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Warum suche ich ständig Streit?

T
Hallo,

ich würde gerne zu einem Thema eure Meinung hören:
Meine Beziehung ist noch relativ frisch (3 Monate) und läuft an sich sehr gut

Ich bin kein einfacher Mensch und mache auch eine Therapie, nichtsdestotrotz verläuft die Beziehung im Großen und Ganzen sehr gut.
Mir fällt aber auf, dass ich ganz oft (tw. 1x wöchentlich) einen Streit vom Zaun breche. Manchmal geht es um Dinge, die mir wichtig sind und wo ich mich dann eben enttäuscht fühle. Damit kann ich mittlerweile recht gut umgehen bzw. durch eine offene Kommunikation kommt das seltener vor.

Mein Problem sind eher quasi anlasslose Streits, die meistens so ablaufen: Sie macht in meinen Augen irgendwas falsch und ich greif das dann auf und mache ihr deswegen Vorwürfe. Das absurde ist, dass diese Anlässe (im Unterschied zu den vorher genannten Anlässen) mir relativ egal sind.
Ein erfundenes Beispiel dazu: Sie geht im Supermarkt einkaufen und besorgt sich ihren Lieblingspudding, vergisst aber komplett darauf mir auch einen mitzunehmen, was ich ihr dann vorwerfe, obwohl es mir eigentlich komplett egal ist (blödes Beispiel, weil warum sollte ich generell sauer sein, wenn sie sich mit ihrem eigenen Geld etwas für sich kauft )

Ich frage mich, warum mache ich das? Und woher kommt das?
Möchte ich vielleicht dadurch etwas Distanz zwischen uns schaffen?
Will ich damit meine Überlegenheit unter Beweis stellen? (ich mache alles richtig, du alles falsch)

Wäre sehr dankbar über jedes Feedback

19.11.2020 13:38 • x 1 #1


A
Zitat von tester:
Ein erfundenes Beispiel dazu:

Zitat von tester:
blödes Beispiel, weil warum


Dann nimm doch mal ein echtes Beispiel.
Ich würde mir da an Deiner Stelle mal ein Beispiel ganz genau ansehen, mich nochmal genau in diesen Moment reinbegeben gefühls- und gedankenmäßig. Was genau hat Dich dazu gebracht, so zu reagieren? Wie fühltest Du Dich vor der Situation etc., welche Gedanken hattest Du, welche Gefühle und Gedanken kamen durch die Situation in Dir hoch, was wurde da bei Dir getriggert usw.

19.11.2020 13:46 • x 2 #2


A


Warum suche ich ständig Streit?

x 3


D
Klingt nach chronischer Nörgelei für mich.
Was macht dich denn so unzufrieden mit dir selbst?
Oder muss das Miteinander generell deinem inneren Plan folgen?

19.11.2020 13:52 • x 3 #3


T
Zitat von Arjuni:


Dann nimm doch mal ein echtes Beispiel.
Ich würde mir da an Deiner Stelle mal ein Beispiel ganz genau ansehen, mich nochmal genau in diesen Moment reinbegeben gefühls- und gedankenmäßig. Was genau hat Dich dazu gebracht, so zu reagieren? Wie fühltest Du Dich vor der Situation etc., welche Gedanken hattest Du, welche Gefühle und Gedanken kamen durch die Situation in Dir hoch, was wurde da bei Dir getriggert usw.


Vielen lieben Dank für deine Antwort!

Ich hab sie vor kurzem sehr ausgiebig verwöhnt, indem ich sie stundenlang gestreichelt habe und sie hat es sichtlich genossen.
Umgekehrt kam dann quasi gar nichts von ihr zurück und das habe ich ihr dann auch direkt vorgeworfen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt ohnehin auch schon müde war und mein Bedarf an Zärtlichkeiten sich in Grenzen hielt.

Was fühle ich dabei? Ich hab das heute auch in der Therapie angesprochen, aber leider keine wirklich zufriedenstellende Antwort erhalten.
Es ist einfach ein extremer Impuls, den Partner auf sowas hinzuweisen und ihm eventuell ein schlechtes Gewissen zu machen?
Warum? Vielleicht, weil ich mich dadurch überlegen fühle? Vielleicht, weil ich denke, dass man ihn mit Abwertung eher an sich bindet?

