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Trennung nach Psychosomatischer Reha

Natuna
Hallo zusammen,

ich bin hier ein totaler Frischling und wollte einfach mal meinen ganzen Schmerz und meine ganzen Sorgen von der Seele schreiben. Vielleicht treffe ich hier ja auf Menschen, die aktuell, oder vor einiger Zeit, das Gleiche durchgemacht haben und man kann sich einfach mal austauschen.
Nun zu meiner Geschichte, ich versuche es so kurz wie möglich zu halten.

Meine Ehemann und ich sind seit 20 Jahren in einer Beziehung, wir bestreiten unser bisheriges komplettes Leben miteinander. Wir haben in den Jahren bereits viel zusammen durchgemacht und überstanden.
2015 haben wir geheiratet und eine gemeinsame Tochter bekommen. 2018 haben wir dann gemeinsam ein Haus gebaut.
2019 fing es dann an, das mein Ehemann begann immer öfter und häufiger Alk. zu trinken. Das Problem angesprochen, kam von ihm immer, das er kein Alk. hätte, er trinkt halt mal nur gerne ein Feierabendbier nach der stressigen Arbeit. (Obwohl es nie bei einem Feierabendbier geblieben ist) Nichtsdestotrotz dachte ich mir, auch diese Krise werden wir gemeinsam schon noch überwinden.
Fast genau vor einem Jahr wurde mein Ehemann krank. Er konnte/wollte sich zu nichts mehr aufraffen, und trank immer mehr. Seinem Arzt hat er jedoch von seinem Alk. nichts erzählt. Laut Arzt hätte er eine Depression. Ok, dachte ich mir, auch das schaffen wir, ich werde ihm helfen da wieder rauszukommen. Er ging 6 Wochen in eine Tagesklinik für Männer. Es schien ihm die Zeit über da besser zu gehen. (In der Zeit musste er aber auch seinen Alk. komplett einstellen, da dieses dort täglich kontrolliert wurd) Kaum war die Tagesklinikzeit vorrüber, fing er wieder an zu Trinken. Wieder darauf angesprochen sagte er, dass er keine Lust mehr auf seinen bisherigen Job hat und das ihn das stresst zu wissen, das er dann dort wieder bald hin muss. Ich: alles klar, dann tun wir doch was dagegen und schauen das wir für dich einen anderen Job finden. Gleichzeitig versuchte ich für ihn eine Umschulung über den Rententräger zu beantragen. Diese wurde jedoch erstmal abgelehnt mit der Begründung er solle doch erstmal eine 5 Wöchige Psychosomatische Reha besuchen. Gesagt getan, er fuhr zur Reha, das war die erste längere Trennung seitdem wir zusammen sind. Ich sagte ihm auch, das ich hoffe, das er dort zur Ruhe kommt und das wir das dann alles wieder in den Griff bekommen, weil so wie es aktuell ist/war konnte es nicht weiter gehen.
Täglich schrieb er mir, wie sehr er uns doch vermisst, mich liebt und unbedingt wieder nach Hause möchte. Er würde am liebsten die Reha abbrechen. Nach knapp 2 Wochen durfte er übers Wochenende nach Hause kommen. Wir haben viel geredet, wir hatten S. alles schien gut zu sein. Nachdem er nach dem Wochenende wieder in der Reha war wurde der Kontakt von seiner Seite aus plötzlich komisch. Er meldete sich nicht mehr regelmäßig, obwohl wir immer abends über Videochat zusammen mit unserer Tochter sprachen. Irgendwann kam der Anruf und er sagte, das er das definitv alles nicht mehr will und das er da auch eine Frau kennengelernt habe und das er sich mit ihr ein neues Leben aufbauen will. Er würde mich nicht mehr lieben. Ich war wie vor den Kopf gestoßen. Wie kann er alles einfach so nach den ganzen Jahren hinschmeißen. Keine Versuche was ändern zu wollen. Vor ein paar Wochen liebte er mich noch, schlief noch mit mir und plötzlich sowas. Seine Reha ging zu Ende und er fragte mich, was er denn jetzt machen solle. Ich total gekränkt, schmiss ihn an den Kopf, das er doch zu seiner Rehaliebe gehen solle. Das ging aber nicht, da sie selber noch in einer Ehe steckt und mit ihrem Ehemann zusammen lebt.
