Vor kurzem getrennt - gemischte Gefühle

Nighty
Hallo zusammen,

ich würde gerne hier mal meine Gefühle und Gedanken über meine Trennung niederlegen. Ich habe auch schon oberflächig mit Freunden darüber gesprochen aber ich glaube ich kann nur wirklich niederschreiben was in mir vor geht.
Ich glaube auch das mir das hier gut tun wird und es mehr Sinn macht mich Menschen mitzuteilen, die ähnliches durchgemacht haben oder durchmachen, vielleicht sogar ähnliche Gedanken haben.

Erst mal zur Vorgeschichte:

Kennengelernt haben wir uns in der Schule, das war so zwei Jahre vor dem Abitur. Ich hab mich mit einem Typen beim Rauchen angefreundet und kam durch ihn in eine Art Rauchergruppe. Auch da hab ich mich mit den Leuten schnell verstanden (ich bin sehr introvertiert und meine Stufe bzw. die meisten Menschen dort haben mich entweder nicht interessiert oder nur durch ihre Existenz aufgeregt, auch wenn ich eigentlichen mit allen gut klar kam wenn ich wollte).
Neue Freunde gefunden zu haben tat mir zu dieser Zeit unheimlich gut da ich mich mit meinen anderen Kollegen mit denen ich zuvor befreundet war, auseinander gelebt hatten.
Zu der Gruppe gehörten dann auch nach kurzer Zeit zwei Mädchen (beste Freundinnen) mit denen wir uns auch super verstanden. Ich fand sie ganz nett und lustig aber richtig interessiert an ihnen war ich nicht (wie an so vielem zu dieser Zeit).
Wochen und ein paar Monate vergingen, da fing ich glatt an Gefühle für eins der Mädels zu entwickeln. Wie ich mich kannte habe ich diese jedoch ignoriert (in dem Alter, ich war 16, hatte ich oft ''Scheingefühle'' für Mädchen um mich herum sei es äußerlicher Natur oder des Charakters wegen) und habe mir nichts anmerken lassen.
Long story short, der Typ mit dem ich mich anfangs angefreundet habe kam mit ihr zusammen kurz nach dem ich Gefühle für sie entwickelt hatte, worauf hin ihre beste Freundin Gefühle für mich entwickelt hat (krasser schei.).
Meine Gefühle wurden größer und ich trauriger, jedoch akzeptierte ich es und habe mich für beide gefreut. Nachdem mir mitgeteilt wurde das ihre beste Freundin in mich verliebt war, war ich geschmeichelt und habe ihr eine Chance gegeben (zu viert getroffen, gequatscht, gelacht), jedoch gemerkt das wir nicht gut zusammen Passen und schon grundlegend andere Interessen haben.

Ein Jahr verging nach der Zusammenkunft meines Kumpels und dem Mädchen für das ich Gefühle hatte, da trennten sie sich auch schon aus heiterem Himmel (für mich zumindest).
Beide teilten mir dies mit und ihre Sicht der Dinge (es schien nicht klar ob es eine endgültige Trennung ist), also versuchte ich zu vermitteln und den beiden klar zu machen das keiner den anderen verletzen wollte.
Nach der ganzen Aktion wurde mir gedankt aber es ergab sich doch nichts mehr und sie blieben getrennt.
Entscheiden für eine der beiden Gruppen konnte ich mich nicht da ich mit beiden befreundet war. Die Pendelei begann also und während er Dinge unternehmen wollte um sich abzulenken, erzählte sie mir, dass sie S. mit ihrem Exfreund (den vor meinem Kumpel) hatte. Erfreut war ich nicht und sie schien auch nicht glücklich darüber (in der Psychologie spricht man hier wohl von Eifersucht erzeugen und zeigen was man weg geworfen hat).
Ich hatte zu diesem Zeitpunkt übrigens noch keine Beziehung gehabt, da ich mich erstmal selbst bestimmen wollte (wer ich bin) und wie erwähnt ich auch keine Interesse daran hatte.

Als guter Freund habe ich versucht beiden das beste zu geben. Mit ihm Dinge gemacht die er so machen wollte und ihr angeboten zu reden wenn sie sich einsam fühlt oder jemanden zum reden braucht (denn darin war ich mal sehr gut, vor allem im Zuhören).
Sie nahm das Angebot auch an und wir trafen uns einige male bis sich meine vergrabenen Gefühle wieder befreiten und mir volles Haus einen in den Bauch und die Brust jagten.
Nach mehreren tiefgreifenden Gesprächen wollte sie mir auch näher kommen, was ich erstmal cool fand, erstes mal und so, jedoch aus genau diesem Grund auch ein klares Nein abgegeben habe. Ich habe ihr erklärt das ich Gefühle für sie habe und das allein schon aus diesem Grund nicht einfach tun kann und es meinem Kumpel auch nicht antun kann. Ausserdem hatte ich auch so den Hintergedanken das ich dann auch nur ein S. bin der zum Beweisen von irgendwas gelten sollte (auch wenn sie mir erklärt hatte das sie schon länger auf mich steht und mich gut findet).

