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Trennung aus heiterem Himmel nach 6 Wochen Verliebtsein

L
Hat diese Liebe noch eine Chance?

Hallo, ich W, 34 Jahre alt habe ein Frage, die mich quält:

Mein neuer (Ex-) Freund, mit dem ich, nach einigen Jahren des Singleseins insgesamt (leider nur) 6 wunderschöne Wochen zusammen war, hat aus heiterem Himmel vor 5 Tagen mit mir Schluss gemacht. Seither gibt es keinen Kontakt mehr zwischen uns, was für mich überaus schmerzhaft ist. Ich befinde mich in einer Art Fassungslosigkeit und habe Mühe das zu verarbeiten!

Als Grund gab er an, dass er seit 3 Jahren in eine Arbeitskollegin verliebt sei, die ihn allerdings konstant abweise. Das hatte er vor mir verheimlicht. Es habe vor 2 Jahren mal einen Kuss zwischen beiden gegeben, aber nie mehr. Nun habe er sie einen Tag vor dem Schlussmachgespräch auf einer Party erlebt, und seither seien seine Gefühle für diese Frau so übermächtig, dass ich ihm nun fast langweilig erscheine! Seine Liebe, die er mir die ersten 5 Wochen lang überaus heftig und intensiv tagtäglich geschenkt hat, sei zwar echt gewesen, aber sie stelle sich nun eben anders dar als für dieses Mädchen.

Wir waren fast Tag und Nacht zusammen, sogar 2 Wochen in Urlaub bei seiner Familie, der er mich vorgestellt hatte. Er hatte mir dort noch kürzlich mit Tränen in den Augen gesagt, dass ich die erste Frau bin mit der er sich mal vorstellen kann Kinder zu haben. Er wollte andauernd S. mit mir. Hat mir täglich viele Male in die Augen geschaut und mir glücklich gesagt, dass er mich liebt. Wie süchtig nach mir. Ich habe all das mit offenem Herzen angenommen und erwidert! Endlich, so fühlte ich, bin ich bereit mich einem Mann rückhaltlos zu öffnen. Ich war noch nie so glücklich!

Allerdings gab es hier und da auch erste Probleme. Ich war auch mal zickig oder abweisend zu ihm, wenn wir inhaltliche Differenzen hatten zu bestimmten Themen. Der erste große Ärger begann als er mir eröffnete, er wolle am Wochenende auf eine 2-tägige Party, bei der auch viel getrunken werden sollte. Ich könne zwar mitkommen würde mich aber sicher nicht wohlfühlen, da ich nie Alk. trinke. Ich hatte das Gefühl, dass er die Verbindung zwischen uns da unterbrochen hat und er da schon wusste, dass er dieses andere Mädchen da treffen wird, was dann ja auch wirklich passiert ist. Ich reagierte sehr harsch auf seine Wochenendplanung, die mir wie die WE-Planug eines Singles erschien und bat ihn sogar zu gehen, als er sich nicht kompromissbereit erklärte und sagte ihm, dass ich unter diesen Umständen nicht mit ihm zusammenbleiben könne.

Er machte keine Anstalten, dass wir uns doch noch einigen und meldete sich auch nicht mehr bei mir, bis ich am nächsten Abend bei ihm anrief , um mich für meine Unfreundlichkeit und Intoleranz zu entschuldigen. Wir vertrugen uns dann wieder und es sah für mich so aus als wäre alles wieder richtig gut: Viel S., viele Liebesbekundungen. Viele Küsse und ein herzlicher Abschied am nächsten Morgen.

Das war das letzte Mal, dass wir uns sahen.

In dem für mich grausamen Schlussmachgespäch was nach seinem Partywochenende wenige Tage darauf folgte, fragte ich ihn wie es sein kann, dass seine Liebe zu mir so intensiv war, wenn er doch die ganze Zeit über in die Andere verliebt war und ist.

