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Trennungsschmerz trotz Demütigung

I
Hallo, ich bin hier, weil ich die Trennung von meinem Freund noch nicht verarbeitet habe und mich auch frage, warum das so ist.
Ein Überblick. Wir kannten uns mit Unterbrechung fast zwei Jahre. Er weiß, was er will (man kann auch sagen, er ist sehr dominant) und hat das auch immer klar kommuniziert. Ich habe mich nach ihm gerichtet und da er viel arbeitet und einen Sohn hat, haben wir uns meistens nur am Wochenende gesehen. Über Nacht ist er nie geblieben. Als ich dann beruflich umziehen musste - 500 km weit entfernt - habe ich mich gefragt, wie das funktionieren soll. Letztlich habe ich mich getrennt. Am neuen Wohnort konnte ich ihn aber auch nicht vergessen. Nach 4 Monaten hatte ich ihn wieder angeschrieben, habe aber nicht gedacht, dass sich daraus wieder etwas ergibt. Tat es aber. Er kam bald darauf jedes Wochenende zu mir und blieb auch das ganze Wochenende. Schleichend wollte er aber auch immer mehr Kontrolle über mich. Bin ich weggegangen, musste ich Fotos machen und mich regelmäßig melden. Tat ich das nicht ausreichend, gab es Diskussionen. Dann sollte ich alle Nachrichten, die ich bekommen habe, sofort an ihn weiterleiten. Anfangs reichte das, später hat er mir die Antworten als Vorschläge vorgegeben. Er meinte immer zu mir, ich müsste das nicht machen und er bräuchte das alles nicht, denn er hätte ein glückliches Leben, aber ich wusste, er würde gehen, sollte ich es nicht machen. Ich habe es wirklich probiert, konnte es aber nicht hundertprozentig umsetzen. Ich wollte Nachrichten sofort beantworten, also habe ich nicht immer alles geschickt. Und es ging hier wirklich um harmlose Nachrichten. Allerdings hatte ich mich auch noch bei einer alten Community angemeldet, um zu sehen, ob noch jemand da war, den ich kannte, mich dann aber auch wieder abgemeldet. Jedenfalls hat er das alles rausbekommen (ich dachte, das gibt es nur im Fernsehen). Für mich komplett unvorbereitet hat er schon vor anderen Leuten angefangen mich zu beschimpfen (wir haben auf den Aufzug gewartet) und als wir alleine waren, hat er mich weiter beschimpft und gedemütigt (das war im Urlaub - letzter Tag und ich konnte nicht weg). Ich habe dann nur noch im Bett gelegen und habe die Beschimpfungen über mich ergehen lassen und wollte nur noch weg.
Erst dachte ich, nach so einer Behandlung kann ich die Beziehung doch bestimmt schnell abhaken. Falsch gedacht. Er fehlt mir und das schlimmste ist, dass ich an der Trennung Schuld bin. Ich war ja unehrlich. Ich wusste was er wollte und habe zugestimmt und konnte es doch nicht halten.
Trotzdem weiß ich wie es sich anhört. Wenn mir das jemand erzählen würde, würde ich auch sagen, wie kannst du ihn nur vermissen? Aber die sind ja auch nicht emotional involviert.
Er hat mir auch viel Nähe und Liebe gegeben und er hat mir viel geholfen. Bei der Einrichtung der Wohnung z. B.
Ich frage mich, wie ich das jetzt verkraften soll, dass ich an der Trennung Schuld bin. Und ob ich je wieder jemanden finde, der mir so viel Nähe gibt und ich diese auch zulassen kann...

12.06.2016 14:35 • #1


E
Zitat von Isabelle:
Erst dachte ich, nach so einer Behandlung kann ich die Beziehung doch bestimmt schnell abhaken. Falsch gedacht. Er fehlt mir und das schlimmste ist, dass ich an der Trennung Schuld bin. Ich war ja unehrlich. Ich wusste was er wollte und habe zugestimmt und konnte es doch nicht halten.
Trotzdem weiß ich wie es sich anhört. Wenn mir das jemand erzählen würde, würde ich auch sagen, wie kannst du ihn nur vermissen? Aber die sind ja auch nicht emotional involviert.
Er hat mir auch viel Nähe und Liebe gegeben und er hat mir viel geholfen. Bei der Einrichtung der Wohnung z. B.
Ich frage mich, wie ich das jetzt verkraften soll, dass ich an der Trennung Schuld bin. Und ob ich je wieder jemanden finde, der mir so viel Nähe gibt und ich diese auch zulassen kann...


Das Verhalten deines Ex ist krank, von daher vergiss das mal ganz schnell dass du an irgendwas die Hauptschuld trägst.
Männer die so krankhaft dominant auftreten, haben ein grundlegendes Problem mit dem Selbstwert. Kann sehr gut sein, dass er kleinlaut bei dir geblieben wäre, wenn du auf seine Drohungen geantwortet hättest.
Ok, wenn du nur so eine Beziehung führen willst, dann lassen wir es eben.