Ich schluckte also meinen totalen Schmerz, meine Enttäuschung und alles runter und sagte ihm, das er, solange bis er eine Wohnung gefunden hat, im Haus bleiben kann. Unserer Tochter hatten wir erstmal nichts davon erzhält. Meine einzigen Bedingungen waren, das er den Alk. weglässt und sich dem Familienleben anzupassen hat, also nicht machen kann was er will.
Ein Wochenende ging es gut. Am letzten Wochenende hatte unsere Tochter ihren Kindergeburtstag gefeiert. Ich bin natürlich davon ausgegangen, das er mir unter die Arme greift. Er stellte mich aber vor vollendete Tatsachen und erzählte mir am Donnerstagabend, das er dann ab Freitagmittag übers Wochenende mit seiner Rehafreundin zusammen auf einen Campinplatz fährt. Da hörte es für mich auf. Ich sagte ihm, das er seine Sachen mitnehmen soll und dann auch am Sonntagabend hier nicht mehr auftauchen braucht.
Unsere Tochter war sehr enttäuscht, das er den Tag nicht miterlebt hat, freudig wollte sie ihm am Freitagabend wenigstens telefonisch berichten was sie für einen tollen Tag gehabt hat. Der Mann hatte allerdings anscheinend besseres zu tun und ist noch nicht einmal ans Telefon gegangen. Am Sonntagabend kam dann ein Anruf von ihm, was er denn jetzt machen solle, ob er nach Hause kommen soll. Ich habe es verneint.
Gestern Abend haben wir dann mal geredet wie es weitergehen soll mit unserer Tochter, dem Haus etc. Er will hier jetzt auch wegziehen und sucht sich schon gemeinsam mit seiner Rehafreundin eine Wohnung und bis dahin muss er halt schauen wo er schlafen kann, weil ich ja nicht will das er hier ist.
Ich kann es nicht verstehen, wie man sich so schnell entlieben kann und dann sofort sich neu verliebt. So viele gemeinsame Jahre über den Haufen werfen, ohne dafür richtig zu kämpfen. Mein Verstand sagt mir, das ich nach vorne Blicken muss, alleine, zusammen mit meiner Tochter. Er hat ein Alk. und psyschische Probleme. Aber trotzdem wäre ich noch bereit gewesen zu kämpfen, wenn er mir bzw. uns in den letzten Monaten nicht so weh getan hätte und uns alleine gelassen hätte. Mein Herz hängt nach all den Jahren immer noch an ihm, obwohl mein Verstand sagt, das es besser ohne ihn ist. Ich bin nicht alleine, versinke aber trotzdem in meiner Einsamkeit. Ich fühle mich komplett leer.
Hinzu kommt noch, das ich den Kontakt wegen unserer Tochter ja auch nicht gänzlich abbrechen kann, er wird mir immer wieder über den Weg laufen.
Und dann die tausend Fragen die noch offen sind. Wir haben besprochen das ich mit unserer Tochter in dem Haus bleibe, ich werde es alleine weiter abbezahlen. Wir stehen beide im Grundbuch, er sagt, er will nichts haben, er kann aus dem Grundbucheintrag gelöscht werden ohne Ausgleichszahlung. Er wird, so weit es ihm möglich ist, Unterhalt für unsere Tochter zahlen.

Ja, und nun sitze ich hier und versuche irgendwie mein Leben zusammen mit meiner Tochter weiterzuführen und funktioniere aktuell nur noch. Arbeiten, Haushalt, Kind. Und immer wieder der Gedanke, ob ich es alleine schaffe.
Vielleicht gibt es hier ja jemanden, der auch so eine Situation durchgemacht hat und kann mir wertvolle Tipps geben?

