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Trennung nach 9 Jahren - Probleme mit der Kontaktsperre

H
Liebe Forengemeinde,

Nachdem ich seit einigen Tagen hier im Forum lese und mitbekommen habe, wie Menschen hier geholfen wird, hab ich nun den Mut, meine Beziehungsgeschichte zu erzählen. In der Hoffnung, Antworten zu erhalten auf Fragen, die ich mir seit der Trennung stelle, andere Sichtweisen als meine auf die Geschehenisse zu erhalten und um mir einfach etwas von der Seele zu schreiben. Vielleicht hilft es auch dem einen oder der anderen und es lässt sich für andere etwas aus meiner Geschichte lernen (Stichwort: Kontaktsperre).

Meine Ex und ich haben uns beide mit Mitte 20 kennengelernt. Wir kannten uns zunächst sehr flüchtig und haben uns erst online ausgetauscht, bis es zum ersten Treffen kam. Bei diesem haben die Funken derart geschlagen, dass wir seitdem zusammen waren. Nach einem halben Jahr bin ich zu ihr in die Wohnung gezogen (stand aber nie im Mietvertrag). Dem voraus ging der fehlende Wille von ihr, ihre Katzen so oft allein zu lassen, was aus Fütterungsgründen schwer möglich war. Nun hatte ich auch eine alte Katze, aber da ihre Wohnung größer und günstiger war und ich meine Ex nicht verlieren wollte, das Gefühl hatte ich, bin ich ihr entgegen gekommen.

In unserer Beziehung gab es viele Höhen, aber auch etliche Tiefen. Sie war oft unzufrieden mit ihrem Job, ich teils überfordert mit dem Studium, oft finanzielle Engpässe und Probleme mit unseren Tieren. Später begann sie auch ein Studium, was sie sehr einnahm und hatte nicht erst seitdem immer wieder depressive Episoden und nahm AD ein. Unsere Beziehung war oft harmonisch, aber keineswegs ohne Streit. Im Laufe der Jahre schlich sich immer mehr der Alltagstrott ein, was auch dadurch zu merken war, dass der S. seltener wurde. Dennoch waren wir ein eingespieltes Team.

Nach ihrem Studium im März '20 schlug ich vor, dass sie auch erstmal in dem Betrieb, in dem ich arbeitete, arbeiten könne, bevor wir beide etwas adäquateres finden würden. Bei mir war das Anfang Oktober '20 der Fall (dachte ich zumindest). Eine Woche zuvor hat es bei uns wieder gekriselt, sie war irgendwie unzufrieden und ich schlug vor, dass ich ein paar Tage bei meiner Mutter bin, die zu dem Zeitpunkt nicht da war, und sie ihre Ruhe hat. Das wollte meine Ex dann aber auch nicht. Sie nahm mich in den Arm, küsste mich und sagte, dass sie mich liebt. Doch seitdem war sie wie ausgewechselt und ich fragte mich und dann sie, ob irgendwas bei unserer gemeinsamen (ehemaligen) Arbeitsstätte vorgefallen sei, sie etwas gehört hat, was ihr übel aufstößt und warum sie so ruhig und distanziert ist. Sie verneinte alles und blockte ab. Mit einem mulmigen Gefühl trat ich die neue Stelle an, die mich von Anfang an nicht glücklich machte und wieder zeitweise überforderte. Wie es mir mit der neuen Stelle geht, war für meine Ex kaum interessant. Stattdessen war sie Mitte Oktober zunehmend auf Krawall gebürstet und hat anlasslos Streits provoziert. Früher hab ich mich leider oft von ihrer Streitlust anstacheln lassen, aber nun war ich einfach nur harmoniebedürftig, wollte meine Ruhe, bin ihr aus dem Weg gegangen. Als ich aber dann doch irgendwann irgendwas gesagt habe, hat sie prompt die Trennung ausgesprochen. Damit hatte ich wirklich nicht gerechnet. Wieder hab ich sie gefragt, ob bei der Arbeit was war, sie einen anderen hat, was sie wieder verneinte. Konnte es nicht verstehen, da wir schon schlimmeres durchhatten. Ein paar Tage später, wieder nach einem sinnlosen Streit, drohte sie damit, vorerst bei ner Freundin zu schlafen, woraufhin ich vorschlug, dass ich zu meiner Mutter gehe und meine Ex in ihrer Wohnung bleibt. Allerdings hab ich nie im Leben gedacht, dass ich zwei Monate bei meiner Mutter bleiben müsste und nicht zurück darf.

