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Verlassen nach 16 Jahren und es tut so weh

AD46
Hallo,

Ich lese nun schon 3 Wochen hier im Forum und es gibt so viele Geschichten, die meiner ähneln. Viele Meinungen habe ich schon gelesen und trotzdem muss ich mir meinen Schmerz von der Seele schreiben.

Mein ehemaliger Partner und ich kennen uns seit fast 16 Jahren. Am Anfang hatten wir eine Fernbeziehung über 400 km. Er ist selbständig und hätte nicht umziehen können. Ich bin angestellt, aber damals war es in meiner Branche schwer, eine Stelle zu finden. Und so blieb jeder, wo er war und wir haben uns an den Wochenenden gesehen. Dazu muss man vielleicht noch sagen, dass er 14 Jahre älter ist als ich.

2007 bin ich schwanger geworden. Anfang 2008 kam unsere Tochter zur Welt. Er bezeichnete sie als Geschenk des Himmels und sie war sein ein und alles. In dieser Zeit ist er mehr zu uns gefahren als umgekehrt, hat mehr als einen Punkt in Flensburg gesammelt und war immer zuverlässig und für uns da.

Im Januar 2011 rief er mich aufgeregt an und mailte mir eine Stellenanzeige, die perfekt für mich passte und meinte, ich müsse mich unbedingt bewerben, ich solle die Unterlagen fertig machen, er nähme sie dann am Wochenende mit und würde sie persönlich abgeben. Gesagt, getan und was soll ich sagen, ich habe die Stelle bekommen. Im April zog ich also um, im Mai 2011 habe ich dann bei meinem jetzigen Arbeitgeber angefangen.

Wir zogen aber nicht zusammen, er kümmerte sich um eine Wohnung für meine Tochter und mich, wollte aber seine eigene nicht aufgeben. Er ist ein Freigeist, braucht auch viel Freiraum. Er wohnte nicht weit weg. Ich hatte nie den Eindruck, ihm nicht vertrauen zu können oder hatte Zweifel an seiner Ehrlichkeit.

Kurz nach Ende der Probezeit bin ich dann erneut schwanger geworden und Mitte 2012 kam unser Sohn zur Welt. Mein Arbeitgeber zählt zum öffentlich-rechtlichen Dienst, also war mein Arbeitsplatz sicher. Sein Job ist ein ständiges Auf und Ab. Sehr abhängig von äußeren Faktoren wie Konjunktur etc. Als unser Sohn zur Welt kam, verhielt er sich direkt nach der Geburt seltsam, kam immer nur kurz ins Krankenhaus, war abwesend. Ich dachte, dass ihm das zweite Kind zu viel ist. Ich befürchtete, dass er uns verlässt. Was habe ich lautlos in mein Kissen geweint, habe meine Tränen vor dem Krankenhauspersonal verborgen, ich hatte Angst, dass sie mir eine postnatale Depression unterstellen und ich dadurch Probleme bekomme. Erst später stellte sich heraus, dass er einen seiner größten Auftraggeber in dieser Zeit verloren hatte. Das war durchaus existenzbedrohend, die Finanzkrise von 2008 hatte ihre Spuren hinterlassen. Er stand damals kurz vor der Insolvenz.

Wir haben uns da durch gekämpft. Und hatten immer wieder auch schöne Zeiten, Kurzreisen, Konzertbesuche. Er ist sehr musikbegeistert über viele Genres, ob klassisch, modern, viel Musik aus seiner Zeit, aber auch aus meiner. Wir hatten es wirklich gut und ich war glücklich mit ihm. Er hat immer viel gearbeitet, 12 bis 14 Stunden am Tag waren normal. Ich habe ihm den Rücken frei gehalten, habe mich um die Kinder gekümmert, 2013 wieder angefangen zu arbeiten, nicht mehr in Vollzeit aber immerhin 80%.

