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Traurigkeit nach 4 Jahren - Was denn noch?

M
Hallo liebes Forum,

Ich bin schon seit 4 Jahren hier als stiller Mitleser. Irgendwie war es immerwieder hilfreich / eine Inspiration für mich, allemöglichen Geschichten, Gedanken und Denkansätze zu verschiedensten Themen von euch zu lesen.

Nun, leider plagt mich auch schon genauso lange meine ganz eigene Geschichte, die ich euch gerne erzählen will. Vielleicht hat ja jemand etwas Ähnliches erlebt und weiß somit, dass er nicht allein ist. Über ein paar hilfreiche Tipps oder andere Perspektiven von euch freue ich mich natürlich auch!

Es beginnt, wie es immer beginnt: Es war einmal.

. ein Mädchen, das ich vor 6 Jahren kennengelernt habe. Damals war ich 17 Jahre alt, ging noch zur Schule. Ohne weitere Ausschweife (wer hätte es gedacht): ich habe mich Hals über Kopf in Sie verliebt. Ich hatte vorher schon bestimmt ein halbes Dutzend Schwärmereien, alle basierten auf dem klassischen Vergucken, weil Haare so schön blond oder die Augen so schön groß etc. Alle waren mir nach 3 Monaten wieder komplett egal. Doch bei diesem einen Mädchen hatte ich mich zum ersten Mal im Leben in den Charakter verliebt. Dadurch wurde Ihr Äußeres natürlich umso schöner für mich. Es war bisher die stärkste Liebe, die ich empfunden habe. Vermutlich auch die erste und bisher einzige Echte. Einfach ein absolut übermächtiges Gefühl.

Nun Gut, nach anfänglichen Startschwierigkeiten kamen wir zusammen, ich konnte mein Glück kaum fassen. Jede Minute mit ihr war für mich einfach nur wunderschön. Naja, ihr kennt das ja selbst, brauch ich euch nicht erklären. Auch für Sie war es eine schöne Zeit, da bin ich mir sicher. Wir waren sehr vertraut miteinander. Leider ging das Ganze nach ca. 1,5 Jahren dennoch in die Brüche. Ich weiß: 1,5 Jahre? Was soll da schon groß gewesen sein. Jugendliebe, weiter nichts! Und ja, vielleicht habt ihr recht. Das ändert aber auch nichts an meiner Situation.

Grund für das Zerbrechen der Beziehung war weder Streit, noch Eifersucht, noch sonst irgendwas handfestes. Ihre Gefühle hatten schlicht nicht mehr ausgereicht. Das habe ich irgendwann gespürt und von mir ging dann auch die Initiative aus, das Gespräch zu suchen, das Problem in Erfahrung zu bringen und die Beziehung zu beenden. Ich mochte keine Beziehung, die von Zweifeln an den Gefühlen zu mir begleitet war. Im Anschluss an diese einvernehmliche Trennung sind wir natürlich noch die Freundschaftsschiene gefahren, haben uns immerwieder beteuert wie sehr wir einander doch vermissen etc. Wie man das halt so macht - obwohl man es eigentlich lassen sollte. Doch irgendwann brach der Kontakt mehr und mehr ab. Bis Sie dann ein halbes Jahr später auch schon einen Neuen hatte: Ihren jetzigen Freund, mir dem Sie nun 4 Jahre beisamen ist. Scheint gut zu laufen - Aua!

Seitdem - und man bedenke, dass das jetzt 4 Jahre her is - plagt mich der Kummer. Die akute Phase, in der ich nichts essen, nichts unternehmen und nicht aus meinem Bett wollte, ist natürlich vorbei. Anstatt Glück, Lebensfreude und Zuversicht auf eine neue Liebe - wie es sonst immer von ganz alleine kam - hat sich in mir aber eine tiefe Trauer breitgemacht. Ich kann Sie einfach nicht vergessen, denke jeden Tag an Sie, an das was wäre wenn, habe Angst nie wieder so fühlen zu können. Und leider hat sich das innerhalb der letzten 4 Jahre ja auch bewahrheitet.