Und so kamen wir zusammen. Sie fand es schön das ich nicht einfach ja sage und ihr ein guter Freund war in der Not.
(Den Segen meines Kumpels hatte ich übrigens auch, ich hätte jedoch vorher wissen sollen das es trotzdem das aus für die Freundschaft bedeutet)


Zur Beziehung könnte ich jetzt einen noch 5mal so langen Text verfassen desswegen versuche ich es mal im kurzen zusammen zu fassen:

Anfangs war alles Perfekt. Besser oder anders kann und sollte man es nicht sagen. Wir hatten beide Schule haben uns da oft gesehen, wohnten nicht weit von einander, sahen uns regelmäßig, lernten unsere tiefsten Seiten kennen, lachten, alles was am Anfang halt dazu gehört -auch der viele S.. Kein Streit! Gar kein Streit. Rangeleien gab es schon wegen dem einen oder anderem Thema (meiner Eifersucht zum Dank), jedoch konnten wir uns schnell einigen auf Wege die positiv für uns beide waren.

Sie brauchte viel Liebe und Zuneigung und Aufmerksamkeit und die versuchte ich ihr so gut wie möglich zu geben, auch wenn das zu Folge hatte, dass ich mich hinten anstellen musste.
Zumindest war sie mehr als dankbar und zeigte und sagte mir das auch oft.

In der Mitte der Beziehung ist verdammt viel passiert das sowohl positiv aber auch verdammt negativ war. Unser Abi hatten wir beide in der Tasche, ich begann erstmal eine Ausbildung und sie schon ihr Studium.
Zeit hat sie sich genommen und hatte sie auch, ich hatte kaum Zeit habe mir aber so viel Zeit für sie genommen wie es nur ging (war teilweise kaum zu Hause). Sie ist auch relativ fix in Uninähe gezogen, was aber auch nicht sehr weit weg von mir lag. Zusammenziehen war auch ein Thema und wir waren auch kurz davor, bevor ich einen Rücktritt machte aus Streitgründen wegen Kleinigkeiten zu der Zeit. Ich habe einfach gefühlt das es nicht der richtige Moment für uns ist (von den gammeligen Wohnungen die wir uns ansehen durften mal zu schweigen).
Eifersucht ihrer und meiner seits entfachte. Ich war eifersüchtig da sie fast nur mit Typen in der Uni rumhing, die alle größer und meiner Meinung nach beeindruckender waren, immerhin war ich mit einer Ausbildung und kaum Zeit geplagt und die Typen mit dem selben Studium wie meine Freundin und mehr Zeit und Geld als nötig. In dieser Zeit war ich sehr unsicher meiner Person und meines auftretens wegen, habe mich wegen der Ausbildung selbst verurteilt (war sehr sehr unglücklich).
Ihre Eifersucht war eigentlich immer da, sie konnte nicht ohne, wurde betrogen von anderen.

Es kam durch dauernde Streitereien oft zu Momenten in denen ich einfach weg wollte, flüchten wollte. Einfach gehen wollte ich doch sie lies es nicht zu. Aus Verzweiflung benutzte ich oft den Satz Ich kann das nicht mehr, was als Trennungsgrund gedeutet wurde und auch zumindest in diesem Momenten ein wenig der Realität entsprach.
Geliebt habe ich sie nach wie vor abgöttisch und habe auch alles für sie getan und sie hat sich auch viel Mühe für mich gegeben. Ich fühlte mich trotz dem vielen Streit heimisch mit ihr, egal wo.

Trotzdem kam es zu einer Trennung. Zu oft habe ich sie verletzt. Das wollte ich nicht. Das habe ich wohl.
Das ganze ging einen Monat und ich sehe diese Zeit als einen fatalen Einschnitt in unsere Beziehung. Wir kamen zwar durch meine Bemühungen und Versprechen über Änderungen zusammen, aber diese Zeit hat eine tiefe Narbe in mir hinterlassen.
Tatsächlich hatte sie doch versucht sich einem der Typen von der Uni anzunähern. Heiß und sehr gut fand sie ihn, wie ich erfahren musste. Jedoch nicht dem Typen von dem sie mir bereits Wochen zuvor erzählt hatte sie hätte vielleicht Gefühle entwickelt die sie nicht wollte und das es ihr leid tut, sondern einem ganz anderen.
Bis heute würde sie die Annäherung bestreiten, jedoch habe ich meine Quellen (leider).