Er erklärte, dass er die Liebe zu der Anderen vor sich selbst versucht hatte zu verbergen und dachte er wäre bereit für eine Beziehung und er habe auch weiterhin keine Chance bei ihr. Ich fragte ihn, ob er (34 J.) schonmal mit einem Mädchen über die Verliebtheitsphase hinaus zusammen war, was er verneinte. Ich sagte ihm, dass ich glaube, dass er diese Andere nicht liebt, sondern ihre Zurückweisung brauche, weil er sich damit die Muster seiner Kindheit nachkonstruiert: Die Eltern ließen sich scheiden als er 7 war. Er musste gegen seinen Willen mit zur Mutter. Zum Vater durfte er alle 2 Wochen und erlebte es dort als paradiesisch, aber unerreichbar. Die Andere steht nun, so meine ich, für die unverarbeitete unbewusste schmerzvolle Sehnsucht nach dem Vater-Paradies und ich, mit der er nun immer mehr Verlässliches, aber nicht so reizvolles Altagsleben erlebte, stehe für die Mutter.

Kann es sein, dass er diesen Zusammenhang bald begreift und wieder zu mir zurück kommt? Wie konnte er sich nur so plötzlich wieder entlieben, wenn seine Liebe zu mir doch so wundervoll intensiv war? Ich vertsehe einfach nicht, wie es sein kann, dass er mich so glücklich gemacht hat und so im Übermaß beschenkt hat mit Nähe, Liebe, Zukunftsplänen und Aufmerksamkeit, während er garnicht innerlich frei war, bzw. offenbar unter starken Bindungsängsten leidet. Wie passt das zusammen? Er hätte doch dann nicht so überschwenglich sein müssen und mich sogar mit zu seiner Familie ins Ausland nehmen, wo er mich sämtlichen Familienmitgliedern als seine neue Freundin vorgestellt hat.

Im Schlussmachgespräch sagte ich ihm verletzt er solle mich nie mehr anrufen. Sollte ich ihn nun vllt. anrufen und sagen, dass ich ihn immer noch liebe? Egal, was ich in unserem letzten Gespräch gesagt hab und wie abweisend/verletzt ich da war - wenn er mich auch liebt, ruft er mich in jedem Fall an, oder?



PS:
Noch eine Hintergrundinformation, die mir wichtig erscheint:
Er kaute seit seiner Kindheit Fingernägel und gestand es mir einst peinlich berührt. Da sagte ich ihm, dass die psychosomatische Deutung davon Angst vor der eigenen Aggression/Entschärfung der eigenen Waffen ist.
Er war baff und kaut seither keine Fingernägel mehr. Er zeigte mir täglich stolz seine Nägel, mit denen er sich nun erstmalig seit Jahrzehnten selbst wieder kratzen konnte.
Er erklärte mir, dass er seit dem er 10 Jahre alt war keinen Hass oder Wut mehr für jemandem empfunden hat, nachdem er seine Schwester mal im Streit mit einem Messer bedroht hätte. Er erschreckte sich dort offebar so sehr vor sich selbst, dass er sich von seiner Aggression abspaltete. Als Teenager spielte er dafür exzessiv Counterstrike und World of Warcraft etc.

In diesem Zusammenhang frage ich mich auch wie echt die positiven Gefühle von jemandem sein können, der seine negativen Gefühle offenbar immer verdrängen muss...?

Auf jede Meinungsverschiedenheit, die wir hatten reagierte er stets fast gleichmütig, milde lächelnd. Das machte mich fast wahnsinnig, weil ich das Gefühl hatte, er ist emotional nicht beteiligt. Nur an Positivem, nie aber an negativem. Das war einerseits toll, wie ein Vorbild für mich. Andererseits erschien es mir roboterhaft.

Ich verstehe diese ganze Geschichte einfach nicht richtig, die mir nun geschehene ist, nachdem erst kürzlich mehrere Familienmitglieder von mir gestorben sind. Es ist soviel Abschiednehmen und Loslassen angesagt und nun auch noch diese neue Liebe, die mir nach Jahren des Alleinseins geschenkt wurde und die nun so für mich unverständlich wieder vorbei ist.

Vielleicht kann mir hier jemand, der sich von der Menge an Details nicht abgeschreckt fühlt seinen Eindruck davon schildern. Ich wäre jedenfalls dankbar dafür!

