6

Verlustangst / Meine Geschichte

G
Hallo zusammen,
ich habe mich hier angemeldet um meine Geschichte wiederzugeben. Ich hoffe es hilft mir dabei den Schmerz, den ich aktuell so sehr spüre, etwas zu lindern. Ich bin ein geschiedener Mann, die Scheidung ist mehrere Jahre her und verarbeitet, so hatte ich zumindest gedacht. Aber tief in mir wusste ich, dass irgendwas nicht mit mir stimmte. Aber zum Anfang, ich bin verhältnismäßig früh Papa geworden und habe die Verantwortung, als auch meine Pflichten immer wahrgenommen und mein Sohn bedeutet mir mein Leben. Warum es zur Trennung kahm na ja, zu jung, zu unterschiedlich und viele andere wirklich unschöne Dinge, die mir persönlich sehr wehgetan haben. Ich hatte lange zu kämpfen, um zu akzeptieren dass mein Sohn keine richtige Familie haben wird. Wenn einer kämpft für die Ehe, die Beziehung, für die Familie reicht das für gewöhnlich nicht aus. Ich war damals bei einem Therapeuten, habe über ein Jahr gebraucht um wieder in die Spur zu kommen nach der Trennung, und heute weiß ich es hätte keinem geholfen und es war gut so, wie alles gekommen ist. Was meinen Sohn betrifft, nun ja, ich persönlich bin der Meinung eine Familie kann man nicht ersetzten. Materialistisch gesehen fehlt und fehlte Ihm nie was, alles andere ein Kind das beide liebt aber immer wieder hin und her gerissen worden ist von klein auf. Man kann nur beten und hoffen, dass er seinen Weg findet, dabei bestmöglich unterstützen, lieben und Ihm zur Seite stehen. Was ich und auch eine Exfrau, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise, tun.