MEIN VERSTAND weiß, dass ich mich in einem Gedankenstrudel befinde, ich feststecke. Es nichts bringt, sich die ganze Zeit zu fragen was wäre wenn ich damals schon so weit gewesen wäre wie jetz oder was wäre wenn ich damals die Qualitäten ihres jetzigen Freundes gehabt hätte oder Was wäre wenn ich in dieser und jenen Situation anders reagiert hätte. Er weiß, dass es auf diese Fragen niemals eine zufriedenstellende Antwort geben wird - und wenn ich noch 5 Jahre darüber nachdenke.
MEIN HERZ will die Gedanken aber nicht beiseite legen und rügt mich für jeden kleinen Fehler, den ich meine rückblickend gemacht zu haben.

MEIN VERSTAND weiß, Geschehenes ist Geschehen und niemand kann die Zeit zurückdrehen.
MEIN HERZ hofft, es gäbe doch noch eine Chance. Irgendwo, irgendwie. Irgendwann. Wie absurd.

MEIN VERSTAND weiß, dass ich erst durch diese Erfahrung zu dem Menschen geworden bin, der ich heute bin. Viel über mich und meine Wünsche im Leben gelernt habe. Und ich das als etwas Gutes betrachten kann und sollte.
MEIN HERZ ist wütend auf mich selbst, weil ich nicht damals schon dieser vermeintliche Ideal-Mensch war.

MEIN VERSTAND weiß, dass ein großer Teil des Kummers von einem angeknackstem Ego kommt, dass den Gedanken nicht erträgt, dass jemand anderes hat, was ich nicht habe bzw. Jemand anderes geschafft hat, was ich nicht geschafft habe.
MEIN HERZ interessiert diese rationale Denke aber nicht, es tut trotzdem weh und weint. Versucht sogar, mich dem jetzigen Freund anzupassen. Äußerlich sowie charakterlich. Anstatt mich einfach ich selbst sein zu lassen.

MEIN VERSTAND weiß, dass ein anderer großer Teil des Kummers von dem Wissen kommt, dass Sie glücklich ist und ich nicht. Sie keine Sekunde an mich denkt, weil Sie ihre Liebe gefunden hat aber ich jede Sekunde an Sie denken muss, weil ich die meine verloren habe.
MEIN HERZ lässt sich vom Neid auffressen, klammert sich an den Gedanken nach einer gemeinsamen Zukunft mit ihr und blockiert mich im endlich Loslassen.

MEIN VERSTAND weiß, dass ich viele von meinen Sehnsüchten in die Verflossene hinein projeziere und überhaupt nicht wissen kann, ob das alles denn mit ihr überhaupt in Erfüllung gegangen wäre.
MEIN HERZ zweifelt keine Dekunde daran, dass sie die Eine war.

MEIN VERSTAND weiß, dass ich einem Idealbild, einer Erinnerung hinterherjage, denn nach 4 Jahren kann ich garnicht wissen, in welche Richtung sie sich denn evtl. entwickelt hat.
MEIN HERZ interssiert es nicht, in welche Richtung sie sich entwickelt hat. Es glaubt zu wissen, dass wir mmernoch zusammen passen wie damals.

Warum hinkt das Herz dermaßen hinterher? Wie bringe ich den Knoten endlich zum Platzen? Wo ist dieser blöde Schalter, den ich so gerne umlegen will? Und wie lege ich ihn denn dann um? Warum ist das Herz lauter als der Kopf?

Ich bin Willens, Sie einfach abzuhaken. Ich bin Willens, mich wieder auf eine neue Liebe einzulassen. Ich bin Willens, weiterzukommen. Nur KANN ICH ES EINFACH NICHT. Und ich verstehe nicht, warum. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann. Alles was ich weiß, ist dass dieser Beitrag in weiteren 5 Jahren immernoch gültig sein wird, wenn es nicht JETZT klick macht.
Das ist doch SCH.

Gruß und Danke an alle, die bis hier gelesen haben!
Mäusefänger

16.07.2023 21:23 • x 3 #1


K
Zitat von Mäusefänger:
Ich bin Willens, Sie einfach abzuhaken. Ich bin Willens, mich wieder auf eine neue Liebe einzulassen. Ich bin Willens, weiterzukommen. Nur KANN ICH ES EINFACH NICHT. Und ich verstehe nicht, warum. Ich weiß nicht, was ich noch tun kann.

Ne, bist Du nicht. Willens zu sein, heißt nicht, es zu wollen.