Die Freiräume, die er brauchte, habe ich ihm immer gewährt. Er ist auch schon mal allein irgendwo bei einem Konzert etc. gewesen oder musste lange arbeiten. An seiner Ehrlichkeit musste ich nie zweifeln. Aber die Doppelbelastung für mich, anspruchsvoller Job und die Kinder und praktisch mehr oder weniger allein damit, weil ich nie wusste, wann er da sein wird, wurde mir sukzessive zu viel. Sein Zeitplan war ging immer vor. Ich arbeite nicht bei einer Behörde, habe zum Teil auch lange Arbeitszeiten. Zeit, um in einer fremden Stadt Kontakte zu knüpfen, blieb für mich kaum. Entweder habe ich gearbeitet oder habe mich um unsere Kinder gekümmert.

In einem Urlaub vor 5 Jahren haben wir uns dann einmal ausgesprochen. Ich dachte, er hätte verstanden, war wieder mehr da. Bis es 2016 an meinem Arbeitsplatz zu einem Vorfall kam. Mich traf absolut keine Schuld, aber trotzdem wurden eine Kollegin und ich zwangsversetzt. Wir konnten unsere Unschuld nicht beweisen und ich schwöre heute noch bei allem, was mir heilig ist, dass ich meinen linken Arm dafür geben würde, wenn ich wüsste, was damals wirklich passiert ist.

Das war der Anfang vom Ende. Diese Sache belastet mich bis heute. Dazu kommt noch eine Vorbelastung durch ein mehr als schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter, die mich als Kind immer klein gehalten hat und rückwirkend betrachtet, mich wohl auch psychisch misshandelt hat. Leider war ich zu bequem, aber auch zu eingespannt, um mir in dieser Situation professionelle Hilfe zu suchen.

Also schlich sich wohl eine Depression ein. Dazu der Alltag, immer funktionieren müssen, immer für alle da sein müssen. Im Job gute Ergebnisse abliefern . Das volle Programm. Wieder habe ich meine Bedürfnisse hintenan gestellt, nicht auf mich geachtet. Wurde auch verschlossen, im letzten Jahr abweisend zu meinem Partner, war oft in meinem Gedankenkarusell gefangen. Aber ich liebe ihn, ich brauchte nur mal endlich mal wieder Zeit auch nur für mich.

Die Quittung habe ich Anfang November bekommen. Er hat mich verlassen, für eine Frau in seinem Alter, ohne Kinder. Und seitdem belügt er mich ständig, vermutlich auch vorher. Sie treffen sich seit September, sie ist wohl eine alte Schulkameradin. Sie wohnt ca. 140 km entfernt und auf einmal hat er Zeit für lange Wochenenden, hält sich nicht an Zusagen, vernachlässigt unsere Kinder. Wie oft hat er an den Wochenenden auch gearbeitet, hatte keine Zeit für uns.
Er müsse seine Existenz aufrecht erhalten. Auf einmal geht doch ein freies Wochenende - für diese Frau

In der Regel bringt er morgens unseren Jüngeren zur Schule. Für heute hat er mich gebeten, das zu übernehmen, er wolle gern zum Sport gehen. Das wäre völlig ok, wenn er denn überhaupt heim gekommen wäre. Da wir zwar eigene Wohnungen haben, aber nur 2 Eingänge entfernt wohnen, sein Parkplatz praktisch vor meiner Haustür ist, weiß ich, er ist nicht hier. Und habe auch keinen Zweifel, wo er ist. Warum belügt er mich so dreist?

Ich erkenne den Mann, den ich zu kennen glaubte, nicht mehr wieder. Er lügt, er setzt seine Arbeit aufs Spiel, er ist ein völlig anderer Mensch. Wie konnte ich mich so sehr in ihm täuschen. Seit 3 Wochen weine ich fast ununterbrochen, kann nicht schlafen, kann nicht essen, muss den Kummer der Kinder auffangen. In seinen Augen wäre bei denen alles ok. Er ist ja nie da, wenn sie traurig sind. Und immer sage ich ihnen, der Papa liebt euch, seid ihm nicht böse. Gerade bei unserer Tochter, die ein absolutes Papakind ist, hinterlässt das alles Spuren. Aber auch der Kleine leidet auf seine stille, verschlossene Art. Dann spreche ich mit ihm darüber, er sagt zu, sich zuverlässiger zu verhalten. Und was passiert? Nichts.

