Viele, viele Monate schon….
lese ich hier im Forum. Lese und höre mir Vorträge an um zu verstehen. Die (Leidens) Geschichten sind dem Grunde nach sehr ähnlich und doch so unterschiedlich.
Ich möchte meine Geschichte hier vortragen, weil ich denke, dass ich aus der Sicht von Betroffenen Frauen, die das selbst erlebt haben, eine andere Sichtweise gewinnen kann, möchte.
Wir lernten uns im Oktober 2008 kennen. Schnell war eine „innige, äußerst liebevolle und zärtliche“ Verbundenheit da. Ich war wie ausgehebelt durch seine Liebesbekundungen – du bist das, was ich immer suchte, die Frau meines Lebens, selbständig, klug, hilfsbereit, einfach alles -. Wir sind beide Anfang 50. Und ich glaubte es ja auch, so überzeugend er es mir sagte. Im Dezember 2008 kündigte er seine Wohnung und zog bei mir ein. Wir verbrachten jede freie Minute miteinander und es war wie im Traum. Später las ich in einem Beitrag „zu schön um wahr zu sein, denn es ist nicht wahr“. Das sollte ich aber erst viele Monate später erfahren.
Nein, ich bin nicht naiv. Es war ja meine Wohnung, in der ich mich sicher fühlte und ihn jederzeit des Feldes hätte verweisen können, wenn ich unsicher geworden wäre. Das wurde ich aber (leider) nicht.
In den folgenden Monaten erfuhr ich vieles aus seiner ersten Ehe. Seine Frau hat ihn mit dem besten Freund betrogen, die Kinder sind von der Mutter beeinflusst und wollen keinen Kontakt zu ihm etc…. Ich glaubte ihm, er war so überzeugend. Er vermittelte mir ja das Gefühl, dass er „leidet“. Ich unterstützte ihn, wo ich konnte, machte ihm Mut, dass er den Kontakt zu den Kindern herstellen soll, notfalls über das Jugendamt oder die Schule. Viele Nächte lang redeten wir über diese „verunglückte“ Ehe. Ich war auch geschieden, aber so kannte ich es nicht. Mein Ex-Mann kümmerte sich nach wie vor um unsere gemeinsamen Söhne, kam öfter mal zum Kaffee vorbei und wir unterhielten uns über alltägliches, wie Kinder, Arbeit usw.
Wir lebten also in meiner Wohnung, in der ich nach wie vor auch die Miete und NK zahlte. Ich kaufte ein – allerdings für 2. Nach einem guten halben Jahr sprach ich ihn darauf an, er könnte ja zur Miete auch etwas beitragen, was er dann auch anstandslos tat. Er hatte permanente finanzielle Schwierigkeiten, Kindesunterhalt, Altlasten etc., die ich auch da noch auf die Vorgeschichte schob, wie einfach. Ich half also aus. Ich war finanziell unabhängig und konnte schon mal eingreifen. Er sagte ja auch immer, wenn er mal keinen Kindesunterhalt für 2 Kinder mehr zahlen muss, wird es besser. So sah ich das auch. Und wir wollten ja unseren Lebensabend gemeinsam verbringen und irgendwann mal heiraten. Es kam schon mal zu kleineren Meinungsverschiedenheiten, die aber ganz gut geklärt werden konnten und – so dachte ich es jedenfalls – auch erledigt waren. Ich bin ein aufgeschlossener Mensch, und wie mein erster Mann immer sagt, mit mir kann man reden.
In meinem Freundes- und Bekanntenkreis hatte er sich mit allen gut verstanden und war der liebenswerte und fürsorgliche Partner an meiner Seite, den man mir nur wünschen konnte. Wir feierten zusammen, unternahmen einiges gemeinsam und jeder hatte ihn als einen sehr netten und sympathischen Menschen gesehen.
Ende 2010 kam von ihm der Wunsch zu heiraten. Wir waren seit über 2 Jahren nun schon zusammen und ich dachte ich würde ihn kennen. Wir waren ja permanent zusammen. Keinesfalls hätte ich auch nur im Entferntesten daran gedacht, dass das tatsächlich nur die eine Seite ist, die ich von ihm kenne. Er setzte Himmel und Hölle in Bewegung, dass wir noch am 24.12.2010 heiraten konnten. Mit meiner Familie und meinen Freunden. Schon vor vielen Monaten sagte er mir, dass er Abstand zu seinem vorherigen Leben genommen hätte und die Kontakte auch dorthin aufgab, weil er mit den Menschen aus seiner Vergangenheit nichts mehr zu tun haben wolle. Viele hätten ihn einfach nur ausgenutzt, was sein Beruf und sein handwerkliches Können betraf. (Was für eine haushohe Lüge, er hatte gar keine Freunde, so viel, viel später seine 1. Frau mir gegenüber). Von seiner Seite aus war also niemand, weder Familie noch Geschwister, Freunde oder Bekannte auf „seiner“ Hochzeit. Ich hatte das verstanden und war auch so glücklich an unserer Hochzeit. Alle, die ich mir wünschte, waren auch da. Auch da war ich noch der glücklichste Mensch auf der Welt.
