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Was gegen Liebeskummer tun?

A
Wer Zeit hat liest es sich durch, wer nicht - ich versteh's.

Wir kennen und mittlerweile seit ungefähr 4 Jahren und ein knappes Jahr davon waren wir zusammen. Die Beziehung war anfangs alles andere als einfach, zumal es ein langer Weg bis dahin war. Immer kamen irgendwelche Dinge dazwischen. Er hatte noch seine Ex-Freundin im Kopf und ich sollte, seiner Meinung nach, nichts überstürzen. Trotzdem haben wir es irgendwie geschafft und führten eine wunderschöne Beziehung. Damals bin ich gerade 17 geworden und er 21. Das ist an dieser Stelle aber völlig irrelevant. Der Abend an dem wir tatsächlich zusammen gekommen sind, war wohl eine wahre Erlösung für mich. Nachdem wir uns am Telefon gestritten hatten, weil mich diese dämliche Frage ''ja, was ist denn jetzt?'' nur noch quälte, legte ich auf und er rief zurück, um mich von meiner Ungewissheit zu befreien: ''Annika, ich habe darüber nachgedacht und ich will mit dir zusammen sein. Ich will keine andere.''Das waren wohl genau die Wörter, die ich hören wollte und musste.

Ungefähr ein halbes Jahr lang führten wir eine wunderschöne Beziehung, die mir mehr als gut tat. Zum ersten Mal war ich nicht mehr diejenige, die mehr liebt - nach all meinen ''Jungen-Liebesgeschichten''. Diese Beziehung war für mich nahezu das Wichtigste bis ich allerdings merkte, dass zu einer seltsamen Person wurde. Ich erkannte mich nicht wieder. Ich scheute seine Nähe. Ich behandelte meinen kompletten Umreis wie Dreck. Ich hatte das Gefühl fehl am Platz zu sein. Ich verlor Gewicht. Wachte täglich mit einer unnatürlichen Benommenheit auf und bekam Aussagen wie: ''SO haben wir dich nicht kennengelernt'' an den Kopf geworfen. Komischerweise wurden die Zustände immer schlimmer und nicht nur unsere Beziehung, sondern auch der Sport, meine Freunde, der ganze alltägliche Kram wurde zu einer Last. Ich rannte von Arzt zu Arzt und dann bekam ich endlich eine Antwort: Morbus Basedow (Schilddrüsenüberfunktion). Ich verbrachte ganze 8 Tage im Krankenhaus und er besuchte mich jeden Tag.

Dass die Schilddrüse ihre Finger überall mit drin hatte, war für mich schon lange kein Geheimnis mehr. Aber dass sie selbst großen Einfluss auf meine damalige Beziehung hat, bringt mich noch heute zum Nachdenken. Denn diese Beziehung wird vor 1 ½ Jahren zu dem wohl größten Fokus meiner Krankheit. Meine Schilddrüse steuerte mich und egal wie sehr ich versuchte dagegen anzukämpfen, ich kam immer wieder dahin, wo ich anfangen hatte. Es war ein Teufelskreis, aus dem ich nicht mehr herauskam, egal wie stark mein Wille war. Er hielt das ganze jedoch aus. Er war der erste Mann der mich richtig verzweifelt und am Weinen sah. Ich habe jemanden kennengelernt, der so unglaublich tolerant, fürsorglich und liebevoll ist. Er war in dieser Zeit mehr als nur ein Partner. Er war derjenige, der mir half positiv zu denken und der mich sogar, als ich um 03:00 Uhr morgens verzweifelt im Krankenhaus lag, anrief und erst als ich einschlief auflegte. Er war - neben meiner Familie - meine größte Stütze und Hoffnung zu dieser Zeit. Schließlich war er irgendwo auch ein Teil meiner Familie.