Als Trennungsgrund gab meine Ex an, dass wir zuviel gestritten haben. Irgendwann später sagte sie noch, dass sie nicht mehr glücklich sei. Nur noch Freundschaft zu mir möchte. Natürlich muss der eine die Trennung akzeptieren, wenn sie der andere möchte, der an sich kein Grund angeben muss, aber fällt der Punkt des Akzeptierens nicht viel leichter, wenn man die Gründe nachvollziehen kann? Für mich war das sehr schwer zu begreifen, vor allem weil die letzten Streits völlig aus der Luft gegriffen waren. Und so hab ich nach der Trennung das typische Fehlverhalten an den Tag gelegt von jemanden, der seine Ex zurückgewinnen möchte und der von Kontaktsperre noch nie etwas gehört hat.

Mitte November wurde mir bei meiner neuen Stelle grundlos gekündigt. Das war ein zusätzlicher Schlag. Freundin will nicht mehr, keine Wohnung und nicht mehr nach Hause dürfen, die Haustiere (Hund, Katze) nicht mehr sehen, arbeitslos. Es kam alles zusammen. Für die Ex war das kein Grund, dass ich zurückkommen dürfe. Dass ich leichter eine Wohnung finde, wenn ich in einem Arbeitsverhältnis bin, war ihr glaub ich nicht bewusst, oder egal. Sie tröstete mich mit Horrorszenarien à la wenn meine Mutter tot wäre oder mir ein Bein fehlen würde oder Krieg wäre schlimmer. Immerhin konnte ich die Zeit, in der ich netterweise von meinem Chef freigestellt wurde, nutzen, um nach Wohnungen zu suchen und habe noch rechtzeitig bevor ich keine Gehaltsnachweise mehr vorzeigen kann, eine schöne kleine gefunden. Einen Tag nach der Kündigung begann ich eine Psychotherapie.

Anfang Dezember hatte sie das Wohnungsschloss auswechseln lassen, als dürfe ich unter keinen Umständen mehr in mein früheres zu Hause. Bis zum Umzugstag kurz vor Weihnachten hatte ich regen Kontakt mit meiner Ex, entweder organisatorisches oder gemeinsames Heulen am Telefon, oder sie erzählte mir was amüsantes von unserer gemeinsamen Zeit bei der Arbeit. Während des Umzuges hatte sie an sich gar nicht geholfen, war aber sehr darauf erpicht, die Wohnung hinter mehr sauber zu machen. Sie kriegt Weihnachten Besuch, sagt sie nachdem ich sie nach ihren Plänen fragte. Am selben Abend fragte ich sie erneut, ob sie jemanden kennengelernt hat. Sie fragte mich daraufhin, ob ich jetzt hören will, ob sie mit X (von der Arbeit) zusammen ist. Bist du? fragte ich, woraufhin sie mir ein gereiztes ja entgegnete. Aber erst seit Anfang Dezember. Anderthalb Monate, nachdem sie Schluss gemacht hat. Danach habe ich erfahren, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Herz bricht. Bin aber selbst Schuld, wollte es ja unbedingt wissen und hab nachgebohrt, sie wollte damit noch bis Januar warten, bis es spruchreif ist und mir nicht Weihnachten vermiesen. Danach hat sie mich gefragt, ob ich sie jetzt töte, da ich es nun weiß, was mich schockiert, verwirrt und wieder verletzt hat.

Auch danach hab ich den Fehler gemacht und keine Kontaktsperre eingeleitet. Hatte immernoch Hoffnung, dass es bei denen so ein Reboundding ist. Sie hatte mir Anfang des Jahres extrem nett zum Geburtstag gratuliert, aber vielleicht war das ihr schlechtes Gewissen? Viel telefoniert haben wir oder waren etwa einmal die Woche zusammen mit dem Hund Gassi.

Ab März war sie zunehmend depressiv gestimmt und acht Wochen krank geschrieben. Ihr Arzt vermutete auch Borderline, hat aber keine richtige Diagnose gestellt, dafür AD verschrieben. Diese Vermutung hatte ich während der Beziehung ebenfalls, aber es nicht gewagt, anzusprechen. Ich finde, dass sie nicht sehr kritikfähig ist und denke, sie hätte es als solche aufgefasst. Auch diskutieren war für sie was stets negatives, in Sachen Kommunikation gabs also so manches Mal Probleme.

Im April gabs zwischen uns eine kleine Annäherung. Ich hab ihr auf Bitten mehrere Bücher über das Thema Borderline besorgt, musste eh in die Buchhandlung und wir waren in einer Aprilwoche sogar vier mal zusammen mit dem Hund draußen. Mit ihrem Neuen gab es wohl Probleme, einmal soll sie ihn sogar getreten haben, sagt mir aber gleich daraufhin, dass sie mir das gar nicht erzählen wollte. Sie betonte aber öfters, dass sie hofft, dass wir eine Freundschaft hinkriegen. Ist sowas überhaupt möglich? Kanns mir nicht vorstellen. Warum möchte sie das? Ist ihr nicht bewusst, wie schwer das an meiner Stelle ist?

