Trennung nach 7 Jahren - Wie damit umgehen?

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Hallo,

ich melde mich, wie die meisten, aus einem nicht sehr schönen Grund hier an und schreibe hier:
Meine Freundin hat sich am Samstag den 27.02.2016 von mir getrennt, wir waren 6 Jahre, 11 Monate und 7 Tage zusammen.

Wie war unsere Beziehung?
Sie ist 24, ich bin 27, es war für uns beide die erste wirkliche Beziehung. Ich bin ihr vor unserer Beziehung mehrere Jahre hinterher gelaufen, habe es immer wieder probiert und habe es irgendwann sein lassen. Dass waren noch Zeiten zu ICQ, ich habe es irgendwann nicht mehr ausgehalten und habe den Kontakt zu ihr abgebrochen (das war eine Art Selbstschutz von mir). Irgendwann hat sie sich dann bei mir gemeldet und mir gesagt, dass Sie sich in mich verliebt hat. Das war vor den o.g. 6 Jahren, 11 Monaten un 7 Tagen. Wir sind beide in unserer Beziehung erwachsen geworden. Wir haben beide unsere Ausbildungen abgeschlossen, beide haben angefangen zu studieren (ich nebenberuflichlich, Sie präsenz). Wir haben nie zusammen gewohnt da Sie in einer anderen Stadt (50 km entfernt) studiert hat und zuvor bei ihren Eltern wohnte, wir waren jedoch sehr viel bei mir zusammen zu Hause. Sie hat nun ein Auslandssemester hinter sich in dem ich Sie zwei Mal besucht habe (Norwegen) und hat Anfang Januar ein Praktikum in einer süddeutschen Stadt begonnen. Das Praktikum endet Anfang April. Wir haben täglich telefoniert, geschrieben usw. Es war in meinen Augen alles in Ordnung, auch wenn die räumliche Trennung wirklich Mist war.

Wie waren die letzten Wochen?
Wie gesagt, Sie war erst in Norwegen und dann um Weihnachten / Jahreswechsel hier vor Ort. Die Tage waren sehr schön, dass haben wir beide sehr genossen. Anfang Januar ist Sie nach Süddeutschland, bei mir war das wieder mit Trennungsschmerz verbunden - Heulerei usw. - Sie kann damit besser umgehen. Sie sagte Wenn wir das Auslandssemester schaffen, dann schaffen wir das erst recht - Naja Pustekuchen.

Ich wollte Sie nun das vergangene Wochenende (Freitag bis Montag) besuchen und bin am Freitag früh mit dem Zug nach Süddeutschland. Am Montag wollte ich zurück fahren. Der Freitag war auch sehr schön, wir sind Abends zusammen Essen gegangen und hatten einen schönen Tag. Auch das Essen war in meinen Augen sehr schön, mit Händchenhalten usw. Am Samstag sind wir mehrere Stunden wandern / spazieren gegangen und waren noch gemeinsam Essen.

Wie lief die Trennung?
Am Samstag Nachmittag (nach unserer Warnderung) ging es ihr nicht gut und sie wurde immer ruhiger. Sie sagte Sie sei müde. Wir haben uns noch darüber unterhalten, ob wir am Sonntag mal nach Straßburg fahren wollen. Wir haben dann einen Kaffee getrunken und Sie bat mich, dass ich ihr Fahrrad repariere (war so abgestimmt). Als ich mit dem Fahrrad fertig war, sagte Sie zu mir Du, dass ist jetzt alles nicht geplant, aber ich glaube wir haben uns ausseinander gelebt. Sie hat dann immer weiter argumentiert, dass mein Lebensmittelpunkt festgelegt ist (was zum Teil stimmt, klar), ich pläne habe ein Haus zu bauen usw. Das stimmt, mein Lebensmittelpunkt ist im Moment durch mein nebenberufliches Studium und meinen Job definiert. Sie beendet ihr Studium zeitnah und möchte noch einen Master machen - wo ist noch offen. Sie hat dann weiter argumentiert, ich habe gesagt Du, du brauchst nicht argumentieren. Wenn du sagst, dass die Gefühle weg sind, dann ist das leider so Eine Fernbeziehung ist in meinen Augen bei ausreichend starken Gefühlen gut machbar. Ich war in den ersten 10 - 15 Minuten wie fremdgesteuert. Ich habe aus dem Fenster geschaut, war extrem gefasst, musste nicht weinen - war relativ klar im Kopf, meine ganze Körpersprache war unfassbar kontrolliert. Sie sagte auch, dass sie den Eindruck habe, dass mich das nicht schockt. Um 18:30 habe ich dann den Entschuluss gefasst, dass ich die beiden geplanten Nächte nicht mehr bei ihr verbringen möchte und einen Zug in Richtung Heimat gebucht. Dann ging es bergab und es wurde sehr emotional. Wir haben beide geweint - sie genauso wie ich.