Herzliche Grüße an alle da draußen, denen es Ähnlich geht!


PPs: Es ist das erste Mal für mich, dass jemand mit mir Schluss gemacht hat und ich erlebe diese grausamen Gefühle gerade zum ersten Mal. es tut gut hier zu lesen, dass man nicht alleine damit ist. Und ein großes Lob an die Redaktion, die wie ich finde wirklich hilfreiche Artikel verfasst!

04.09.2015 15:30 • #1


Mona Lisa
Hallo liebe Lucia,

6 Wochen sind natürlich noch keine lange Zeit und ich befürchte fast, du könntest ihn, mit deiner fordernden Nähe, in die Enge getrieben haben. Du hast ja selbst schon eingesehen, dass du etwas übertrieben auf sein Männerwochenende reagiert hast. Vielleicht liegt da der Ursprung, vielleicht reichen aber auch seine Gefühle einfach nicht aus, um die Beziehung zu festigen...
Aber so oder so liebe Lucia, du musst seine Entscheidung respektieren und auf keinen Fall den Fehler begehen und ihn nachlaufen. Auch wenn es sechs sehr intensive Wochen mit ihm waren, war es nur ein Bruchteil von dem, was du über ihn wusstest. Letztendlich war er nicht der Mann, den du glaubtest zu kennen.

Umarme dich fest und wünsche dir, dass der Schmerz schnell vergeht

04.09.2015 18:59 • x 1 #2


A


Trennung aus heiterem Himmel nach 6 Wochen Verliebtsein

x 3


L
1. Traue nie einem Mann, der nach so kurzer Zeit schon von der großen, nie dagewesenen Liebe spricht! Nie!
Das ist Schwärmerei und wie schnell sich Schwärmerei ins Gegenteil verkehren kann, mussten schon sehr viele Frauen (inklusive mir) auf die harte Tour lernen!

2. Sorry, aber du bist ein typischer Fall von ich will den Mann retten So läuft das nicht!
Schön und gut, wenn du dich mit Psychosomatik, Kindheitstraumen etc. beschäftigst - finde ich toll und wertvoll, wir alle sollen uns (weiter-)entwickeln aber BITTE: Du bist nicht seine Therapeutin!
Lass diese Hilfe um Gottes Willen sein! Überhaupt, wenn ihr euch gerade erst mal ein paar Wochen kennt...
Und nein, es hat noch nie funktioniert, auf irgendwelche Erleuchtungen beim anderen zu warten! Auch das läuft so nicht...

04.09.2015 19:03 • x 2 #3


CatsCoffeeMetal
Hi auch Lucia.

Es tut mir sehr leid für Dich, das Du in kurzer Zeit so viel zu verkraften hast und oben drauf noch jemanden wegschicken musstest von dem Du Dir Zweisamkeit, Geborgenheit, Wärme und Trost erhofftest Ich wünsche Dir, das Du all das bald finden wirst!

Es klingt für mich auch nach einem Versuch von seiner Fixierung auf die andere Frau los zu kommen, gleichzeitig danach als hätte er eventuell wirklich gehofft das bei Dir erreichen zu können. Die Auswertung Deiner Anamnese klingt schlüssig, kann aber auch eine Überinterpretation sein, denn Du suchst nach einer Erklärung für sein Verhalten; Und Deine Reflektion der Situation ist auch von Deinen Gefühlen stark eingefärbt, so rational Du da auch herangehst. Du weist ja wie der Wahrnehmungsapparat funktioniert.

Zu Deinen Fragen :
Zitat:
Kann es sein, dass er diesen Zusammenhang bald begreift und wieder zu mir zurück kommt?

Kann sein das er wieder zurückkommt aber der arme Kerl scheint mir sehr unreflektiert, zumindest so weit ich das aus Deinem Text herauszulesen vermag. Da er auch nicht sehr konfliktsicher scheint äh... glaube ich, das Du den ersten Schritt würdest machen müssen - wenn Du das möchtest.

Zitat:
Wie konnte er sich nur so plötzlich wieder entlieben, wenn seine Liebe zu mir doch so wundervoll intensiv war?