Als ich wieder zu Hause ankam, fieng diese Beziehung an weh zu tun und eigentlich gab es dafür keinen expliziten Grund. Dass ich so etwas Wertvolles mit Füßen trete, dass ich meine ganze Hoffnung durch den Dreck ziehe. Ich lies ihn einfach nicht mehr an mich heran. Er sagte immer: ,,Wir schaffen das zusammen.'' Einmal schrieb er mir, nachdem ich mich bei ihm für mein Verhalten und meine Worte entschuldigt hatte und ich ihn fragte, ob er mich noch liebt, folgendes: ,,Natürlich will ich das Mädchen das ich liebe noch, aber ich dachte, dass es dich so nicht mehr gibt. Ich habe dich nur durch dein Aussehen neu kennengelernt, aber da ist doch mittlerweile so viel mehr. Ich will einfach nur so sehr, dass du nur Meine bist. Ich will, dass wir es wieder gut machen. Ich hatte einfach noch so viel mit dir vor und mir bleibt die Luft weg, bei der Vorstellung, dass mir nun nicht mal mehr die Chance dazu bleibt. Annika, ich will derjenige sein, der dich glücklich macht.'' Wenn ich mir diese Sätze heute durchlese, und das tue ich durchaus, dann merke ich wie sich ein Kloß in meiner Stimme bildet und irgendwo in meinen Gedanken, da wo einst Platz für die Zukunft mit ihm war, ist eine gedankliche Sperre. Es gibt Tage, an denen fühle ich mich völlig ausgelaugt, weil ich die Last von damals immer noch ertragen muss. Ich hatte bisher nicht die Gelegenheit mir alle meine Fehler zu verzeihen. Mir wird immer wieder bewusst, dass man mir die Chance gab, jemanden kennenzulernen, der mein Leben so positiv bereichert, mich bedingungslos geliebt und mir so viel Zuneigung gab. So, wie es ein anderer wohl nicht hätte geben können. Das, was ich für diesen Menschen empfinde kann man nicht in Wörtern ausdrücken. Man kann diese Gefühle und dieses Verlangen nicht buchstäblich ausdrücken. Ich kann gar nicht beschreiben was in mir vorgeht, nachdem ich mir so viele Dinge eingestehe. Es tut mir so unendlich leid, obwohl es keine akzeptable Entschuldigung gibt. Ich kann mir nicht auf einmal das Recht nehmen, so, zu reden. Ich verstehe, dass jegliche Karte verspielt und jegliches Licht erloschen ist und ich fühle mich dreckig, weil ich einfach nur so egoistisch und impertinent war. Ich bin für jede Sekunde mit diesem Menschen dankbar, mehr als das. Ich schätze jeden Moment, den ich mit diesem wundervollen Mann verbringen durfte und nach all dem, was in der Vergangenheit passiert ist, bin ich wirklich kein Mensch von Reue. Jetzt ist jedoch der Moment da, an dem es nicht mehr weiter geht - jedenfalls nicht so. Diese Bindung zwischen uns hat mich beatmet, als ich keine Luft mehr bekommen habe. Diese Beziehung hat mir beide Hände entgegengestreckt, als ich loslassen wollte. Ich kapiere nicht, wie ich so etwas Einzigartiges aufgeben konnte. Ich wollte das nicht, aber ich konnte nicht mehr mit ihm zusammen sein, ich hab das alles nicht mehr ertragen. Ich hab mich nicht mehr ertragen. Ich habe Dinge getan, die wahrscheinlich nicht zu verstehen sind, egal wie sehr ich mich für sie rechtfertige. Ich wollte mich von allem befreien, einen klaren Kopf bekommen, um nach mir selber zu suchen. Ich wollte ihn nicht mehr verletzten, das hatte er nicht verdient. Ich wollte, dass er versucht das zu verstehen. Ich habe sehr lange darüber nachgedacht. Ich wusste nicht was richtig und was falsch war. - Was ist richtig und was falsch? Ich zog den Stecker vom Telefon, um seine Anrufe zu ignorieren. Ich erzählte ihm Lügen, damit ich Gründe hatte, mich nicht zu melden. Das alles ist eine hochgradige Unverschämtheit und ich könnte mich für diese Taten heute zehnmal ohrfeigen. Das hatte er nicht verdient. Er nicht. Er glaubte immer noch an uns und ich... ich, war so dreist. Ich habe ihn niemals betrogen, aber ich habe ihn weh getan, indem ich ihn immer und immer wieder abwies. Irgendwann konnte ich das nicht mehr, ich beendete diese Beziehung und auch nachdem er alles versuchte, es ging nicht mehr. Mein Verhalten ging nicht mehr. Ich wusste, dass er sich nicht melden würde, was auch völlig legitim war. Ich kann nicht genau sagen, was seine letzten Worte waren. Ich konnte diese Beziehung nicht mehr führen. Ich wusste nicht wie ich damit umgehen soll, wenn er mich um 02:00 Uhr morgens besuchte, weil ich nicht ans Telefon ging und auf seine Nachrichten nicht reagierte. Ich fühtle mich schlecht, als ich in seine Augen sah und wusste wie sehr es ihn verletzt. Ich wollte eigentlich gar nicht reden. Seine ganzen Versuche und seine ganze Kraft, die er in unsere Beziehung steckte, ließ ich links neben mir liegen. Ich weiß nicht wie er es schaffte, immer wieder Verständnis für mein bescheuertes Verhalten aufzubringen und sich noch bei mir zu entschuldigen. Er hat keinen Grund sich für irgendetwas zu entschuldigen.