Sie hat mich dann zur S-Bahn und zum Bahnhof gebracht. Ich konnte mich eine gewisse Zeit zusammen reißen, habe ihr in der S-Bahn noch gesagt, dass es eigentlich ein sehr sehr schöner Tag war, dass hat sie so auch bestätigt eigentlich. Wir hatten in der S-Bahn beide Tränen in den Augen. Am Bahnhof bin ich dann immer schneller gelaufen in Richtung meines Gleises und habe ihr gesagt, dass sie mich nicht zum Gleis bringen muss. Sie ist dann hinter mir her gelaufen und hat mich am Arm berührt und fragte, ob ich mich nicht von ihr verabschieden möchte. Da musste ich tierisch anfangen zu weinen, habe ihr gesagt, dass ich sie liebe und ihr einen Kuss auf die Stirn gegeben. Sie hat genauso geweint und gesagt, dass es ihr leid tut. Ich bin dann schnell weg gelaufen.

Für mich ist die Situation im Moment einfach unfassbar:
Ich hatte heute noch frei (wäre ja heute erst zurück gekommen) und habe den Sonntag und den heutigen Tag bei meinen Eltern verbracht. Für mich kommt das wie ein Treffer aus heiterem Himmel. Sie hat mir vor zwei Tagen noch ein Geburtstagsgeschenk bestellt (sagte sie), vor 3 Wochen habe ich tatkräftig bei dem Umzug ihrer Mama geholfen - auch da war alles super. Ich liebe dich und ich bin glücklich dich zu haben waren da ihre Worte.

Ich habe sie gebeten, dass ich nun erstmal keinen Kontakt haben möchte. Unser gemeinsamer Freundeskreis weiß Bescheid. Ich finde es wirklich sonderbar. Vor zwei Wochen freut sie sich total darüber, dass ich sie besuchen komme und die Zugtickets gekauft habe, vor drei Wochen sagt sie mir Ich liebe dich und informiert mich vor ca. 10 Tagen über Termine (Hochzeiten, Junggesellenen-Abschiede usw.) die wir künftig haben.

Ich habe sie gefragt, ob ein neuer Typ in ihr Leben getreten ist. Das hat sie verneint, das glaube ich ihr auch.

Meine Eltern glauben, dass sie im Moment in einer Art Findungsphase ist, Sie ist nicht vor Ort, kann ihren (Ex-)Freund eh nicht sehen, lernt Neues kennen, weiß selbst nicht genau, was sie mal machen will usw.

Für mich hat das alles einen faden Beigeschmack:
- Helf noch mal beim Umzug meiner Mama mit
- Repariere noch mal mein Fahrrad
- Komme noch mal vorbei

Sie wäre in drei Wochen so oder so vor Ort (hier) gewesen, Anfang April wäre das Praktikum beendet und wir wären wieder in der Nähe zueinander.

Was will ich nun tun?
Gute Frage! Mir fällt es sehr sehr schwer, Abstand zu nehmen. Wir hatten vor gut einem Jahr eine Krise, da ging es in die ähnliche Richtung, dass die Gefühle nicht mehr so stark seinen usw. Nach drei Tagen hat sie sich bei mir gemeldet und mir gesagt, dass sie mich liebt und das nicht kann und wir gemeinsam daran arbeiten müssen. Das haben wir auch getan, danach war auch alles wieder in Ordnung. Diese drei Tage waren absolut schlimm.

