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Vom los lassen und vertrauen

Zitrus
Die letzten Monate mit dir waren so unglaublich anstrengend. In unserem letzten Gespräch habe ich es mit einer Achterbahnfahrt verglichen. Am Ende war mir vom ganzen hoch und runter so übel das ich tagelang nichts mehr essen konnte.
Ich bin so erschöpft und traurig. Kämpfen oder festhalten macht an dieser Stelle unser Geschichte keinen Sinn mehr. Du musst wieder zu dir selbst finden, dich sortieren, ehrlich in dich rein hören und vor allem auch danach handeln. Wie ich hoffe das du auf dein Herz hörst. Zeit, Geduld und Ruhe, das braucht es. Auch für mich.
Und doch bin ich nicht ohne Hoffnung, das sich alles genau so fügen wird, wie es sein soll. Nur kann ich gerade nichts mehr aktiv lenken oder beeinflussen (konnte ich das je?). Das sagt nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Gefühl. Ich habe getan was ich konnte, mich dir gezeigt, meine Zuneigung, mein Lachen, meine Ängste und Unsicherheiten. Du kennst mich wenn ich ohne jede Fassade mit gebrochenen Herzen vor jemanden, vor dir, stehe. Das bin ich. Jetzt kennst du mich wirklich. Jetzt liegt es an dir.
Ich hab in den letzten Tagen immer wieder vergebens nach Gedanken gesucht, die mir helfen können, mir Mut machen können. Erst war ich zu verzweifelt, dann zu erschöpft um welche zu finden.
Heute ist ein seltsamer Sonntag im Haus meiner Eltern. Ich bin nach einer Nacht voller Alpträume total gerädert aufgewacht, bin raus in die Natur, hab gegrübelt, vor mich hin gestarrt, mich nicht an Gesprächen bei Tisch beteiligt. Alles zu anstrengend, als hätte man mir den Stecker gezogen. Und doch glaube ich, das mir in all dem grauen Nebel heute Gedanken kamen, die es wert sind aufgeschrieben zu werden. Weil sie mir vielleicht helfen können, später, vielleicht sogar schon sehr bald.
Die Zeit, die dir und mir genau jetzt bevorsteht, wäre in jedem Fall extrem schwierig für mich geworden, auch ohne deine plötzliche Kehrtwende. Ich denke, wir hatten beide seit dem du mir von dem bevorstehenden Ereignis im Januar erzählt hattest, Angst vor dieser Zeit, es schwebte über uns beiden seit diesem Tag. Wir haben es lediglich mal besser, mal schlechter von uns weg schieben können. Immer mal wieder kurz die Illusion von Unbeschwertheit und Leichtigkeit.
Spätestens von da an war klar, dass die Bedingungen für uns nicht schwieriger hätten sein können. Und doch waren wir da schon füreinander verloren. Wir konnten nicht voneinander lassen.
Was ich sagen will ist dies: auch wenn ich mir wünschte, das du die Worten, die mir zuletzt das Herz gebrochen haben, nicht ausgesprochen hättest, ist es vielleicht gut, das ich dadurch mehr Abstand zu dem bekomme, was gerade in deinem Leben passiert. Es wäre extrem hart geworden. Ist es auch jetzt. Aber so mehr aus der Distanz.
Ich will versuchen es so zu sehen: all die Belastung, all der Kampf, die Enttäuschung, die Angst, das ständige Auf und Ab: ich schnüre das alles in ein Paket, ziehe es fest zu und schmeiße es in meiner Vorstellung in einen Brunnen, um es dem Schicksal, dem Lauf der Dinge oder welche Kraft auch immer unsere Geschicke lenkt, zu überlassen, wie diese Geschichte zu Ende geht.
Ich will darauf vertrauen, dass was sein muss sein wird und rückblickend Sinn ergeben wird, richtig und wichtig war. Ob mit dir an meiner Seite oder auf anderen Wegen. Ich will darauf vertrauen, das das Leben für und nicht gegen mich oder dich arbeitet. Wenn du mich liebst, will ich daran glauben, das das Leben uns wieder zusammen führt wenn die Zeit reif ist. Kommst du nicht mehr zurück zu mir, will ich daran glauben, das du nicht der Richtige für mich warst. Der wäre ja bei mir, früher oder später, gegen alle Hindernisse und Widerstände. Vielleicht eine Erleichterung, nichts mehr tun zu müssen, außer auf dem Lauf der Dinge und die Fügungen des Schicksals zu vertrauen. Währenddessen weiter machen mit dem Leben, Blick nach vorne, weniger zurück. Wünsche ich mir das du wieder zu mir kommst ? Aus vollem Herzen ja. aber ich will Vertrauen. Akzeptieren. Und Annehmen was da kommt. Meine Perspektive zu diesem Zeitpunkt ist begrenzt, wie kann ich wissen was am Ende Sinn macht und richtig ist. Wie kann ich wissen was passieren wird.
Los lassen und vertrauen statt Ohnmacht, Angst und Verzweiflung. Vielleicht kann das trösten und Mut machen für den Weg der da kommt.


...was macht euch Mut und tröstet euch Angesichts einer ungewissen Zukunft, wenn alles gesagt und getan wurde von eurer Seite?

02.08.2020 22:06 • x 1 #1


Heffalump
Zitat von Zitrus:
was macht euch Mut und tröstet euch Angesichts einer ungewissen Zukunft,

Die Zukunft ist doch immer ungewiss. Da hilft es schon in der Gegenwart zu leben.

Der Spruch, das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, hilft da enorm. Es mag dich schmerzen, aber meine Meinung zu Beziehungen, sie alle haben ein Ablaufdatum, wir hadern ja gern mit dem Ergebnis, das Beziehungen enden. Man entwickelt sich permanent weiter, und nicht jeder in die gleiche Richtung.

Da macht es Sinn, für sich zu sehen, wohin dein Weg führen soll, den du bist mit Dir in der längsten aller Beziehungen.

03.08.2020 06:16 • #2


Zitrus
ja Beziehungen haben ein Ablaufdatum da stimme ich dir zu. Unsere hat offiziell wegen sehr erschwerter Bedingungen und trotz gegenseitiger Liebe nie offiziell angefangen. Ausgang von seiner Seite ungewiss. Ich wünschte ich könnte einen Punkt setzen. Nicht nur im Kopf, den da ordnet sich alles langsam, sondern vor allem im Gefühl. Das ist sehr schwer wenn der andere dir signalisiert das er dich genauso liebt (und du das sogar spürst), die äußeren Umstände aber gerade so heftig sind, dass es zum aktuellen Zeitpunkt nicht geht. Während ich das schreibe komme ich mir albern vor. Man sollte die Menschen ja nach Taten messen, nicht Worten.
Liebe hin oder her. Die will ja auch gelebt werden. Ich bin ein Herzmensch der sich mit Kopfentscheidungen schwer tut.
Da liegt wohl noch ein ganz schönes Stück Weg vor mir

03.08.2020 17:26 • x 1 #3




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