Ich muss aber auch dazu sagen, dass das kein klassisches Nörgeln oder so ist und es sich eben nicht um alltägliche Dinge dreht, wie beispielsweise der Haushalt.

19.11.2020 13:53 • x 1 #4


Wurstmopped
Zitat von tester:
Hallo, ich würde gerne zu einem Thema eure Meinung hören: Meine Beziehung ist noch relativ frisch (3 Monate) und läuft an sich sehr gut Ich bin kein einfacher Mensch und mache auch eine Therapie, nichtsdestotrotz verläuft die Beziehung im Großen und Ganzen sehr gut. Mir fällt aber auf, dass ich ganz oft (tw. 1x wöchentlich) einen Streit vom Zaun breche. Manchmal geht es um Dinge, die mir wichtig sind und wo ich mich dann eben enttäuscht fühle. Damit kann ich mittlerweile recht gut umgehen bzw. durch eine offene Kommunikation kommt das ...


Ich sage mal, da meldet sich Dein inneres Kind und das Gefühl was Du bei z.b einen vergessenen Pudding hast, ähnelt dem Gefühl von fehlender Aufmerksamkeit, Liebe oder Anerkennung in der Kindheit.
Du reagierst dann mit Verletztheit und Wut, Enttäuschung oder Kritik.
Also immer darauf schauen, was Deine Gefühle triggern und ob der Anlass wirklich die Ursache ist oder ein Defizit was Du schon vor Jahrzehnten mitbekommen, mitgenommen hast.

Das gilt auch für Eifersucht oder das Gefühl verliebt zu sein...wird alles getriggert und oftmals stellt sich dann viel später heraus, due Gefühlswelt betrügt einen selbst...schau in das Forum....

19.11.2020 13:55 • x 6 #5


Plentysweet
Zitat von tester:
Ich frage mich, warum mache ich das?

Weil Du geliebt werden willst.
Und weil das, was sie tut, in Deinen Augen egoistisch ist. Und sie soll doch bitte auch an Dich denken. So etwas kann dann in der Partnerschaft stark nach hinten losgehen. Weil so erzieherisches, belehrendes Verhalten (Du nennst es Streit) im anderen erzeugt, daß er etwas falsch gemacht hat. Und die Vermutung aufkommt, verbogen werden zu sollen. Liebe lässt aber frei und lässt gewähren.
Ich tippe mal auf Liebesucht und stark Plus Pol verdächtiges Verhalten bei Dir.
Sie ist halt freier, wahrscheinlich auch selbstbewusster und macht ihr Ding. Und das passt Dir nicht. Du schreibst ja auch selber, daß Du ein komplizierter Mensch bist.
Es ist gut, daß Du in Therapie bist. Da kannst Du diese Themen gut bearbeiten. Im Grunde gehts um Selbstliebe und Akzeptanz.

19.11.2020 13:55 • x 4 #6


T
Zitat von Dediziert:
Klingt nach chronischer Nörgelei für mich.
Was macht dich denn so unzufrieden mit dir selbst?
Oder muss das Miteinander generell deinem inneren Plan folgen?


Hallo Dediziert, auch dir Danke für deine Antwort!

Nein, es ist keine Nörgelei. Meine Mutter z.B. nörgelt extrem viel gegenüber meinem Vater.
Das passiert oft und es dreht sich immer die gleichen alltäglichen Themen, wie z.B. Haushalt.
Solche Streits sind meistens extrem kurz und nicht so emotional aufgeladen, wie es bei der Fall ist.

Ich hab schon das Gefühl, dass ich sehr kontrollsüchtig sein kann.
Darf ich dich fragen, wie du hier die Verbindung zum Thema Streit siehst?

19.11.2020 13:56 • x 3 #7


B
Kommt meistens bei Leuten vor,die sich chronisch nicht gesehen fühlen. Du bringst deine Partnerin in die Beweispflicht ,dass sie nicht so ist,wie du ihr vorwirfst und generierst damit sehr viel Aufmerksamkeit für dich.Auch möglich, dass du dich über Streitereien regulierst und deshalb irgendwelche Dramen inszenierst.
Alles im Allem ein Verhalten, bei dem die Bedürfnisse des Gegenübers nicht so wichtig angesehen werden wie die eigenen.
Würde mich nicht wundern, wenn sie irgendwann einfach hinschmeißt,so eine Beziehung will man einfach nicht führen

19.11.2020 14:00 • x 5 #8


A
Zitat von tester:
Ich hab sie vor kurzem sehr ausgiebig verwöhnt, indem ich sie stundenlang gestreichelt habe und sie hat es sichtlich genossen.
Umgekehrt kam dann quasi gar nichts von ihr zurück und das habe ich ihr dann auch direkt vorgeworfen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt ohnehin auch schon müde war und mein Bedarf an Zärtlichkeiten sich in Grenzen hielt.