Viele Grüße

20.07.2022 14:35 • x 4 #1


A
Hallo,

erstmal möcht ihr dir Mut zu sprechen. Es kommt ne schwierige und harte Zeit auf dich zu... aber das wird wieder.

Ich sehe bei euch das Problem, dass ihr schon sehr lange zusammen seid (seit du 15 bist oder? )
Evtl. hat er das Gefühl, er müsse nun seine Jugend nachholen. Bzw. neue Erfahrungen sammeln.
Diese Geschichte, mit der Reha und dem Kennenlernen der neuen, die du hier erzählst ist gar nicht so außergewöhnlich. Musst mal ein bisschen im Forum suchen, dein Fall ist schon einigen Menschen passiert.

Hier kommt vieles zusammen: Seine eigene Unzufriedenheit mit sich selbst, der Alk., die Reha und die damit verbundene längere Zeit, die ihn aus seinem gewohnten Umfeld gerissen hat und eine Beziehung besteht auch zu einem großen Teil aus Gewohnheit.
Er konnte ausbrechen, hat jemanden kennengelernt, der in einer evtl. ähnlichen Situation war. Die haben einfach grad die rosarote Brille auf...irgendwann nimmt man die aber auch ab ... Grundsätzlich denke ich, dass diese Beziehung der beiden zum scheitern verurteilt ist. Sind einfach keine guten Voraussetzungen. (beide betrügen den Ehepartner...etc. )

Aber du weißt nun woran du bist. Versuch dich auf dich und das Kind zu fixieren, nimm Abstand von ihm und kommuniziere nur wenns um das Kind geht. Wenn überhaupt, dann ist er in der Bringschuld. Du musst hier gar nichts mehr.

Kann dir hier keine großen Tipps geben, aber versuch bei dir zu bleiben... mit dir selbst zufrieden zu sein.

Wünsch dir viel Kraft!

20.07.2022 14:49 • x 4 #2


A


Trennung nach Psychosomatischer Reha

x 3


Scheol
Zitat von Natuna:
Hallo zusammen, ich bin hier ein totaler Frischling und wollte einfach mal meinen ganzen Schmerz und meine ganzen Sorgen von der Seele schreiben. ...

Ein Alk. der seine Sucht verleumdet. Eher Standard.

wieviel Jahre ging das so ? Jahrelang co–Alk. gewesen?

( Als Co-Alkoholiker wird meist der Partner des Alk., aber auch der Kollege am Arbeitsplatz bezeichnet. Diese Personen versuchen dem Abhängigen zu helfen, indem zunächst dessen Verlangen nach Alk. entschuldigt oder rechtfertigt wird oder gar versucht wird, es zu verheimlichen. Belastungen werden vom Alk. ferngehalten, immer mehr Verantwortung wird für ihn übernommen. Schließlich wird der Co-Alkoholiker selbst abhängig, nämlich von dem Gefühl, in seiner Hilfe nicht nachlassen zu dürfen. Je mehr Probleme der Alk. bereitet, umso mehr Hilfe wird ihm der Co-Alkoholiker geben.)

Tja , da wird es nun etwas bei der Reha getrunken haben , ist ja da solch sichere blase.

Da wird sich die neue aber freuen , wenn er sich bald wieder zulöten wird, weil das Problem grundsätzlich ist nicht geklärt.

Auch wird seine Depression ( ob er nun eine hat ? War er den zuhause in einer Therapie gewesen ? ) nicht besser werden.

Mach drei Kreuze das er gegangen ist . Auch die andere Person war nicht aus langweile in der Reha , sondern weil sie Probleme hat. Auch sind diese nicht plötzlich weg.


Wenn zwei Ertrinkende sich retten wollen , wird das meist nichts.