Es zerreißt mir mein Herz zu wissen, dass ich es wortwörtlich durchtrieben habe. Ich konnte seine Liebe nicht mehr erwidern. Der Liebeskummer schmerzt, was kann ich tun? Eigentlich habe ich nicht aufgehört ihn zu lieben. All diese Wände, die ich aufbaute, haben ihn immer wieder abgewiesen.

Er hat damals an mich geglaubt, er hat zu mir gestanden, er war bereit die Sache zusammen mit mir durchzustehen. Ich war nicht bereit, ich habe nicht an mich geglaubt, ich verlor mich immer wieder in diesem schei. Teufelskreis. Ich habe seine Fürsorglichkeit und Liebe für viel zu selbstverständlich genommen. Liebe ist nichts Selbstverständliches, aber Liebe ist etwas, das jeder Mensch verdient. Liebe muss jeder für sich selber definieren, jeder muss selber herausfinden, welche Bedeutung Liebe hat. Meine Bedeutung von Liebe hat er mir gezeigt. Er hat mir bewiesen, dass Liebe einem Menschen den nötigen Halt gibt und dass man für Liebe bereit sein muss und dass Liebe wachsen muss. Ich habe dieser Liebe keine Chance geben können, aber ich weiß, dass diese Liebe, auch noch heute, eine sehr wertvolle Bedeutung hat und eine wichtige Erinnerung in meinem Leben bleibt.

Seit 1 ½ Jahren suche ich, in anderen Männern, nach ihm. Ich ziehe Vergleiche und stelle fest, das wirklich niemand seinen Platz in meinem Leben einnehmen kann. Selbst wenn mir keiner meine Reue abnimmt und kein bisschen Verständnis für mein damaliges Handeln aufbringt, kann ich sagen, dass mir diese Beziehung auch heute noch so unendlich viel bedeutet. Ich will das mir irgendwer glaubt, dass es mir mehr als leid tut, dass ich alles dafür geben würde, um mein Verhalten zu rechtfertigen. Ich schwöre, würde mir irgendwas, irgendwer auf dieser Welt die Gelegenheit geben ihn noch einmal lieben zu dürfen, ich würde es richtig machen. Ich würde ihn richtig lieben. Ich vermisse seine Nähe und seinen Humor. Ich kann mich nicht von ihm lösen. Wenn jemandem etwas fehlt, dann tut das weh.

