33

Warum ist er nicht ehrlich zu mir?

L
Mein Freund (40) und ich (47) sind seit 8 Monaten zusammen. Ich war die ersten Monate restlos glücklich. Bis ich seine Süchte und seine permanenten Geldprobleme mitbekam. Muss dazu sagen, ich bin geprägt durch Elternhaus und vorherige Beziehungen, teilweise auch keine leichte Partnerin. Ich reagiere sehr empfindlich und manchmal auch über und zweifle viele Dinge an. Nichtsdestotrotz bin ich ihm eine ehrliche und treue Partnerin. Und ich arbeite wieder über eine Gesprächstherapie an meinen Defiziten. Also ich geb mir wirklich alle Mühe! Habe selber keine Schulden und keine Abhängigkeiten. Er war von Anfang an zwar ehrlich zu mir, sprich, dass er Schulden hat aus den und den Gründen und dass er auch mal Alk. hatte. Ich habe ihn mehrfach darauf angesprochen, ob er nicht doch ein permanentes Problem mit Alk. hat, da er sehr oft Abends auch unter der Woche alk. Mixgetränke und Energy-Alkohol- Mischungen konsumierte. Er verneinte dies und sagte, er hätte das unter Kontrolle. Plötzlich stand über eine Woche eine fast leere Wodkaflasche in der Küche, symbolisch wohl, dass er gerade nichts trinkt aber die Energyflaschen wurden immer aufgefüllt und nahmen auch immer ab. Ich wusste, er trinkt das Zeug nicht pur. Also hab ich meiner Eingebung folgend als er mal nicht da war, seine Schränke durchsucht. (Ich wohne im Moment bei ihm, schlafe in seinem Schlafzimmer und er schläft auf seiner Schlafcouch im Wohnzimmer.) Natürlich bzw. leider Gottes bin ich fündig geworden. Er hatte in einer großen Tüte zwei Flaschen Hochprozentiges im Wohnzimmerschrank versteckt. Die eine war voll, die ander fast leer. Da ich relativ zeitig zu Bett gehe, hatte er natürlich immer die Gelegenheit, sich dann was zu mixen. Da ich nun den Beweis hatte, dass er Alk. ist, bin ich am nächsten Tag heimlich mit meinen Sachen ausgezogen und habe ihn mit meinem Abschiedsbrief und den zwei Flaschen konfrontiert. Als er von Arbeit kam hat er beides gefunden und kam geschockt und völlig reumütig zu mir, um alles einzusehen und mir das Versprechen zu geben, sich helfen zu lassen. Nun gut, ich habe mich nach einigen Gesprächen paar Tage später wieder auf ihn eingelassen. Ich denke auch, dass er seit diesem Tag nichts mehr getrunken hat. Leider hat er weitere Suchtpotentiale fürs Rauchen und fürs Spielen. Ich habe ihm nie Druck gemacht wegen Rauchen, bzgl. des Spielens ist mir jedoch mehrfach die Hutschnur geplatzt, weil er nicht mal beim Mittag das Handy weglegen konnte. Ergo hat er sich bzgl. des Spielens etwas zurückgenommen. Da wir eigentlich vorhaben, zusammenzuziehen, würde ich natürlich gern wissen, wie es finanziell bei ihm aussieht, da ich mittlerweile auch nur noch eine halbe Stelle habe. Soll nicht heißen, dass er mich aushalten soll aber ich möchte einfach nur mit beiden Gehältern relativ gut über die Runden kommen. Da ich auf seine Bitte schon mal zwei Monate das komplette Kostgeld für uns übernommen habe, fragte ich irgendwann, ob er denn mittlerweile wieder etwas besser dastehen würde. Er meinte, ja, es wäre alles ok. Erzählt hat er mir relativ am Anfang, dass er einen Kredit laufen hat, so knapp über 200 Euro. Da ich aber gut beobachten und kombinieren kann, glaube ich nicht, dass es rosig bei ihm auf dem Konto aussieht. Ihr könnt mich auch dafür verurteilen, aber wenn ich denke, dass mir jemand etwas verheimlicht, fange ich zu schnüffeln an. Und ich habe prompt in seinem Schreibtisch nicht nur Unterlagen von einem sondern von zwei Darlehen gefunden. Als ich letztens angedeutet habe, wir sollten doch mal überschlagen, was er abzüglich seiner Raten an Lohn hat und zusammen mit meinem Lohn dann schauen, wie hoch die Miete für eine gemeinsame Wohnung sein darf, hat er wenig später die Unterlagen und Auszüge für das zweite Darlehen aus diesem Ordner entfernt. Gestern kam ein Brief seiner Sparkasse für ihn, A4, dieser ist auch komplett verschwunden. Er bringt alles vor mir aus seiner Wohnung in Sicherheit. Obwohl er natürlich nicht weiss, dass ich geschnüffelt habe. Ich weiss gerade nicht weiter, denn mit einem Mann, der Heimlichkeiten hat, kann es doch nicht gut gehen. Und ich verstehe diese Unehrlichkeit nicht, warum geben Männer immer erst etwas zu, wenn es unumstößlich auf dem Tisch liegt? Ich hab langsam die Schnauze voll, mir immer nur Gedanken machen zu müssen und in meinem Alter nicht endlich mal mit dem richtigen Menschen zur Ruhe kommen zu dürfen. Meine Schwester meint, ich soll es einfach laufen lassen, bis es eben nicht mehr geht. Manche wollen sich einfach nicht helfen lassen. Aber dann stehe ich wieder alleine da und ein Hund ist mittlerweile auch mit im Spiel. Das bedeutet Verantwortung, die ich bei einer Trennung niemals abgeben würde aber leicht ist das finanziell dann alles andere für mich. Für konstruktive Meinungen bin ich vorab schon mal sehr dankbar! Was würdet ihr an meiner Stelle tun?