Und trotz alledem. Ich liebe diesen Ar. Er ist die Liebe meines Lebens. Aber wie kann er sich denn einfach so ein neues Glück aufbauen, das auf dem Leid, Kummer und Unglück der Menschen, die ihn am meisten lieben, basiert?. Warum ist er auf einmal so kalt und herzlos? Und so falsch. Das ist einfach nicht der Mann, den ich mal kannte.

Wie soll ich denn je damit fertig werden? Ich bin wirklich am Ende meiner Kräfte und habe hier nicht wirklich viele Freunde, die mir zur Seite stehen. Ich stehe das einfach nicht mehr durch. Ich war doch immer für ihn da, habe ihm den Rücken frei gehalten. In wenigen Tagen werde ich 46 und stehe jetzt vor den Trümmern meines Lebens. Ich kann einfach nicht mehr.

27.11.2019 06:01 • x 5 #1


Heffalump
Zitat von AD46:
Aber wie kann er sich denn einfach so ein neues Glück aufbauen, das auf dem Leid, Kummer und Unglück der Menschen, die ihn am meisten lieben, basiert?. Warum ist er auf einmal so kalt und herzlos? Und so falsch. Das ist einfach nicht der Mann, den ich mal kannte.

Wie soll ich denn je damit fertig werden? Ich bin wirklich am Ende meiner Kräfte und habe hier nicht wirklich viele Freunde, die mir zur Seite stehen. Ich stehe das einfach nicht mehr durch. Ich war doch immer für ihn da, habe ihm den Rücken frei gehalten. In wenigen Tagen werde ich 46 und stehe jetzt vor den Trümmern meines Lebens. Ich kann einfach nicht mehr.

Erstmal tröst, fühl dich gedrückt.

Warum denkst du, er baut auf dem Leid, derer, die ihn lieben? Ihr seit nicht verheiratet? Er ist somit nicht richtig gebunden, wobei die Ehe als Bindemittel heutzutage auch nicht mehr das Wahre ist.
Wenn er dir gegenüber herzlos wirkt - du hast ja Kummer, er kann damit nicht umgehen, sonst wäre er mehr für dich da - was er aber noch nie musste - siehe auch die getrennte Wohnsituation, dein Rücksichtnehmen auf ihn - warum sollte er es bei dir tun, kennt er doch nicht!

Versuch doch eine Mutter-Kind-Kur zu beantragen, du brauchst mal frei. Von der Situation deiner Liebe, deiner Arbeit, deiner Seele - alles was dich belastet, trägst du ja allein. irgendwann ist der Akku leer und dann hätte man gerne, das der Partner auch im Gegenzug hinter dir steht - was aber wohl mehr, sorry für, Wunschdenken entspricht

27.11.2019 07:54 • x 3 #2


A


Verlassen nach 16 Jahren und es tut so weh

x 3


FloraVita
Als erstes wünsche ich Dir ganz viel Kraft für diese schwere Phase Deines Lebens.
Auch wenn es jetzt alles ausweglos und nicht machbar erscheint, es wird wieder besser. Viele hier waren in einer ähnlichen Situation und haben sie überwunden. Auch Du schaffst das.

Es ist unbeschreiblich schmerzhaft wenn der eigene Partner, dem man so viele Jahre vertraut hat, der so viele Jahre der nahestendste Mensch war, plötzlich nicht mehr da ist. Wenn nur noch seine Hülle da ist, aber Inhalt dieser Hülle weg ist. Das kann man nicht begreifen.

Irgendwann wirst Du es akzeptieren und es wird wieder bergauf gehen. Du wirst neue Kräfte in Dir finden die dir aufwärts, ins neue Leben, helfen werden. Nimm von Deinem Umfeld so viel Hilfe wie es geht in Anspruch. Ausheulen hilft auch immer wieder, und wenn es nur hier ist.
Wie hier schon erwähnt wurde, Mutter Kind Kur könnte Dir vielleicht helfen etwas Kräfte zu sammeln.

Du bist nicht alleine!