Ab jetzt schreibe ich nur noch in Fakten, da die Erklärungen zum Geschehenen mir eine fürchterliche innere Unruhe bescheren und ich seit Wochen mit Hilfe und Unterstützung eines Psychologen und einer Heilpraktikerin mein Erlebtes in die Wirklichkeit holen muss. Niemand, der das nicht am eigenen Körper, an der eigenen Seele erlebt hat, kann das verstehen. Und somit gebe ich ausnahmslos jeder Frau hier Recht, wenn sie schreibt, ihr wurde der Boden unter den Füßen weg gerissen, sie fühlt sich zeitweise tot oder möchte nicht mehr aufwachen….
4 Monate nach der Hochzeit - im Mai 2011- kam im Beisein eines Freundes ein Ausraster, den wir weder einordnen und schon gar nicht verstehen konnten. Eine wirklich winzige Kleinigkeit „B., du kannst die Erde dort nicht hin schaufeln, sonst ist der Abfluss zu“. Mehr nicht. Er schrie „ich weiß, was ich zu tun habe, niemand hat mir das zu sagen, das habe ich nicht nötig“. Der Freund verließ sofort das Grundstück und ich war fertig. Eine halbe Stunde später fragte ich, was das denn war und er tat, als wäre überhaupt nichts passiert.
Ab jetzt gab es keine Meinungsverschiedenheiten mehr, sondern nur noch Ausraster. B. zerriss sich vor mir das T-Shirt und schrie „dich krieg ich wieder in den Griff“.
Er sagte mir ganz ernsthaft, er habe nichts dagegen, dass ich hier wohne – es war wohlgemerkt meine Wohnung, die ich schon seit 8 Jahren hatte.
Er ging hinter meinem Rücken zu meinen Freundinnen und meinte mit mir würde was nicht stimmen. Ich würde ihm die kalte Schulter zeigen. Ich hatte meinen Job gekündigt, mich mit meiner Selbständigkeit weiter selbst versorgt und wollte ab Mai 2011 für 7 Monate die Uni zur Weiterbildung besuchen. Im August 2011 hab ich alles hingeworfen, weil ich überhaupt nicht in der Lage war, etwas aufzunehmen.
An einem Sonntag im August fuhr er zu einer weiteren Freundin und versuchte auf dramatische weinerliche Art dort – wie er sagte, Erklärungen über mein kaltes Verhalten zu erfahren - . Ich war nicht kalt, ich habe gelernt, gebüffelt und trotzdem noch die Zeit gefunden, den Haushalt, seine Wäsche zu machen und S.. mit ihm zu haben. Ich habe ihn geliebt, glaubte ich jedenfalls. Auch trotz den Ausrastern, die ich darauf geschoben habe, dass er finanzielle Schwierigkeiten hatte, keinen Kontakt zu seinen Kindern etc.. Diese Freundin bereitete dem monatelangen Terror, von dem sie wusste, ein Ende und brachte ihn kurzerhand in eine Psychiatrische Klinik.
Diagnose: mittelgradige depressive Episode bei deutlich narzisstischen und emotional-instabilen Persönlichkeitszügen!
Jetzt kamen meine Symptome. Stundenlanges Nasenbluten, Herzrasen, beklemmende Angst…..
Nach 3 Wochen kam er heim, wohin sonst. Ich nahm ihn auf, sprach mit der Ärztin darüber, wie ich mich verhalten solle. Ein Gespräch zu dritt, was ich angefragt hatte mit der Ärztin hatte er schon in der Klinik hinter meinem Rücken abgesagt. Das erfuhr ich aus dem späteren Kurzbericht. 3 Wochen zu Hause, zog er das 1. Mal zu seiner Mutter. Aber er hielt Kontakt. Kurz vor Weihnachten 2011 kam er wieder.