20.02.2019 18:23 • x 1 #1


N
Lilli, Du fragst Dich ernsthaft, weshalb er lügt? -Der Mann ist süchtig! Also krank! Er kann gar nicht anders! - Ich sehe leider überhaupt keine Perspektive für Euch beide. Es sei denn, er würde sein Verhalten einsehen, sich in Therapie begeben usw. Dafür müsste er aber ganz weit unten, und ich meine wirklich UNTEN, sein. Solange er eine Freundin hat, die ihn aushält (finanziell und emotional), wird er keine Notwendigkeit für eine Veränderung sehen. - Ich an Deiner Stelle würde gehen.

20.02.2019 18:35 • x 1 #2


A


Warum ist er nicht ehrlich zu mir?

x 3


U
Ich denke, er lügt, weil er sich schämt. Wer will vor einer Frau schon als Loser da stehen?
Ich denke, es hilft nur ein offenes Gespräch, moderiert von dir. Sag ihm, was du weißt. Jaaa, schnüffeln ist nicht toll aber es gab keine andere Möglichkeit für dich. So wie du dich für dein schnüffeln schämst, schämt er sich für seine Schulden und wer weiß noch was.. Pack alles auf den Tisch, nicht vorwurfsvoll aber mit der Ansage, dass Beziehungen auf Ehrlichkeit und Vertrauen fußen. Frag ihn, was Ehrlichkeit und Vertrauen für ihn bedeuten, frag ihn, warum er dir denn nicht vertraut, frag ihn, was Liebe für ihn ist.

20.02.2019 18:44 • x 1 #3


L
@Ninka @Ninka
Zitat von Ninka:
Lilli, Du fragst Dich ernsthaft, weshalb er lügt? -Der Mann ist süchtig! Also krank! Er kann gar nicht anders! - Ich sehe leider überhaupt keine Perspektive für Euch beide. Es sei denn, er würde sein Verhalten einsehen, sich in Therapie begeben usw. Dafür müsste er aber ganz weit unten, und ich meine wirklich UNTEN, sein. Solange er eine Freundin hat, die ihn aushält (finanziell und emotional), wird er keine Notwendigkeit für eine Veränderung sehen. - Ich an Deiner Stelle würde gehen.


Wahrscheinlich hast du völlig recht, nur tut die Wahrheit eben weh und verlangt konsequente Entscheidungen. Ich werde ihn nochmals frontal konfrontieren und sehen, ob es was bringt!

20.02.2019 18:47 • x 1 #4


N
Dafür drücke ich Dir natürlich die natürlich die Daumen! Pass nur bitte auf Dich auf und geh an dieser Beziehung nicht kaputt!

20.02.2019 18:49 • x 1 #5


L
Auch du hast völlig recht. Ich gehe an sowas seelisch kaputt zumal ich gesundheitlich auch nicht gerade auf der Höhe bin. Danke für deine lieben Wünsche!

20.02.2019 18:52 • x 1 #6


D
Du hast Dir einen sehr kranken Mann ausgesucht, kranke Menschen gehen weder mit der Krankheit noch mit den unschönen Begleiterscheinungen gerne hausieren, das ist menschlich vollkommen nachvollziehbar.
Die von Dir erwartete Offenheit ist ein frommer Wunsch, mehr nicht.
Selbst kerngesunde und solvente Menschen sind nicht immer ehrlich, das Verbergen gehört zur Natur des Menschen, es ist eine instinktive Schutzmaßnahme.
Sind wir emotional involviert, nennen wir es Lüge, Täuschung und Betrug, stehen wir außen, sind wir weniger hart, da es uns nicht unmittelbar betrifft.
Du musst unbedingt in die Distanz finden, nicht, um ihm weniger hart zu beurteilen, sondern, um ganz sachlich die Fakten zu sehen und dann sachlich zu handeln.
Handelst Du emotional, wirst Du zum ewigen Schnüffler, Helfer und Co-Abhängigen.
Du wirst dann in jeder Hinsicht verlieren, Sicherheit, Geld, Vertrauen, Dein Herz sowieso und schlimmstenfalls den Verstand, Wohnung und Familie.