Zitat von tester:
Was fühle ich dabei? Ich hab das heute auch in der Therapie angesprochen, aber leider keine wirklich zufriedenstellende Antwort erhalten.

Hast Du grundsätzlich einen schlechten Zugang zu Deinen Gefühlen?

Zitat von tester:
Warum? Vielleicht, weil ich mich dadurch überlegen fühle? Vielleicht, weil ich denke, dass man ihn mit Abwertung eher an sich bindet?

Nach meinem Verständnis entsteht Aggression eher aus Angst. Vielleicht hast Du Angst, dass Du ihr nicht so viel bedeutest, wie sie Dir, wenn das Streicheln eine Einbahnstraße ist?

Fühlst Du Dich sicher in der Beziehung? Fühlst Du Dich geliebt? Hast Du das Gefühl, viel machen zu müssen, damit sie Dich liebt?

19.11.2020 14:01 • x 4 #9


D
Dann klappt das mit der offenen Kommunikation wohl doch nicht so gut.
Benennst du klar, was du willst oder wartest du ab, bis du von deiner Lauerposition aus 'Hah!' sagen kannst und piekst dann rum?
Zitat:
Darf ich dich fragen, wie du hier die Verbindung zum Thema Streit siehst?

Gute Frage, die ich auch so einfach nicht beantworten kann.
Ich z.B. konnte früher wegen jedem Fliegenschiss einen Streit anzetteln, habe mittlerweile begriffen das es nur mit mir zu tun hat.
Es kann natürlich auch sein das du da von Haus aus ein gewisse Muster erlernt hast, wobei es auch nicht immer von Vorteil und schon gar nicht immer richtig ist, solche Sachen auf das Elternhaus zu schieben.
Es liest sich für mich so, als wenn du unterschwellig unzufrieden mit dir bist und nicht klar benennen kannst, was du willst; deine Erwartungshaltung scheint mir sehr hoch.
Dein Gegenüber ist kein Gedankenleser, egal wie innig die Beziehung sein mag und wie gut du dein Gegenüber kennst.

19.11.2020 14:08 • x 3 #10


Wurstmopped
Zitat von tester:
Ich hab sie vor kurzem sehr ausgiebig verwöhnt, indem ich sie stundenlang gestreichelt habe und sie hat es sichtlich genossen.
Umgekehrt kam dann quasi gar nichts von ihr zurück und das habe ich ihr dann auch direkt vorgeworfen, obwohl ich zu dem Zeitpunkt ohnehin auch schon müde war und mein Bedarf an Zärtlichkeiten sich in Grenzen hielt.

Ich sage mal so, wenn du es freiwillig tust, dann bestimmt aus Liebe.
Wenn sie es einfordert, dann kann's du das auch einfordern, ist halt ne Waage... Beziehung ist geben und nehmen.
Wenn Du das Gefühl hast du bekommst zu wenig Zärtlichkeit, dann ist es ein Thema.
Jedoch auch hier, ist es getriggert dadurch das Du so etwas ausgleichen möchtest oder bist du halt eher der Kuscheltyp.
Und ja die Grenzen sind hier fließend, das macht es halt so schwierig es für sich selber einzuordnen.
Achte mal genau auf das Gefühl was du in solchen Situationen hast, bist Du bin der Lage es zu kontrollieren oder bist du machtlos?
Ein Gefühl was dich ohnmächtig macht ist nie gesund und da kannst Du dann trainieren mit dem Gefühl umzugehen, es zu beherrschen und gleichzeitig reflektieren.
Ich würde mit meiner Partnerin offen und ehrlich darüber reden!
Und wenn sie dich wirklich liebt, dann wird sie auf dich eingehen und dich besser verstehen!
Über seine negativen Gefühle, die Ohnmacht und die Bedürfnisse miteinander reden zu können, Verständnis gespiegelt zu bekommen und der beidseitige liebevolle Umgang mit den Defiziten des anderen ist die Basis einer guten Beziehung.
Ist diese Basis nicht vorhanden, dann scheitert jede Beziehung.

