manchem Streit, dass es nicht gleich die Trennung bedeutet.
Ich hab mich viel mit Trennungsgedanken gequält und bin froh, dass ich lieber das Gespräch und Selbstdisziplin gesucht habe.
Mehr kannst du ohnehin nicht tun: das Gespräch suchen und am eigenen Verhalten die Stellschrauben drehen.
Man kann nur sich selbst und das eigene Verhalten ändern.
Sorry für den Roman, ich hör mich gerne selbst reden

15.05.2025 09:27 • x 3 #6


Blindfisch
Der Strang ist knapp 11 Jahre alt

15.05.2025 09:29 • x 2 #7


Gast555
Ich fand den Beitrag von @Löwenzeh dennoch sehr wertvoll!

15.05.2025 09:51 • #8


Löwenzeh
Oh Mann vielleicht braucht sie immer noch Rat? Und ich hab extra noch aufs Datum geschaut, November ist nicht so lange her... Mhm

15.05.2025 12:47 • #9


Laetitia2024
@Blanca Ihr habt offenbar unterschiedliche Streitkulturen. Eine Paartherapie könnte euch sicher dabei helfen, bei Meinungsverschiedenheiten nicht gleich aus der Haut zu fahren und beleidigend zu werden, sondern sachlich zu argumentieren und darauf zu achten, den anderen nicht zu verletzen.

15.05.2025 13:18 • #10


DieSeherin
Zitat von Laetitia2024:
hr habt offenbar unterschiedliche Streitkulturen. Eine Paartherapie könnte euch sicher dabei helfen, bei Meinungsverschiedenheiten nicht gleich aus der Haut zu fahren und beleidigend zu werden, sondern sachlich zu argumentieren und darauf zu achten, den anderen nicht zu verletzen.

vielleicht haben sie ja in den letzten 11 jahren dazugelernt?

15.05.2025 14:13 • x 1 #11


E
Zitat von Blanca:
hallo liebe community, wir sind seit 3 jahren zusammen, gemeinsame wohnung, beide mitte 30. ein glückliches paar, das einander gutes tun möchte und füreinander einsteht. wir streiten selten. wenn das aber passiert, bin ich die laute, impulsive furie, er eher ruhig und argumentierend. dann aus heiterem himmel greift ...

Innerhalb einer Beziehung eine gute Streit-Kultur zu entwickeln kann sehr heilsam werden
Aktuell habt ihr aber noch eine heftige Rollen-Verteilung, der eine laut, der andere leise
Diese Rollen auf zu brechen, wird schwierig, weil ja Persönlichkeiten und Prägungen dahinter stecken.

Testet doch mal die 15 Minuten-Regel (kann man auch ausbauen auf 30)
Einer erzählt, der andere hört nur zu. Der Zuhörer darf max. Verständnisfragen stellen.
Dann anders rum.

15.05.2025 14:30 • #12


Laetitia2024
Zitat von DieSeherin:
vielleicht haben sie ja in den letzten 11 jahren dazugelernt?

Anscheinend ja nicht.

15.05.2025 14:34 • #13


DieSeherin
Zitat von Laetitia2024:
Anscheinend ja nicht.


wieso? der alte faden wurde ausgegraben...

15.05.2025 14:36 • x 1 #14


Laetitia2024
Zitat von DieSeherin:
wieso? der alte faden wurde ausgegraben...

Aha

15.05.2025 16:28 • #15


A


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