Zur Zeit wird es immer unerträglicher an ihn zu denken. Er besetzt meine Tage, meine Gedanken und meine Gefühle. Ich will wissen wie es ihm geht. Was er macht und ob er an mich denkt. ,,Aljona, wie kannst du zulassen, dass sich etwas zwischen uns stellt?'' Es hat sich etwas zwischen uns gestellt, ich habe es zugelassen. Ich habe viel zu viele leere Versprechungen gemacht. Ich habe aber auch gelernt. Trotzdem ist mein Wunschdenken so groß, dass ich gar nicht mehr weiß, wo ich mich befinde. Ich verstehe nicht was damals in meinem Kopf vorging. Nichts ist so plausibel, nichts ist so eindeutig und nichts ist ausreichend, um alles zu entschuldigen, aber – und da bin ich mir sicher – er vor allem hat mehr als eine Entschuldigung und eine Erklärung verdient, die ich heute mehr als aussprechen kann.

Das große Problem bei dieser Geschichte ist, dass ich mich für mein damaliges Handeln schämen, entschuldigen und hassen kann. Aber ich kann mich nicht zerreißen. Ich kann vielleicht auch gar nicht beschreiben, wie sehr es mir leid tut und dass ich es, um wirklich alles in der Welt, rückgängig machen würde. Irgendwo fühlt es sich so an, als würde man mir etwas festes um die Kehle wickeln und versuchen, mir die Luft zu nehmen.

In manchen Momenten bin ich fest davon überzeugt, dass es keine Fehler im Leben gibt. Dass das alles nur wichtige Erfahrungen sind, die ich machen muss, um besser zu verstehen. Dann erinnere ich mich an unsere Zeit. An all das, was ich damals gemacht und gesagt hab. Das alles sind mehr als nur Erfahrungen, es sind Fehler. Jeder macht doch Fehler oder nicht?

All das, was ich damals nicht gehört habe, seine ganzen Worte: ,,Aljona, weißt du eigentlich wie weit ich dich in meine Zukunft eingeplant habe?'' sind jetzt so deutlich und es macht mich wütend, dass ich es vor 1 ½ Jahren nicht wahrgenommen habe. Seine Sätze sind heute so klar und sie bringen mich durch den Tag. Ich kann mich an jede Konversation erinnern und ich schätze jede einzelne mehr als alles andere. Ich denke, dass es irgendwo die wertvollsten Worte sind, die mir jemand gesagt hat. Sie haben so einen hohen Wert. Ich weiß nicht, ob es absurd klingt oder ob es vorstellbar ist, aber diese Sätze sind mittlerweile wie ein Echo in meinen Gedanken. Immer wieder höre ich seine Worte. Immer wieder merke ich, dass ich diese Worte brauche, um durch den Tag zu kommen. Bis jetzt hab ich noch nicht herausgefunden was schlimmer ist: die Tatsache, dass ich unsere Beziehung mehr als kaputt gemacht hab oder dass man mir nicht mehr die Chance geben wird, zu beweisen, dass ich es besser machen würde als damals.

Ich fühle und empfinde einfach unendlich viel für ihn. Ich weiß nicht, wer mir das abnimmt, aber ich will, dass man mir glaubt. Dieses Fragezeichen, das ich mir selber auf den Sinn gesetzt habe, wird von Tag zu Tag größer und dieses schei. Warum wird langsam zu einer unangenehmen Last. Ich frage mich, wie in alles in der Welt, konnte ich von so jemanden mehr nehmen als geben? Warum habe ich einen Menschen, der einzigartiger gar nicht sein kann, so mies behandelt? Was meine Krankheit betrifft, hab ich aufgehört nach dem Warum zu fragen. Es ist einfach so.