Im Februar 2012 zog er wieder mit samt seinen Sachen zu seiner Mutter. Ich Drecks… hätte ja seinen Auszug geplant, er will die Scheidung. Kurz vor Ostern kam er wieder. Immer mit viel Reue, er wolle doch nur mich, er müsse in die Klinik, er wäre total ausgelaugt im Job usw… Ich nahm ihn wieder auf. Was ich aber erst im November 2012 erfuhr war, er hatte seine 1. Ehefrau im Februar 2012 am Arbeitsplatz ausfindig gemacht und wollte zu ihr zurück. Ein gemeinsamer Bekannter – Kriminalkommissar - gab ihr meine Telefonnummer, weil er meinte, da laufe was verkehrt. Sie rief mich tatsächlich an und erzählte mir am Telefon, also 9 Monate nach seinem 2. Auszug, was er mit ihr und den Kindern während der Ehe gemacht hat. Die Kinder wurden bei seinen Ausrastern mit Fäusten geschlagen, er stellte ihnen den Strom ab, wenn sie nicht das taten, was er wollte, wenn sie arbeiten gehen wolle, hätte sie das Geld in die Haushaltskasse zu legen, sie hatte ein ganzes Jahr gebraucht um die Trennung heimlich zu organisieren. Nach der Trennung stalkte er sie. Sie tauschte die Schlösser, schaltete die Polizei ein, weil er eines Tages auftauchte und ihren Vater attackierte…..
Mai 2012, also noch bevor ich mit der 1. Frau sprach: Er suchte eine kleine Wohnung in der Nähe, wollte einen Neuanfang mit mir und mit im Mietvertrag stehen. Ich ließ mir von ihm unterschreiben, dass ich jederzeit ohne Kosten aus der Wohnung mit all meinem Hab und Gut wieder ausziehen könnte, falls seine psychische Störung auch dort auftreten sollte. Er unterschrieb und versicherte, das kommt nie, nie wieder vor.
Im August 2012 verschwand er wieder. Freitags abends. Wie schon so oft vorher zwischendurch für 2-3 Tage. Aber jetzt rief ich bei der Polizei an und meinte, jetzt sucht ihr ihn. Ich kann nicht mehr. Die Ausraster kamen auch in der neuen Wohnung. Jetzt konnte er mich des Feldes verweisen, er stand ja im Mietvertrag. In einer Hau-Ruck-Aktion bin ich auf Anraten der Polizistin im September 2012 in die Wohnung einer Freundin gezogen. Ich hatte mich immer und immer wieder seinen Attacken widersetzt, aber jetzt konnte ICH nicht mehr und ging.
Er zog Januar 2013 im Nachbarort in eine kleine Wohnung. Bis letzten Dezember. Ich habe ihm immer wieder die Hand gereicht, ja. Ich stellte fest, dass er dort oft in einem erbärmlichen, fast verwahrlosten Zustand war. Ich war höchsten 10 mal dort und sah immer das gleiche Bild. Ich ließ ihn auch oft in meine Wohnung, weil die so gemütlich, so warm, so herzlich, so lebendig, so freundlich, so „zu Hause“ war.
In guten wie in schlechten Zeiten….. Meine Eltern hatten auch nicht immer gute Zeiten. Aber meine Mutter hat ihren Mann bis zu seinem Tod (Parkinson) zu Hause gepflegt. Über 15 Jahre lang und sie kam oft an ihre Grenzen aber sie war bei ihm.
Seit 9 Wochen ist er jetzt weg. Hat den Landkreis hier verlassen. Nichts erinnert daran, dass er hier fast 6 Jahre gelebt hatte. Seit 4 Jahren gab es keine Kontakte mehr zu meinen Freunden, es waren ja nicht seine, wie er sagte. Meine Familie hatte ihn gemieden, seit er 2011 in der Klinik war. Wir alle hier sind an seinem Unglück schuld. Er muss wieder auf die Füße kommen. Es gibt kein Zurück mehr, ER KANN NICHT mehr. Trotz Therapie, die er nach dem 4. Therapeuten angenommen hat und jetzt im März nicht mehr braucht. Eine Eheberatung, die ich mit ihm angefangen habe, hat er bei der 2. Sitzung fluchtartig verlassen.
Jetzt werde ich wach. Grausam. Jetzt erst hebt sich langsam diese Eisenglocke, die ich mir habe überstülpen lassen. Ich war wie in Trance. Helfersyndrom? Ganz sicher. Und trotzdem habe ich Schuldgefühle. Ich habe meine Familie, meinen Ex-Mann und meine Freunde. Und trotzdem weiß ich nicht, ob ich schon wach bin oder die Hölle bei der Scheidung noch kommt. Morgen hab ich einen Termin beim Anwalt. Und ich habe Angst! Ich weiß ja, was er mit der ersten Familie gemacht hat. Die Frau ist ein seelisches Wrack und wird nicht mehr arbeitsfähig sein. 22 Jahre mit ihm. Ich habe es 4 Jahre erlebt und bin keinesfalls mehr ich.
Alle die, die nur den leisen Verdacht haben, der Partner könnte ein Psychopath sein, ein Persönlichkeitsgestörter: Lauft, lauft um Euer Leben. Ich habe es nicht gemacht, weil ich meinte ich schaff das. Nein! Das schafft niemand. Die gehören weggesperrt!