Klingt dramatisch, ist es auch.

Liebe ist eine starke Kraft, aber sie ist kein nachwachsenden Gut, wenn sie nicht gepflegt, gedüngt und gehegt wird. Sucht bedeutet nehmen, nicht geben.
Ein Suchtkranker hat seiner Liebe zum sozialen und fairen Miteinander längst abgeschworen, er lebt eine tiefe Liebe zur Substanz bis hin zur Zerstörung, für Menschen bleibt da einfach kein Raum.
Die geäußerten Gefühle, die aus der Not, nicht aus der Liebe geboren werden, ähneln leider denen der Liebe, deshalb verwirrt das den cleanen Partner gerne:
Worte, Schwüre, temporäre Besserung, Briefe, Geschenke, Sechs, Gespräche, Tricks.
Das sind Mittel, mit denen ein Verliebter agiert- aber eben auch ein Kranker, denn krank bedeutet nicht dumm.
Diese Mittel sind dann leider missbrauchte Mittel, sie sichern das *beep* Überleben und die Hilfe und Zuwendung, die der Kranke dringend braucht.
Die Liebe zur Dro. ist nämlich leider eine sehr einseitige, da kommt recht wenig zurück.
Deshalb muss das irgendwie kompensiert werden.

Am Ende dieser Liebe bleibt Dir Erschöpfung.
Denn retten kannst Du ihn nicht, mach Dir das bitte unmissverständlich klar.
Diese traurige Gewissheit sollte Dir die Entscheidung leicht(er) machen.
Hart wird es so oder so, lass nicht zuviel Zeit verstreichen, sonst hat die Täuschung Fuß gefasst und Du verwechselst Zuneigung mit knallhart kalkulierter Zweckmäßigkeit.

20.02.2019 21:34 • x 2 #7


E-Claire
Guten Abend @Lilli72 im Forum,

Weißt Du Suchterkrankungen sind ein hartes Brot. Zwei bis drei davon machen die ganze Sache ja nicht besser.
Und oft genug reden wir uns ein, wir kommen schon klar. Wir erzählen uns, aber Liebe hilft oder wir denken darüber nach, wie gut alles doch sonst so passt.

Warum auch immer Du gerade in seinem Schlafzimmer wohnst, Du bist innerhalb kürzester Zeit zu jemandem geworden, der nicht nur nicht vertraut, sondern in Schränken nach Flaschen sucht und in persönlichen Unterlagen herum schnüffelt.

Ist das wirklich die Person, die Du sein willst?

20.02.2019 22:27 • x 2 #8


B
Hallo Lilli.
Ich kann dich total verstehen. Ich mache/machte gerade ähnliches durch. Mein Ex hat verschiedene Süchte. Ich habe auch angefangen seine Wohnung und alles zu durchsuchen und ich hab jedes Mal was gefunden.... Einerseits fühle ich mich bestätigt, aber ich konnte mich nicht trennen und führte immer wieder Gespräche. Er gab immer nur das zu was ich 100% auch wusste. Im Nachhinein stellte sich aber raus das noch viel mehr gelogen war und das von Anfang an.
Ich weiß das es nur die Möglichkeit der Trennung gibt, aber es fällt eben so schwer, weil die Gefühle dem Kopf im Wege stehen.
Aber willst du immer weiter überlegen wollen ob er dir gerade die Wahrheit sagt? Du wirst irgendwann jedes Wort in Frage stellen. Ich hab ihm nicht mal mehr geglaubt wenn er nur allein zu einem Freund fuhr.
Wir waren auch bei einer Suchtberatung. Selbst da hat mein Ex gelogen und stand da nicht hinter.
Wenn dein Freund aus eigenem Willen 100% mit dem allen aufhören will und dich um Hilfe bittet, dann habt ihr vielleicht noch eine Chance... aber wenn das alles von dir aus angetrieben wird, wird er sich leider nie ändern.

20.02.2019 23:01 • #9


B
Sprich mit ihm, wenn er sich Hilfe holt für sein Problem dann geht die Partnerschaft weiter.

Ich kenne aus meinem Umfeld einen Fall wo die Liebe stärker war wie die Sucht.

