Ich habe heute etwas gelesen, was mir die Trennung nun so viel leichter macht. Meine Wut fokussiert sich jetzt nicht nur noch auf mich.
Gestern schrieb sie den ganzen Abend an einem ellenlangen Text. Sie war extrem gereizt, wenn ich sie nur ansprach. Außerdem nahm sie den Schreibblock sogar mit, wenn sie den Raum verließ. Also ganz klar, dass ich es nicht lesen sollte. Da ich keine Lust habe, dass mir irgendein Brief erneut das Herz bricht. Fragte ich nach, ob es sich wieder an mich richtete. Sie verhielt sich komisch und meinte schließlich, nein er wäre an sie selbst gerichtet.
Heute Morgen wollte ich mir etwas aus dem Schlafzimmer holen. Und da lag er bei ihrem Nachtschrank. Mich darf nun jeder gern dafür verurteilen, dass ich nicht das Recht hatte diese Zeilen zu lesen. Aber ich tat es, zuletzt auch aus Selbstschutz.
Kurz um dieser Text ist ein Prototyp einer noch nicht bzw. vielleicht mittlerweile bereits geschriebenen WhatsApp Nachricht. An einen Typen, mit dem sie während meiner Reha Zeit wohl angebandelt ist. Sie gibt ihm in diesem Text mehr oder weniger einen Laufpass. Aber es stehen auch deutliche Worte darin, die zeigen, dass auch von ihr mehr gewollt war. Du bist besonders und außergewöhnlich Er scheint sie nur leider mit seinen eigenen Problemen verschreckt zu haben (Bloß nicht schon wieder einen wie mich).
Inhaltliche Themen sind z. B.:
..., habe ich eine Pro- und Contraliste angefertigt, was dich/uns betrifft
Aber ich wollte dich wiedersehen... nach dem zweiten treffen festigte sich eher Freundschaft, aber ich schiebe es eher auf die Umstände. Ich wollte nicht aufdringlich sein, schon gar nicht wo ich vergeben war...
Mit meinem Ex-Freund in gewisser Weise geht es dich nichts an. (Hier geht es um unser S.)
Ich bleibe dabei, dass ich gern mit dir schreibe und es nicht missen möchte (Dasselbe sagte sie über unsere Beziehung)
Du hast nichts verbockt. Es gehören zwei dazu. Und bisher sehe ich, dass ich es mehr verbockt habe.
Meine erste große Liebe darüber habe ich das Nötigste erzählt (Themen die sie mit mir nie erzählen wollte)
Sie rechtfertigt sich unter anderem bei ihm dafür, warum sie während ihres ersten Treffens, als sie noch mit mir zusammen war, eine Kette von mir trug. Solche Sachen und weitere solcher Scherze sind darin Thema.
Sie schrieb zudem, dass ihr die berufliche Sicherheit beim Partner enorm wichtig ist. Darüber hat sie mit mir nie ein Wort gewechselt. Dass ich ihr das nicht geben konnte, sehe ich ein. Mit dieser Begründung hätte ich vor der Trennung etwas anfangen können. Entweder man ändert etwas daran oder man lässt es und trennt sich. Aber woher soll man wissen, dass es den Partner so sehr beschäftigt, wenn dieser kein Wort darüber verliert.
Ich hatte nach dem Lesen erst einmal kurz Herzrasen. Aber das hat sich schnell gelegt.
Ich habe mir eine große Kiste genommen und alles, was an unsere Zeit erinnert und in der Wohnung stand: Fotos, Liebesbriefe, Geschenke, Liebestagebücher usw. da hineingepackt.
Und es hat sich gut angefühlt! Ich habe nicht eine einzige Träne vergossen!
Die Art und Weise wie sie in diesem Text schreibt, ist genau die Art wie sie auch die besagten Liebesbriefe damals an mich schrieb. Ich war letztlich nur ein weiteres Blatt an ihrem Ast, das partout nicht von alleine fallen wollte. Also wurde mit der Schere nachgeholfen.
Irgendwie kann sie mir trotzdem nur leid tun. Ich war ihr sechster Freund. Alle Anderen hatten sie zuvor betrogen. (so wurde es mir zumindest erzählt)
Nun hat sie für jemanden, für den sie kurzzeitig Gefühle hatte, eine sechsjährige Beziehung aufgegeben in welcher sie wirklich geliebt wurde. Sie hat ihre Entscheidung getroffen. Ich werde damit irgendwann leben können. Ob sie es dann auch kann sei mal dahingestellt.