Vor einiger Zeit wurde mir meine Schilddrüse entfernt und plötzlich sind mir einige Dinge klar geworden. Ich will wieder glücklich sein! Ich habe mich mit ihm getroffen und mit ihm geredet, er hat gesagt, dass er nicht mehr der Selber ist und dass sein Leben in den 2 Jahren weitergegangen ist. Er hat gesagt, dass es ihn traurig macht, zu hören wie schlecht es mir geht und dass er nie gedacht hat, dass es mal SO zwischen uns wird. Momentan macht er in London sein Auslandssemester und ist seit ungefähr einem Monat in einer neuen Beziehung. Er hat mich einmal geküsst und wir hatten ganz ''normal'' Kontakt, das war's aber auch. Es tut mir weh ihn zu sehen und obwohl ich ihm immer wieder was zu sagen haben werde, will ich nicht reden, weil es einfach nur weh tut. Ich möchte, dass er glücklich ist, aber ich kann das alles nicht mehr ertragen. Er sagt, ich bin ihm nicht egal und dass es ihm leid tut, aber das will ich nicht hören. Ich weiß, dass es vernünftig wäre damit abzuschließen, aber ich kann nicht. Ich liege nachts wach und heule mir die Augen raus. Seit fast 2 Jahren entferne ich mich von Männern. Ich fühle mich so verdammt leer und hilflos. Dass dieses Organ nicht mehr in meinem Körper ist, bedeutet nicht, dass ich geheilt bin. Es bedeutet aber, dass ich wieder selbst entscheiden kann, welche Wege ich gehe und welche Entscheidungen ich treffe. Natürlich gebe ich meiner Schilddrüse mit die Schuld, dass diese Beziehung zerbrochen ist, aber das allein rechtfertigt mein Verhalten noch lange nicht.Heute kann ich von Außen sehen, wie grausam und unfair ich damals war und dieser Blickwinkel zeigt mir ein Bild, das ich früher nicht gesehen habe. Umso schlimmer ist meine jetzige Situation. Er fehlt mir, aber ich kann seine Gefühle nicht erzwingen. Damals hätte er alles für mich getan, das hat er mir neulich gesagt. Ich weiß nicht mehr was mit mir los ist, aber ich weiß, dass ich da nicht mehr mit umgehen kann. Ich ertrag das nicht mehr.

Manchmal sitze ich einfach nur da und bin froh, dass ich endlich einen Grund hab zu weinen. Wie tief kann man einen Menschen verletzen? Gibt es für uns wirklich keine Chance mehr? Ich hab doch niemanden umgebracht! Ich verbringe meine Wochen nur noch mit Arbeit und Heulen. Wie ein kleines Baby liege ich da und heule mir die Augen aus. Ich kann das so nicht mehr. Er fehlt mir so sehr...

Was soll ich gegen den Liebeskummer tun?

03.08.2011 23:50 • #1


B
Liebe Annikaaa,

leider werde ich Dir nicht das sagen können, was Du Dir am allermeisten wünscht. Wenn ich es richtig verstehe, dann seid ihr seit 1 1/2 Jahren nicht mehr zusammen? Das ist eine lange Zeit, in der Dein Exfreund sich von Dir gelöst hat. Wenn er Dich so geliebt hat, wie Du es beschreibst, dann wird er alles versucht haben, Dich nicht mehr zu lieben. Es hat ihn unglaublich verletzt, aber er hat es anscheinend geschafft, sich davon zu erholen und die Wunde, die es gerissen hat, zu schließen. Er wird sein ganzes Leben diese Narbe tragen, die ihn immer daran erinnern wird, wie schön, aber auch wie grausam Liebe sein kann. Es wird ihn unglaublich viel Mühe gekostet haben, seine Liebe zu Dir zu ersticken und Dich in Deinem Zustand damals alleine zu lassen. Heute kann man ihn eigentlich nur beglückwünschen, dass er sich ein neues Leben hat aufbauen können.