27.11.2019 08:32 • x 3 #3


I
Ich frage mich gerade, - eine richtige Familie seid ihr doch nie gewesen, du hast ihm alle Freiräume gelassen, nie zusammen gewohnt, was ich ungewöhnlich finde, er konnte tun und lassen was er wollte, - und da wundert man sich wirklich das so ein verantwortungsloser Mensch, trotz aller Stütze die du ihm gabst, nun weiter zieht, als wäre nie was gewesen?

Du hast von ihm nie wirklich Hilfe erhalten, er hat dich schön mit allem allein gelassen.
Eigentlich warst du nie was anderes als Alleinerziehend.
War diese Lebensform wirklich auch immer dein Wunsch ?
Das kann ich mir fast nicht vorstellen.

Er hat es mit Dir schön einfach gehabt, - Freigeist.. ich nenne es faul und bequem, und die Probleme die zwangsläufig mit Kindern einhergehen, konnte er doch so super allein auf dich abwälzen.
Grenzen schien er keine zu kennen, ein Nehmer eben.
Ich finde es schade , dass du nicht rechtzeitig die Reissleine gezogen hast und dich hast ausnutzen lassen von ihm.
Du willst ihn dennoch zurück ? Trotz allem was er Dir aufgezwungen hat ? Seine Untreue ist nur noch die Spitze des Eisbergs.

Kümmere dich einmal um dich selbst, hol dir Hilfe, ich denke du bist mittlerweile in eine völlige Isolation gerutscht, in der sich alles nur noch um ihn und die Kinder dreht.
Diesen Kreislauf muss du unterbrechen.
Sicher wird es keine einfache Zeit, aber das war die Vergangenheit ja auch nicht.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut.

27.11.2019 08:47 • x 5 #4


AD46
Ich glaube nicht, dass ein Trauschein notwendig ist, um eine Familie zu sein oder um zu lieben.

Die Wohnsituation erscheint ungewöhnlich, aber ich habe es hin und wieder genossen, auch mal die Tür hinter mir zuzumachen. In der jetzigen Situation ist es ehrlich ganz praktisch. Er ist halt weg und ich muss ihm nichts hinterher tragen.

Er war ja oft hier, hat hier übernachtet. Für uns war das normal.

Den Kurantrag habe ich gestern schon abgeschickt. Das war das Erste, was ich nach der Trennung in die Wege geleitet habe.

Ob ich ihn zurück will? Ich weiß es nicht. Doch, vielleicht, den Mann, der er mal war. Oder den er mir vorgespielt hat? Wobei man das so lange Zeit kaum durchhält. Den, der er jetzt ist, den Lügner, den will ich nicht.

Ich gebe Euch recht, ich habe es ihm immer leicht gemacht. Aber er ist kein fauler und bequemer Mensch. Egal, wie wütend, enttäuscht und verletzt ich bin, das kann ich nicht unterschreiben. Er hat sich auch immer mit um die Kinder gekümmert, hat mit unserer Tochter auch Hausaufgaben gemacht, hat auch Termine mit Ärzten übernommen oder Elternabende und Gespräche mit den Lehrern. Aber, was er halt selten hatte, war richtiger Alltag. Während ich die langweiligen Dinge gemacht habe, war es mit ihm immer spannend für die Kinder. Ausflüge, Kino, Eis essen etc. Einfach mal nur so in den Wald - und davon haben wir reichlich - war ihm schlicht und ergreifend zu langweilig.

Ich habe mir für Mitte Dezember auch einen Termin bei einem Anwalt geben lassen. Ich möchte für die Kinder zumindest eine fixe 14tägige Wochenendübernachtung Von Freitag bis Sonntag bei ihm haben, um wieder mehr Zeit für mich zu haben. Dafür muss er aber die Wohnung entsprechend herrichten. Dafür habe ich ihm bis Ende des Jahres Zeit gegeben. Nur verbringt er seine freie Zeit, von der er auf einmal mehr hat, eben anderweitig. Sollte das nicht passieren, möchte ich hier meine Optionen kennen. Außerdem hat er mir immer Unterhalt gezahlt, aber eben weniger als er müsste. Dafür hat er andere Dinge finanziert. Unsere Tochter reitet z.B. seit Jahren und das ist schon ein recht kostspieliges Hobby. Auch beim Thema Unterhalt wäre mir ein gütliche Einigung lieber. Aber wenn nicht, dann muss ich andere Wege gehen.