War sie das denn? Mir klingt es als hätte er sich selbst vorgespielt - und auch sich auch geglaubt - das er das Gegengewicht für seine Probleme gefunden hat. Mit aller Kraft und aller Lust und aller Leidenschaft. Ich kann mich auch komplet irren. Irrung ist mein zweiter Vorname.

Zitat:
Ich vertsehe einfach nicht, wie es sein kann, dass er mich so glücklich gemacht hat und so im Übermaß beschenkt hat mit Nähe, Liebe, Zukunftsplänen und Aufmerksamkeit, während er garnicht innerlich frei war, bzw. offenbar unter starken Bindungsängsten leidet. Wie passt das zusammen?

Geht Bindungsangst auch mit Verlustangst einher? Wenn ja, dann passt das sehr gut zusammen, denn wenn man meint verliebt zu sein möchte man ja auch die Bindung des Partners an sich selbst stärken. und je größer die Angst abgelehnt zuwerden, desto größer vielleicht auch die Investierte Energie. Nach meiner Milchmädchenrechnung.

Zitat:
Im Schlussmachgespräch sagte ich ihm verletzt er solle mich nie mehr anrufen. Sollte ich ihn nun vllt. anrufen und sagen, dass ich ihn immer noch liebe?

Liebst Du ihn, die Person, seine Merkmale, sein Wesen oder sehnst Du Dich nach den Dingen die er Dir geben konnte? eigentlich egal, wenn Du ihn willst HOL IHN DIR, SCHNELL! Sonst tu ich's vielleicht.

Zitat:
Egal, was ich in unserem letzten Gespräch gesagt hab und wie abweisend/verletzt ich da war - wenn er mich auch liebt, ruft er mich in jedem Fall an, oder?

Ist nicht gesagt. Wenn sein Selbstwertgefühl so tief im Keller ist wie ich es vermuten kann ohne ihn zu kennen und er tatsächlich noch immer in die andere Frau verliebt ist steht's schlecht. Wenn Du ihn wieder zurückerobern willst und das auch schaffst, überlege Dir bitte aber vorher unter welchen Konditionen Du mit ihm zusammen sein willst. Therapie? Für ihn? Konsequenzen für Dich, wenn er wieder feststellt nicht zu Dir gehören zu wollen? Wie ist es um Deine Stabilität bestellt, wenn ihr wieder zusammen kommt? Er wird seine Gefühle und Probleme nicht abschalten können, ihr liegt quasi zu viert abends im Bett. Du. Er. Sie. Sein Problem, wie auch immer das aussieht. Überlege Dir gut ob Du das willst.

Und denke bitte auch über den besuch einer Hospizgruppe nach. Mir hat das damals sehr geholfen als ich in ähnlicher Situation war. Bei so einer Selbsthilfegruppe liegen zwar schwere Themen im Raum aber unterm Strich heilt und tröstet es ungemein stark und substantiell.

Aber das sind von mir auch alles nur ganz furchtbar wilde Spekulatius - und für die ist es auch noch zu früh im Jahr.

Ich wünsche Dir alles alles gute, große Lucia!

04.09.2015 21:30 • x 1 #4


L
Lieber CatsCoffeMetal, ich danke dir für deine liebevolle und differenzierte Betrachtung meiner Lage. Du hast mir damit geholfen. Nur was ich in einer Hospizgruppe soll verstehe ich nicht so recht. Ich werde statt dessen lieber den Fokus auf mein eigenes Leben und meine ganz persönlichen Baustellen, wie z. B. Erfüllung im Beruf finden etc. legen. Je erfüllter und reicher mein eigenes Leben ist, desto weniger werde ich ihm nachtrauern oder an ihm kleben.

Ich möchte nur eines zu gerne ihn noch fragen: Und zwar wann genau er bemerkt hat, dass er sich entliebt. Wann seine Liebesbekundungen Lüge waren und wann echt.