Seit Mai bin ich wieder mindestens zweitrangig. Bei denen scheint wieder alles tutti und ich hab das Gefühl, immer mehr zu verbittern. Das äußert sich in Zynismus, mit dem ich sie dann konfrontiere. Warum ich das mache, weiß ich selber nicht genau, wahrscheinlich will ich ihr ein schlechtes Gewissen machen. Das führte dann dazu, dass sie mich vor zwei Wochen bei WA und IG geblockt hat und wärend eines Telefonates Tacheles redete: Alle würden sagen, sie sei jetzt richtig aufgeblüht, so wie früher, bevor wir uns kennengelernt haben, wir haben wie ein altes Ehepaar gelebt, der S. war schei., alles war schei., sie rufe die Polizei, weil ich gruselig sei und X liebt die Haustiere und die Tiere lieben ihn. Und dass sie sich schon in X verknallt hat, als ich noch mit den beiden zusammengearbeitet habe. Das war alles extrem verletztend, aber schlimmer fand ich, dass sie nicht früher so aufrichtig bzgl des Trennungsgrundes ihrer Gefühle für jemand anderen sein konnte. Warum konnte sie nicht früher Klartext reden? Ich habe sie mehrmals drauf angesprochen, sogar explizit auf X. Ist das ein warmer Wechsel von ihr?

Nach diesem Telefonat hatte sie mehrmal versucht mich zu erreichen, hatte aber ihre Nummer geblockt. Musste das Gespräch erst verdauen. Dachte, sie wolle sich entschuldigen, aber sie wollte nur Bedenken aus der Welt schaffen.

Nun sind noch einige, zum Teil belanglose, Kleinigkeiten bei ihr. Einerseits will ich die möglichst bald wiederhaben, um endlich abzuschließen. Und ich würd so gern den Hund wiedersehen, den ich so sehr vermisse. Aber bei dem Gedanken, ihr zu begegnen, krieg ich Bauchschmerzen. Also lieber erst Zeit ins Land gehen lassen? Am liebsten hätte ich nie wieder Kontakt zu ihr.

Danke, wer bis hierhin gelesen hat! Freue mich über konstruktive Denkanstöße.
Viele Grüße!

26.06.2021 00:43 • x 1 #1


S
Eins kann ich dir nur sicher sagen, für mehr habe ich morgen erst wieder die Nerven, weil ich heute so viel menschliche Tiefen gelesen habe, dass ich das Gefühl habe, wir gehören eh alle in die geschlossene.

Kontsktsperre ist auf jeden Fall immer nur da um sich auf sich selber zu fokussieren. Der Rest was da von Beratern jahrelang eingeimpft wurde kann in die Welt der Fabel abgewiesen werden.

Eine Rebound Beziehung kann auch ein Jahr gehen und noch dazu, dass ist doch eh nicht gesund was da abläuft.
Ach ja und lass das blocken bitte, es seidenn es nimmt unangenehme Ausmaße. Verdammt ja es ist auch wichtig wie es auseinander geht. Aber ihr habe ne gemeinsame Geschichte und die hat man nicht mit vielen. Also bitte lasst diese Kindergarten Sachen doch.

Ich fühle mit dir. Mehr morgen.

26.06.2021 01:01 • x 2 #2


A


Trennung nach 9 Jahren - Probleme mit der Kontaktsperre

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Nemaj
Zitat:
Am liebsten hätte ich nie wieder Kontakt zu ihr.

Dann mach das!
Wenn du auf die Kleinigkeiten, die sich noch in ihrem Besitz befinden, verzichten kannst, dann mach auch das. Ansonsten kannst du sie ja bitten, ob sie dir die Dinge auf postalischem Wege zukommen lassen kann. Dann musst du ihr nicht mehr begegnen.

26.06.2021 21:16 • x 2 #3


H
Danke @Slove für die Zeilen und das Mitgefühl!
Beim Lesen dieser menschlichen Tiefen wirkt meine Geschichte auf mich ganz klein und belanglos... es war dennoch die Hölle.
KS kam spät und ist noch schwer, halt ich aber nur ein, um mich zu schützen und um mich auf mich selbst zu konzentrieren, nicht mehr, um sie zurückzugewinnen oder ähnliches. Hat ja beides nicht geklappt, aber der Zug ist eh abgefahren. Daher ists mir gleich, wie lange deren (Rebound)Beziehung hält.
Find das Blockieren auch albern und noch alberner, dass ich mich von ihr animiert fühlte, es ihr gleich zu tun Hab diesen Kindergarten nun beendet.

Danke @Nemaj für die Idee. Per Post dachte ich auch schon, wäre aber irgendwie umständlich (und schwach), da wir nicht weit voneinander entfernt wohnen.

26.06.2021 22:40 • x 1 #4




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