19.11.2020 14:10 • x 5 #11


Plentysweet
Zitat von Dediziert:
Benennst du klar, was du willst oder wartest du ab, bis du von deiner Lauerposition aus 'Hah!' sagen kannst und piekst dann rum?

Sehr gut beschrieben und leider weit verbreitetes Verhalten .

19.11.2020 14:31 • x 4 #12


B
Hört sich auf jeden Fall anstrengend an. Mein letzter Partner war so und ich habe lange gebraucht, um diese schräge Beziehung zu verarbeiten.

Bei ihm war es so, dass er sehr viel in meine Sätze, Mimik und Handlungen hinein interpretiert hat - statt nachzufragen: wie meinst du das?

Zudem hat er nie gelernt, offen seine Bedürfnisse zu kommunizieren. Er dachte wohl, auf sowas muss ein Partner von selbst kommen und wenn das nicht geschah, sanktionierte er mit Streit, Distanz, Abweisung.

Ich selbst hasse Streit und empfand es immer als unvorhersehbaren Orkan, der da auf mich einstürmte. Was an einem Tag ok war, löste am nächsten bei ihm Unmut aus. Vielleicht hätte ich zurückschreien sollen, mich auch aufregen. Aber das ist nicht meine Art, weil ich denke, man kann doch alles ruhig und sachlich klären.

Anfangs habe ich versucht, mich zu erklären und die Wogen zu glätten. Dann versuchte ich Gesprächstechniken anzuwenden, die ich auch in meiner Arbeit (Psychiatrie) nutze, um zu deeskalieren. Half aber nicht. Wenn er Streit wollte, dann musste er das wie einen unumkehrbaren Zwang ausleben.

Später ließ ich seine lauten Monologe über mich ergehen und schwieg.
Am Ende ging ich, wenn ich merkte, er sucht wieder Streit.

Auf lange Sicht, macht das eine Beziehung kaputt und man hat das Gefühl, es mit einem Kind zu tun zu haben, das seine Impulse nicht kontrollieren kann.

Streitsuchende Menschen wirken unzufrieden und negativ. Das zieht andere dauerhaft runter.

Du hörst dich aber reflektiert an. Nutze das als Chance etwas zu verändern. Die besten Möglichkeiten bietet dir dazu eine Verhaltenstherapie. Dort kannst du neue Bewältigungsstrategien lernen. Du dokumentierst z.B. in einem Verhaltenstagebuch die Streit-Anlässe, deine Gefühle und deine Reaktionen.
Du bekommst Hausaufgaben und erlernst Techniken, wie du dich regulieren kannst.

19.11.2020 14:33 • x 4 #13


S
Zitat von tester:
Ich frage mich, warum mache ich das? Und woher kommt das?
Möchte ich vielleicht dadurch etwas Distanz zwischen uns schaffen?
Will ich damit meine Überlegenheit unter Beweis stellen? (ich mache alles richtig, du alles falsch)


Entweder bist Du ein ewiger Zauderer und Besserwisser a la Ekel-Alfred.

Oder Du bist mit etwas, ihr oder vielem/vieles, keine Ahnung, unzufrieden.

Das sollte Dir aber gehörig zu denken geben, denn es macht Dich nicht gerade attraktiv. Auf Dauer wird Dich das zu einem sehr einsamen Menschen machen.

19.11.2020 14:35 • x 2 #14


Plentysweet
Zitat von Schlurfi2020:
Auf Dauer wird Dich das zu einem sehr einsamen Menschen machen.

Naja. Er arbeitet ja jetzt daran und das ist gut.
Ganz allgemein ist es in einer Beziehung gut, meiner Mng nach, nicht alles zu verbissen zu sehen und auch Humor walten zu lassen, wenn mal einer etwas falsch macht. Humor und die Fähigkeit anderen und sich selbst zu verzeihen, halte ich die wichtigsten zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Neben Selbstliebe und Selbstrefkektion und dem ganzen Zeug.

19.11.2020 14:40 • x 5 #15


A


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