Trennen nach 22 Jahren - aber wie?

L
Hallo an alle,

ich bin auf diesen Seiten gelandet, natürlich, weil ich auch ein Problemchen und mich schon eine ganze Weile hier eingelesen habe. Daher hege ich große Hoffnungen, dass Ihr mir mit Eurem Erfahrungen weiterhelfen könnt.

Zum Sachverhalt:

Ich (55 Jahre) bin seit 22 Jahren in zweiter Ehe mit meinem Mann (58 Jahre) verheiratet. Wir haben zwei Kinder (beide 19 Jahre, Ausbildung und Studiumsbeginn), die noch zuhause in unserem EFH wohnen.

Mein Mann und ich waren ein gutes Team, was die Erziehung unserer Kinder anbelangt. Im Paarbereich war es bereits zu Beginn nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte (keine Aufmerksamkeiten, keine Komplimente, halt alles, was die meisten Frauen mögen, kann er nicht geben). Das habe ich akzeptiert, weil er seine Zuneigung halt anders ausgedrückt hat (Computerwartung, Auto- und Motorradwartung, kleinere Reparaturen usw.) Zudem hat er trotz empfindlicher finanzieller Einbußen ein Jahr Elternzeit absolviert und war unseren Kindern immer ein guter Vater.

Er hat jedoch seitdem ich ihn kenne, ein latentes Alk. (mein Schwiegervater war ebenfalls Alk.), welches er anzugehen nicht für erforderlich hielt/hält. Ich habe mehrfach darüber mit ihm gesprochen, aber da die Auswirkungen nie dramatisch waren, keine Maßnahmen ergriffen. Mit den Jahren kam eine Depression hinzu, er wurde auch wegen eines Burnouts behandelt. Mittlerweile hat er jedoch eine Stelle, die ihm nicht allzu viel abverlangt und auch keine Nachtschichten (Feuerwehr) fahren muss. Mit der Zeit jedoch hat er mir gegenüber einen immer rüderen Ton angeschlagen, in jedes Gespräch, welches ich mit den Kindern (vorzugsweise mit meiner Tochter) geführt habe, mischte er sich ein und untergrub mehr und mehr meine Autorität, mit dem Erfolg, dass meine erwachsenen Kinder so gut wie nichts im Haushalt helfen und ich die komplette Putzerei und Wäsche alleine erledigen muss, weil mein Mann ja dafür andere Arbeiten (Wocheneinkauf, ab und zu mal kochen) erledigt. Da ich vollzeittätig bin in einem nicht stressfreien Job mit vielen Überstunden, bin ich abends manchmal so müde und frustriert, wenn ich nach Hause komme und sehe, was noch alles gemacht werden muss. Mein Mann hat im Schnitt drei Stunden früher Feierabend und gönnt sich jeden Nachmittag ein Schläfchen.

Das aber alles nur am Rande, damit ein Stück weit meine Entscheidung nachvollzogen werden kann. Ich bin beileibe auch kein Engel und habe wie jeder auch meine Fehler. Er lässt mir meine Freiheiten, wir können gut über sämtliche weltanschaulichen Themen (nur nicht über uns bzw. unsere Ehe) reden. 6 findet, wenn auch selten, immer noch statt.

In 1 1/2 Jahren wird er in den Ruhestand gehen, während ich noch rd. 10 Arbeitsjahre vor mir habe.

Mir schnürt es seit längerer Zeit die Kehle zu, wenn ich daran denke, mit meinem Mann unseren Lebensabend gemeinsam zu erleben. Wir haben keinen gemeinsamen Lebensplan. Ich möchte gerne ein Modell leben, in dem ich ein halbes Jahr im Ausland verbringe und ein halbes Jahr in D. Für meinen Mann kommt dies nicht in Frage. Er will in D bei unseren Kindern bleiben.

Zudem haben wir keinerlei gemeinsame Hobbies (mehr). Früher sind wir öfter gemeinsam Motorrad gefahren, dazu fehlt mir ein bisschen die Zeit, zumal ich seit 1 1/2 Jahren regelmäßig meinem Hobby, dem Tanzen, fröne. Dazu ist mein Mann absolut nicht zu bewegen. Er hat mir zuliebe einen Standardkurs gemacht, war nichts für ihn. Auf seinen Wunsch hin haben wir es nochmal mit Tango versucht, ging nicht, weil mein Mann ein Problem damit hat, wenn ihm jemand sagt, was er machen soll.

Lange Rede kurzer Sinn:

Ich möchte mich trennen, weil ich mit ihm lediglich eine Zweckgemeinschaft führe. Vor ein paar Jahren habe ich gemerkt, dass ich ihn nicht mehr liebe und war darüber entsetzt. Zu dieser Zeit habe ich versucht, mit ihm zu reden, etwas mehr Schwung in unsere Beziehung zu bringen, aber dies scheiterte. Ich schätze und achte ihn zwar - aber wie einen Bruder. Eigentlich wollte ich die Zähne zusammenbeißen und solange warten, bis unsere Kinder auf eigenen Füßen stehen, aber da meine Tochter erst im Herbst dieses Jahr ihr Studium beginnt, wird das noch Jahre dauern. Kann mir nicht mehr vorstellen, noch lange Zeit mit ihm zusammenzuleben. Ich sehe keine Zukunft mehr für uns. Wenn ich einen Absprung wagen will, dann jetzt, bin ja auch nicht mehr taufrisch.

