Tipps fuer den Verlassenden?

B
Hallo,

Ich habe mich vor ein paar Tagen von meiner Freundin nach sechs Jahren getrennt und habe gerade ein sehr eigenartiges Wirrwarr an Gefuehlen in mir, die ich kaum aufgetrennt bekomme. Hier und an vielen Stellen im Internet finden sich ja gute Tipps fuer die verlassenen Partner. Kann mir jemand eine Seite nennen, bei der es auch um die Empfindungen des Verlassenden geht?

Auch wenn ich sie verlassen habe, fehlt sie mir gerade sehr. Wenn es nach mir allein ginge, so ist sie nach wie vor der wichtigste Mensch in meinem Leben. Gleichzeitig weiss ich, dass das nie wieder so sein kann und dass ich absolute Funkstille wahren muss, um uns beiden nicht weh zu tun. Ich habe sie als Partnerin verloren, was ich ja auch so entschieden habe. Aber ich habe sie eben auch als Freundin und Mensch verloren, was ich gar nicht will. Ich wuerde sie so gerne einmal spaeter im Leben wieder als gute Freundin gewinnen, weiss aber dass das meine Freundin nie hinbekommen wird. (Schwierig zu erklaeren, aber ich weiss es bei ihr ganz genau.)

Warum ich sie verlassen habe? Nicht weil meine Gefuehle fuer sie viel weniger geworden sind, sondern weil ich erkannt habe, dass ich nicht mit ihr auf Dauer gluecklich werden kann, selbst im besten angenommenen Fall. Um nur ein Beispiel zu nennen: Ich weiss immer sicherer dass ich ein Kind will, sie weiss nur immer sicherer dass sie es nicht will. Kompromisse gibt es da leider keine. Ich habe mich auch getrennt weil ich es trotz aller Versuche an mir zu arbeiten auch nicht hinbekommen habe dass sie sich bei mir sicher und angenommen fuehlt (Ich denke das hat auch etwas mit ihrer eigenen Vergangenheit zu tun.) und ich mir dabei immer mehr als Versager vorgekommen bin, was am Ende mein Selbstwertgefuehl extrem angegriffen hat. Wir waren beide schon sehr lange nicht mehr auf allen Lebensebenen gluecklich mit einander und irgendwie glaube ich sogar, dass die Trennung auch fuer sie auf lange Sicht gut sein wird. Trotzdem faellt es mir sehr schwer, weil wir doch sehr sehr viel zusammen hatten : Totale Ehrlichkeit, tiefes Vertrauen, sich auf einander verlassen koennen wenn es drauf ankommt. Alles Dinge, die sehr wichtig sind in einer Beziehung und ich heute keine Ahnung habe ob ich einer Frau jemals wieder so nahe kommen kann. (Gestern fragt mich ein Bekannter, ob ich mich getrennt habe oder sie. Ich antworte dass ich es war und er schliesst daraus: Ach, dann ist es ja einfacher und Du bist sicher gluecklich dass es endlich vorbei ist. Mir blieb die Spucke weg, so fuehle ich wirklich nicht.)

Ich fuehle mich schuldig dafuer, meiner Freundin die Trennung angetan zu haben in einer gerade fuer sie sehr schwierigen Lebenssituation, aber ich wollte ehrlich mit ihr umgehen und ihr nichts vorspielen oder aus Mitleid mit ihr zusammenbleiben. Gegenueber gemeinsamen Freunden schaeme ich mich dafuer das boese A....loch zu sein, dass sie so links liegen laesst. Dann wieder bin ich sauer auf mich selbst, weil ich nicht mehr versucht habe, unsere Beziehung zu retten - auch wenn ich nicht weiss ob ich es jemals geschafft haette.