Er sagte mir, wie sehr er es schätzte als ich mal an seiner Schulter über den Tod meiner Mutter geweint habe. Ich weine nicht oft. Es war also etwas Besonderes für mich. Er hätte es so schön gefunden, dass ich diese Gefühle mit ihm geteilt habe, bzw. vor ihm gezeigt habe. Das ist aber nur ein paar Tage vor dem Schlussmachen gewesen. Ist es nicht völlig verantwortungslos und ohne jedes Mitgefühl für mich, wenn er solche intimen Situationen betont und würdigt, dadurch natürlich noch mehr Nähe herstellt und offenbar in Gedanken bei der Anderen bzw. beim sich Entlieben ist?

Ich finde, dass ein 20-minütiges Schlussmachgespräch am Telefon der Situation nicht gerecht wird. Und ich bin sauer auf ihn und erschrocken vor seiner Gefühlskälte und Gnadenlosigkeit mir gegenüber, die in ihrer plötzlichen Wechselhaftigkeit an Schizophrenie erinnert (hab ich leider persönliche Erfahrungen mit, weil meine Mutter das gegen Ende ihres eigentlich noch recht jungen Lebens wahrscheinlich hatte, jedenfalls aber schon immer starken Schwankungen in ihrer Gefühlslage unterworfen war und mich äußerst sprung- und launenhaft behandeln konnte). Nach mehrjähriger Psychoanalyse bin ich mir aber in Bezug auf mich selbst über Vieles klar und ins Gute gekommen. Doch irgendwie scheinen wir in unseren Trennungserlebnissen doch auch immer etwas Nachzuerleben, was wir aus unseren Elternerfahrungen kennen. Der sich trennende Partner löst das Leid in einem wohl nicht ursächlich aus. Er weckt aber vorhandene unverarbeitete/unbewusste/weit in den Schatten verdrängte leidvolle Gefühle. Und so weiter und so fort...........

04.09.2015 22:49 • x 1 #5


CatsCoffeeMetal
Mit der Hospizgruppe meinte ich eine Angehörigenselbsthilfegruppe mit der Du Dich über Deine endgültigen Verluste austauschen könntest. War nur ein Vorschlag, da mir wie geschrieben dort sehr geholfen werden konnte. Ich neige dazu beim schreiben etwas in meinen Bart zu nuscheln.

04.09.2015 23:05 • x 1 #6


L
Achso, du meintest das auf meine Trauerbewältigung bzgl, meiner verstorbenen Eltern bezogen...Das hatte ich nicht verstanden Aber ich fühle, dass ich damit so schon zurecht komme. Im Moment leide ich nur sehr unter der noch recht Frischen Trennung... Ich rechne aber damit, dass ich auch damit schon bald gut zurecht komme. Wer mich nicht will, hat ja nunmal selber Schuld! Pah! Wär doch gelacht!

04.09.2015 23:12 • #7


samesame
Hallo Lucia,
mach dir bloß keinen Kopf, dass du etwas falsch gemacht hast, wenn ich deine Geschichte lese, erinnert sie mich sehr an das was ich die letzten Wochen erlebt habe und da mache ich mir jetzt einen Kopf ihm nicht mehr Grenzen gezeigt zu haben (er war ständig irgendwo, ich habe ihn machen lassen und am Ende war ich halt zu lieb). Wie man es auch macht, wenn man an einen Doofen gerät klappts halt nicht.

Bei mir war die Lage sehr ähnlich:
Er 34 schwierige Kindheit, daraus resultierende psychische Probleme. Ähnliche Konstellation mit Mutter und Vater, dadurch Beziehungsneurose, Angstneurose und was auch immer.
Alles von Anfang an sehr überschwänglich mit viel S.. Allerdings bei mir noch keine wirklichen Liebesbekundungen, damit wollte er es langsam angehen lassen (klar), aber toll und großartig und die Frau die ihn versteht war ich trotzdem.
Schluß nach 4 Wochen auf seine Initiative hin, eine Woche nach einem Streit bei dem ich die Sache egtl beenden wollte. (Meiner war zum Glück generell ein recht schwieriger Zeitgenosse, mit einem speziellen entwertenden Humor, so dass ich wenigstens weiß dass da nichts Gutes mehr drin wäre und ihn nicht mehr idealisiere.)
Begeistert war ich anfänglich trotzdem, er war ja so toll und besonders und offen mit seinem Seelenmüll - war er aber in Wirklichkeit gar nicht. Wenn diese Männer angeblich alle so einzigartig snd, warum ähneln sich diese Geschichten dann immer so sehr und warum sind die Phrasen die sie aussprechen immer die gleichen?
Danke für deine Geschichte, die lässt mich auch meinen Verflossenen in einem anderen Licht sehen.

Meine Theorie: man sollte sich auf diesen ganzen Überschwang am Anfang nie mehr einlassen, dass ist nie echt sondern kompensiert irgendwas anderes.
Psychologisieren bringt nicht, letztendlich ist der Mann eben der Mann der er ist, egal wie es dazu gekommen ist. Das wird sich auch nicht ändern und er wird das immer benutzen um blödes Verhalten damit zu begründen ohne sich Mühe zu geben an sich zu arbeiten.

Ich weiß ganz genau wie du dich jetzt fühlst. Bei so viel Überschwang in kurzer Zeit zieht es einen da erstmal den Boden unter den Füßen weg.
Bei mir war die Trennung am Montag, bis Donnerstag Abend hatte ich ein wildes Gedankenkarussel, dass sich nur um ihn gedreht hat. Langsam geht es wieder, aber natürlich kehren meine Gedanken immer wieder zu ihm zurück. Es wird aber besser und das wird dir auch so gehen. Irgendwann hört das Handygestarre auf, man schläft und isst langsam wieder normal, fühlt sich gut - und dann sollte man hoffen, dass der Typ nicht noch mal ankommt.

Ich habe im Schlussmachgespräch übrigens noch mal gesagt, dass ich ihn liebe. Interessiert solche Männer nicht die Bohne, die haben nie wirklich etwas empfunden.
Rufe ihn also auf keinen Fall an, es wird das fette Happy End nicht mehr geben, damit musst du dich abfinden. Selbst wenn er zurückkommen sollte, würde die Angst bei dir, dass er so eine Nummer aus heiterem Himmel irgendwann wieder abzieht, nicht bleiben?
Ich weiß genau wie schwer das ist und das man erstmal wieder Kontakt will. Das ist wie Dro., man hört auf Niemanden und will unbedingt wieder seine Dosis, obwohl man weiß, dass die nicht gut für einen ist. Der Entzug ist trotzdem hart, danach gehts dir aber in jedem Fall besser.
Bleib stark, melde dich nicht, dieser Mann wird dich nie glücklich machen.

05.09.2015 05:30 • x 1 #8


samesame
Zitat von Lucia:
Ich finde, dass ein 20-minütiges Schlussmachgespräch am Telefon der Situation nicht gerecht wird. Und ich bin sauer auf ihn und erschrocken vor seiner Gefühlskälte und Gnadenlosigkeit mir gegenüber, die in ihrer plötzlichen Wechselhaftigkeit an Schizophrenie erinnert


Das fällt mir gerade noch auf. War bei mir ähnlich und die wichtige Frage die man sich stellen sollte ist egtl: was wenn die Gefühlskälte die echte Emotion ist und nicht der Überschwang? Dafür Gefühlskälte zu spielen gibt es keine Grund, für den Überschwang einige.
Menschen belügen sich ja auch gerne mal selbst und vielleicht meinte und hoffte er die großen Gefühle von denen er sprach auch zu empfinden.

05.09.2015 06:01 • x 1 #9


K
Liebe Lucia
Du hast hier schon sehr wichtige und wie ich finde sehr gute Hinweise bekommen die sich alle mit meinen Erfahrungen (leider!) in der einen oder anderen Art decken. Ihr habt auf Vollgas geliebt und alle Hormone, Spielarten der ersten Phase des Verliebtseins geradezu abgefackelt. Wie schade. Ob das typisch Mann oder Frau ist was hier deinem ex als Mann angeheftet sehe ich anders - ich glaube euer Fall ist schlichtweg geschlechtsneutral menschlich

Ich glaube es macht Sinn nach vorne zu schauen, denn auch wenn erst in den 30er so wirst du uU noch öfters auf beschädigte Persönlichkeiten begegnen, auch als Kollege, als Freund, als was weiß ich alles. Es kann auch dir passieren, dass du seinen Art der Vollgasliebe an jemanden abarbeitest - ist zumindest mir auch passiert, mehr als einmal (leider!).