Ich selbst bin auch kein verschüchtertes Hausmütterchen. Mein Job ist anspruchsvoll und ich mache ihn gut. Ich bin intelligent und bei meinen Kollegen beliebt. Ich habe auch Freunde hier. Aber es ist eben nicht dasselbe wie der Freundeskreis aus meiner Jugend in meiner Heimatstadt. Dahin möchte ich auch gar nicht zurück, denn zuhause fühle ich mich dort auch nicht mehr.

Außerdem würde ich den Kids nie ihren Vater nehmen wollen. Sie lieben ihn und das soll auch so bleiben.

27.11.2019 09:38 • x 2 #5


I
Ja aber dann hast du einfach nur Liebeskummer und bist verletzt.
Was ich verstehe.

Du scheinst doch gut aufgestellt zu sein.
Auch ohne ihn.
Mit 46 kann man gut nochmal von vorne anfangen, auch wenn es schwer fällt.

Ich hoffe du bekommst die Kur.
Ansonsten mach mal Urlaub nur für dich, dann muss er sich kümmern.

27.11.2019 10:53 • x 1 #6


baba
Spann ihn ein, er hat die Kinder auch gewünscht. Das heisst er hat auch Pflichten. Ich würde aber schauen, dass er die Kinder mehr als nur alle 14 Tage von Freitag bis Sonntag nimmt. Du hast auch anrecht auf ein Leben. Sprich er soll die Kinder auch 1-2 Abende unter der Woche nehmen. Er wird sich diese Zeit nehmen können. Ihr wohnt in der Nähe, daher kann er das Argument Schulweg weglassen Beim Unterhalt schau, dass Du zu Deinem Recht kommst, dass er genügend bezahlt.

27.11.2019 11:06 • x 1 #7


AD46
Zitat von Isely:
Ja aber dann hast du einfach nur Liebeskummer und bist verletzt.
Was ich verstehe.

Du scheinst doch gut aufgestellt zu sein.
Auch ohne ihn.
Mit 46 kann man gut nochmal von vorne anfangen, auch wenn es schwer fällt.

Ich hoffe du bekommst die Kur.
Ansonsten mach mal Urlaub nur für dich, dann muss er sich kümmern.


Was mich am meisten fertig macht, ist die Lügerei. Ich kenne ihn nur als anständigen, ehrlichen Menschen. Und das im besten Sinne. Und jetzt benimmt er sich wie das Letzte, lügt mich ständig dreist an. Findet für diese Person auf einmal Zeit, die er für uns nicht hatte. Ich habe den Eindruck, dass er sich wie ein liebestoller Teenager benimmt. Ist das eine verspätete Midlifecrisis?

Und immer wieder frage ich mich, wie ich mich so in dem Menschen, den ich über alles geliebt habe, so täuschen konnte. War er schon immer so und ich habe es nicht gesehen? Welchen Einfluss hat diese Frau auf ihn? Was ist, wenn das länger geht. Sie ist in seinem Alter um die 60. Hatte nie Kinder. Sie versteht doch gar nicht, welche Verantwortung damit verbunden ist. Wird sie ihn immer weiter vereinnahmen und er enttäuscht unsere Kids immer wieder? Und was ist, wenn sie ihn vor die Wahl stellt?. Bis vor 4 Wochen hätte ich meine Hand dafür ins Feuer gelegt, dass wir das Wichtigste in seinem Leben sind.

Jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher. Ich glaube auch nicht, dass sie wirklich Lust darauf hat, sich in ihrem Alter noch mit Kindern von fast 12 und 7 herumzuschlagen. Da sucht man doch eigentlich nach jemandem, der ungebunden ist und mit dem man sich eine schöne Zeit machen kann. Aber das kann er eigentlich nicht leisten neben seinem enormen Arbeitspensum und seiner Verantwortung als Vater. Was also passiert, wenn er seine eh schon verschobenen Prioritäten weiter verschiebt? Das würde den Kindern das Herz brechen. Wie soll ich das denn auffangen?

27.11.2019 16:13 • #8


Heffalump
Zitat von AD46:
Wie soll ich das denn auffangen?

Ihnen sagen, das Papa gerade abgelenkt ist. Also altersgerecht die Wahrheit vermitteln

28.11.2019 08:29 • x 1 #9


baba
Er ist der Vater, er hat Pflichten und Rechte, denen er in der Vergangenheit anscheinend eher weniger Nachgekommen ist. Sprich er muss seine Aufgaben wahrnehmen. Das bedeuted, dass er die Kinder auch betreuen soll und muss. Sorg dafür, dass es mehr als all diese 14 Tage ist. Auch für Dich. Das Du auch mal Abends weg in Sport oder zu einem Date gehen kannst. Er soll das auffangen. Du warst schon jetzt lange wie eine Alleinerziehende, höchste Zeit, dass er auch seinen Teil wahrnimmt. Wie er das mit Partnerschaft und Arbeit regelt, ist nicht Dein Problem sondern seines. Mach Dir über diese Dinge keinen Kopf. Er muss das Regeln. Dich betreffen nur die Sachen, die Eure Kinder angehen, der Rest interessiert Dich nicht.

28.11.2019 09:21 • x 1 #10


Kummerkasten007
Ich würde ihn zur Rede stellen und vor allem fragen, wie er sich das mit den Kindern vorstellt.

28.11.2019 09:36 • x 2 #11


A
Liebe TE,

erstmal möchte ich dich ganz fest in den Armen nehmen virtuell.

Als ich deine Zeilen gelesen habe, hatte ich zwei Déja-vu. Das, was dir bei der Arbeit passiert ist, glaube ich dir zu 100 %. Auch ich hatte vor Jahren eine berufliche Situation, die unglaublich klingt, aber wirklich wahr ist. Näheres möchte ich nicht ausführen, aber ich weiß, wie es sich anfühlt, unschuldig in etwas zu geraten, wo andere sagen...das glaube ich nicht. Schon alleine diese Situation kann eine schwere seelische Belastung auslösen.


Dann dein Herzens-Gigolo. Ich hätte genau so gehandelt wie du. Es braucht heute keinen Trauschein, um eine gute Partnerschaft zu führen. Ich habe meinem Ex Partner auch alle Freiheiten gelassen. Im nachhinein viel zu viele. Aber ich habe dies auch gemacht, weil ich - ähnlich wie du - selbst sehr unter Stress stand.


Wir hatten uns zeitweise auch längere Zeit nicht gesehen und ich dachte, so bleibt auch die Spannung erhalten und wir haben uns auch immer sehr aufeinander gefreut. Er hat auch 14 Stunden am Tag gearbeitet. Ich war dies jahrelang gewöhnt und bin dann auch viel alleine auf gesellschaftliche Veranstaltungen und Events gegangen.


Ich dachte mir nichts dabei, denn ich war mir bewusst, wenn ich mehr Zeit einfordere, dann gibt es Stress. Denn seine Arbeit war sein Leben. Also habe ich 18 Jahre lang vollkommen zurückgesteckt. Das betraf auch gemeinsame Urlaube. Für ihn war die Arbeit wichtiger als alles andere. Ich habe dies akzeptiert. Leider.


Mit 55 begann er dann, sich zu verändern. Ich spürte, es stimmt was nicht. Die wenige Zeit wurde noch weniger, was eigentlich gar nicht ging. Er brauchte plötzlich Auszeiten.


Tja, einige Jahre später hatte ich die Antwort. Er hatte eine Affäre mit einer jungen Frau und ist zwischenzeitlich Vater von Zwillingen geworden. Und das beste ist, er hat plötzlich JEDEN Abend Zeit um 18.00 Uhr bei den Kindern zu sein. Trotz seines anstrengenden Jobs. Der ist wohl jetzt nicht mehr so wichtig.

Das war wie ein Schlag ins Gesicht für mich.


Für mich gab es nie Zeit, alles war zuviel.

