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Was macht uns so sicher, dass es diese eine Person war?

L
Nach einer Trennung sind wir am Boden zerstoert, speziell wenn wir verlassen worden sind, und mich eingeschlossen bin ich beinahe 3 Monate eine unglaublich schwere Zeit der Trauer durchlaufen, nun komm ich aber zu der Frage, warum macht es mich /uns eigentlich so sicher, dass wir da einen so besonderen und einzigartigen Menschen verloren haben, an dem wir unbedingt festhalten und um den wir unbedingt auch kaempfen muessen oder zumindest sehr viel nachdenken, sodass es schmerzt? Woher kommt das, obwohl ja es nun gegenteilig logischerweise sein koennten, ich bin doch verlassen worden, ich wurde doch schlecht behandelt, warum ist er denn dann besser oder erstrebenswert? Serotonin und Dopamin werden in der Liebe vermehrt ausgeschuettet, sodass es uns so gut geht, dass wir Hochgefuehle erleben, danach senken sich diese ab und man erlebt einen Entzug wie ein Dro., eine moegliche Erklaerung fuer die zum Teil irrationale Trauer nach verlassen worden sein. Ich mein es kann ja auch sein dass der Expartner irgendwie besonders war, aber er ist doch immer noch ein Mensch wie jeder andere, nun hat man mit diesem Menschen aber besondere Erfahrungen gemacht, die einen verbinden, Krisen durchlebt, die gemeinsam staerker gemacht haben oder irrt man sich, macht es nur jeden Einzelnen staerker? Ist man eventuell in jeder Beziehung ein Stueck weit alleine, so behaupte ich vielleicht sollte es auch so sein, auch wenn man zu zweit ist, ist man doch der eine Mensch der ebenso besonders stark und toll ist nur aus irgendeinem Grund, wenn einer sich dem anderen entzieht in dieser Zweisamkeit, wird man allein zum Abhaengigen, der meint er koennte ohne den anderen nicht sein, aber ist man das nicht auch bereits in der Beziehung gewesen? Ist das nicht mehr Illusion diese Vorstellung von Beziehung als eine Legitimation des eigenen selbst? Man war doch auch vor der Beziehung am Leben, man lebt in der Beziehung und danach ohne die Beziehung aber mit einer groesseren Erfahrung weiter. Ich frage euch auch im Fazit,muss es wirklich diese eine Person sein und nur sie kann uns vervollstaendigen, was waere wenn wir schon vollstaendig sind, es ist schoen wenn ein guter Mensch dazu kommt, aber es spielt auch keine Rolle wenn er geht, ich meine jetzt mal weggedacht von Lebensplaenen, gemeinsamen Kindern etc. Einfach so Gedankenspiel. Was denkt ihr? Kann man sich nicht so aus der Trauer holen, sich klar machen, dass es nicht die eine Person ist, sondern im Grunde man selbst, die die Basis aller Liebe ist, und nichts passiert solang man mit seiner Liebe zu sich im Einklang ist. ?

26.09.2018 12:37 • x 4 #1


D
Ich musste jetzt mehrmals lesen um zu verstehen. Ich kann dir nicht so ganz folgen. Aber ich antworte mal auf einen Aspekt den ich meine herausgelesen zu haben.

Ich glaube dass der andere Dinge mitbringen kann, die ihn einzigartig machen. Dass es genau mit dieser einen Person ein Potenzial gibt das einzigartig ist und das einem niemand anderer geben kann. Das macht die Trennung dann besonders hart, sehr sehr hart sogar.

Ich glaube dass ein Mensch allein als Single schon was besonderes sein kann. Das ist aber an für sich eine andere Sparte als die der gemeinsamen Existenz. Vielleicht irre ich mich aber auch. Ich weiß es nicht.

26.09.2018 12:49 • x 2 #2


A


Was macht uns so sicher, dass es diese eine Person war?

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EmmaPee
Ich schwöre ja auf Mehran Dadbeh. Er versteht es sehr gut, das 'Ganze' von der emotionalen auf die sachliche Ebene zu holen.
Hier mal in verkürzter Form: Man baut sich sein Gefüge, seine Welt, in der man sich sicher fühlt. Es ist wie eine Maschine, in der die Zahnräder sauber ineinander greifen und die Maschine am Laufen halten. Die Zahnräder werden von Bolzen gehalten. Auf einmal bricht ein Bolzen weg, die Maschine kommt zum Stillstand. Das gewohnte Umfeld funktioniert nicht mehr. Man kann diesen Bolzen jedoch ersetzen. Denn im Endeffekt fehlt nicht DER Bolzen, es fehlt nur EIN Bolzen, denn es wird auf der ganzen Welt definitiv mehr als nur einen passenden Bolzen geben. (Wie gesagt, das war jetzt stark verkürzt und er hatte es soweit ich mich erinnere auch in einem anderen Zusammenhang gesagt. Warum man den/die Ex vermisst, glaube ich.)

Dahinter stecken halt auch viele falsche Grundannahmen. Meine Therapeutin erzählte mir gestern von einer Dame, die auch verlassen wurde und völlig zusammengebrochen ist. Die hat sich mit einem Satz immer und immer wieder aus dem Loch ziehen können: Mich gab es schon vor Dir und mich wird es auch nach Dir geben.

26.09.2018 13:08 • x 12 #3


L
Danke fuer deine Antwort. Nun ich stelle einfach in Frage, ob eine Trauer auf lange Zeit bezugnehmend auf einen verloren gegangenen Menschen Sinn macht, da ich meine, dass Beziehung vielleicht in einer Weise verstanden wird, was sie gar nicht ist, Beziehung als Leere fuellendes Moment, Beziehung als das hoechste Ziel, Beziehung als das Menschen verbindende, wenn sie vorbei geht, verfaellt man in ein tiefes Loch, meint, man kann nicht ohne das, aber das ist doch Beziehung nicht, sie sagt doch eben und sie sollte doch eben eine Bestaetigung der Person in dem Sinne sein, das man durch sie weiss, so wunderbar wie ich bin komme ich zu dieser Beziehung, dann lebe ich die Zeit, die ich etwas bestimmtes mehr ueber mich lerne /erfahre mit einem Menschen in der Beziehung und gehe danach noch besonderer und reicher aus der Beziehung raus. Eine gute Beziehung kann reich machen im Wertesinne, aber nicht nur in, sondern auch nach der Beziehung.

26.09.2018 13:16 • #4


L
Zitat von EmmaPee:
Ich schwöre ja auf Mehran Dadbeh. Er versteht es sehr gut, das 'Ganze' von der emotionalen auf die sachliche Ebene zu holen. Hier mal in verkürzter Form: Man baut sich sein Gefüge, seine Welt, in der man sich sicher fühlt. Es ist wie eine Maschine, in der die Zahnräder sauber ineinander greifen und die Maschine am Laufen halten. Die Zahnräder werden von Bolzen gehalten. Auf einmal bricht ein Bolzen weg, die Maschine kommt zum Stillstand. Das gewohnte Umfeld funktioniert nicht mehr. Man kann diesen Bolzen jedoch ersetzen. Denn im Endeffekt fehlt nicht DER ...


Einfach super gesagt.. Nehm ich mir mit:-)

26.09.2018 13:18 • x 1 #5


S
Meiner Meinung nach ist es- ganz einfach ausgedrückt- Projektion
Man hat eine Zeit lang seine Liebe, seine Gefühle auf einen anderen Menschen projiziert und auf einmal ist die Leinwand weg

26.09.2018 13:48 • x 3 #6


A
Ich glaube auch nicht, dass es den einen Menschen gibt.

Jede Zeit und eigene Entwicklungsstufe ziehen andere Menschen und vor allem Partner an, die zu einem passen.

26.09.2018 13:52 • x 2 #7


L
Zitat von Schwarz:
Meiner Meinung nach ist es- ganz einfach ausgedrückt- Projektion
Man hat eine Zeit lang seine Liebe, seine Gefühle auf einen anderen Menschen projiziert und auf einmal ist die Leinwand weg



Dann sagst du auch damit dass aber nichts in der Liebe mit einem passiert ist, aber die meisten nehmen doch irgendwas fuer sich danach mit, gehen entwickelter aus einer Beziehung raus, gerade wenn man selbst verlassen wurde und viel reflektiert hat, lebenserfahrener. Projektion wuerde dann doch nur Menschen als unantastbar betrachten, sodass wenn die Leinwand also weg ist, einfach die Projektion aufhoert, aber auch sonst nichts zurueckbleibt, obwohl ich teils zustimme, weil wir uns ja wirklich Vorstellungen im anderen unseres Traumes von Beziehung machen und das schmerzt wenn es weg ist, aber da ist auch Entwicklung.

26.09.2018 13:56 • x 2 #8


S
Wenn die Projektionsfläche weg ist ja dann erst mal eine Lücke, es fehlt ja was

Erst wenn man mit der Trennung abgeschlossen hat bzw im Verarbeitungsprozess ist kann man erkennen was man aus der Beziehung mitgenommen hat
Und erst wenn man wieder eine Zeit lang alleine war kann man sich weiterentwickeln
Wer sich sofort was Neues sucht kommt gar nicht erst dazu nochmal auf sich selbst zurückgeworfen das Ganze zu reflektieren
Man redet sich selbst oft ein dass diese Lücke nur EIN bestimmter Mensch füllen kann weil es so schwer ist loszulassen, gerade wenn man nicht selbst die Trennung ausgesprochen hat
Und die Umstellung von zusammenauf alleine ist ja auch oft nicht so einfach

26.09.2018 14:08 • x 2 #9


K
Zitat von EmmaPee:
Ich schwöre ja auf Mehran Dadbeh. Er versteht es sehr gut, das 'Ganze' von der emotionalen auf die sachliche Ebene zu holen. Hier mal in verkürzter Form: Man baut sich sein Gefüge, seine Welt, in der man sich sicher fühlt. Es ist wie eine Maschine, in der die Zahnräder sauber ineinander greifen und die Maschine am Laufen halten. Die Zahnräder werden von Bolzen gehalten. Auf einmal bricht ein Bolzen weg, die Maschine kommt zum Stillstand. Das gewohnte Umfeld funktioniert nicht mehr. Man kann diesen Bolzen jedoch ersetzen. Denn im Endeffekt fehlt nicht DER ...


wow, das hat mir gerade voll gut getan, manchmal wenn man sich Dinge so verbildlicht, bekommt man direkt neue Erkenntnisse. Danke

26.09.2018 14:21 • x 3 #10


Tiefes Meer
Zitat von Lina_1986:
ich stelle einfach in Frage, ob eine Trauer auf lange Zeit bezugnehmend auf einen verloren gegangenen Menschen Sinn macht,

Trauer ist das Gefühl des Loslassens. Insofern macht sie Sinn solange das Loslassen dauert.

26.09.2018 17:28 • x 2 #11


Babs54
Sehr, sehr interessante Gedanken und Denkanstösse. Vielen Dank, Babs

26.09.2018 17:38 • x 1 #12


A


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