Und trotzdem fuehle ich auch so etwas wie eine grosse Befreiung, weil ich nach sicher mehr als einem Jahr Hadern und Gruebeln endlich eine Entscheidung getroffen habe zu der ich auch weiterhin stehe. Dass nun wieder die Chance besteht dass mein Selbstwertgefuehl nicht komplett ueber Bord geht, dass ich wieder gluecklicher werde im Leben. Das klingt sehr gemein meiner Freundin gegenueber, ist aber gar nicht als Schuldvorwurf gemeint. Ich glaube letztlich dass wir einfach nicht zu einander so gut gepasst haben wie wir das mal dachten. Und deshalb kann ich ihr gar nichts vorwerfen. Sie ist wie sie ist, ich bin wie ich bin. Ich wuensche ihr alles Glueck dieser Erde und dass sie findet was sie sucht im Leben. Beim Trennungsgespraech habe ich trotzdem so etwas wie Vorwuerfe aus mir herausgewuergt, weil ich selbst so verletzt war und mich angegriffen gefuehlt habe. Heute schaeme ich mich dafuer, kann ihr das aber auch nicht wirklich sagen, weil jedes neue mich bei ihr melden jetzt natuerlich auch fehl am Platze ist. Sie muss ja mit mir abschliessen koennen.

Auf anderen Hilfeseiten fuer Verlassene liest man ja immer von den verschiedenen Trennungsphasen: Nicht-Wahrhaben-Wollen, Trauer und Wut, Schmerz und Akzeptanz. Ich habe zwar viele Gefuehle, finde mich aber nicht wirklich darin wieder: Natuerlich kann ich die Trennung wahrhaben, ich war es ja selbst der sich getrennt hat. Ich trauere ueber den Verlust meiner Freundin und empfinde Schmerz beim Anschauen gemeinsamer Erinnerungsstuecke, fuehle aber gleichzeitig dass mir das nicht zusteht denn ich bin ja der, der den Verlust zu verantworten hat. Ich empfinde keinerlei Wut auf sie, nur Trauer darueber dass wir offenbar doch nicht zusammengehoeren, was ich lange nicht wahrhaben wollte. Akzeptanz: Ja, natuerlich akzeptiere ich es, denn ich selbst habe ja die Entscheidung getroffen. Trotzdem fuehle ich mich tief ungluecklich. - Also an welcher Stelle dieser Phasen steht der den anderen verlassende Partner und wie kann ich am besten damit umgehen?

Kann mir irgendjemand helfen, wie ich mit meinen Gefuehle klarkommen kann - vielleicht ohne dass mir andere verlassene Partner hier gleich die Moralkeule gegen den Kopf schlagen? Ich weiss was ich meiner Freundin angetan habe und es tut mir sehr leid fuer sie.

Puh, Entschuldigung fuer dieses Chaos. Aber so sieht es grade in mir aus.

10.08.2011 20:06 • #1


sanne
Hallo,

schön, dass Du auch mal dieses Thema ansprichst. Denn ich finde die Rolle des Verlassenden nicht minder schwer als die vom Zurückgebliebenen. Der einzige Vorteil bei dem der geht ist, dass er sich vorbereiten konnte.

Als Tipp würde ich anführen:

- Überlege nicht soviel, wenn man überlegt, ist es nicht der richtige partner. Mit dem Wissen das ich heute habe, würde ich früher gehen

- Ängste, Kummer und Eifersucht ist keine Liebe.

Freue mich auf weitere Tipps.

10.08.2011 20:34 • #2


A


Tipps fuer den Verlassenden?

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B
Danke sanne!

Ich möchte nochmal klar sagen, dass ich mir hier nicht eine Absolution holen will oder auch nur Sympathie. Ich würde nur gerne besser mit meinen Gefühlen umgehen können.

Gestern habe ich lange weinend vor einem Bild von ihr gesessen. Gleichzeitig sagt mir mein Kopf dass ich gar nicht das Recht habe um sie zu trauern weil ich ja selbst dran Schuld bin. Trotzdem fehlt sie mir.
Oder ich denke eine Zeitlang mal nicht über sie nach und komme mir danach genauso schäbig vor weil ich weiß wie schlecht es ihr gerade geht.