Nach dem Schock im Oktober 18 brauchte ich psychologische Betreuung. Das war alles zuviel für mich. Aber ich selbst war mir damals nicht wert, mich durchzusetzen oder mich gegebenenfalls zu trennen (vor Oktober 18). Ich forderte viel zu wenig. Das kommt aus meinem Kindheitsmuster. Heute frage ich mich, wie ich mich so zurücknehmen konnte, um es ihm recht zu machen.
Die Trennung war dann endgültig im Oktober 18, als die Kinder geboren wurden.


Es war ein langer Weg bis heute und er ist immer noch schmerzhaft. Ich kann dir nur raten, hole dir psychologische Hilfe, arbeite auf, was mit deiner Mutter war. Der Weg ist steinig, aber die Zukunft wird besser.


Und ich gebe dir recht, die jetzige Frau wird überhaupt kein Interesse an noch so jungen Kindern haben. Da wird es auf jeden Fall Konflikte geben. Ich habe auch keine Kinder und da fällt es einem schwer, in reiferem Alter noch mitumzugehen. Zumindest mir.


Das wird nicht halten, davon bin ich überzeugt. Aber das nützt dir nichts. Gehe du deinen Weg.
Alles Gute für dich,
Anna

28.11.2019 10:01 • x 1 #12


AD46
Liebe AnnaLena,

danke für Deine Antwort.

Ja, anerzogene Kindheitsmuster wird man schwer los. Immer hübsch brav sein, gut in der Schule, nicht aufmucken und gerne auch verbaler Sandsack für eine kaltherzige Mutter.

Darum werde ich mich jetzt auch kümmern. Ich warte jetzt aber erst einmal auf die Genehmigung der Kur. Ich hatte letztes Jahr schon einmal einen halbherzigen Versuch dazu unternommen. Aber nachdem ich ein sehr unerfreuliches Telefonat mit einer Kurberaterin meiner Krankenkasse hatte, die meinte ich solle wohl eher eine Reha machen, habe ich die Sache nicht weiter verfolgt. In erster Linie ging es da wohl eher darum, die Kosten für eine Maßnahme auf die Rentenversicherung abzuwälzen.

Daher warte ich jetzt erst einmal ab, bis ich die Zusage für die Mutter-Kinde-Kur habe. Die Kontaktdaten eines guten Psychologen habe ich schon. Sobald ich die Genehmigung habe, werde ich mich da um einen Termin bemühen.

Ich muss wieder zu mir selbst finden und den Kindern eine gute Mutter sein. So eine durchgeknallte Chaotin wie ich sie jetzt bin, haben sie auch nicht verdient.

Was meinen ehemaligen Partner betrifft, wird die Zeit zeigen, wie wir in Zukunft miteinander umgehen. Im Moment bin ich viel zu traurig und verletzt um rational zu handeln. Und er steht unter dem Bann einer neuen Liebe. Zu ihm finde ich keinen Zugang. Was die Frau betrifft... wir werden sehen. Es gibt eh nur zwei Möglichkeiten. Entweder sie fordert mehr Zeit ein als jetzt, was natürlich zu Lasten der Kinder gehen würde. Spätestens dann muss er eine Entscheidung treffen. Zum jetzigen Zeitpunkt befürchte ich allerdings, dass er dem nachgeben würde. Daher auch der Anwaltstermin. Notfalls muss ich den Umgang eben einfordern. Oder sie hält die Füße still und gibt sich mit der wenigen Zeit zufrieden, die er hat.

Dieses Problem werde ich lösen, wenn es so weit ist.

Zum Abschluss noch eine Nachricht, die mir eine sehr, sehr liebe Kollegin am Wochenende geschickt hat:

Ach A.... ich fühle so mit dir. Was kann ich dir Tröstendes schreiben? Es wird wieder besser, da bin ich mir sicher.... und auch die schlechten Tage haben nur 24 Stunden...und dann beginnt ein neuer Tag...mit positiver Energie, Mut und positiveren Gedanken.

Schöner hätte man es nicht sagen können.

28.11.2019 22:41 • #13


AD46
Es ist jetzt 5 Wochen her, dass er sich getrennt hat.