Du wirst immer irgendwo in seinem Herzen herumspucken - mehr aber auch nicht. Er hat sich in der Zeit nach Eurer Trennung vermutlich viel mit sich beschäftigt, seine und Deine Rolle in der Beziehung immer und immer wieder reflektiert, und dabei vielleicht auch neue Seiten an sich selbst entdeckt. Wenn er selbst von sich sagt, dass er nicht mehr der selbe ist, deutet vieles darauf hin.

Da Du auch schon mit ihm darüber gesprochen hast und er Euch keine Chance mehr einräumt, bleibt Dir leider nichts anderes übrig, als einen Weg von ihm weg zu finden. Glaub mir, es wird ihm sehr nahe gegangen sein, dass Du ihn um eine Fortführung der Beziehung gebeten hast. Aber nach all der Zeit, die er hatte, um über diesen Schmerz hinweg zu kommen, sieht er womöglich eher die Gefahr, dass ihm das gleiche eine zweites Mal ereilen könnte - und das will er ganz sicher nicht. Er hat gelernt, dass er auf sich selbst acht geben muss, und dass er selbst die wichtigste Rolle in seinem Leben spielen muss.

Du schreibst, er hätte damals alles für Dich getan. Heute ist er wohl eher auf dem Standpunkt, dass er alles für sich tun würde - und zwar alles Gute. Eure Beziehung gehört für ihn nicht (mehr) dazu. Die Liebe, die Ihr hattet, wird er nie vergessen, und ich bin sicher, dass er auch sehr gerne an bestimmte Punkte in Eurer Beziehung zurückdenkt.

Aber überleg einmal, was Du da von ihm verlangst. Er hat einmal mit erlebt, dass sich Gefühle von heute auf morgen ändern können. Das die Sicherheit, die man in der Beziehung zu finden geglaubt hat, keine ist. Das der Boden, auf dem man steht, alles andere als standfest ist. Er ist tief gefallen, wieder aufgestanden und weiter gegangen - ohne Dich. Ein zurück wird es für ihn niemals geben. Er würde sonst sich selbst verraten.

Für Dich bleibt aber auch etwas: Freue Dich, dass er sein Leben zurück gewonnen hat. Er ist nicht verbittert, nicht sauer auf Dich, er kann trotz allem mit seinem guten Herzen Trauer über den Ausgang Eurer Beziehung empfinden. Das ist mehr, als man verlangen kann. Lass ihn gehen, er hat es verdient, dass Du ihn nun sein Leben leben lässt - ohne Dich.

Ich würde Dir raten, Dir professionelle Hilfe zu holen. Du bist nach so langer Zeit mit Dir selbst offenbar überhaupt nicht im Reinen, und dann kommt noch Deine Krankheit hinzu. Dein Exfreund kann und wird nicht mehr für Dich da sein, Du musst Dir jetzt selbst helfen. Finde zu Dir selbst, versuche Frieden mit Dir zu schließen. Dein Exfreund scheint Dir ja nicht zu grollen, aber Du selbst überhäufst Dich mit Schuldzuweisungen. Du musst daran arbeiten, dass die Vergangenheit vergangen ist. Du kannst Deine Handlungen nicht mehr rückgängig machen. Versuche zu verstehen, warum Du damals so gehandelt hast. Und versuche es als einen Teil von Dir, von der Person, die Du damals warst, zu akzeptieren.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft. Schreib weiter in dieses Forum, lies ein paar der anderen vielen Geschichten. Das hat mir sehr geholfen.

Briony

04.08.2011 08:55 • #2


A


Was gegen Liebeskummer tun?

x 3


E
Hallo Annika,
Mir geht es zur Zeit genauso wie Dir - kann ich Dir persönlich per Email schreiben?
Viele Grüße
Emily

16.08.2011 12:14 • #3


L
Hallo Annika,

Drei Dinge kann man nicht zurückholen: den Pfeil, der vom Bogen schnellte, das in Hast und Eile gesprochene Wort, die verpasste Gelegenheit.