Wer ernsthaft etwas will, arbeitet drauf hin. Aber von Arbeit an Dir selbst und von Fortkommen lese ich nichts. Was ist denn in den vier Jahren passiert? Aktiv passiert? Welche Themen bist Du angegangen? Welche Maßnahmen hast Du getroffen?

16.07.2023 21:38 • #2


A


Traurigkeit nach 4 Jahren - Was denn noch?

x 3


M
@KlausHeinrich

Hi KlausHeinrich,

Nunja, ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich denn noch aktiv machen kann. In den letzten Jahren habe ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen, bin fast jedes Wochenende mit meinen Freunden ausgegangen, bin meinen vielen Hobbies nachgegangen, habe angefangen Sport zu treiben und habe so gut es geht versucht, meinen Fokus auf mich selbst zu richten. Meintest du das?

Mittlerweile stehe ich fest im Berufsleben, habe ein sehr großes soziales Umfeld, viele Freunde und Hobbies und eigentlich ein objektiv betrachtet tolles Leben.

Leider schwirren meine Gedanken aber immernoch um Sie herum und ich weiß nicht, was ich denn aktiv noch tun kann, wie du schreibst. Das ist ja gerade DAS Problem. Ich will diesen Zustand nicht mehr, weiß, dass ich mir dadurch selbst im Wege stehe und mir die Chance auf etwas Neues verbaue. Hier traue ich mich, dir klar zu widersprechen: Ich WILL abschließen.

Hast du denn irgendwelche Vorschläge? Oder jemand anders?

Gruß

17.07.2023 22:44 • #3


F
Hallo, du schreibst sehr „erwachsen“ und nachdenklich für dein junges Alter.
Weißt du deine Traumfrau, die Eine, die auf diesem Riesenpodest steht woran keine Frau jemals rankommen kann , hat einen großen Haken: sie erwidert deine Gefühle nicht. Und deswegen ist sie auch nicht die Richtige. Hol sie vom Podest, sie ist auch „nur“ ein Mensch. Und öffne Augen und Herz für andere Frauen! Davon finde ich nämlich in deinem Beitrag nichts.

18.07.2023 00:53 • x 1 #4


R
Zitat von Mäusefänger:
Warum hinkt das Herz dermaßen hinterher? Wie bringe ich den Knoten endlich zum Platzen? Wo ist dieser blöde Schalter, den ich so gerne umlegen will? Und wie lege ich ihn denn dann um? Warum ist das Herz lauter als der Kopf?

Lieber Mäusefänger,

vernünftig sein produziert nunmal leider weniger Glückshormone... wenn Dein Herz an sie denkt, empfindest Du offensichtlich Glück. Warum solltest Du damit aufhören wollen?

Fakt ist allerdings, dass diese Frau an die Du denkst, mit der Du soviel Glück verbindest, nicht existiert. Denn sie will das nicht. Sie liebt jemand anderen und sie wird nie zurück kommen. Du hast sie ausgewählt, aber sie Dich nicht. Du projizierst auf sie Dinge, die gar nicht existieren. Ich mag dieses Wort Projektion übrigens nicht. Denn es erreichte, wie bei Dir, nie mein Herz. Aber ein Schlauer Mensch hier in Forum gab mir ein anderes Wort an die Hand: Sie ist Dein Erlöser (wahlweise Projektionsfläche). Nur sie kann für Dich aus Deinem Leben etwas besonders machen. Aber mal ehrlich: brauchst Du einen Erlöser? Gibt es das wirklich? Und wer will schon der Erlöser des anderen sein? Nein, das ist ein Ansatz aus dem Märchen (nicht religiös betrachten, bitte). So ein göttliches Wesen gibt es nicht in der Realität.

Jetzt hältst Du so sehr fest und ich verstehe das. Aber wie gesagt, das woran Du festhält existiert ja gar nicht. Deshalb nochmal die Frage: triffst Du andere Frauen? Datest Du oder flirtest Du? Oder zeigen andere Interesse an Dir? Man muss schließlich auch offen sein für andere tolle Menschen in seinem Leben, weißt Du was ich meine?