Nur wie bringe ich dies ihm und der Familie sachlich, verständlich und schonend bei? Erklären muss ich noch, dass meine Mutter im vergangenen Jahr verstorben ist und diese von meinem Vater (beide lebten bei uns in unmittelbarer Nachbarschaft) bis zu ihrem Tod gepflegt wurde. Dieser wird in diesem Jahr 80 Jahre alt und ich weiß nicht, wie er eine solche Nachricht verkraftet. Mir macht auch Sorgen, dass ich mich nicht so um ihn kümmern kann, falls ich wegziehe. Ich kümmere mich jetzt schon wenig genug um ihn, weil ich so viel in unseren Haushalt eingespannt bin.

Das Grundstück gehört mir, das Haus uns gemeinsam. Ich will ihn keinesfalls von dort vertreiben, sondern würde mir erst mal selbst eine Wohnung suchen und so Abstand gewinnen. Ob er sich darauf einlässt, weiß ich nicht, befürchte eher mal nicht.

Mir schwirrt ein bisschen der Kopf. Zudem ist ein dreiwöchiger Urlaub im Juli geplant und gebucht, doch ich denke mit Grauen daran, drei Wochen allein mit ihm zu verbringen.

Wie seid Ihr Eure Trennung angegangen? Einfach drauflos, strategisch, einen guten Moment abwarten?

Etwas ratlos

VG

17.05.2019 14:00 • #1


Clair
Hallo Lavinja,

ich denke einen richtigen Zeitpunkt gibt es nie... !
Ich möchte auch ledig etwas anmerken was mir aufällt. DU hackst ziemlich stark auf deinem Mann herum so wirkt es jedenfalls auf mich wenn ich die Zeilen lese.

Zitat:
Zudem haben wir keinerlei gemeinsame Hobbies (mehr). Früher sind wir öfter gemeinsam Motorrad gefahren, dazu fehlt mir ein bisschen die Zeit, zumal ich seit 1 1/2 Jahren regelmäßig meinem Hobby, dem Tanzen, fröne. Dazu ist mein Mann absolut nicht zu bewegen. Er hat mir zuliebe einen Standardkurs gemacht, war nichts für ihn. Auf seinen Wunsch hin haben wir es nochmal mit Tango versucht, ging nicht, weil mein Mann ein Problem damit hat, wenn ihm jemand sagt, was er machen soll.


Wieso muss er deinem Hobby nach gehen? ein Kompromis wäre doch vielleicht das Motorrad fahren gewesen? Was du aber dann a scheinbar auch nicht einrichten konntest !

Wenn du das vor ein paar Jahren bereits gemerkt hast, warum machst du ihm dann noch etwas vor? Planst z.b einen Urlaub der dir wie du jetzt sagt die Kehle zuschnürrt?

17.05.2019 15:49 • #2


A


Trennen nach 22 Jahren - aber wie?

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S
Hallo Lavenja!

Zitat von Lavinya:
Wie seid Ihr Eure Trennung angegangen? Einfach drauflos, strategisch, einen guten Moment abwarten?


Also, ich wurde getrennt... da müsstest du jetzt meinen NM fragen

Zitat von Lavinya:
bin ich abends manchmal so müde und frustriert, wenn ich nach Hause komme und sehe, was noch alles gemacht werden muss. Mein Mann hat im Schnitt drei Stunden früher Feierabend und gönnt sich jeden Nachmittag ein Schläfchen.


Das wiederrum kann ich sehr gut verstehen und kommt mir so unglaublich bekannt vor...

Zitat von Lavinya:
Nur wie bringe ich dies ihm und der Familie sachlich, verständlich und schonend bei?


Ich glaube das geht gar nicht. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß irgendwie jeder in meinem Umfled eine andere Meinung zu dem Thema hatte. Das Gefühl ich müsste mich ständig rechtfertigen ist mir irgendwann so auf den Geist gegangen, dass ich mittlerweile nur noch informiere, ICH muss schließlich damit leben.

Ich finde es mutig und von dem was ich lese auch absolut nachvollziehbar dass du diesen Schritt gehen willst ... ich war dazu zu feige

Ich wünsche dir viel Kraft in dieser Zeit... du wirst sicher die richtigen Worte finden...!

17.05.2019 17:05 • #3


E
Aus meiner Erfahrung (als die, die verlassen wurde) kann ich dir nur raten: eine schmerzhafte, schnelle Amputation ist immer besser als eine langsame Quetschung. Wenn du dir selbst ganz klar bist, keine Ambivalenz mehr verspürst, dann wird das deine Familie auch so mittragen. Und auch für den Verlassenen ist es besser, wenn er weiß, da? er sich keine Hoffnung mehr machen muss.

Das quält nämlich und führt auch zu unwürdigem Verhalten (ich fange jetzt an zu tanzen, ich putze jetzt....) und das willst du ja nicht. Klar und fair sein, das wäre mein Rat.

17.05.2019 17:16 • #4




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