Du hast es eigentlich in deinem Beitrag schon selbst gesagt: Du kannst dein Verhalten und deine Worte nicht mehr rückgängig machen, egal wie sehr du es heute bereust.
Es ist gut und richtig, dass dein Ex seinen Weg gegangen ist - ohne dich.

Dir bleibt jetzt nichts anderes übrig, als damit abzuschließen, das Kapitel zuzuschlagen und ein neues aufzuschlagen.

Viel Glück dabei!

16.08.2011 12:33 • #4


Westi
Hallo Anni,

ich bin da sozusagen der Gegenpart - ich wurde verlassen und kann durch deinen Post ihre Gefühle ein wenig mehr verstehen. Natürlich war ich bei der Verkündung der Trennung wie erstarrt. Ich dachte, dass ich Träume..dass es vielleicht nur ein Scherz war und der Lacher etwas später kommt. Aber nein: Sie meinte es ernst. Ihre Worte waren in etwa Du bist mir so ein wertvoller Mensch, du hast keine Fehler gemacht und ich weiss, dass du mich so unendlich liebst. Ich glaube nur, dass ich dir diese Liebe nicht in diesem Maße zurückgeben kann. Ich liebe dich noch immer aber eben nicht so intensiv wie du mich liebst. Von daher wäre es unfair von mir, diese Beziehung weiterzuführen. Ich will, dass du jemanden findest, der dich verdient hat.
So ähnlich hast du es ja auch formuliert...dass dir der Mensch soviel bedeutet, du dir aber über deine Liebe zu ihm nicht mehr sicher warst.

Jetzt zu meinem Part, der mit dem deines Ex-Freundes übereinstimmt. Ich war fertig mit der Welt - hatten wir doch so vieles geplant. Ich liebe sie noch immer und die Hoffnung sie zurückzubekommen ist ungemein groß. Alles reden hat nichts genützt - es war, als würde sie sich zu diesem Entschluss zwingen, obwohl ihr Kopf etwas anderes sagt. Nun sitze ich da und grüble. Ich suche nach Fehlern, nach Dingen die ich hätte besser machen können...ich weiss aber, dass es nicht an mir liegt, sondern an ihr selbst. Dass sie selbst mit sich unzufrieden und auf der Suche nach dem perfekten Leben ist. Mich juckt es in den Fingern ihr zu schreiben...vielleicht anzurufen. Einfach um das Gefühl zu haben, ihr wieder nah zu sein.
Aber auch ich befürchte, dass sie sich dadurch nur noch mehr von mir distanziert und sich für ihre Entscheidung schämt. Sie hat ein schlechtes Gewissen und bereut ihre Entscheidung - andererseits will sie es aber wohl durchziehen und die Sache beendet lassen. Ich handhabe es also wie dein Exfreund und werde auf Distanz bleiben. Ich denke oft an unsere gemeinsame Zeit zurück und könnte mir viele gemeinsame Jahre vorstellen - aber natürlich war es ihre Entscheidung und sie muss auch den ersten Schritt in meine Richtung wagen.
Das hast du damals nicht getan, weil du Angst hattest, er könne sich Hoffnungen machen. Dass du vielleicht nachgeben könntest. Zudem wolltest du ihn nicht leiden sehen und hattest ein schlechtes Gewissen, weil du das Urteil ausgesprochen hast.
Jetzt bereust du es und hättest ihn gerne zurück - doch er hat sich ein neues Leben aufgebaut.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass meine Exfreundin diese Reue etwas früher erlebt und auf mich zukommt. Wenn sie auch 1,5 Jahre wartet, werde ich mich zu weit von ihr entfernt haben und dann ggf. ebenfalls nicht mehr zurückwollen.

Was du machen kannst: Wenn es dir hilft und alte Wunden nicht wieder aufreisst, dann versuche den Kontakt zu ihm zu halten. Vielleicht vorerst als beste Freunde und eventuell wächst daraus ja noch einmal etwas. Wer weiss?