Nach der Trennung hat es, wie oben schon kurz erwähnt ein Jahr gedauert bis ich mich gefangen habe und überhaupt an einen Neuanfang denken konnte. Bin damals dann auch wieder unter Leute gegangen und habe natürlich die ein oder andere nette Frau kennengelernt. Aber es blieb tatsächlich beim kennenlernen. Ich konnte einfach keine Gefühle mehr entwickeln, egal wie sympathisch, klug, hübsch usw. die Frauen auch sein mochten. Es war wie verhext und ich konnte es nicht verstehen. Ich wurde zum Dauersingle, war relativ zufrieden, hatte meine Papa Zeit mit meinem Sohn, arbeitete viel, bildete mich weiter, machte viel Sport. Der Terminkalender war sozusagen voll. Heute weiß ich, ich bin geflüchtet, um sich ja nicht auf jemanden einzulassen. Bis dahin dachte ich mir, es wird schon Ende 2017 entschied ich etwas zu ändern, habe den Zweitjob geschmissen, meine Weiterbildung hatte ich erfolgreich beendet, und dachte mir auf geht´s. Habe mich auf einer Singlebörse angemeldet und war wirklich sehr aktiv. Ich wollte einfach nicht mehr alleine sein, nicht mehr von einem zum anderen Termin hetzen, wollte ankommen. Wohl wissend dass ich mit dem Verlieben ein Problem hatte. Zum Verständnis, ich war insgesamt 8 Jahre allein. Nach einen paar Null Nummern und totalen Flops wollte ich die Sache nach 4 Monaten hinschmeißen und dann traf ich SIE und es machte einfach nur Boom. Nach nur drei Dates hatte Sie mein Herz erobert. Es begannen die wohl schönsten Wochen meines Lebens und anstatt es weiter zu genießen und auszubauen, kahmen mir meine Ängste und Selbstzweifel hoch. Ich bin für diese tolle Frau nicht gut genug! Was will Sie mit so einem wie mich? Was total grotesk war und ist, ich bin Anfang Dreißig, hab was im Hirn, bin sportlich, humorvoll, selbständig usw. Ich habe aber mich schon immer wie ein Single zweiter Klasse gefühlt, so früh Papa geworden, so früh geschieden keine Ahnung woher das kommt. Wie dem auch sei, ich habe es Sie spüren lassen, habe auf einmal jede Kleinigkeit als Ablehnung gewertet und Ihr ihre Gefühle madig gemacht. Mein ganzes Selbstvertrauen, was ich mir über die Jahre aufgebaut habe, war plötzlich weg. Ich habe mich von meinen Gefühlen leiten lassen wie ein kleines Kind, war total irrational. Einfach nicht mehr der Mensch, der ich davor war. Sie sagte oft zu mir: Wer bist du eigentlich?Und was macht man wenn man unsicher ist, man versucht sich zu beweisen. Verdammt, mein verletztes kindliches Ich hat bei mir die Oberhand übernommen und ich machte nur noch mehr Fehler und Fehler. Sagte Ihr immer wieder dass Sie mich nicht liebt, Sie soll Schluss machen. Sie hat sich mir, nach nur drei Monaten, kpl. entzogen, die Verliebtheit war von Ihr gewichen. Ich bin damals aufgewacht, habe erkannt was mein Problem all die Jahre gewesen ist. Ich hatte Angst verlassen zu werden! Wollte das auf keinen Fall wieder erleben. Paradoxer Weise habe ich aber durch mein Verhalten genau das gefördert! Oh man habe ich angefangen wieder zu kämpfen, wieder Mal habe ich alleine gekämpft, um die Liebe, um die Beziehung, um die mögliche Zukunft die wir hätten haben können. Es war jedoch zu spät, aus Verliebtheit wurde leider nicht Liebe bei Ihr. Rückzug und Vorwürfe waren das tägliche Brot. Dennoch machte Sie nicht Schluss, ich denke Sie hatte die Hoffnung, dass Ihre Gefühle zurückkommen. Jedoch kommt man gegen das Herz nicht an, alles was ich tat war falsch mal zu viel Klammern, mal zu abweisend, laut Ihrer Aussage habe ich Sie erdrückt, Ihr nicht Ihren Willen gelassen. Puhhwie konnte aus der Frau, die ich so sehr liebe, eine so gekränkte und bösartige Person werden. Ich habe mich wie ein einziger Fehler gefühlt, Selbstvertrauen das war ein Mal. Glücklich? Was soll das sein? Es war ein schleichendes Ende, ich konnte nicht mehr, so viel Ablehnung. Ich habe ganze Bücher verschlungen, Ratgeber, Selbsthilfe usw. Angehört habe ich mir, Was soll das bringen, wenn man es nicht umsetzt? Ich habe so einiges umgesetzt, aber wenn man es nicht sehen mochte oder vielleicht auch nicht konnte, was soll man dagegen machen? Am Ende bleiben zwei gebrochene Herzen, unerfüllte /geplatzte Träume und der schmerzhafteste Verlust den man sich vorstellen kann. Sie war sehr wütend auf mich, als ich es beendet habe. Ich hätte nie geglaubt sowas je tun zu können, ja zu müssen, die Beziehung zu beenden obwohl man die Frau über alles liebt. Nun ist ein Monat der Funkstille vergangen, kein Tag war bis jetzt annähernd normal. Alle meine Gedanken sind bei Ihr, mein Herz welches Sie erobert hat gehört Ihr. Meine Ängste haben sich bewahrheitet, ich kann mir nur auf die Schulter klopfen und gratulieren, sarkastisch gemeint. Es ist komisch, auch Sie hat viele Fehler gemacht, aber ich bin und kann Ihr nicht böse sein. Ich habe noch nie soviel aus einer Beziehung gelernt, verstanden wo mein Problem gelegen ist. Ich arbeite jeden Tag an meiner Angst, weiß das Sie vermutlich nie richtig verschwinden wird. Traumatisieret nennt man das, aber ich verspreche es mir selbst gegenüber zu tun, um frei zu werden. Früher dachte ich mir, hmm vielleicht Beziehungsunfähig? Aber nein, es war die Angst vor dem Verlassen werden, die mich erst gar nicht zu einer näheren Beziehung gebracht hatte. Ich kann Ihr deshalb schon gar nicht böse sein, weil ich endlich weiß, was ich all die Jahre mit mir rum geschleppt habe. Die Erkenntnis ist der erste Schritt zur Heilung! Wirklich traurig bei all den gemachten Erfahrungen, Sie ist weg, die Frau die ich so sehr liebe, ich sehe Sie vermutlich nie wieder. Sie war es sowas von Wert und ich bereue keine einzige Sekunde Sie kennen gelernt zu haben. Mir fehlt es Sie noch einmal in den Arm zu nehmen, Ihr Lächeln, Ihre Stimme, unsere gemeinsamen Aktivitäten. Ich kann mich glücklich schätzen die Liebe erfahren zu haben und werde diese in meinem Herzen weiter tragen, auch wenn Sie mit so einer bitteren Erfahrung enden musste. Ich wünschte, ich wäre damals schon so weit wie heute, ich hätte es besser gemacht!