Ich glaube es ist ein guter Zeitpunkt eine Bestandsaufnahme mit dir selbst zu machen: Frage dich selbst:Was will ich, was vor allem nicht und wohin soll es mit mir privat gehen?
Ich habe für mich erst spät herausgefunden, das echte, tiefe Liebe auch schweigen und Langsamkeit, ja sogar gelassene Langeweile zulassen kann, muss und sollte. Vollgas Barbie und Ken Spielchen gehen wohl fast immer schief, wenn man dauerhaft die linke Spur der Autobahn fahren muss, zwanghaft darin verbleibt. Dann ist der Tank schnell leer und wenn man nicht auf die Anzeige bzw Anzeichen achtet bleibt man plötzlich aus vollem Lauf liegen. Mitten auf der Strecke, am Rand oder mitten auf der Spur alleine weil der Fahrer wegrennt und einfach ins nächste Auto umsteigt.

Ich meine nach 6 Wochen ist ein Neustart möglich, mach ihn, aber nur ein Versuch damit es kein on/off wird. Mach ihn uU auch zu deiner eigenen Heilung damit du weniger mit offenen Fragen alleine bist
Ich empfehle dir aber warten! Bereite dich gut vor, plane und überlege für dich selbst die weiterreise gut, werde dir in dir auf die Frage was will ich (nicht mehr) klar und dann handle. Dann, und erst dann!, nehme Kontakt mit ihm auf, beende die alte Beziehung mit einem angemessen Gespräch und dann entscheide ob du dann endgültig abschließen möchtest oder ob ihr einen Neustart wollt.

Hierzu noch ein Tip: Erst S. wenn ihr wirklich wieder ganz euch einig seit. Es ist schwer, weiß jeder, berühren ist okay aber keine totale hingabe. Weil wenn S. ohne dass ihr euch über Zukunft einig seit ist danach unglaublich schmerzlich, hinterlässt Spüren der Verwüstung, Trauer usw. Glaub mir, genau das hatte ich und dann kommt on/off der übelsten Sorte

Viel Glück K74

05.09.2015 07:07 • x 2 #10


S
Zitat:
Dafür Gefühlskälte zu spielen gibt es keine Grund, für den Überschwang einige.


Meiner Meinung nach gibt es auch einen Grund, Gefühlskälte zu spielen: nämlich dann, wenn man die eigenen Gefühle verstecken will, sich eine Schutzmauer zulegt.
Ob dies in diesem Fall so ist, sei dahingestellt. Aber generell kann Gefühlskälte sehr wohl gespielt sein.

05.09.2015 08:20 • x 1 #11


K
@Sehrwohl,
genau! Gespielte gefühltskälte ist soooo fies weil man nicht weiß ist da ein kleines, zorniges Kind das liebevoll getröstet werden will oder ist es das wahre Gesicht bzw abgelegte Maske? Normalempathisch würde man ersteres glauben, wenn nicht fällt man rein... Denn dann wird es zum Muster. Wenn ich zornig bin werde ich um so mehr getröstet und viel zu spät erkennt man wenn man gelinkt wurde...

Das hilft im vorliegenden Fall vielleicht im Hinterkopf zu haben, @Luica, aber unter Umständen ist das viel zu viel Spekulation, weil ich zu viel Mißtrauen mit solchen Typen habe K74

05.09.2015 13:22 • #12


samesame
@sehrwohl
Unter gespielter Gefühlskälte verstehe ich liebloses Verhalten um die eigenen tieferen Gefühle zu überspielen und sich damit zu schützen.
Für mich klingt das nach etwas, dass man sich als Frau gerne selbst mal einredet. A la: er liebt mich egtl, hat aber Angst es zu zeigen. Ja vielleicht gibt es sowas wirklich hin und wieder, aber ich tippe mal drauf das 90% sicher echte Gefühlskälte sind, beim Überschwang aber nur 10% echte Liebe, wenn überhaupt.

05.09.2015 22:25 • #13


A


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