Hallo zusammen,
ich bin gestern verlassen worden. Die Beziehung dauerte ein 3/4 Jahr.
Obwohl es vorhersehbar war, hat es mich hart getroffen und ich war heute den ganzen Tag ziemlich down.
Die Beziehung war zeitweise sehr ambivalent, sein Verhalten war für mich widersprüchlich und kaum einzuordnen.
Ich habe ihn im Dezember 2019 auf meiner neuen Arbeitsstelle kennengelernt, zu einem Zeitpunkt, als ich gerade erst wenige Monate zuvor eine andere langjährige, aber zum Schluss schon längere Zeit unglückliche Beziehung beendet hatte.
Er lud mich zum Mittagessen ein und ich ging mit ihm aus, weil er mir sehr sympathisch war. Auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch an der vorherigen Trennung zu knabbern hatte, wollte ich uns eine Chance geben.
Ich besuchte ihn an Weihnachten zu Hause und wir wurden ein Paar. Im Januar und Februar hatten wir eine sehr schöne Zeit zusammen, auch wenn es für mich stressig war, weil ich im Februar noch die letzten schriftlichen Prüfungen meines Studiums - parallel zu meinem neuen Vollzeitjob - abzulegen hatte. In den beiden letzten Februarwochen hatten wir beide Urlaub und verbrachten eine innige und schöne Zeit zusammen.
Anfang März war er ziemlich krank mit einem Virusinfekt mit Fieber, kam trotzdem zu mir, was ja kein Problem war. Ich kümmerte mich um ihn.
Kurz darauf kam Corona und ab da wurde es ganz plötzlich ganz komisch. er erklärte mir dann, dass wir uns vorerst nicht mehr sehen sollten, da ja die Kontaktsperre bestand und das Coronavirus so gefährlich sei. Ich möchte an dieser Stelle keine Diskussion über Corona lostreten. Man sollte die Krankheit auf jeden Fall ernst nehmen und auch entsprechende Schutzmaßnahmen ergreifen. Zudem ist sicher jeder mit dieser unvorhersehbaren Ausnahmesituation anders umgegangen und ich verstehe, dass es Leute gibt, die vor Corona wirklich unglaublich große Angst haben. Ich fand es trotzdem komisch, dass er in der Woche davor noch mit 40 Grad Fieber und Husten bei mir auf dem Sofa lag (ich fing mir von diesem Virus natürlich auch direkt was ein, wenn auch nicht ganz so heftig wie er. ) und mich eine Woche später aus Angst vor einer ebensolchen Grippe nicht mehr sehen wollte. er zog das Ganze dann auch knallhart durch und traf mich von Mitte März bis Anfang Mai nicht. Auf der Arbeit sahen wir uns ebenfalls nicht, da wir in unterschiedlichen Abteilungen in verschiedenen Gebäuden arbeiten.
Wir telefonierten lediglich viel in der Zeit. Im Nachhinein frage ich mich, ob es dabei wirklich um Corona ging oder das bereits die erste Phase war, wo er keine Lust mehr auf die Beziehung hatte.
Hinzu kam, dass ich im April umziehen musste, da meine Wohnung einen kapitalen Wasserschaden erlitten hatte und nicht mehr bewohnbar war. Den ganzen Umzug habe ich allerdings alleine organisiert und durchgezogen, da er mich ja zu dieser Zeit nicht treffen wollte.
Erst Anfang Mai traf er mich das erste Mal wieder auf einen Spaziergang (mit Abstand und ohne Austausch von Zärtlichkeiten). Erst als die erste Coronawelle sich abzubauen begann, trafen wir uns wieder regelmäßig an den Wochenenden und waren uns dann auch wieder nah.
Von Mai bis Juli sahen wir uns dann immerhin jedes Wochenende und er fing an über die Zukunft und Themen wie Familie und Kinder zu sprechen, was ich zu diesem Zeitpunkt sehr früh fand, da wir durch die Corona-Pause ja erst wenige Monate Kennenlernphase gehabt hatten. Ich konnte mit ihm aber stets sehr gut reden. Besser als mit allen meinen vorherigen Partnern.
Jedenfalls aus meiner Sicht wuchs dadurch eine Verbindung zwischen uns.
Ende Juli hatte ich dann die allerletzte mündliche Abschlussprüfung meines Studiums und hatte mich eigentlich schon darauf gefreut, abends nach der Prüfung in seinem Garten noch mit ihm anzustoßen und eine schöne Zeit zusammen zu verbringen.
Allerdings kam es dann wieder ganz anders: er rief mich am Abend der Prüfung plötzlich nicht einmal an, um nach dem Ergebnis zu fragen. Das traf mich schon arg. Meine beste Freundin riet mir, mich jetzt erstmal nicht mehr bei ihm zu melden und ihn den ersten Schritt gehen zu lassen, da Sie es schon ausgesprochen unangemessen fand (und ich auch. ) sich bei seiner Freundin anlässlich deren Studien-Abschlussprüfung nicht einmal zu melden, um nach dem Ergebnis zu fragen.
Das Ergebnis dieses Tests, sich nicht zu melden, war, dass es geschlagene 4 Wochen dauerte, bis er sich nach der Prüfung überhaupt meldete und dann meinte, er könne verstehen, dass ich echt sauer sei. Ich sagte, dass der Kontakt in der Beziehung nicht nur von mir ausgehen kann - und dass ich erwarte, dass er auch in die Beziehung investiert, wenn er sie denn überhaupt noch weiterführen möchte.
Ich war zu diesem Zeitpunkt eher schon darauf eingestellt, dass er die Beziehung eher beenden möchte. Wie viel Interesse kann man an jemandem noch haben, bei dem man sich einen vollen Monat nicht meldet, obwohl so wichtige Meilensteine im Leben des Partners passieren?
Das Gegenteil einer Trennung war allerdings der Fall: fortan rief er mich fast täglich an, was er zuvor nicht getan hatte und wollte, dass wir uns häufig sehen. Dieses plötzliche Engagement verunsicherte mich dann wieder total, weil ich langsam nicht mehr wusste, was los ist, weil mir diese heiß-kalt-Wechsel in der Beziehung krass vorkamen.
Von Ende August bis gestern hatten wir dann wieder innigeren Kontakt, sahen uns an den Wochenenden und hatten eine schöne Zeit zusammen.
Gestern, als er zu mir kam, war er ganz in sich gekehrt und irgendwie ahnte ich es schon. Er sagte dann, dass er sich trennen möchte, dass wir seiner Meinung nach nicht so gut zusammenpassen, dass er im Detail aber gar nicht sagen könne was genau ihn stört. Dass wir ja eine Freundschaft daraus machen könnten.
Was soll ich sagen. ich hab ihn in der Zwischenzeit sehr lieb gewonnen und bin darum auch wirklich traurig. Ich verstehe aber auch wirklich nicht, was in ihm vorgeht. Er sagt, dass er es auch nicht erklären kann.
Die Beziehung war schon seltsam, weil es ein einziger Wechsel war zwischen Vollgas und Vollbremsung war.
25.10.2020 21:48 •
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