20.02.2019 23:52 • x 1 #10


H
@Lilli72

....LAUF.....du kannst ihm nicht helfen, seine Dämonen kann nur er alleine bekämpfen! Das hat nicht´s mit Empathilosigkeit zu tun oder ...die Flinte nicht gleich ins Korn werfen!

...sobald er einsieht das er sich professionell helfen lassen muss, eine Entziehung macht...dann kannst du eventuell über einen Neuanfang nachdenken, vorher stehst du auf verlorenem Posten, du gehst unweigerlich mit unter...also rette in erster Linie dich selbst!

21.02.2019 07:09 • x 1 #11


L
Lauf lauf Lauf.
So jemand wird dir immer Probleme machen. Du wirst dir nie was mit ihm aufbauen können.
Solche Menschen verändern sich nie.

21.02.2019 08:09 • x 1 #12


Kummerkasten007
Du hast zwei Möglichkeiten.

1. Du redest Dir immer wieder den Mund fusselig, kontrollierst und durchsuchst ständig seine Sachen und wirst langsam aber sicher Co-Abhängig.

2. Du sagst ihm, dass Du unter diesen Voraussetzungen keine Beziehung führen möchtest, aber gerne für ihn da bist, wenn er von sich aus seine Probleme angehen möchte.

Egal was Du machst, es muss von ihm ausgehen.

21.02.2019 08:24 • x 1 #13


L
Zitat von Dattel:
Du hast Dir einen sehr kranken Mann ausgesucht, kranke Menschen gehen weder mit der Krankheit noch mit den unschönen Begleiterscheinungen gerne hausieren, das ist menschlich vollkommen nachvollziehbar. Die von Dir erwartete Offenheit ist ein frommer Wunsch, mehr nicht. Selbst kerngesunde und solvente Menschen sind nicht immer ehrlich, das Verbergen gehört zur Natur des Menschen, es ist eine instinktive Schutzmaßnahme. Sind wir emotional involviert, nennen wir es Lüge, Täuschung und Betrug, stehen wir außen, sind wir weniger hart, da es uns nicht unmittelbar betrifft. Du musst unbedingt in ...


Das klingt sehr logisch und fachlich kompetent. Ich habe selber einen mediz. Beruf und auch eine längere mittelgradige depressive Episode. Das war allerdings vor ihm. Deshalb kann ich wohl auch einschätzen, dass er jetzt nicht mega süchtig ist. Nach meiner Einschätzung befindet er sich an einer Grenze, wo er immer noch relativ gut kontrollieren kann. Und dass er echte Gefühle für mich hat, dass denke ich auch. Ich werde ihn knallhart konfrontieren mit einem Brief. Da kann er mich nicht unterbrechen und ich kann alles loswerden, was meine Seele belastet. Darin schreibe ich auch, dass diese Beziehung keine endlose mehr sein wird, wenn er nicht anfängt, etwas zu ändern. Und dass ich nicht solange bleiben werde, bis es mir noch schlechter geht und dass ich auch nicht gemeinsam mit ihm untergehen werde. Ich bin momentan glücklicherweise so rational, dass ich mich nicht von meinen Gefühlen beeinflussen lasse. Das ist der letzte Warnschuss und dann werde ich gehen, wenn ich es nicht mehr aushalte. Keine Ahnung ob dass so richtig ist, aber für mich fühlt es sich erstmal richtig an. Danke für deine Antwort!

21.02.2019 15:36 • #14


L
Zitat von BeXX:
Hallo Lilli. Ich kann dich total verstehen. Ich mache/machte gerade ähnliches durch. Mein Ex hat verschiedene Süchte. Ich habe auch angefangen seine Wohnung und alles zu durchsuchen und ich hab jedes Mal was gefunden.... Einerseits fühle ich mich bestätigt, aber ich konnte mich nicht trennen und führte immer wieder Gespräche. Er gab immer nur das zu was ich 100% auch wusste. Im Nachhinein stellte sich aber raus das noch viel mehr gelogen war und das von Anfang an. Ich weiß das es nur die Möglichkeit der Trennung gibt, aber es fällt eben ...



Hallo BeXX, du hast völlig recht. Erst als ich die zwei Alkflaschen gefunden hatte, hat er zugegeben, ein Problem zu haben. Vorher hatte er alles im Griff. Es ist schon mehr als traurig. Endlich dachte ich, habe ich den einen gefunden und habe seinen vollen Rucksack, den er auf hatte, auf den ersten Blick nicht gesehen. Wäre man nur vorher so schlau wie hinterher. Ich muss jetzt einfach schauen, ob er auf meine Konfrontation über einen Brief wach wird oder nicht. Da ich zum Glück noch meine eigene Wohnung habe, kann ich jederzeit zurückgehen. Danke für deine Antwort!

21.02.2019 15:44 • #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag