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Trennung auf Raten? Kennt sich jemand damit aus?

S
Hallo Zusammen,
Mein Mann und ich kennen uns seit neun Jahren. Haben drei Jahre eine Fernbeziehung geführt, bin dann vor sechs Jahren zu ihm gezogen, seit drei Jahren sind wir verheiratet.
Wir hatten einen schwierigen Start vor neun Jahren. Haben uns übers I-Net kennengelernt. Er frisch getrennt damals und ich in einer langjährigen Beziehung mit Allem drum und dran ( Haus, Auto, Mann, Kinder). Wir waren damals beide nicht auf der Suche nach einem neuem Partner, aber wir merkten schnell, dass jeder das exakte Gegenstück zum Anderen war. Liebe ohne Bedingung. Ich habe bis damals nicht gedacht, dass es so was gibt.
Nach drei Jahren Fernbeziehung stand die Frage im Raum, Ende oder Zusammenziehen. Ich ließ also mein altes Leben zurück und zog über die 700 km entgültig zu ihm. Liest sich jetzt ziemlich einfach, war es aber für mich damals ganz und gar nicht. Ich habe nichts von zu Hause mitgenommen, nur was ich an Klamotten in eine Reisetasche quetschen konnte.
Bis vor sechs Wochen war ich noch immer fest davon überzeugt, eine schwere, aber richtige Entscheidung damals getroffen zu haben. Mein Mann und ich haben fast nie gestritten, haben immer versucht Meinungverschiedenheiten auf einem vernünftigen Level auszudiskutieren. Im Nachhinein betrachtet war es aber wohl eher so, dass jeder von uns beiden in unserer Harmoniesucht lieber einen Rückzieher gemacht hat, als den anderen vor den Kopf zu stoßen und zu beharren. - es tut mir leid, ich liebe dich
Seit ca. einem dreiviertel Jahr aber hat sich in unserer Beziehung etwas geändert. Unmerklich erst und natürlich auch schön von uns weggeschoben. Bloß nicht den Anderen fragen, könnte ja eine Antwort dabei rauskommen, die unsere Harmonie ankratzt. Urlaub im Juli - ich habe die Urlaube mit meinem Mann sonst herbeigesehnt. Frei vom Alltagstrott und Stress endlich den ganzen Tag mit ihm zusammen sein zu können. Kopf frei - Glück pur...nur dieses Jahr war es irgendwie anders, nicht mehr so bedingungslos, ein bisschen langweilig. Ich habe es darauf geschoben, dass wir in ein Urlaubsland gefahren, welches wir beide schon gemeinsam erkundet hatten und nicht wirklich neues, spannendendes zu erleben war. Haben uns dann im Urlaub vorgenommen uns vom Alltagsstress nicht mehr so vereinahmen zu lassen, mehr für uns selbst zu tun und auch für unsere Beziehung.
Kaum aus dem Urlaub zurück, hatte uns aber der Alltagsstress schneller wieder zurück als gewollt und alle guten Vorätze waren vergessen.
Lange Rede kurzer Sinn, der 6 wurde weniger, bis gar nicht mehr. Wenn ich meinen Mann darauf ansprach, sagte er mir immer, Stress, falscher Zeitpunkt, lieben würde er mich immer noch genauso. Das war wie ein Teufelskreis, aus dem keiner von uns beiden mehr raus kam. Ich traute mich nicht mehr ihm überhaupt nahe zu kommen. Gekuschelt haben wir viel, nach wie vor, auf dem Sofa, abends im bett Löffelchenstellung zum einschlafen aber mehr eben nicht.
Ich habe mich draraufhin immer mehr zurück gezogen, mich immer unattraktiver gefühlt. Habe versucht das über den Kauf neuer Klamotten und teurer Antifaltencremes zu kompensieren. Wenn mein Mann mich auf diese Geldausgaben ansprach konnte ich ihm das so aber nicht sagen. Ich wollte ja nicht, dass er sich dafür verantwortlich fühlt.
Aus diesem Grunde hat es dann vor sechs Wochen so richtig geknallt. Er hat mir die Kontoauszüge vorgehalten und gemeint, so könne das nicht weiter gehen. Ich konnte ihm nicht Rede und Antwort stehen und habe ihm dann am nächsten Tag wortlos die EC - Karte auf den Tisch gelegt. Ich muss dazu sagen, mein Mann ist eins sehr lösungsorientierter Mensch und dies war für ihn unakzeptabel. Dann ist alles aus ihm herausgebrochen, was sich wohl schon eine Weile im ihm angestaut hatte. Meine Zurückgezogenheit, meine Traurigkeit, meine Priorität im bezug auf meinen Job, dies alles hat er mir vorgehalten. Er könne nicht mehr, es sei nur noch eine große Leere in ihm.
Das Ende vom Lied ist nun, dass wir in einer Paartherapie gelandet sind und mein Mann bezweifelt, dass ich die Richtige für seine Lebensziele bin. Ob er mich noch liebt kann er nicht mit ja oder nein beantworten. Wenn ich ihm sage, wir sollten doch diese Paarberatung sein lassen, wenn er so sehr an unserer Beziehung zweifelt, dann könnten wir es doch beenden und nicht für jede 90 min Therapie 140€ ausgeben, dann bittet er mich aber jedesmal nicht aufzugeben und zu kämpfen.
Ich zweifle an seiner Liebe zu mir. Sein Verhalten im Moment macht mich so fertig, dass ich wirklich lieber ein schnelles Ende möchte, als eines auf Raten. Er geht viel weg am Abend, trifft sich mit Bekannten. Er sagt selbst, dass er damit übertreibt im Moment, aber er könne nicht anders. Ich muss hier erwähnen, dass unser soziales Umfeld nicht allzu groß ist. Ich habe meine Freunde und Bekannten in meiner Heimat zurückgelassen und mein Mann ist ein eher introvertierter Mensch, der hier eigentlich nur Arbeitskollegen kennt und dementsprechend auch keine richtigen Freunde hat. Bis jetzt hat das keinen von uns beiden gestört, mir nimmt es jetzt aber die Möglichkeit mich irgendwo hin zurück zu ziehen und über meine Situation zu sprechen. Ich sitze dann allein am Abend zu Hause, starre auf die Uhr und warte dass er irgendwann nach Hause kommt. Ich denke manchmal, ich halte das nicht aus. Die Problematik ist, dass es bei uns keine räumliche Trennung gibt. Keiner von uns kommt zur Ruhe und wir gehen wie rohe Eier miteinander um. Es ist der krasse Gegensatz zu unserem bisherigen Umgang miteinander. Wir haben uns meisten wortlos verstanden und sind nie im Streit eingeschlafen. Sind respekt -und liebevoll miteinander umgegangen. Er hat mir am Tag mindestens 2 whats app geschrieben, dass er mich liebt und an mich denkt. Jetzt antwortet er nicht mal mehr wenn ich ihm schreibe. Ich weiß nicht was ich davon halten sol und die Paartherapie macht im Moment alles nur noch schlimmer, weil immer mehr an die Oberfläche dringt. Nach so einer Sitzung fühle ich mich am Boden zerstört und denke, unsere Beziehung ist völlig krank und am Ende. Dann lese ich so bescheuerte Lektüre, wo drin steht, wei man seinen EX zurückgewinnen kann. Kann ich doch alles gar nicht umsetzen. Dazu müsste ich ja erst mal von ihm getrennt sein. Und das ich ihn nicht unter Druck setzen sollte, das weiß ich auch von allein. Wir sind wie zwei Fremde in einer Wohnung. Er vor dem Computer im Arbeitszimmer und ich vor dem Fernseher im Wohnzimmer. Nur abends im Bett, da sucht er meine Hand und lässt sie nicht mehr los und mein Herz macht einen Satz.
Wenn ich etwas zusammenhanglos und konfus geschrieben habe, dann bitte ich dies zu entschuldigen. Mir schwirrt der Kopf und ich habe manchmal das Gefühl, nicht mehr atmen zu können.
Wenn jemand Tips hat wie man mit so einer Situation umgeht, das wäre echt toll.

LG Siri

23.11.2015 18:59 • #1


Tiefes Meer
Hallo Siri,

kennst Dein Mann Deine Geschichte so wie Du sie hier schreibst ?
Redet ihr darüber in der Paartherapie ?

Liebe Grüsse

23.11.2015 23:12 • #2


A


Trennung auf Raten? Kennt sich jemand damit aus?

x 3


S
Nein, mein Mann kennt die Geschichte nicht, so wie ich sie hier aufgeschrieben habe. Ich kann meinem Mann noch immer nicht sagen, warum ich die vielen Einkäufe gemacht habe.
In der Paartherpie sind wir noch so weit drüber zu sprechen.

24.11.2015 22:20 • #3


D
Ich verstehe nicht, wenn du arbeitest, kannst du dir nicht alles selbst kaufen?
Oder darfst du dir nicht kaufen, was du willst?
Oder waren das Unsummen, die einen ins Staunen bringen?
Wenn, dann hat das was mit Kaufsucht zu tun und nicht mit gefallen wollen.

24.11.2015 22:36 • #4


G
Zitat:
Wenn mein Mann mich auf diese Geldausgaben ansprach konnte ich ihm das so aber nicht sagen. Ich wollte ja nicht, dass er sich dafür verantwortlich fühlt.

Schade aber! Das hättest du lieber getan! Und du kannst es noch tun!
Wer weiß, was er da sich zusammen fabriziert hat!
Zitat:
Aus diesem Grunde hat es dann vor sechs Wochen so richtig geknallt. Er hat mir die Kontoauszüge vorgehalten und gemeint, so könne das nicht weiter gehen. Ich konnte ihm nicht Rede und Antwort stehen und habe ihm dann am nächsten Tag wortlos die EC - Karte auf den Tisch gelegt.

Mir geht es hier wie dem Denker. Auch ich verstehe nicht, warum du dir deine Extras nicht vom eigenen Geld gönnst.

Wenn du was retten möchtes, solltest du ehrlich sein.
Zitat:
Nur abends im Bett, da sucht er meine Hand und lässt sie nicht mehr los und mein Herz macht einen Satz.

Das sieht doch noch ganz gut aus und die Grundlage ist noch nicht verloren gegangen!
Räumt eure Geheimnisse aus dem Weg!
Und auf Neues!

24.11.2015 22:56 • x 1 #5


S
Vielen Dank für die Antworten
Erst einmal an Denker:
Zitat:
Ich verstehe nicht, wenn du arbeitest, kannst du dir nicht alles selbst kaufen?
Oder darfst du dir nicht kaufen, was du willst?
Oder waren das Unsummen, die einen ins Staunen bringen?
Wenn, dann hat das was mit Kaufsucht zu tun und nicht mit gefallen wollen.


Nein, es waren keine Unsummen und ja, ich verdiene eigenes Geld, wir haben aber ein gemeinsames Konto. Schwierig zu erklären...
Mein Mann hat im Normalfall kein Problem, wenn ich mir etwas kaufe. Er hat nur ein Problem damit, wenn ich das nicht mit ihm bespreche oder ihm begeistert meine Neuanschaffung zeige. In meinem Falle war es wohl so, dass ich mich unattraktiv fand und unglücklich, nicht mehr beachtet. Unsichtbar eben für meinen Mann. Ich brauchte Selbstbestätigung und diese habe ich versucht mir über zwei Dinge zu holen: mit schicken neuen Klamotten schöner aussehen und ein bisschen Glücksgefühl beim einkaufen zu haben. Beides hat leider nur bedingt funktioniert. Ich bekam viele Komplimente, nur nicht von meinem Mann, und weil nach dem kurzen Glücksgefühl des einkaufens ganz schnell das schlechte Gewissen da war und ich meinem Mann die Klamotten erst zeigte, wenn er auf dem Konto gesehen hatte, dass ich etwas gekauft hatte hielt sich seine Begeisterung natürlich auch in Grenzen...

Liebe Gästin
Zitat:
Das sieht doch noch ganz gut aus und die Grundlage ist noch nicht verloren gegangen!
Räumt eure Geheimnisse aus dem Weg!
Und auf Neues! herz

Danke für die aufmunternden Worte. Aber ich glaube so einfach ist es nicht.

Wir haben am Dienstag noch mal sehr lange gesprochen. Ich habe viel gesagt, das ich mich früher nicht getraut hätte zu sagen. Mein Mann ist bei solchen Gesprächen schnell überfordert, weil bei mir dann der ganze Sülz rauskommt, Herz und Gefühl eben. Ich schrieb ja schon, dass dies in wichtigen Situationen nicht sein Ding ist. Er ist ein Problemlöser, der völlig überfordert ist, wenn er merkt, dass mit Logik eben nicht Alles lösbar ist. Wir denken im Moment beide sehr viel nach und für ihn ist die Situation genauso unerträglich wie für mich. Über seinen Schatten springen kann er trotzdem noch immer nicht. Weil ich ihn kenne, versuche ich das zu verstehen oder doch wenigtens zu aktzeptieren.
Ich sehe eben die Gefahr, wenn er nicht wenigstens versucht ein bisschen von seiner Geradlinigkeit abzuweichen und mehr auf sein Herz zu hören, dass dann unsere Beziehung irgendwann beendet sein wird weil er einfach nicht in der Lage ist mich zu verstehen und mir zu verzeihen, was für ihn in seiner Welt nicht tragbar ist.

Heute Abend ist wieder Paatherapie angesagt. Wie geht es ihnen heute mit sich selbst und mit ihrer Beziehung - Einleitungssatz der Therapeutin bei jeder Sitzung. Unsere Antworten jedesmal ähnlich, nämlich - schei.
Ich habe gerade nicht das Gefühl, dass uns diese Sitzungen wirklich weiter helfen. Hinterher fühl ich mich tagelang völlig ausgelaugt und am Boden zerstört. Aber ich will ja positiv denken
Es hat mich aber schon erschreckt, dass nach unserer letzten Sitzung eine Mail von der Therapeutin kam mit der Empfehlung in Anbetracht unserer Situation die Termine enger zu legen....