Vielen Dank für lesen. Ich wünsche jeden der gerade eine schwere Zeit durchmacht viel Kraft, alleine zu wissen dass man nicht alleine mit seinen Kummer und Schmerz ist, ist sehr tröstend.
Gabriel-TE

06.03.2019 12:04 • x 3 #1


E
Zitat von Gabriel-TE:
Single zweiter Klasse
Noch nie gehört..

Habe Deine Geschichte gelesen und finde, dass Du auf einem guten Weg bist.

Ich hoffe, dass es Dich bald mal wieder erwischt. Und dann einfach: OHNE Vorwürfe und Klammern.

Leichtigkeit leben. Üben. Die kleinen Dinge erkennen und wertschätzen, Dich aber dabei nicht überschlagen.

Du wirst besser und gelassener. Hat bei mir ja auch geklappt.

Alles Gute!

06.03.2019 12:18 • #2


A


Verlustangst / Meine Geschichte

x 3


G
Singel zweiter Klasse
Damals mit Mitte Zwanzig habe ich mich so gefühlt. Ein Kind? Verheiratet? Geschieden? Einige potenzielle Frauen waren da manchmal erstmal baff. Heute ist es kein Großes Thema mehr. Mit Anfang / Mitte Dreißig muss man damit rechnen, dass es nun mal auch Kinder geben könnte.

Das ist schön gesagt, die kleinen Dinge erkennen und wertschätzen, sich dabei aber nicht überschlagen. Danke dafür
Ich bin gewillt mich von meinen Ängsten was Beziehung / Partnerschaft / Liebe nicht mehr leiten zu lassen, es wird ein Prozess das ist mir bewusst. Davor habe ich es nicht genau begreifen können woran es liegt, denn in allen anderen Bereichen meines Lebens habe ich nie und nimmer Ängste verspürt, ganz im Gegenteil.

Ich hoffe dass ich besser und gelassener werde. Aktuell ist bei mir noch absolutes Gefühlschaos, vermisse Sie sehr. Meine Gedanken kreisen ständig um Sie. Ich hoffe das Sie eines Tages mir meine Fehler vergeben kann. Wollte niemals Menschen, vor allem die man liebt, mit meinem Verhalten verletzten oder einengen. Kann mein Verhalten immer noch nicht richtig fassen und gar erklären. Irrational, anstatt meinen Kopf zu benutzen, habe ich mich meinen Gefühlen hingegeben.

07.03.2019 15:35 • #3


M
Sei nicht so hart zu Dir. Sie war die Richtige, die Dich hat erkennen lassen was Verlustangst mit einem machen kann. Aber sie war nicht die Richtige, um dieser Angst gemeinsam zu begegnen. Du bist jetzt Mitte 30 und schon recht gut reflektiert. Das ist super, vor allem für einen Mann
Manchmal müssen uns Menschen begegnen oder Ereignisse passieren, damit wir wach werden. Du hast noch viel Zeit, um es in Zukunft richtig anzugehen.

07.03.2019 16:00 • x 2 #4


G
Vielen Dank für die lieben Worte. Ja wach geworden bin ich tatsächlich, so viele Jahre habe ich mich verkrochen, habe Ausreden gefunden um keine Beziehung einzugehen, es nicht verstanden was da los ist mit mir. Ich bin auch sehr froh um diese Erkenntnis, arbeite seitdem her an meinen Ängsten, versuche mich eines Tages davon frei zu machen. Gleichzeitig bin ich natürlich sehr traurig, weil ich Sie in mein Herz geschlossen habe und am Ende loslassen / gehen lassen musste. Eine brutale Entscheidung, aber es heißt nicht um sonst. Was man liebt, lässt man los.

11.03.2019 09:17 • #5


M
Kaum ein mögliches Ereignis ist so schlimm wie die Sorgen, die man sich zuvor darüber macht. Die eigenen Szenarien sind meistens die weitaus größere Qual als das, was passieren könnte. Liebe gibt es nicht ohne Schmerz, das muss man einfach akzeptieren und sich selbst zutrauen, Liebeskummer auch bewältigen zu können. Ansonsten zahlt man den Preis der Einsamkeit.
Ich weiß wie schwer das ist. In meiner letzte Bez ist es mir auch nicht gelungen, die Angst bzw alte Muster in den Griff zu kriegen. Sowas dauert einfach

11.03.2019 09:33 • x 1 #6