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Todesfälle-Wenn z b die eigenen Eltern sterben

M
. macht das meiner Erfahrung nach auch etwas mit der Beziehung oder Ehe. Meine Mutter starb 2003 nach langjähriger Krankheit. Schon das war bereits sehr traurig und schwierig für mich und auch für meine Ehe. Aber so richtig schlimm wurde es nach dem Tod meines Vaters 2012. Seine Erkrankung, die Sorge um seine Pflege und Betreuung, brachten familiäre Konflikte wie mit der Lupe betrachtet ans Tageslicht. Als er dann gestorben war, die Erbschaftsstreitigkeiten beigelegt und die Grabpflege organisiert war, traten unsere Eheprobleme unübersehbar in den Vordergrund. Kein Wunder also und bei Leibe auch keine Entschuldigung dafür, dass ich für Reize von Außen empfänglich wurde und mich fremd verliebte. Fast hätte das unsere Ehe für immer gesprengt glücklicherweise kam es anders.

Wenn ich mich heute im Freundeskreis so umschaue, sind wir kein Einzelfall. Häufig treten nach einer so problematischen Trauerphase Eheprobleme auf. Manchmal in Form von Affären, Trennungen oder sogar Scheidungen.

Wie sind eure Erfahrungen? Was machte ein Trauerfall in der Familie mit euch und euren Beziehungen? Wie seid ihr damit umgegangen? Eine neue aufregende Liebe lässt sich lebendig fühlen. Ist es also Zufall, das so etwas häufig nach Todesfällen im Familienkreis auftritt? Ich bin gespannt auf eure Erfahrungen und Meinungen.

11.02.2021 14:58 • #1


L
Also meine Beziehung endete nach dem Tod ihrer Eltern. In jedem Jahr war ein Todesfall. 2018 Vater, 2019 Mutter, 2020 Trennung bzw. Affäre, die zur Trennung führte. Nach der Trennung starb die Oma auch noch im Monat der Trennung.
Könntest also durchaus Recht haben, das das damit zusammenhängt.

11.02.2021 15:07 • #2


A


Todesfälle-Wenn z b die eigenen Eltern sterben

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Groq
Zitat von Martina76:
dass ich für Reize von Außen empfänglich wurde und mich fremd verliebte.


Ich vermute Mal dass das nicht außergewöhnlich ist. Enorme Bedürftigkeit steigert die Bereitschaft sich mit Menschen zu trösten und abzulenken.

Zitat von Martina76:
Was machte ein Trauerfall in der Familie mit euch und euren Beziehungen?


Ich bin da ein wenig abnormal, mein Verhältnis zu meiner Verwandtschaft ist nicht sonderlich eng. Als mein bester Freund gestorben ist war ich ziemlich fertig.
Da war ich in einem Ausnahmemodus und hab niemanden wirklich an mich gelassen.
Es hat ne Weile gedauert seinen Tod zu verarbeiten und während dieser Episode habe ich mich stark isoliert. Also eher Flucht nach innen als nach außen.
Als meine Großeltern und mein Onkel gestorben sind oder mein Vater auf der Intensiv lag ging es mir nicht ansatzweise so.
Das war mir nicht wirklich wichtig, ich war auf der Beerdigung und hab Hände geschüttelt aber danach war der Tag wie jeder andere auch. Fehlende Bindung wirds wohl erklären.

In jedem Fall kann starke Trauer Menschen sowohl verbinden als auch trennen. Ich habe eine Freundin Mal zu einem Gesprächstermin begleitet, da wurde eine experimentelle Therapie zur Trauerbewältigung vorgestellt. Das war sehr interessant, was für Formen der Trauer es gibt und wie diese Emotion einen Menschen bis zur Handlungsfähigkeit lähmen kann.
Dabei ging es primär um Todesfälle in der Familie, am Zahlreichsten waren Eltern mit verlorenem Kind vertreten.

11.02.2021 15:15 • #3


C
Meine Mutter sagte mir schon öfter, dass in Sachen Liebe gerade in den schwierigen Phasen des Lebens sich der Spreu vom Weizen trennt. Es sei schließlich keine Kunst eine Beziehung aufrecht zu erhalten, wenn das Leben glatt läuft, spannend sei es aber wie der Partner zu einem steht, wenn es mal aus dem Ruder läuft.

Da meine Eltern schon gefühlt 100 Jahre verheiratet sind, glaube ich schon, dass sie damit recht hat.

PS: Auch die Ehe einer Freundin ging auseinander, als ihr Vater einem Unfall unterlag und sie laut eigener Aussage auf sich selbst gestellt war, weil ihr damaliger Mann wohl mit ihrer Trauer überfordert war.