@Dennis83

20.07.2022 15:59 • x 5 #3


Vilya
Zitat von Natuna:
Das Problem angesprochen, kam von ihm immer, das er kein Alk. hätte, er trinkt halt mal nur gerne ein Feierabendbier nach der stressigen Arbeit. (Obwohl es nie bei einem Feierabendbier geblieben ist)


Das klingt ganz nach meinen NM täglich 5-7 B.. Immer Ausreden warum er gerade unbedingt an diesem Tag was trinken müsse. Irgendwann sogar die Wochen wo er Bereitschaft hatte.

Zwei Wochen nach der Trennung sagte er mir dann das er glaubt sich in die Nachbarin verliebt zu haben. Und dort ist er nun jeden Tag und macht ein auf Happy Family. Wohnen tut er noch bei mir. Zahlt Miete.
Ich denke mir irgendwann wird sie seine schlechten Seiten auch kennenlernen und umgekehrt.

20.07.2022 17:20 • x 1 #4


S
Hallo.
Wahrscheinlich hat er Jemanden gefunden der mit trinkt oder er kann ihr was vormachen. Denke das Alk. Problem steht im Vordergrund was er verdrängt. Ich kann dir nur eins schon mal raten. Lass das direkt schriftlich beim Notar festlegen das er aus dem Grundbuch geht und nicht ausgezahlt werden muss. Das kann sich bei ihm durch seine Lebensumstände hundertpro wieder ändern wird. Dann brauchst du dir über deine Wohnsituation keine Gedanken machen. Es tut mir wirklich leid für dich und durch meine Geschichte weiss ich wie schwer das Alles ist. Ich habe es auch nicht geglaubt....aber die Zeit bringt es mit sich das es dir irgendwann besser geht ....vorallem wirst du merken das du freier bist ohne diesen Mann für den du alles getan hättest um ihm zu helfen. Ich hoffe du hast Unterstützung durch Familie und Freunde. Es ist erst mal nicht leicht. Kopf hoch.

20.07.2022 17:33 • x 1 #5


Rheinländer
Hallo Natuna,
schlimm was dir gerade widerfährt und ich weiß ganz genau wie sich das anfühlt, wenn jemand die Beziehung und Ehe von einem auf den anderen Moment aufgibt und gehen möchte.
Die emotionale Karussellfahrt wird bestimmt dauern, aber ich finde du hast bisher sehr gut gehandelt. Ihn aus dem gemeinsamen Haus zu verweisen war genau richtig und angebracht. Wer will schon mit solch einem Partner zusammen leben. Im Moment wirst du ihn auch nicht erreichen. Er schwebt auf Wolke sieben und du musst dir für dich jetzt schon mal überlegen, ob du so jemanden in Zukunft noch an deiner Seite haben möchtest. Ob er wieder angekrochen kommt, steht in den Sternen.
Was ich dir aber auf jeden Fall empfehlen kann ist sein derzeit schlechtes Gewissen auszunutzen, solange es noch da ist. Mach möglichst schnell einen Termin bei einem Notar und lasse das Haus auf dich alleine umschreiben. Ob die Bank deinen potentiellen Ex aus dem Kreditvertrag raus lässt, hängt sicherlich damit zusammen wie wirtschaftlich stark du selber bist. Wichtig ist aber erstmal, dass du alleine im Grundbuch stehst bevor er und seinen neue bemerken dass das neue Leben Geld kostet.
Parallel gehe auch zu einem Familienanwalt und lasse dich erstmal beraten. Kostet knappe 200Euro und du weißt, womit du rechnen kannst. Sollte das Thema Haus dann auch kein Thema mehr sein, wird es auch erheblich günstiger.
Ich weiß, dass das alles mehr als bescheiden ist in deiner jetzigen emotionalen Situation, aber du musst jetzt handeln, für dich, für dein Kind, für euch.
Drücke dir erstmal die Daumen.
Ließ dich hier im Forum mal rum. Du teilst dein Schicksal mit vielen, dass hilft zwar nicht viel, gab mir aber das Gefühl, dass ich es auch schaffe.
Du schaffst das auch!
Fühle dich virtuell gedrückt.