Dass du trotzdem noch Gefühle für ihn hast kommt vor - das ist nicht immer logisch begründbar.

12.06.2016 14:46 • #2


A


Trennungsschmerz trotz Demütigung

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encada
@Isabelle
Liebe Isabelle. Das war keine 'normale' Beziehung, die ihr hattet. Es ist von seiner Seite aus in keiner Weise zu rechtfertigen, dass er sein Macht- und Kontrollbeduerfnis und das Aufpuschen seines Egos auf deine Kosten in der beschriebenen Weise befriedigt hat. Aber du hast es ja auch mit dir machen lassen und ihn dabei unterstuetzt. Das spricht dafuer, dass es dir an Selbstwertgefuehl mangelt. Das hat er ausgenutzt und dich in eine Abhaengigkeit hineinmanoevriert. Aus so einer Abhaengigkeit ist schwer ohne Hilfe von aussen wieder herauszukommen, zumal du dich jetzt auch noch mit (nicht gerechtfertigten) Schuldgefuehlen herumplagst - seine letzte Machthinterlassenschaft bei dir.
Lass dir bitte professionell helfen, dein Selbstwertgefuehl zurueckzuerhalten und deine Schuldgefuehle loszuwerden und wenn du beides erreicht hast, wirst du frei sein fuer eine gluecklichere Beziehung mit einem anderen Partner.
Kein einfacher Weg, den du zu gehen hast, aber ein ganz wichtiger auf dem Weg zu dir selbst. Druecke dich.

12.06.2016 19:17 • #3


I
Danke für die Antworten. Es hilft sehr, die Ansichten von Außenstehenden zu lesen und aufzunehmen.
Ich werde über Hilfe nachdenken, auch wenn ich mich über mich selber ärgere, dass es so weit gekommen ist. Ich verstehe mich da selber nicht. Im Berufsleben bin ich selbstbewusster... aber da geht es wohl auch nicht um Gefühle...
Danke elisabeth123 und encada, dass ihr mir zugehört habt!

12.06.2016 19:37 • #4


E
Zitat von encada:
Lass dir bitte professionell helfen, dein Selbstwertgefuehl zurueckzuerhalten und deine Schuldgefuehle loszuwerden und wenn du beides erreicht hast, wirst du frei sein fuer eine gluecklichere Beziehung mit einem anderen Partner.
Kein einfacher Weg, den du zu gehen hast, aber ein ganz wichtiger auf dem Weg zu dir selbst. Druecke dich.


Da bin ich anderer Meinung. Halte gar nichts von diesen und sofort ab zum Therapeuten - Tipps. Wir haben genug Kräfte in uns um was auszuhalten und der Lerneffekt, ganz abgesehen vom Pusch fürs Ego, wenn man auch mal was alleine regelt ist nachhaltiger als jede Therapie.
Der Typ ist weg und wahrscheinlich fällt ihr in ein paar Wochen von selbst auf wie eklig er ist. Dann kommt sie auch nicht mehr so unterwürfig rüber.
Anders wäre es wenn sie jahrelang in so was verharrt und den Weg raus nicht mehr findet.

Die kriegt es schon alleine hin bzw. Freunden und Familie hin.

12.06.2016 19:37 • #5


encada
@elisabeth123
Ich moechte hier jetzt keinen Forenstreit ueber pro und kontra Therapie fuehren oder darueber, ob du selbst diese Staerke hast oder schlechte Therapieerfahrungen gemacht hast. Ich nehme aber die Probleme von Isabelle sehr ernst und mache solche Vorschlaege nicht unbedacht.

12.06.2016 19:48 • x 1 #6


E
Zitat von encada:
Ich moechte hier jetzt keinen Forenstreit ueber pro und kontra Therapie fuehren oder darueber, ob du selbst diese Staerke hast oder schlechte Therapieerfahrungen gemacht hast. Ich nehme aber die Probleme von Isabelle sehr ernst und mache solche Vorschlaege nicht unbedacht.


Es geht nicht um streiten oder Grundsatzdiskussionen, sondern darum, der TE verschiedene Wege aufzuzeigen.
Das muss wohl erlaubt sein