18.07.2023 06:55 • x 1 #5


R
Lieber Mäusefänger,

Deine Geschichte geht mir nicht wirklich aus dem Kopf...
Ich denke, Du weißt, dass es hier vielen so geht. Die Menschen die man so schwer loslassen kann sind nunmal besonders für einen, ob sie das verdient haben sei dahin gestellt.

Zitat von Mäusefänger:
Das ist doch SCH.

Genau. Das ist es und nichts anderes. Verschwendete Lebenszeit.

Hast Du irgendeine Idee was Dir helfen könnte? Möchtest Du sie nochmal treffen? Hast Du etwas im Kopf was Dich nicht abschließen lässt? Irgendwelche Pläne die Dich im 'vielleicht' verharren lassen? Sowas wie: wir wollten zusammen auf ein Festival, irgendwann machen wir das, wenn ich mich bloß traue sie zu fragen?

Und: hast Du jemanden zum reden? Ich würde mich freuen nochmal von Dir zu lesen. Denn klar ist, dass entlieben nur in der Theorie leicht ist... jetzt hast Du Dir nach so langer Zeit ein Herz gefasst und es hier in Worte gefasst. Ich könnte mir vorstellen, dass das nicht leicht war. Vielleicht magst Du unsere Fragen beantworten... vielleicht hilft es Dir ja auch nochmal klarer zu sehen...

Halt durch. Tag X wird kommen.

19.07.2023 07:06 • #6


E
Hallo,

Ich glaube du verkennst etwas, bei vielen Ausführungen von mein Herz in deinem Eingangspost kannst mein Ego schreiben, damit es Sinn ergibt. Ich würde an deiner Stelle das Ganze aus dieser Perspektive anschauen.

19.07.2023 08:16 • #7


M
Hi @Ella ,

Ja, weißt du, da hast du teils sicherlich nicht ganz unrecht. So ehrlich bin ich mittlerweile mit mir selbst, dass ich einsehe, dass mein Ego einen großen Beitrag zu meinem aktuellen Gedankenkarusell leistet. Nur frage ich mich: was bringt mir diese Unterscheidung? Der Kummer ist der selbe, die Gedanken (oder eher Fantasien, denn nichts anderes ist es ja) daran, wie schön es hätte sein können, begleiten mich trotzdem jeden Tag und die Sehnsucht nach dem Vergangenen ist präsent - ob sie nun vom Ego kommt, vom Herz oder aus irgend einem anderen Winkel meiner Psyche.

Ich denke, mir fehlt einfach die richtige Perspektive, aus der ich erkenne, wie überflüssig meine Trauer eigentlich ist. Oder besser gesagt: Meinem Herz / meinem Ego / meinem 'anderen Winkel meiner Psyche' fehlt diese Perspektive. Mein Verstand ist - so bilde ich mir ein - in der Lage rational zu erkennen, was eigentlich Sache ist (vgl. mein erster Beitrag in diesem Thema).

Es ist wirklich erstaunlich: Manchmal sitze ich da und mein Kopf sagt mir: Hey! Alles ist in Ordnung wie es ist. Sei Zuversichtlich, es kommt eine bessere. Und bis dahin: genieß das Leben wie vorher auch.

Doch dann, ganz plötzlich - es ist wirklich wie ein Schalter, der sich umlegt - grätscht mir das Herz / Ego / 'anderer Winkel...' von hinten mit der Sohle voraus hinein, lässt den Gedanken an eine schöne Situation mit ihr (oder schlimmer noch: den Gedanken an eine schöne Situation zwischen ihr und IHM) entstehen und wirft mich wieder mindestens bis zum nächsten morgen in mein Loch zurück. Und ich kann garnichts dagegen tun, außer zu versuchen, solche Gedanken nicht entstehen zu lassen. Ganz schlimm dabei: schaffe ich das untertags durch Ablenkung, ereilen mich die Szenen im Traum. Und da kann ich nun wirklich nichts dagegen tun....

Schöner Mist, oder!

19.07.2023 20:50 • x 1 #8


Wölfin_Odins
Hallo Mausefänger,

ich habe da eine Videoempfehlung, die dir vielleicht weiterhelfen kann. Mir hat das Video auch sehr weiter geholfen, obwohl ich mich momentan in einer ganz anderen Situation befinde. Versuch es einfach Mal. Vielleicht kannst du da ja ein wenig draus mitnehmen

19.07.2023 21:02 • #9


A


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