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Tipps loszulassen

L
Hallo ihr Lieben,

vor fast drei Monaten haben mein Freund (36) und ich (24) uns nach einer sehr turbulenten Zeit getrennt.
Es vergeht kaum ein Tag an dem ich nicht weine und mich die gesamte Situation extrem runterzieht. Ich habe ihn sehr geliebt und kann nur schwer loslassen, sodass ich mir das ganze mal von der Seele schreiben muss.

Wir sind nach einem Jahr Beziehung in eine gemeinsame Wohnung gezogen. 2 Jahre vor unserer Beziehung waren wir durch unser gemeinsames Studium befreundet. Für uns beide war es das erste Mal mit einem Partner zusammen zu wohnen und hatten uns das alles einfacher vorgestellt. Mit der gemeinsamen Wohnung kippte unsere bis dato sehr harmonische Beziehung in eine immer komplexere, unausgeglichenere.
Wir hatten den Zusammenzug damit begründet, dass wir uns öfter sehen konnten (da er im Außendienst viel unterwegs war). Er wollte unbedingt eine große Wohnung (größer als 100 m2) anmieten, da er noch aus seiner alten Heimat einige Möbel und Dinge hatte, die er Stück für Stück herbringen wollte. Gefunden hatte er eine 130 m2 große Wohnung auf Zeit, die sehr schön gelegen war und für den Preis unschlagbar. Auch wenn ich eigentlich gerne etwas kleineres, unbefristetes gehabt hätte, was er auch wusste, entschieden wir uns aufgrund der Wohnungsnot erst einmal dafür.

Tatsächlich hat er mich dann 2 Tage nach dem Einzug erst einmal hängen lassen und wollte sich keinen Urlaub nehmen. Das Installieren von Lampen in sämtlichen Räumen blieb an mir hängen. Ebenso die Wohnung erst einmal mit meinen Gegenständen wohnlicher zu gestalten bis er wieder zurück war. Als er dann am Wochenende wieder zurück kam, war er gleich wieder weg. Ein Kumpel hatte ihn spontan zum Fußball schauen eingeladen. Obwohl wir vorher verabredet hatten zu einer Ausstellung zu gehen.

Allgemein war er in der gemeinamen Wohnung kaum da (nicht mal 10 Tage im Monat). Fuhr in seinen freien Wochen oft allein in die Heimat, weil er mit seinem Haus noch einiges regeln musste, .

Mir warf er irgendwann vor ich wäre egoistisch und hätte kein Verständnis für seine Situation, als ich meinte, dass ich gern mehr gemeinsam planen würde. Gemeinsame Fahrten zu unseren Familien (beide jeweils 450km entfernt), gemeinsamer Urlaub, vorher absprechen, wenn Freunde eingeladen haben, . Nur so kann man in meinen Augen vernünftig planen, ohne dass ein Partner sich jeweils völlig den Plänen des anderen hingibt und ständig seine eigenen Pläne durch die Spontaneität des anderen über Bord werfen muss.

Er bezeichnete mich als A., faul, sagte, dass ich nicht seinen hohen Ansprüchen gerecht werde, .

Ich selbst habe studiert, arbeite 41h / Woche, bin oft auf Dienstreisen und war dafür verantwortlich den Haushalt einer 130 m2 Wohnung zu schmeißen, meinen Freundeskreis in der Stadt in der ich lebe und die Kontakte in meiner Heimat zu pflegen beschäftigt. Habe mich gefreut jedes Mal was von meinem Freund in seiner Abwesenheit zu hören, ihm kleine Geschenke gemacht, als er zuhause war und ihm angeboten zu telefonieren, für ihn gekocht als er nach Hause gekommen ist, .

Irgendwann konnte ich aber nicht mehr, weil ich keine Wertschätzung und Dankbarkeit von ihm, sondern nur Kritik zurück bekam. Ich würde den Müll nicht richtig trennen (Kassenzettel im Restmüll statt Papier), zu wenig mit Freunden machen, ihm zu kurzfristig bescheid geben, wenn ich mich mit Freunden verabrede (3 Tage vorher, er maximal 3 Stunden vorher), zu oft in die Heimat fahren (max. alle 6 Wochen für ein WE, er einmal im Monat für eine Woche), nicht genug rausgehen (als er nach Hause kam und mich nach dem Wäsche zusammen legen noch auf dem Sofa und die Serie zu Ende ansehend sah), . . Ich merkte schnell ich konnte ihm nichts recht machen. So sehr ich es auch versuchte. Ich musste mich anpassen und er ging nicht auf meine Wünsche ein. Im Streit wurde ich emotional, er laut und abwertend. Nach einer Weile wollte er auch nicht mehr mit mir schlafen, weil ihm die Harmonie in unserer Beziehung dazu fehlte. Ich lag weinend neben ihm - er ging nicht auf mich ein. Er unternahm keinen Versuch die Harmonien wieder herzustellen und ließ mich abmühen.