Naja, nach dem wir uns ausgesprochen und beruhigt hatten ging es uns und der Beziehung auch wieder besser. Nachdem der S. weniger wurde und auch das intime Beisammensein (Kuscheln usw.), gab es nun ein Hoch und wir hatten wieder Spaß und Freude an uns und der Beziehung.
Meine Gefühlen waren nach dieser Trennung jedoch anders. Es war wie Liebe, aber eingefroren, im Schatten, an der Leine. Ich weiß nicht wirklich wie ich es beschreiben soll.

Im letzten Abschnitt fing sie eine Therapie an wegen ihrem Exfreund (Dem Typen mit dem sie was nach der Trennung meines Kumpels hatte).
Diese warf uns und vor allem sie extrem weit zurück. Körperkontakt ging gar nicht. Es drängten Erinnerungen und Gefühle von damals hoch, ihre Realität vermischte sich.
Ich habe versucht mich so gut es geht um sie zu Kümmern und ihr zu helfen.
Nun hieß es für mich Arbeiten, dann zu ihr, für sie da sein. Es war wie ein 24/7 Job, mein Leben. Bis auf die wenigen Momente die ich zu Hause war um mal Luft zu schnappen aber die blieben auch dunkel weil ich mich sorgte und sie mir leid tat und ich ihr nun mal nicht richtig helfen konnte außer nur da zu sein. Ein Jahr ging das so. Nähe gab es ab und an wieder, sie hatte sich echt bemüht. S. gab es vielleicht einmal in drei Monaten jedoch haben wir versucht auf anderweitig Intim zu agieren.
Streit gab es auch trotzdem noch.
Ich war am Ende, brauchte viel Zeit für mich. Wusste nicht wohin mit meinem Leben (Ausbildung stand vor dem Ende). Studieren? Weiter Arbeiten?
Ich hatte mich verändert, bin zynisch geworden vielleicht sogar passiv aggressiv. Vielleicht deswegen wieder der häufige Streit?
Natürlich wurden ihre Gefühle beim Streiten nochmals verstärkt durch ihre Situation, weswegen es ihr auch immer mehr weh tat, selbst wenn eigentlich an sich nichts verletzendes gesagt oder gemacht wurde (aber vielleicht rede ich mir das nur schön).


Und dann kam da dieser letzte Streit. Thema war etwas unnötiges, ich wollte auch gar nicht erst darüber reden. Aus einer Mücke wurde eine Galaxie. Sie brauchte Abstand. Ich halte sie von der Genesung ab. Der ständige Streit. Mein plötzliches wütend werden.

Insgesamt waren wir fast vier Jahre zusammen. Es war meine erste Beziehung. Meine erste richtige und große Liebe. Mein erstes alles war mit ihr. Im Endeffekt gab ich mich auf und machte ihr klar es würde ihr besser ohne mich gehen (sie hatte sich davor schon getrennt aber ich wollte nicht das sie sich umentscheidet).

Und nun sitze ich hier. Fast einen Monat ist es jetzt her seit der Trennung. Genau als meine Unilaufbahn begann. Genau zu meiner dunkelsten Zeit. Genau dann wenn ich niemanden habe. Ich liebe sie noch. Ich vermisse sie. Ich vermisse auch einfach die Zeit mit ihr. Ich weiß ich bin vielleicht einfach nur daran gewöhnt und bin jetzt quasi auf Entzug. Der Schmerz ist trotzdem da. Die Trauer ist auch da. Ich habe vieles über mich gelernt, jedoch warfen sich mir neue Fragen auf.
Bin ich vielleicht wirklich zynisch und aggressiv geworden? War ich ein schlechter Partner? Habe ich zu oft zu schnell aufgegeben? Habe ich vielleicht sogar multiple Persönlichkeiten? (ich sage das alles weil es einen Grund hat)

