Als ich zum ersten Mal nach Borderline-Persönlichkeitsstörung googelte, waren wir beide schon zwei Jahre zusammen. Drei weitere kamen noch hinzu. Sie erhielt damals ihre Diagnose und so richtig verstand ich eigentlich: Nichts.
All die vielen Konflikte, Beziehungsabbrüche, Unzuverlässlichkeiten, Vorwürfe, Streitereien um Banalitäten, der häufige Liebesentzug, nichts, aber auch gar nichts konnte mich jemals davon abbringen, weiterhin mit genau dieser Frau zusammen sein zu wollen.
Ich hatte es nach den Trennungen mit anderen Frauen versucht. Aber die Sucht, die Abhängigkeit nach ihrer ungefilterten Bestätigung und Begeisterung und ja, ihrer Art zu lieben, waren immer stärker.
Bereits vor mehr als zwei Jahren hatte ich schwer unter einer Trennung von ihr gelitten, wie ich aus meinen eigenen Beiträgen hier gerade schmerzhaft erlesen musste.
Und nun ist wieder Schluss. Endgültig.
Sie hat es zu Ostern nicht mehr ausgehalten.
Der Einzige, der das Offensichtliche nicht sehen konnte und wollte, war ich.
Anfangs kam ich besser klar als zur letzten Trennung ein Jahr zuvor.
Als ich sie dann aber auf einem Festival zu Pfingsten mit ihrem Neuen sah, so voller Liebe, Nähe und Zärtlichkeit, ist tief in mir etwas zerbrochen.
Ich bin seitdem arbeitsunfähig.
Fühle nur noch eine Schmerzmelange aus Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Es ist, als wäre ein Teil von mir mit ihr gegangen. Und dieser hat eine Leere hinterlassen, die ich derzeit mit so überhaupt nichts zu füllen weiß.
Auch körperlich mache ich mir langsam Sorgen, da mir das Essen extrem schwer fällt. Sechs Kilo habe ich bereits abgenommen.
Ich habe wirklich vieles versucht, Sport, Lesen, Serien, Nightlife, nichts macht auch nur ansatzweise Spaß.
Und da sind Freunde, die jederzeit für mich da sind, persönlich oder am Telefon, aber kaum bin ich wieder allein mit mir, umfängt mich diese unsagbar lähmende Traurigkeit.
Ich bin auf Entzug.
Für einen Therapieplatz stehe ich auf der Warteliste, immerhin. Die letzte Therapie habe ich abgebrochen, als wir wieder zusammenkamen. Aber die Reststunden darf ich auf Nachfrage noch verwenden.
Da ich nun wirklich nicht mehr wusste, wohin mit mir, habe ich meine Allgemeinärztin nach einer Einweisung in die Psychiatrie gefragt.
Sie hat mir das vorerst ausgeredet, mein Fall wäre nicht schlimm genug, ja es könnte sogar sein, dass ich dort abgewiesen würde.
Stattdessen habe ich ein Antidepressivum verschrieben bekommen.
Fünf Tage nehme ich dieses nun schon, und es verändert sich tatsächlich was:
Die innere Unruhe ist verschwunden und einem Gefühl von Bewegungslosigkeit gewichen, das sich gar nicht so unangenehm anfühlt.
Auch Einsamkeit verspüre ich nicht mehr.
Dieses schwarze Meer aus Traurigkeit und Sehnsucht aber, mit seinen Wellen ab und zu, ist noch genau so stark.
Allerdings benötigt ein AD eine Weile, um ganz zu wirken.
Es gibt ja hier doch einige ähnliche Geschichten emotionaler Abhängigkeit, toxischer On-Off-Beziehungen, und auch einige wenige Trennungen von Borderline-Partnern.
Wie seid ihr da rausgekommen?
Wie lange hat es gedauert?
Was hat dabei geholfen?