Ich sagte nach einiger Zeit, dass ich mir eine eigene Wohnung suchen werde. Dass ich das so nicht weitermachen kann. Er war darüber wütend und schrie mich an, wieso ich die Beziehung eigentlich ständig in Frage stellen würde.

Wir hatten uns beide Wohnungen gesucht. Über einen Zeitraum von 3 Monaten fast täglich Besichtigungen, bis wir etwas gefunden hatten. Ich hatte die Hoffnung, dass es sich so entzerrte. Dann starb sein Vater. Er erfuhr es über einen Brief und ich erfuhr es durch Zufall. Er wurde noch kühler und abweisender. Ich wollte für ihn da sein. Er wollte das nicht. War fast jeden Tag mit einem Kumpel unter der Woche feiern. Kam um 05:30 Uhr nach Hause ohne mir vorher bescheid zu geben oder zwischenzeitlich etwas von sich hören zu lassen, obwohl er wusste, dass mir das wichtig war. Er schlief dann entweder auf dem Sofa, weil ich ihm vorher nicht viel Spaß gewünscht habe oder schnauzte mich an, als um 06:30 Uhr mein Wecker für die Arbeit klingelte, dass ich mir eine Fitbit, die mich mit Vibration weckt, kaufen muss und ich ihn in der schweren Zeit ja aus dem Schlaf reißen würde.

Kurz vor unserem Umzug, in einer Zeit, in der wir beide Urlaub hatten und die Dinge stressfrei klären hätten können, wollte er mit einem Kumpel in den Partyurlaub fliegen. Ich hatte langsam das sichere Gefühl, dass er mich betrügen würde und mich nicht liebt. Auf meine diesbezüglichen Fragen antwortete er nicht. Er betitelte mich als Dramaqueen und schrie mich in einem Streit so dermaßen an, dass ich wusste das war keine Liebe sondern die pure Kälte, die mir entgegenschlug. Ich sagte ihm so kann ich mir keine Beziehung und schon gar keine Familie vorstellen.
In diesem Gespräch war er abgeklärt und sagte, dass wenn ich mir keine Familie vorstellen kann, er das auch nicht mehr möchte und es ja dann eine ziemlich rationale Trennung sei. Für mich halt überhaupt nicht durch das ganze Hin und Her. Aber gut.
10 Minuten nach diesem Gespräch stand der Kumpel in unserer Wohnung und die beiden buchten, als wäre nichts gewesen ihren Urlaub nach Bulgarien. Ich telefonierte mit einer Freundin und meinen Eltern. Setzte mich nach einer Weile dazu und brach dann in Tränen aus. Bat den Kumpel zu gehen und sagte zu meinem Exfreund, dass sie sich doch eher bei dem Kumpel, in der Stadt oder in seiner neuen (wenn auch noch leeren) Wohnung treffen könnten. Ich entschuldigte mich bei dem Kumpel. Mein Exfreund schrie mich an, dass mir das auch leid tun musste. Der Kumpel sagte es wäre jetzt wirklich nicht der richtige Zeitpunkt und entschuldigte sich, dass er unter diesen Umständen bei uns war.

Nachdem der Kumpel weg war, erzählte mir mein Exfreund, dass er in seiner Vergangenheit und in seinem Leben sehr oft enttäuscht wurde. Dass er mehrmals kurz vor einer Familie stand und diese nicht bekam. Er verlor Zwillinge, eine andere Exfreundin verstarb. Daran hänge er noch immer sehr. Auch nach fünf Jahren habe er das Gefühl ihr Erbe weiter tragen zu müssen und keine Frau mehr richtig lieben zu können.
Mir tat es unglaublich weh ihn zum ersten Mal so schmerzerfüllt und weinend zu sehen.

Dann war er im Urlaub und fing sich eine Magen-Darm-Grippe ein, sodass er am Umzugstag nicht da war und ich sein Umzugsunternehmen betreuen musste. Gefragt hat er mich nicht, sondern mich vor vollendete Tatsachen gestellt.

Ich weiß, dass er mich nicht gut behandelt hat, aber seine Vergangenheit rückte das irgendwie in ein anderes Licht. Ich tue mich immer noch schwer von ihm loszukommen und habe sehr gemischte Gefühle ihm gegenüber. Vor allem ärgere ich mich über mich selbst, dass ich so lange Hoffnung in etwas setzte, das von Anfang an unter keinem guten Stern stand (wovon ich in einigen Punkten nichts wusste).