Ich weiß das 4 Jahre nicht besonders lang sind im Gesamtbild. Verdammt ich weiß nicht mal was oder wie ich mich fühlen soll. Ich bin voller Trauer, voller Wut. Immer hab ich alles abbekommen. Ich habe alle meine Freunde hinten angestellt. Ich habe mich hinten angestellt. Sie nicht.
Ich weiß es geht weiter, ich habe ein paar neue Leute kennen gelernt. Vielleicht bin ich auch bald darüber hinweg. Wahrscheinlich aber werde ich sie nicht vergessen.
Was mich traurig macht ist, sie wird es irgendwann. Es geht ihr viel besser als mir. Sowohl so als auch nach der Trennung (und das trotz Therapie nebenher). Ich möchte mich nicht aufspielen aber ich bin so weit am Abgrund wie es nur geht ohne das ich mir selbst etwas antue.
Ich habe mich zu sehr Verändert, bin mir nicht treu geblieben.
Aber so bin ich halt, ich tue alles für die die ich Liebe.

Danke fürs lesen.

27.10.2015 22:34 • #1


V
Hey Nighty,

ich glaube so wie du fühlen sich viele nach einer Trennung - wie in einem Abgrund.
Man vermisst einfach die Nähe...

Aber was positiv ist, du fängst an zu reflektieren. Du merkst, dass du während der Beziehung zu wenig auf dich und deine Bedürfnisse geachtet hast. Ich finde daraus solltest du lernen. Man sollte immer irgendwie versuchen die Balance zu halten. Eben nicht sein komplettes Leben nur den Belangen einer Person zu widmen. Sondern auch für sich zu leben. Und auch Freundschaften nicht zu sehr hintenan zu stellen.

Dass du während der Beziehung plötzlich wütend wurdest, kommt wahrscheinlich genau daher. Du konntest irgendwann einfach nicht mehr. Nachdem du dich soo lange permanent zurück genommen hast, bist du einfach irgendwann geplatzt. Nutze diese Erkenntnis für die Zukunft - bei der richtigen Person solltest du niemals längerfristig das Gefühl haben, dass du erst an zweiter Stelle stehst. Liebe ist Geben und Nehmen.

Natürlich war das jetzt deine erste Liebe, sie ging einige Jahre und du bist erst grad getrennt. Da ist es klar, dass du dich manchmal schlecht fühlst. Versuche aber, in dem Studienbeginn eine Art Chance für ein neues Leben zu sehen. Du lernst neue Leute kennen, wirst dich sicherlich auch charakterlich noch weiterentwickeln, etc... Versuche, dich weiterhin selbst zu finden.

Versuche mehr in dich reinzuhören. Was ist für DICH wichtig? Was brauchst DU, um glücklich zu sein... und irgendwann kommt dann vll genau die Person, mit der du dein Glück teilen kannst.

Liebste Grüße
Violett

27.10.2015 23:18 • #2


Nighty
Danke Violett

Daraus lernen muss ich auf jeden Fall. Verändern sollte man sich nicht für andere finde ich. Zumindest nicht in diesem Stil. Ich bin einfach sauer auf mich. Weil ich es nicht früher gesehen habe. Auch sauer auf sie, da sie denkt das ich an allem Schuld bin.
Ja, ich habe an vielen Dingen Schuld. Was mich aufregt ist, dass sie nicht einmal akzeptiert das immer zwei dazu gehören.
Es lässt mich einfach nicht los.

Am schmerzhaftesten ist wie bei wahrscheinlich vielen anderen die Frage nach dem was wäre gewesen wenn?
Auch die Wochenenden und Abende an denen man nicht abgelenkt ist gehen mir sehr nah. Ich denke dann nur noch nach. Zu viel. Ich kann gar nicht aufhören damit.

Ich habe jetzt schon Angst ihr über den Weg zu laufen. Ich weiß wie sie reagieren wird. Ich weiß was sie denkt wie ich reagieren werde. Ich weiß auch das ich nicht so reagieren werde wie sie es annimmt.

Ich bin traurig, verletzt und voller Wut. Wegen ihr und wegen mir. Ich habe mich wegen ihr hassen gelernt. Nicht weil ich dumme Fehler gemacht habe oder mir nicht treu geblieben bin sondern weil sie mir vermittelt hat ich hätte alles falsch gemacht.

Ich weiß einfach nicht was ich über alles denken soll ich bin wie zweigeteilt. Im einen Moment erinnere ich mich an die schönen Momente und bin dankbar für die Zeit, in anderen möchte ich um jeden Preis zurück oder einfach nur schreien.

Aber ja, neue Bekanntschaften lenken wahnsinnig gut ab und ich kann mich neu erfinden in der Uni. Das gibt mir Kraft und Mut (auch wenn die Uni und manche Module mir die Kraft und den Mut an andere Dinge wieder nehmen)

27.10.2015 23:52 • #3




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