Ich möchte aus Eigenschutz keinen Kontakt zu ihr, habe ihre Fotos in meiner Wohnung abgehängt (Postkarten, Fotos, gemeinsame Bilder usw.) und auf den Dachboden gestellt - dennoch ertappe ich mich dabei, wie ich bei WhatsApp schaue ob Sie online ist und hoffe (leider) inständig darauf, dass sie sich bei mir meldet. Sie hat noch ein paar Sachen bei mir - was soll ich damit machen? Sie sagte, sie wolle die Ostern abholen. Ich habe vor der Situation etwas Angst und überlege, die Sachen zu ihren Eltern zu bringen. Andererseits möchte ich sie gerne bei mir haben.

Am schlimmsten ist eigentlich die Zeit alleine, also Abends, Nachts etc. Da kommen einfach die Tränen weil das eine Situation war / ist, die ich so nicht kenne. Ich habe nun überlegt wieder mehr Sport zu machen, mehr Zeit mit meinen Freunden zu verbringen usw. Aber sie ist halt in meinem Kopf.

Mich wundert einfach diese wahnsinnige Kurzfristigkeit. Als wenn im Kopf ein Schalter umgelegt worden ist.

Ich brauche nun einfach mal ein paar gute Ideen und vielleicht auch mal neue Sichtweisen.
Ich schließe absolut aus, dass sie einen neuen hat.

Danke euch für das Lesen,
Moritz

29.02.2016 20:35 • #1


encada
Hallo Moritz, es scheint mir, dass sie durchaus hin- und hergerissen ist. Sie hat wohl auch noch Gefuehle fuer dich. Dafuer spricht auch, dass sie beim Abschied auch geweint hat. Sie scheint aber ein groesseres Naehebeduerfnis zu haben. Sie will keine Fernbeziehung (mehr) und sieht deshalb keine Zukunft fuer euch. Es ist auch nicht ganz einfach, mit solchen Fernbeziehungen klar zu kommen. Liebe braucht auch Gemeinsamkeit - gemeinsames Erleben - nicht nur ab und zu mal fuer einige Zeit. Zumindest aber die Perspektive auf zeitliche Beschraenkung der Fernbeziehung. Fuer sie ist es deshalb jetzt besser nach dem Motto 'lieber ein Ende mit Schrecken... Versuche, sie zu verstehen. Das wird auch dir helfen, mit deinem Schmerz umzugehen. Alles Liebe - Encada

29.02.2016 20:59 • #2


U
Lieber Moritz,

für mich klingt das so, als wäre das eher eine spontane Aktion/Kurzschlussreaktion von ihr gewesen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das nicht geplant hatte (deshalb auch noch Fahrrad reparieren, Umzug helfen, zukünftige Termine planen etc.). Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ihr jetzt wirklich gut geht. Ich könnte mir vorstellen, dass sie einige Zeit braucht, um zu begreifen, was da wirklich passiert ist. Du warst zunächst ja auch wie in einer Art Schockstarre... Um wirklich zu begreifen, was da gerade vor sich ging, dafür braucht sie sicher einige Zeit und sitzt jetzt auch grübelnd zu Hause...
Ich will Dir aber noch einen anderen Gedanken mit auf den Weg geben, bevor Du Dir zu viele Hoffnungen machst. Du denkst sehr viel über Sie nach. Versuche erstmal an Dich zu denken und mit Deinen Gedanken irgendwie ansatzweise klar zu kommen: wie gehst Du damit um, wenn sie sich wieder bei Dir meldet? Wenn man immer und immer wieder gesagt bekommt, dass man sich auseinander gelebt hat oder die Gefühle nicht ausreichen, so ist das für denjenigen, der immer noch richtig liebt, eine kaum auszuhaltende Situation. Ist da Vertrauen noch möglich oder befürchtest Du bei jeder kleinen schlechten Laune von ihr, dass sie zukünftig wieder Schluss machen könnte...? Willst Du so einen Zustand?
Mir haben diese Überlegungen etwas geholfen, um innerlich selbst auch Abstand zu gewinnen. Falls Dir das nicht weiterhilft, einfach ignorieren
Ich wünsch Dir auf jeden Fall ganz viel Kraft! Ich weiss, wie schwer das ist - mir geht es momentan (zwar in anderer Form) auch so!

01.03.2016 00:39 • #3