Er kümmert sich schon auf seine Weise um die Kinder. Aber er kommt und geht, wie es in seinen Zeitplan passt. Er fährt den Kleinen in die Schule. Und kommt abends, um sie zu sehen. Donnerstags und freitags muss er sich nachmittags um die beiden kümmern, weil ich da lange arbeite.

Aber ich bekomme kein freies Wochenende, ich bin immer hier. Gestern war ich das erste Mal aus. Es wurde spät. Und ich bin ehrlich gesagt noch nicht ganz auf der Höhe. Und jetzt ist er wieder einfach für das Wochenende verschwunden. Er hätte sich schließlich in der Woche um die Kinder gekümmert. Das ist das 2. Wochenende in den letzten 5 Wochen, an dem er einfach verschwindet und an den anderen ist er auch nur mal abends oder so aufgetaucht.

Ich fühle mich so macht- und hilflos. Er tut, was er will und wie es in seinen Zeitplan passt. Und ich will den Kindern ja auch den Vater nicht nehmen. Also mache ich das alles mit, damit sie ihn so oft wie möglich sehen können. Aber ich kann bald nicht mehr. Keine Pausen, keine innere Einkehr, immer funktionieren, nie auch nur ansatzweise Abstand gewinnen.

Und ich warte, warte auf die Post von der Krankenkasse wegen des Kurantrags, warte auf die übernächste Woche. Dann habe ich Termine bei einer Familienberatung und beim Anwalt. Ich möchte so gerne die Dinge beschleunigen, endlich mal wieder irgendetwas in die Hand nehmen, die Kontrolle zurückgewinnen.

Oder einfach mal nur wütend und traurig sein dürfen. Einfach mal schreien, weinen, was auch immer. Geht aber nicht, ich bin ja nie allein.

Wie sagt eine liebe Kollegin von mir: Es ist zum Hühner befühlen oder auch weniger nett ausgedrückt zum Ko...

07.12.2019 11:42 • #14


Taleja
Hey, nachdem ich dir im anderen Thread gerade ausführlich geantwortet habe, dachte ich, ich lese mal dein Thema.

Und auch hier muss ich sagen, ich kann dich verstehen!

Es ist so gemein, mitzubekommen, wie der langjährige Partner, dem man den Rücken frei gehalten hat, sich auf einmal drastisch verändert.
Mein Ex war schichtbedingt oft schlecht gelaunt, hatte zu vielem keine Lust und hat sich oft zurück gezogen, auch was unsere Kinder angeht.

Jetzt, wo er die Neue hat, ist er voller Power, kann nach der Spätschicht noch zu ihr, ist auch in der Nachtschichtwoche gut drauf und viel unterwegs.
Sie hat sich einen kleinen Hund angeschafft, den er wohl auch mal betreut und wofür eben das Freizeitverhalten angepasst wird.

Ich bin ein absoluter Hundefan und auch die Kinder wollten früher immer gerne einen Hund. Ich habe lieber verzichtet, weil er mir suggeriert hat, dass es Einschränkungen bedeutet, die er nicht möchte und auch nicht bereit ist, mir da an Pflege und so entgegen zu kommen.

Tja, auf einmal ist so vieles möglich. Die Kinder werden scheinbar nur noch als Belastung gesehen und die Großen, die bei ihm im Haus leben wurden von jetzt auf gleich größtenteils sich selbst überlassen. Der Kleine (11) wird an Papa-Wochenenden oft genug vor der Konsole geparkt, weil ungestörte Zeit mit der Neuen wichtiger ist und das obwohl sie sich häufig sehen können, wenn er 10 Tage am Stück nicht den Kleinen hat.
Die Neue ist 10 Jahre jünger und hat keine Kinder.

Beide sind in meinen Augen Egoisten und ich stehe da und muss meine Kinder auffangen und selber damit klarkommen, dass mein Leben mit mittlerweile 51 nochmal komplett neu gestaltet werden muss.

Hier ist die Trennung nun gute 8 Monate her und ich würde sagen, es geht mir gut.
Einiges ist geschafft, anderes liegt noch vor mir.
Und auch du wirst es schaffen, ganz bestimmt! Pass bitte auf dich auf und versuche, auch an dich zu denken!

04.01.2020 07:09 • x 2 #15


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