Warum du allerdings in deiner Trauerphase eine derartige Flucht ergreifst, kannst nur du dir beantworten.

11.02.2021 15:22 • x 2 #4


Scheol
Wenn Menschen von einem gehen , könne viele Dinge in einem Menschen ausgelöst / passieren.
Da mal googeln wie Menschen sich nach Tod und Verlust verhalten.

Menschen trennen sich , da sie selbst bestimmen wollen wann wer geht , um den Schmerz besser ertragen zu können.

Wenn der Verlust traumatisch ist , einfach mal unter Traumafolgestörung schauen. Da wird einem vielleicht einiges klarer.

11.02.2021 17:24 • #5


B
Zitat von Scheol:
Menschen trennen sich , da sie selbst bestimmen wollen wann wer geht , um den Schmerz besser ertragen zu können.

Das ist ein interessanter Ansatz, den ich so noch nie betrachtet habe. Aber es ist eigentlich verständlich. Bei einem Todesfall verlieren die Lebenden jegliche Kontrolle. Der Tod passiert einfach und die Uhren bleiben gefühlt erst Mal stehen. Um so schlimmer, wenn der Tod völlig unvorhergesehen eintritt wie z.B. nach einem Unfall, Totschlag oder Mord. Es ist ein Vorgang, bei dem jeder das Steuer abgeben muss.
Die Gegenreaktion kann irgendwann sein, dass man selbst Situationen schafft, die einem wieder eine Kontrollfähigkeit geben, obwohl das natürlich nur Kosmetik ist. Das Ende einer Beziehung kann man kontrollieren, wenn man sich trennt, weil man sich dafür entschieden hat. Dann steht dahinter auch das Bedürfnis, wenigstens in einem Bereich das Steuer in die Hand zu nehmen.

Es ist wohl auch so, dass keiner vorhersehen kann wie sich ein traumatisches Ereignis auf eine Beziehung auswirkt. Manche Paare rücken enger zusammen und verbünden sich sozusagen miteinander in der Trauer gegen den Tod. Viele aber trennen sich auch, weil vielleicht ein Partner eine lange dauernde Trauerphase des Anderen nicht erträgt oder auch weil die Trauer bei beiden so groß ist, dass sie sich gegenseitig keine Stütze mehr sind. Das kann ich mir beim Tod eines Kindes vorstellen. Das Leid ist so groß und jeder ist so schwach und ausgeliefert, dass nirgendwo mehr ein Halt zu finden ist.

Der Tod wird oft als grausam und unberechenbar angesehen, obwohl jeder weiß, dass er jeden trifft. Aber mal darüber nachzudenken ist eben doch etwas anderes, als wenn man dann selbst damit konfrontiert wird.

11.02.2021 19:49 • #6


tlell
Ich kann das nicht sagen. 2010 starb meine Grossmutter . Meine damalige Beziehung ging 2015 zu Ende. Allerdings hatte ihr Ende nichts mit dem Verlust zu tun. Ich habe damals von meinem Partner viel Unterstüzung erfahren. Meine Mutter starb 2019. Das war sehr sehr schwierig für mich. Aber auch hier und bis heute übterstützt mich mein jetziger Partner. Ich glaube es kommt sehr drauf an wie man selber mit dieser Erfahrung umgeht.

11.02.2021 19:55 • #7


M
Vielen Dank für eure Antworten. Ich selbst bin mir eigentlich inzwischen sehr klar darüber, warum besonders der Tod meines Vaters mich und meine Ehe derart aus der Bahn geworfen hat. Meine Eltern lehnten meinen Mann sehr ab. In der Folge entfremdeten sie sich auch von mir. Besonders mein Vater trieb das voran. Je älter ich werde, desto weniger kann ich ihr Verhalten entschuldigen.

Als mein Vater starb habe ich posthum sozusagen versucht, ihren Wünschen zu entsprechen. Ich habe mich von meinem Mann getrennt. Weil ich aber alleine zu schwach dafür war, geschah es erst, als ein anderer in mein Leben trat.

Der hätte meinen Eltern gut gefallen. Aber er passte nicht zu mir. Daher scheiterte es und ich ging zurück zu meinem Mann, der mich Gott sei Dank auch zurück wollte. Das ging aber nur, indem ich mich endlich von meinen Eltern löste. Ein schwerer, schmerzhafter Prozess, den ich ohne therapeutische Hilfe nicht geschafft hätte.

11.02.2021 21:10 • x 1 #8


B
Zitat von Martina76:
Das ging aber nur, indem ich mich endlich von meinen Eltern löste. Ein schwerer, schmerzhafter Prozess, den ich ohne therapeutische Hilfe nicht geschafft hätte.