20.07.2022 17:41 • x 1 #6


CocosPool
Zitat von Suse1166:
Wahrscheinlich hat er Jemanden gefunden der mit trinkt oder er kann ihr was vormachen. Denke das Alk. Problem steht im Vordergrund was er verdrängt.

An der Theorie könnte absolut was dran sein!

20.07.2022 17:47 • x 1 #7


D
@Natuna. Das tut mir sehr leid, Deine Geschichte zu lesen. Hut ab, wie Du das durchziehst. Also zB, dass Du ihn nicht mehr bei Euch schlafen lässt! Da steht man dem Partner jahrelang zur Seite und plötzlich zählt nichts mehr.
Hm, einziges, dass ich machen würde: Lass Dir das schriftlich geben, dass er auf alles verzichten will, Haus und anderes finanzielles. Ich persönlich traue keinen Worten, nur Taten
Erfahrungen von meiner Trennung.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, viele Freunde an Deiner Seite zum Zuhören, viele aufbauende Worte vom Forum. Mir half: Die Zeit, Schreiben, schreien, das Forum, Tränen, Therapie und rückblickend va. die Zeit.

20.07.2022 17:48 • x 1 #8


D
@Natuna. Das tut mir sehr leid, Deine Geschichte zu lesen. Hut ab, wie Du das durchziehst. Also zB, dass Du ihn nicht mehr bei Euch schlafen lässt! Da steht man dem Partner jahrelang zur Seite und plötzlich zählt nichts mehr.
Hm, einziges, dass ich machen würde: Lass Dir das schriftlich geben, dass er auf alles verzichten will, Haus und anderes finanzielles. Ich persönlich traue keinen Worten, nur Taten
Erfahrungen von meiner Trennung.

Ich wünsche Dir alles erdenklich Gute, viele Freunde an Deiner Seite zum Zuhören, viele aufbauende Worte vom Forum. Mir half: Die Zeit, Schreiben, schreien, das Forum, Tränen, Therapie und rückblickend va. die Zeit.

20.07.2022 17:49 • x 1 #9


S
@Scheol Zufall?

Danke…

20.07.2022 17:51 • #10


L
Zitat von Doosie2020:
Hm, einziges, dass ich machen würde: Lass Dir das schriftlich geben, dass er auf alles verzichten will, Haus und anderes finanzielles. Ich persönlich traue keinen Worten, nur Taten

Sehe ich auch so.

Der Mann ist schon lange auf der Flucht und weg von Dir @Natuna Er mit Alk, jetzt mit Frau. Agiert vorher und auch jetzt absolut rücksichtslos. Deshalb: Klär alles, vereinbare alles. Dem Mann ist aktuell nicht zu trauen.

Viel Kraft, unglaublich hart, was Du erleben musst.

20.07.2022 18:12 • x 3 #11


Natuna
Erstmal vielen lieben Dank an euch, das ihr euch meine Geschichte durch gelesen habt, mir geantwortet habt und auch liebe Worte da gelassen habt. Das tut wirklich sehr gut.
Also das mit dem Alk. trinken wurde in den letzten 2-3 Jahren so schlimm. Aber das sehe ja nur ich so. Und ja, wahrscheinlich bin ich tatsächlich auch in eine Co Abhängigkeit geraten. So richtig Absturzsaufen war es ja nie. Aber für mich halt einfach schon zu viel, sodass ich mich auch schon einige Zeit vor der Reha ein wenig von ihm distanziert habe. Er war stationär in der Rehaklinik, also 5 Wochen Freizeit und keineTermine, kein Kind und kein Alltagsstress.
Ich denke auch, das es wohl das Beste ist schnellstmöglich bei einem Notar schriftlich festlegen zu lassen, das er keine Ausgleichszahlung oder Abfindung bzgl. des Hauses haben will. Obwohl ich ja eigentlich immer die Hoffnung hatte, das wir auch dieses Problem gemeinsam meistern werden. Aber diese Verletzungen sind mir momentan auch einfach zu groß.

20.07.2022 20:48 • x 3 #12


Vilya
@Natuna
Zitat von Natuna:
Und ja, wahrscheinlich bin ich tatsächlich auch in eine Co Abhängigkeit geraten. So richtig Absturzsaufen war es ja nie. Aber für mich halt einfach schon zu viel, sodass ich mich auch schon einige Zeit vor der Reha ein wenig von ihm distanziert habe.

Meinen NM habe ich immer wieder drauf angesprochen. Nicht das er garnichts mehr trinkt aber halt weniger.
Ist er nie drauf eingegangen. Hieß immer nur er lässt sich nichts vorschreiben und ich müsste damit klarkommen. Komasaufen war das auch nicht aber täglich 4-7 B. war einfach zuviel.

20.07.2022 21:06 • #13


A
Tut mir sehr leid,was du gerade durchmachst,ich habe ganz Ähnliches vor paar Jahren erlebt. Diese Leere in die,dieses Funktionieren,wie du schreibst,das ging mir genauso. Ich könnte es damals einfach nicht fassen,was da passierte.
Für eure Tochter auch schlimm,wie alt ist sie?
Mit dem Haus machst du es richtig,finde ich.
Ich hoffe,du kannst die Leere in die erstmal hinnehmen und im Laufe der Zeit dir Gutes tun und dich auffüllen. Mir halfen Freunde und Aktivitäten,zu denen ich auch manchmal keine Lust hatte. Und auch dieses Forum,weil ich mich nicht mehr so alleine fühlte und Tipps bekam.
Ich wünsche dir alles Gute und dass du eines Tages wieder Freude erlebst.

20.07.2022 21:42 • x 2 #14


T
Hallo Natuna,

ich habe auch einen stationären Aufenthalt in einer psychosomatischen Klinik hinter mir (2017) und möchte dir sagen: Dort läuft das Leben ganz anders ab - wie unter einer Käseglocke. Auch ich habe mich damals verliebt und bin da mit einer Frau tanzend aus der Reha gegangen.

Als erstes solltest du mehrere Dinge wissen:
- Als erstes und als wichtigstes solltest du wissen, dass eine Sucht bzw. das suchtmittel über allem steht. Dagegen kannst du nicht gewinnen, nicht eure Familie und auch nicht eure Tochter, usw. NICHTS kommt dagegen an, solange der/die Betroffene nicht das Suchtverhalten sieht und es aktiv angehen möchte. Ich war selbst mit einer Alk. zusammen und habe es viel zu spät erst erkannt.

- Alk. ist ein Symptom, keine Ursache. Es hilft beim Verdrängen negativer Gedanken und Gefühle. Glücklicherweise war der Alk. keines meiner Probleme, obwohl ich schon gerne hier und da mal ein B. trinke. Darum würde ich das auch nicht als sein Grundproblem sehen - allerdings als arrondierendes Problem, was natürlich starken Einfluss auf seine/deine Umwelt hat.

- Google mal den Begriff Kurschatten - es passiert sehr häufig, denn nicht alle Menschen können mit dem wirklich umgehen, was sie dort in den verschiedenen Therapieangeboten lernen bzw. was ihnen aufgezeigt wird.
Genau das möchte ich weiter ausführen, weil das etwas ist, was dir vielleicht beim Verstehen helfen kann.

Es gibt Menschen und das sind nicht wenige, die sind nach/seit einer Weile wieder sehr klar im Kopf, wenn sie ihre betäubenden Substanzen weglassen (müssen). Ich schreibe klar in Anführungszeichen, weil es genau das ist, was überwältigend für sie ist - also ohne Betäubung durch den Tag schreiten. Das ändert Gefühle und Gedanken. Wohlgemerkt: es ändert sie, sie werden nicht verbessert, eher im Gegenteil.... die Verdrängung und Betäubung fehlt und das grundsätzliche Problem der Negativität (in Emotionen und Gedanken), Energielosigkeit, usw. tritt (wieder) hervor.