Du hast aber recht, dass mich die Situation nicht unvorbereitet trifft wie sie.

11.08.2011 14:48 • #3


B
Mir geht auch nicht aus dem Kopf, was sie bei der Trennung gesagt hat: Sie hasst mich und wünscht mir Pech, Krankheit und fehlende Liebe in meinem zukünftigen Leben.

Einerseits verstehe ich natürlich dass sie das Recht hat sauer zu sein und emotional zu reagieren. Aber ich mag sie doch immer noch so gerne, auch wenn ich keine Zukunft mehr für die Partnerschaft sehe. Wie kann sie mich so hassen, wenn sie mich vorher doch auch geliebt hat? Ich merke dass mir der Mut für die Zukunft fehlt, weil ich sie im Kopf gehässig lachen hören werde, wenn mir etwas Schlechtes passiert.

11.08.2011 14:53 • #4


K
Hey,

offensichtlich hast du dir sehr lange und gründlich überlegt, ob du diesen Schritt tatsächlich gehen willst und bist zu der Überzeugung gekommen, dass es das richtige ist. Aus deinem Beitrag liest sich heraus, dass du dich trotz deiner Trauer auch irgendwo befreit fühlst.

Meine Tipps an dich:
-lass deine Gefühl von Schmerz, Traurigkeit und vielleicht Einsamkeit zu. Du hast deine Freundin geliebt und ihr hattet eine schöne Zeit zusammen – da ist es ganz natürlich und nachvollziehbar, dass du um das trauerst, was du verloren hast.
-Respektiere es auf jeden Fall, wenn sie derzeit nichts von dir hören und sehen will. Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem sie das Bedürfnis hat, mit dir zu sprechen, vielleicht wenn der erste Schmerz sich ein bisschen gelegt hat.
-Quäl dich nicht mit Selbstvorwürfen, auch wenn du gerade das Gefühl hast, der letzte A***sch zu sein. Du hast das getan, von dem du ausgehst, dass es für dich und auch deine Freundin langfristig (!) das beste ist.
-Suche nicht nach Gründen, warum ihr doch hättet zusammenbleiben sollen. „Aber sie war doch so toll!“ oder „Es hat alles so viel Spaß gemacht mit ihr!“ stimmt sicherlich alles. Doch du hast auch deutlich zum Ausdruck gebracht, dass du schon sehr lange mit diesen Gefühlen des Zweifels kämpfst und dass diese letztendlich ausschlaggebend waren. Du hast geschrieben: „Sie ist, wie sie ist, und ich bin, wie ich bin!“. Manchmal soll eine Liebe eben einfach nicht sein.
-Vermeide es, dich ihren Freunden gegenüber zu rechtfertigen. Eure Beziehung und auch eure Trennung sind erstmal nur eure Sache.
-Mach Pläne für die Zukunft. Orientiere dich neu, überlege dir, welchen neuen Herausforderungen du dich stellen willst.

Ich wünsche dir alles Gute!

11.08.2011 15:20 • #5


S
Hallo Bad Guy,

Dein Beitrag vom August 2011 spricht mir aus der Seele. Ich kann fast jede Zeile nachvollziehen, da ich mich heute exakt in der gleichen Situation befinde, wie Du damals. (Ich habe meine Beziehung mit meiner Freundin nach 6 Jahren beendet. Und jetzt herrscht Gefühlschaos...)

Ich möchte nicht alles wieder aufwärmen, aber man muß ja etwas Positives, irgendwelche Lehren bzw. Schlüsse aus der Vergangenheit ziehen können und würde Dich deshalb gerne fragen:Wie geht es Dir heute ? Und wie geht es ihr heute?

Dein Seelenverwandter

01.02.2012 12:31 • #6




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