12.06.2016 19:50 • #7


Igluweis
So eine Beziehung hatte meine ex bei ihrem ex nr 2 auch, nur das Sonny mitreingezogen wurde. Er hatte immer recht, wusste alles, konnte alles, und machte Sohn fertig mit seinem Gehabe, während sie am Anfang noch mitmachte. Zitat aus einem Sms das er mir zeigte : du hast Schokolade gegessen das geht nicht ich bestimme im Familientag für uns ab sofort werden nur noch gesunde Sachen gegessenErst als er ihr gedroht hat, ich würde nach ....... Ziehen und er dann zu mir, wars relativ schnell Schluss. Sie hat von ihm auch einiges eingesteckt und gekuscht, bis er bei ihr ein großkotziges Astloch war !
Und Therapie ist immer gut, wennst dazu bereit bist und die Sache ernsthaft angehst, sonst is es verlorene Zeit. Meine Psychologin in windach hat das ganz gut hingekriegt, musst aber auch den Spiegel akzeptieren der dir hingehalten wird. So eine Therapie könnt dir als Hilfe zur Selbsthilfe helfen, die Trümmer zu ordnen und schön langsam dich wieder aufzubauen, dauert halt seine Zeit. Vielleicht noch kombiniert mit Hobby und Sport zB Karate (macht Sohn , seither Selbstbewusstsein groß)
Wünsch dir was

12.06.2016 19:55 • #8


E
Zitat von Igluweis:
Und Therapie ist immer gut, wennst dazu bereit bist und die Sache ernsthaft angehst, sonst is es verlorene Zeit. Meine Psychologin in windach hat das ganz gut hingekriegt, musst aber auch den Spiegel akzeptieren der dir hingehalten wird. So eine Therapie könnt dir als Hilfe zur Selbsthilfe helfen, die Trümmer zu ordnen und schön langsam dich wieder aufzubauen, dauert halt seine Zeit. Vielleicht noch kombiniert mit Hobby und Sport zB Karate (macht Sohn , seither Selbstbewusstsein groß)


Ich habe nichts gegen Psychotherapie aber eben nicht um jeden Preis. Bei psychischen Erkrankungen braucht man selbstredend professionnelle Hilfe.
Es muss Platz bleiben selbständig Strategien zu entwickeln das Leben zu bewältigen, gerade wenn es um erste Erfahrungen in Sachen Liebe/Beziehungen geht. Wie soll ein junger Mensch denn selbstbewusst werden, wenn er nicht lernt auf seine eigenen Fähigkeiten zu vertrauen und bei jedem Quark zum Therapeuten rennt.

Gerade gesehen, dass die TE bereits 39 ist...
Aber egal... ich bleibe dabei: wenn dieses Beziehungsverhalten kein Grundmuster ist, sondern eine einmalige Sache, weil sie an einen Idioten geraten ist.

12.06.2016 20:06 • #9


I
Bin zwar schon 39, das war aber nach langer Zeit meine erste Beziehung. Hatte eine in den Zwanziger, die hielt aber auch nur 6 Monate und da musste ich das erste mal beruflich umziehen und hatte danach auch kein Interesse mehr an einer. Dachte vor drei Jahren, ich versuche es jetzt mal wieder. Den ersten, den ich kennengelernt habe, der war auch schon bestimmend und kontrollierend. Er hatte schlechte Erfahrungen mit seiner Ex-Frau gemacht und diese auf mich projiziert. Das habe ich dann nicht mehr mitgemacht und bin an diesen geraten. Er war dann noch extremer... So gesehen ist schon ein Muster zu erkennen....
Ich denke oft, ich bin jetzt so weit wie ein Teenager und muss jetzt erst mal erkennen wer ich bin und was ich will.

12.06.2016 20:32 • x 1 #10


encada
@Isabelle
Ich finde, du hast damit etwas Wichtiges fuer dich festgestellt. Das ist der richtige Ansatzpunkt fuer die Bearbeitung deiner Schwierigkeiten. Bleib da dran, dann wirst du das auch schaffen.

12.06.2016 22:00 • #11


I
Danke. Das hat mir hier wirklich geholfen!

12.06.2016 22:19 • x 1 #12


F
Liebe Isabelle,

das Wichtigste ist erstmal, dass du dir auf keinen Fall irgendeine Schuld geben solltest, denn auch wenn du zunächst wusstest, auf was du dich einlässt und wie du selbst sagst, dem Ganzen zugestimmt hast, so ist es doch dein absolutes Recht, dich im Verlauf anders zu entscheiden, was mir in diesem Fall auch wesentlich gesünder erscheint!
Dass du ihn trotz allem vermisst, ist vollkommen in Ordnung, aber es wird vergehen! Bleibe bei dir und deiner Entscheidung und vor allem gib jetzt die Hoffnung nach den letzten beiden Flauten nicht auf. Da draußen wartet noch dein passendes Gegenstück, der dich mit dem Respekt behandelt, den du verdienst!

Alles Liebe dir!

12.06.2016 22:34 • #13


I
Danke Feenstaub999. Es nimmt mir schon eine Last von den Schultern zu lesen, dass ich mir nicht die Schuld geben soll. Man verliert irgendwann im Schmerz den Überblick und fängt an, sich dafür verantwortlich zu machen.
Ich hoffe, dass mir das nicht mehr passiert und das ich daraus gelernt habe!

12.06.2016 22:40 • #14


A


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