Deine Geschichte hat mich sehr beeindruckt, denn Du sprichst jetzt sehr klar darüber. Als Du noch mitten im Trauerprozess warst, konntest Du die Anteile Deiner Eltern und auch ihr Einwirken auf Dich nicht verstehen. Aus Dir spricht eine tiefe Erkenntnis über seelische Verstrickungen, unbewusste Aufträge, die man unbewusst spürt und dann sogar posthum erfüllt.
Ich kann Dich gut verstehen, dass es ein langer und schmerzhafter Prozess war, denn schließlich darf man über die Eltern ja nicht schlecht urteilen. Das bedeutet auch wieder Schuldgefühle. Ich darf das eigentlich nicht fühlen, aber ich nehme es doch war.

Ich verlor meine Mutter als ich 30 war. Unser Verhältnis war in meiner Erinnerung zwiespältig. Sie war über Jahre schwer krank und als sie starb, hatte damals doch keiner damit gerechnet. Jeder wusste, dass sie mit dieser Krankheit keine 80 werden würde, aber der Tod war dann doch ein Schock.
Ich war damals bereits weg von zu Hause und ich trauerte natürlich. Aber ich merkte auch nach einigen Monaten, dass eine Last von mir gefallen war, denn die Angst vor dem nächsten Schub dieser Autoimmunerkrankung war ständig im Hinterkopf. Ich hatte oft Angst, zu Hause anzurufen, denn immer war der Gedanke präsent, was werde ich dieses Mal hören?
Später wurde ich dann oft wütend auf sie, weil ich spürte, dass sie mit ihren gut gemeinten Erziehungsmethoden doch einiges bei mir angerichtet hatte. Aber sie konnte halt auch nicht aus ihrer Haut. Alles in allem brauchte ich an die 20 Jahre, bis ich das alles so halbwegs erkannt und hoffentlich auch aufgearbeitet habe.

Dein Mann ist schon ein Schatz. Er nimmt die getürmte Ehefrau zurück. Bewahre ihn Dir, denn aus seinem Verhalten spricht eine große innere Stärke, die ihm auch Nachsicht ermöglicht. Großes Kino für Dich! Das freut mich für Dich.

Deine Geschichte zeigt aber auch, wie fremdgesteuert man oft agiert, ohne dass es einem bewusst wird. Und diese unbewussten Verstrickungen ans Tageslicht zu holen, tut sehr weh, weil man in die Ursprünge dieses Leids praktisch zurückgeworfen wird. Toll, dass Du das geschafft hast! Du musst heute ein anderer mensch sein als damals.

Begonie

12.02.2021 10:57 • x 1 #9


I
Meine Mutter starb einen langen Tod.
Vorausgegangen war Demenz , zum Schluss in der schlimmsten Form.
Dazu kam mein völlig überforderter Vater, der sich aber nicht helfen lassen wollte.
Ich rede hier von 3 Jahren die extrem belastend waren für mich, zeitgleich der Job der mich sehr forderte und eine noch nicht abgeklärte ADS meines Sohnes.

Mein Mann hatte sicher sehr lange Verständnis , obgleich seine Eltern zeitgleich auch völlig abgebaut hatten, mehrmals mit Intensivstationen etc.
Bei uns kamen über einen extrem langen Zeitraum nur schlechte Nachrichten rein.

Ich glaube so pauschal zu sagen, in schlechten wie in guten Zeiten, lässt sich das nicht sagen.
Wenn es kein Licht am Horizont gibt und man es irgendwann nicht mehr abschütteln kann, ist das schon eine dicke Zerreissprobe.

Wir hatten weiss Gott früher auch nicht alles so easy in der Beziehung, Kinder aus 1. Ehe, Arbeitslosigkeit, Auswanderung, uvm.
Aber dennoch gingen diese Phasen im Vergleich zu dem was dann über uns rein brach , doch relativ schnell vorbei.
Das Alter spielt da für mich auch noch eine Rolle.
Irgendwann erschöpft man an Trauer und schlechten Nachrichten.
Und ist froh wenn man für den Partner nicht auch noch ständig den gute Laune Bär mimen muss.

12.02.2021 11:09 • x 1 #10


nimmermehr
Ich denke es ist generell so, das stabile Beziehungen in Krisenzeiten um so mehr zusammenwachsen und instabile Beziehungen unter Belastung zusammenkrachen.

Auch ist verständlich, dass man affairenanfälliger ist in Krisenzeiten, weil man sich vor lauter Anspannung, Trauer, Schmerz und Sorgen einfach mal nach etwas sehnt, was einem gut tut. Wenn man das dann nicht Zuhause beim Partner findet und sich plötzlich ein anderer Mensch sehr um einen bemüht und einem einfach gut tut, ist es gerade durch die großen Belastungen unheimlich schwer, diesem Rettungsanker in der Not zu widerstehen.