Wir gehen nach der Therapie immer noch was essen. Beim letzten Mal, habe ich dann 1,5 Stunden lang krampfhaft versucht ein Gespräch mit meinem Mann über sinnlose Dinge aufrecht zu erhalten. Wir dürfen nämlich nach der Therapie nicht am gleichen Tag darüber sprechen. Das ist extrem schwierig. 90 Minuten lang zu hören was der Andere denkt bzw. fühlt, ihn in der Therapie nicht direkt ansprechen zu dürfen (so ein Paartherapeut ist nämlich kein Streitschlichter), dann essen zu gehen und so zu tun, als wär Alles ganz normal.

Also, wünscht mir Kraft für heute Abend.

LG Siri

26.11.2015 17:00 • #6


SilentOne78
Hallo Siri,

ein gewisser Wunsch und Hoffnung scheint ja noch da zu sein bei euch beiden, dass ihr zusammen einen Weg findet... noch ist nicht alles verloren.

Wenn Du schon diverse Lektüre zu Rate ziehst, vielleicht bringt Dich Psychologie der Intimität von Tobias Ruland bei Deinen Überlegungen etwas weiter... ich persönlich fand es sehr aufschlussreich und hilfreich.

Der Autor ist übrigens promovierter Ingenieur... und geht dieses ganze Thema Paarbeziehung/Beziehungssystem auch von der logischen Seiten an (wie funktioniert das, Ursache/Wirkung,...). Vielleicht motiviert das ja auch Deinen Mann, mal in das Buch reinzuschauen...

Für heute Abend wünsche ich Dir viel Kraft...

26.11.2015 17:44 • #7


Tiefes Meer
Zitat von Siri66:
Nein, es waren keine Unsummen und ja, ich verdiene eigenes Geld, wir haben aber ein gemeinsames Konto. Schwierig zu erklären...
Mein Mann hat im Normalfall kein Problem, wenn ich mir etwas kaufe. Er hat nur ein Problem damit, wenn ich das nicht mit ihm bespreche oder ihm begeistert meine Neuanschaffung zeige.
Hallo Siri,

Wenn ihr so eine Vereinbarung habt, dass ihr immer über jede Ausgabe vorher sprecht, dann war es natürlich nicht richtig von Dir, ihn da zu hintergehen. Und schon gar nicht mehrfach.

Aber die Vereinbarung an sich - die möchte ich doch schonmal ganz deutlich hinterfragen. Wenn Du jede kleine Anschaffung, die Du von Deinem selbst verdienten Geld machst, vorher mit ihm besprechen musst, dann ist da doch keine Freiheit mehr ..... Jedem Kind wird ein privates Taschengeld zugestanden. Du bist ein erwachsener Mensch und darfst keins haben ?

Ist da bei Dir noch mehr, warum ihr das so haltet ( Kaufsucht ?)
Falls nicht, müsste er als Kopfmensch doch einer pragmatischen Lösung zugänglich sein.
Ich persönlich finde, gerade wenn beide verdienen, drei getrennte Konten als beste Lösung.

Z.B. jeder sein eigenes für den Gehaltseingang (die sind dann bei der richtigen Bank auch kostenlos) und dann ein gemeinsames, auf das jeder seinen abgesprochenen Obolus für alle gemeinsamen Ausgaben überweist. Dieser Obolus kann und sollte, wenn man unterschiedlich verdient, durchaus unterschiedlich gross sein. Das muss man einmal miteinander klären und ist vielleicht unangenehm, aber es lohnt sich.

Denn es ist dann ganz klar, über welches Geld man einander Rechenschaft schuldet und was die eigenen Kröten und die eigenen finanziellen Freiheitsgrade sind, wo der andere bitte nicht reinzufunken hat. Und wo er bitte kein langes Gesicht zieht, wenn Du Dich in einem chicken neuen Teil präsentierst sondern im Gegenteil sich freuen darf, dass Du Dein Geld (oder einen Teil davon) dafür einsetzt, Dich hübsch zu machen.

Vielleicht könntet ihr ja über so eine Idee sprechen und das auch umsetzen.
Es wird ganz bestimmt nicht alles heilen, wie ihr Euch jetzt erlebt, wo das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.
Aber es ist vielleicht ein kleines, erstes gemeinsames Zeichen, dass ihr was macht und auch machen könnt, damit es in Zukunft besser läuft.

Liebe Grüsse und viel Erfolg

30.11.2015 14:30 • #8




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