Vor meiner Aufnahme in die stationäre Therapie wurde ein Alk. und ein Dro. bei mir durchgeführt. Beides sollte negativ sein, damit ich dort aufgenommen werde und damit aus Sicht der Klinik eine erfolgreiche Therapie angeboten werden konnte. Dass in der Klinik weder Alk. noch Dro. akzeptabel waren, ist selbstverständlich.
Soll heissen: Du bist dort erstmal alleine mit deinem Problem, auch wenn vom ersten Tag an Mitpatienten/Personal für dich da sein KÖNNEN. Da aber neue Umgebung, kein Vertrauensverhältnis zu diesen neuen Menschen besteht, so ist es oft so (habe ich bei mir gesehen und bei vielen Patienten, die in meiner Zeit kamen und gingen) dass diese Menschen sich erstmal zurückgezogen haben - keine Betäubung war möglich und dann versuchten viele erstmal ihre Lieben, also Bezugspersonen per Handy zu kontaktieren.

Ich bin mir sicher, dass wenn es nicht den Zwang gegeben hätte, die Therapiestunden aufzusuchen, es viele nicht getan hätten. Aber da folgte behutsam die Öffnung durch die Therapeuten und auch ich begann zu reden. Man verbrachte den Tag mit den Mitpatienten und wurde immer *beep* in seinen Gedanken und Emotionen. Nicht vergessen - das Umfeld ist wie unter einer Käseglocke. Das ist nicht die echte Welt, nicht der Alltag. Es kam mir teils vor, nicht wie nur Urlaub von meinem normalen Leben sondern auch von mir und meiner Gedankenwelt. Ich kann dir sagen: Dort war ich ein anderer Mensch nach ca. 3-4 Wochen. Auch anderen Patienten erging es so. Woher ich das weiß? Weil wir uns untereinander vor allem emotional und gedanklich n*ckt gemacht haben. Man hat vertrauen gefasst, weil auf einmal da Menschen waren, die dieselben oder ähnlich Probleme hatten. Es gab einfach viel Verständnis, keine Scham, wenig bis keine Zurückhaltung und vor allem auch klare Gedanken. Letzteres durch die Arbeit mit den Therapeuten und deren Angeboten. Die Blinden Flecke wurden einem aufgezeigt und man bekam neuen Input. Das vergessen immer sehr viele Menschen in ihrer eigenen Reflexionsfähigkeit und dadurch drehen sie sich nicht selten im Kreis: Gewisse Muster, Verhaltensweisen, Gedankenstrukturen, usw. KÖNNEN wir NICHT selbst erkennen, durch eben genau diese blinden Flecken.

Nun versetze dich in diese Lage: Betäubungsmittelfrei, neue Denkanstöße, teils dadurch heftige emotionale Reaktionen, Menschen mit denen du rund um die Uhr zu tun hast und denen es ähnlich geht und mit denen du Vertrauen aufbaust.

Nun kommen wir zum Knackpunkt: Genau HIER lauert eben die Gefahr sein bisheriges Leben komplett (!) infrage zu stellen. Neue (Selbst-)erkenntnisse werden euphorisch aufgenommen, weil sie so vieles vermeintlich erklären können, was bisher falsch gelaufen ist im Leben. Und ja, oft wird in diesen Therapiesitzungen auch die Partnerschaft hinterfragt und infrage gestellt. Was sind die großen Einflussfaktoren im Leben eines Menschen? - Partnerschaft, Freizeit, Job.
Dort wird alles beleuchtet. Oft ist es aber eben nicht der Partner der eben auch einer der großen Einflussfaktoren im Leben ist, der das Leben vermeintlich erschwert und (auch) zu psychologischen Erkrankungen oder Problemen führt. Und hier trennt sich meiner Meinung nach die Spreu vom Weizen bei den Therapeuten:

Jede (langjährige) Partnerschaft hat ihre Problemen und Konflikte. Aber wenn ein Patient dort berichtet, ist das logischerweise oft höchst einseitig. Der Partner wird nicht gehört. Und es wird eben nicht selten bei den Spreu-Therapeuten die Partnerschaft infrage gestellt. Gute Therapeuten versuchen dort die Konflikte zu erkennen und Lösungsansätze auch in der eigenen Bewertung der Patienten von Konflikten zu erörtern.
Allerdings gibt es eben auch den Ansatz (Gespräche mit zwei Therapeuten), dass nicht der Partner Patient ist, sondern der Mensch der vor ihm sitzt und da kann es dann auch mal um einfache und schnelle Problemabschichtung des Patienten gehen. Also die radikale Variante.

Aber zurück zu dir: Ich glaube dein Mann hat sich in etwas verrannt, da er glaubt (da bin ich sehr sicher), dass DU, die Familie, Haus und Job an seiner Erkrankung/schlechtem Leben schuld sind und er ja eine Frau getroffen hat, die ihr soooo gut versteht und totale Seelenverwandtschaft herrscht. Ist ein absoluter Trugschluss. Ich gebe dieser Verbindung keine 3 Monate. Denn außerhalb der Käseglocke gibt es Zwänge ud Pflichten, die ein jeder Mensch hat. Job, Wohnung, Familie, Finanzielle Umstände jedweder Art.... Das sieht er alles derzeit in seiner Euphorie nicht. Er glaubt, nun die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, alle seine Probleme und Nöte sind identifiziert und er kann sie einfach wegschneiden. Blöderweise läuft das eben nicht so einfach - Die Welt außerhalb der Käseglocke ist eine andere, genauso wie er außerhalb ein anderer ist und auch seine Kurschatten-Frau. Ohne weitere therapeutische Begleitung wird er ganz schnell wieder in seine Muster verfallen und sehr schnell auch wieder bei dir auf der Matte stehen, so wie auch sein Kurschatten bei ihrem Ehemann.
Das ist eben die ganz große Gefahr bei Spreu-Therapeuten (die auf diesen Umstand nicht deutlich genug hinweisen) und guten Therapeuten die auch sagen: Bitte kein überbordender Aktionismus. Meist ist es so, dass du mit dem Hinweis entlassen wirst, dass der stationäre Aufenthalt der Anfang war und du eine ambulante Therapie weitermachen solltest. Tja, aber die Wartelisten sind voll, die Euphorie der Patienten denen es dann erstmal sehr gut geht bei der Entlassung ist maßlos.... da entsteht gerne ein Gap von bis zu einem Jahr bis der neue Therapeut gefunden ist und die Euphorie bremsen kann.

Ich glaube, viel mehr muss ich dir dazu gar nicht erzählen. Ich hoffe, du kannst ihn nun besser verstehen und ich wette einiges darauf, dass er bald wieder bei dir sein wird. Was aber seine Probleme angeht (und damit meine ich nicht nur das Symptom mit dem Alk.) - die sollte er weiter bearbeiten. Ob du ihm eine Chance bei seiner Rückkehr einräumst, hängt davon ab, was du möchtest. Allerdings würde ich ihn ohne weitere Behandlung nicht zurücknehmen und auch ihn aus dem Grundbuch und den Kredit tilgen lassen. So bist du nicht mehr Spielball eines (derzeit) Menschen in der Maniephase.

Denk auch daran, eure Tochter zu schützen. Derzeit ist er nicht er selbst, vergiss das bitte nicht. Das ist wohl die wichtigste Aussage, die ich dir mit meinem Roman mitgeben möchte.

21.07.2022 11:34 • x 14 #15


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