Aber nach der Krise ist vor der Krise. Erst wenn die Krise überwunden ist, sieht man, wo man wirklich steht.

12.02.2021 11:20 • x 1 #11


I
Zitat von nimmermehr:
Ich denke es ist generell so, das stabile Beziehungen in Krisenzeiten um so mehr zusammenwachsen und instabile Beziehungen unter Belastung zusammenkrachen. Auch ist verständlich, dass man affairenanfälliger ist in Krisenzeiten, weil man sich vor lauter Anspannung, Trauer, Schmerz und Sorgen einfach mal nach etwas sehnt, was ...


Das stimmt.
Kann nur für mich reden, ich bin jemand der sich schlecht abfinden kann.
Immer versuchen das Optimum herauszuholen.
Einzugreifen und zu helfen.
Und dabei merkst du nicht einmal, dass du selbst in der grössten Beziehungskrise sitzt.

Erinnere mich ungern an den immer wiederholten Satz meines Mannes...

Bei allem Verständnis, aber wo bleiben WIR ?
Du und Ich....

Also Krisen, sollte man trotz allem immer irgendwie auch als Chance zu sehen.
Egal ob zu zweit, oder allein.
Man lernt sich selbst sehr gut kennen und begreift dadurch Grenzen zu akzeptieren, die eigenen und die von anderen.

12.02.2021 12:04 • x 1 #12


M
Vielen Dank nochmals euch allen. Ja, Krisen sind bestimmt immer auch eine Chance. Und so kann ich heute noch nicht mal mehr meinem AM böse sein, obwohl er mich ja damals belogen oder -sagen wir mal- nicht umfassend über seine Gefühlslage aufgeklärt hat. Heute denke ich, durch meine Begegnung mit ihm wurde sehr deutlich, was in meiner Ehe und in meinem Kopf in Schieflage war. Deshalb musste ich mich mit meiner Vergangenheit und meinen Erwartungen an mein Leben und meine Ehe nochmals aufsführlich auseinander setzen. Ich sehe ihn heute deshalb nicht mehr einfach als A., der fast mein Leben ruiniert hätte, sondern eher als eine Lektion auf 2 Beinen, die mir meine Lebensaufgabe nochmal eindrücklich vor Augen führte. Dafür bin ich ihm fast dankbar und ich hoffe, das diese Geschichte auch für ihn ein gutes Ende genommen hat.

Die Sache mit der Verarbeitung meiner Familiengeschichte fordert mich auch heute noch manchmal heraus. Ich bin ja in einem Alter, in dem andere noch ihre Eltern haben. Ich sehe viele Familienidyllen um mich herum, sehe Großeltern, die sich liebevoll um die Enkel kümmern und so einen neuen, erwachsenen Umgang mit ihren Kindern entwickeln konnten. Ich muss gestehen, darauf bin ich neidisch. Diese Chance hatte ich nie. Darum gerate ich an schlechten Tagen immer noch mal ins Grübeln, warum alles zwischen uns so schwierig war und wir unseren Streit nie beilegen konnten. Dann bin ich auch noch sehr neidisch auf meine Schwester, die immer Papas Liebling war. Die die letzten Jahre unsere Eltern im Haus hatte und mit ihnen ihre Familienidylle leben konnte. Ganz abgesehen mal von den finanziellen Vorteilen, die sie dadurch hatte, hat sie heute etwas, wovon sie ihr Leben lang zehren kann.

Ich habe das nicht. An schlechten Tagen fühle ich mich immer noch regelrecht entwurzelt. Ich habe keine Eltern im Rücken, an deren Liebe ich mich anlehnen kann. Bei mir wurden alle Erinnerungen, selbst die schönen aus frühen Kindertagen, inzwischen von den belastenden Erfahrungen überlagert. Wenn es mir gut geht, spüre ich, das inzwischen meine eigenen Widerstandskräfte reichen, um im Leben zu bestehen. Ich brauche keine Stützpfeiler mehr. Und doch wäre es manchmal schön, welche zu haben. Mein Mann ist ein Schatz, das stimmt @Begonie , ich bin ihm für alles was er für mich getan hat sehr dankbar und ja, inzwischen kann ich wieder sagen, ich liebe ihn. Aber manchmal erwische ich mich immernoch dabei, das ich ihn durch die Brille meiner Eltern sehe und mit ihm hadere. Dann muss ich mich sehr schnell wieder erden. Ich hoffe, mir bleibt die Kraft, dies immer wieder zu tun, damit unser Leben und unsere Liebe weiter wachsen kann.

Danke euch, fürs Lesen und für eure Anteilnahme!

12.02.2021 14:17 • x 2 #13


A


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