Habt ihr Tipps, wie ich das am besten verarbeiten kann?
Eine Freundschaft mit ihm geht für mich nicht, trotzdem hoffe ich, dass es ihm gut geht.
Er hat sich bislang für nichts das mich verletzt hat entschuldigt, oder sich für die Unterstützung beim Umzug bedankt. Das wird auch nicht passieren.
Ich vermisse die wenigen guten Momente, die wir hatten. Auch die mit dem gemeinsamen Freundeskreis.
Ich tue mich gerade schwer wieder neu anzufangen. Leider musste ich in meinem Studium und auch danach oft umziehen, sodass ich hier keinen großen Freundeskreis habe und die Leute, genau wie ich, oft unterwegs sind.
Oft geht es mir allerdings so schlecht, dass ich auch keine große Lust habe neue Leute kennen zu lernen (auch Angst vor erneuter Enttäuschung), sondern froh bin mich beim Radfahren abzulenken, in die Arbeit zu stürzen, .

Liebe Grüße.

08.09.2019 14:52 • x 1 #1


K
Schau mal, hier ist ein Link der ganz interessant für dich sein könnte:

https://www.vernuenftig-leben.de/nicht-...n-koennen/

08.09.2019 18:12 • x 1 #2


A


Tipps loszulassen

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J
Liebe love hurts,
Mir ist beim Lesen echt im Magen komisch geworden.
ALS ERSTES HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH.
Sei froh, dass er aus Deinem Leben weg ist und seine Probleme mitgenommen hat, es sind und waren nie Deine Probleme und niemand hat das Recht Dich so zu behandeln.
Was mir besonders auffällt, Du möchtest das es ihm gut geht, obwohl er Dich behandelt hat wie Müll?
Du behandelst Dich offensichtlich schlechter, warum tust Du das?
Warum tolerierst Du das, warum bist Du Dir selber so wenig wert?
Denke an Deine Kindheit zurück, hat man Dich da so behandelt, dass Du Ähnlichkeiten siehst?
Du hast si viel Energie in diesem Menschen gepumpt, dass Du förmlich ausgesaugt bist. Lade Dich neu auf. Tu Dir Gutes, überlege, was das sein könnte.
Dann schreibe Dir jeden Tag einen Satz auf, warum es Dir ohne diesen Menschen besser geht. Und falls er anrufen sollte, eure Zeit ist vorbei. Jemand der Dich so behandelt, wird sich nicht ändern.
Mit der Zeit wird es Dir besser gehen, fülle die Zeit. Liebe Grüße an Dich

08.09.2019 19:13 • x 2 #3


L
Danke für die Antworten.

Ich habe mich leider zu sehr auf die Beziehung fokussiert, weil ich durch die ganze Umzieherei im Vorfeld einfach nur ankommen wollte. Unsere Beziehung war vor der gemeinsamen Wohnung sehr schön, sehr harmonisch. Wir haben zu vielen Themen die gleichen Ansichten, viele gemeinsame Interessen. Unsere Wohnung war sehr schön, sehr zentral. Ich fühlte mich wohl. Habe anfangs auch über vieles hinweggesehen, weil wir beide viel um die Ohren hatten. Nur hatte ich immer mehr das Gefühl, dass er sich auf das gemeinsame Leben, die gemeinsame Wohnung gar nicht einlassen wollte - obwohl er das Thema Zusammenziehen angestoßen hatte. Ich fühlte mich oft eher wie in einer WG, was mich wiederum sehr stark verunsichert hat. Eine Chance ihm die Sicherheit in der Beziehung zu geben, die er gebraucht hätte, hat er mir nicht eingeräumt, sondern sich distanziert. Trotzdem klammere ich mich jetzt auch im Nachgang an die gemeinsame Zeit. Es gab viele unausgesprochene Dinge. Er ist ein sehr liebevoller Mensch, war aber plötzlich wie blockiert. Ich hatte das Gefühl, dass wir gemeinsam wachsen hätten können. Nur er wollte oder konnte das nicht.

Mit der Trennung, was für mich in der Situation der einzige Weg gewesen ist, hat es mir den Boden unter den Füßen weggezogen.

Für mich ist es gerade schwer neben der Arbeit neue Leute kennen zu lernen. Mir fehlt es einfach sehr ein stabiles, vertrauensvolles Umfeld zu haben. Nur das dauert seine Zeit es aufzubauen und kommt nicht von heute auf morgen.

14.09.2019 09:35 • #4




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