16.08.2011 14:18 • #5


G
Hallo Annika,

das ist eine sehr traurige Geschichte, die Du erzählst. Aber Du schreibst auch selbst, dass Du nach der OP jetzt wieder glücklich sein willst. Denk bitte einmal darüber nach, wie Du Dich selbst glücklich machen kannst. Du weißt tief innen wahrscheinlich sehr genau dass Du die Vergangenheit mit ihm nicht zurückholen kannst, auch wenn Du es noch so gerne willst.

Manchmal muss man eine veränderte Situation akzeptieren. Du konntest nicht gegen Deine Krankheit rebellieren, sie war einfach da. Und Du kannst auch nicht dagegen rebellieren, dass die Trennung endgültig ist und sein wird. Alles kämpfen in diese Richtung wird Dich nur unglücklich und krank machen, obwohl Du doch schreibst, dass Du wieder glücklich sein willst. Wünsche Deinem Ex-Partner alles Glück dieser Erde und lass ihn in Gedanken ziehen. Es ist das Beste für euch beide, auch wenn es hart ist. Wenn es wichtig für Dich ist um abzuschließen, dann schreibe ihm einen letzten Brief. Es ist dabei egal, ob Du den Brief tatsächlich an ihn abschickst oder nicht. Schreibe einfach alles auf, was Du ihm sagen willst.

Vergiss nie die schönen Zeiten, die ihr zusammen verbracht habt. Nichts auf dieser Welt kann Dir die Erinnerung an sie nehmen. Vergiss auch nicht, was Du in Zukunft in ähnlichen Situationen anders machen würdest. Trauere, aber hadere der Vergangenheit auch nicht nach, sondern schaue in die Zukunft. Es gibt so vieles und so viele auf dieser Welt, die Dich glücklich machen können, wenn Du offen durch das Leben gehst. Schlage nicht den Sargdeckel der Vergangenheit, der Erinnerung über Deinem Leben zu, sondern öffne Dich für das, was das Leben noch mit Dir vor hat. Ich bin mir sicher, es ist eine ganze Menge! Wenn Du es alleine nicht hinbekommst und Dich schon zu sehr in Deine eigene Gedankenwelt verrannt hast, denke bitte ehrlich darüber nach, Dir Hilfe zu holen. Vielleicht hilft Dir folgender Spruch:

Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann. Und gib mir die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!

Ich wünsche Dir alles Gute!

16.08.2011 23:14 • x 1 #6


R
Deine Geschichte tut mir unendlich leid. Gleichzeitig macht sie mir Angst. Meine Freundin leidet auch unter dem Basedow und ich erkenne gewisse Verhaltensweisen sehr gut wieder. Schlim für mich ist, dass sie mich nach wunderschönen Wochen, von einem Tag auf den Anderen meidet....Weiss nicht wie das enden soll.

31.08.2011 15:45 • #7


A
Vielen Dank für Eure Beiträge und Antworten.
Etwas verspätet möchte ich auch noch einmal etwas schreiben:

Erst einmal zu Emily: Du kannst mir sehr gerne eine Email schicken an: Kopp.Aljona@yahoo.de

Roland kann ich nur eins raten: So schwer es Dir fällt und so absurd das auch klingen mag, aber nimm das Verhalten Deiner Freundin nicht persönlich. Deine Freundin hat möglicherweise keinen allzu großen Einfluss auf ihr Benehmen. Sei für sie da, und wenn sie dich abweist, gib ihr Zeit und eng sie nicht ein. Wahrscheinlich muss sie selber erst ihre Krankheit akzeptieren und herausfinden, was da los ist. Informier' Dich im Internet, Zeitschriften etc. über Morbus Basedow und erzähl' ihr von Deinen Funden und sag ihr, dass es für Dich und für sie eine fremde Situation ist, aber dass du bereit bist für sie da zu sein, wenn sie dich lässt.

18.09.2011 21:05 • #8




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