Welcher Typ bist du?

E
Also, ich verstehe das nicht. Du siehst doch so gut aus, bist witzig und intelligent. Die Männer rennen dir doch sicher die Bude ein.

Wenn Sie diese Sätze nicht mehr hören können und darauf nur noch mit einem Schulterzucken reagieren, gehören Sie vielleicht zu den Frauen, die bewusst oder unbewusst auf der Flucht vor dem sind, was Sie sich angeblich am sehnlichsten wünschen - eine feste Partnerschaft. Anläufe hat es bestimmt genug gegeben. Die meisten Dauersingles blicken auf eine chaotische Sammlung von Kurzzeitbeziehungen zurück.

Nach ein paar Jahren Liebesachterbahn wird aber auch der besten Verdrängerin klar, dass es nicht nur an den Männern, einer ungünstigen Sternenkonstellation oder der Atmosphäre der Heimatstadt liegen kann, wenn aus ersten Dates nie mehr wird.



Die Traumtänzerin

Wie sie Beziehungen sabotiert:
Einer ihrer größten Wünsche ist, endlich die wahre Liebe zu finden. In ihrem Kopf hat sie längst eine perfekte Vorstellung davon entworfen. Folglich sind ihre Ansprüche an den Traummann hoch, was sie mit dem Satz „Ich weiß eben, was ich will rechtfertigt. Ihr Gefühl sagt ihr daher schnell, dass es wieder nicht passt.

Etwa, wenn sie feststellt, dass sie lieber mit einem kreativen oder wahlweise einem bodenständigeren Mann zusammen wäre, oder dass er zu viel oder zu wenig gibt. Sie nimmt sich vor, beim Nächsten nicht mehr so wählerisch zu sein, findet aber andererseits nichts armseliger und deprimierender als Kompromisse in der Liebe.

„Dahinter steckt ein hohes Maß an Perfektionismus, aber auch die unbewusste Weigerung, sich mit realen Problemen auseinander zu setzen, sagt die Münchner Psychotherapeutin Esther Maué.
Traumtänzerinnen hält vor allem die Angst ab, sie könnten während der Beziehung mit einem „normalen Mann, die wahre Liebe verpassen. Doch je mehr Jahre verstreichen, desto größer wird die Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, weil sich die Traumtänzerin immer wieder durch ihren Denkmechanismus „ent-täuscht - und jedes Mal etwas länger braucht, um ihre Wunden zu *beep*. Die Frustration darüber wird eines Tages so groß, dass sie möglicherweise beschließt, sich auf gar nichts mehr einzulassen.

Eine Chance für die Liebe:
Ein bisschen Narziss steckt in jeder von uns. Doch bei der Traumtänzerin neigt die narzisstisch geprägte innere Stimme zu Extremen: Sie sagt entweder, wie großartig oder aber wie ungenügend die Traumtänzerin selbst oder der potenzielle Partner ist. Da hilft nur eins: Diese Stimme zum Schweigen zu bringen, indem man realistische Wertmaßstäbe entwickelt.

Wenn man sich selbst mit den durchschnittlichen und fehlerhaften Seiten lieben lernt, sinkt auch der Anspruch an andere - und man geht nicht mehr bei jedem Mann mit dem Vergrößerungsglas auf Fehlersuche.

Vergessen sollte die Traumtänzerin unbedingt Männer, die selbst eine stark ausgeprägte narzisstische Seite haben. Das sind die wilden, charismatischen, unberechenbaren Kerle, die gerade dadurch so perfekt erscheinen, weil sie immer auf dem Sprung sind. Das sind sicher spannende Typen, die aber meist von Anfang an klar signalisieren, dass sie nicht an einer festen Beziehung interessiert sind. Was der Traumtänzerin sehr zupass kommt, weil sie so selbst nicht Gefahr läuft, eine Bindung einzugehen - großes Kopfkino eben.

Die Traumtänzerin sollte sich darauf konzentrieren, was für Männer die Wirklichkeit bietet. Kann sie nicht? In anderen Lebensbereichen macht sie das doch längst: Wohnt sie vielleicht seit Jahren auf der Straße, weil sie die perfekte Wohnung noch nicht gefunden hat? Geht sie nie in Urlaub, weil sie sich die Malediven nicht leisten kann? Die Traumtänzerin kann sich entscheiden, was ihr wichtiger ist: die Vision von Liebe oder gelebte Liebe.


Die Unentschlossene

Wie sie Beziehungen sabotiert:
Diese Frau ist sich sicher: Sie will ihr Leben mit jemandem teilen. Zumindest weiß sie das, solange sie allein ist. Sobald aber tatsächlich ein Mann auf dem Sofa sitzt und lächelnd fragt, ob sie mit ihm im Frühling nach Italien fährt, bekommt sie Schweißausbrüche.

Frühling? Bis dahin ist es doch noch eine Ewigkeit! Und Italien? Da fahren doch nur Verliebte hin. Bin ich denn überhaupt verliebt? Die Aussicht auf eine dauerhafte Bindung löst derart Stress aus, dass ihr nur noch eins bleibt: die Flucht.

Plötzlich hat die Unentschlossene weniger Zeit, weniger Lust auf S. - und alles nur, damit er sich ja keine Hoffnungen macht. Die Angst davor, ihn zu verletzen, ist eine meisterhafte Verleugnung der Tatsache, wie viel Angst sie selbst davor hat, verlassen zu werden oder einen Menschen sehr zu lieben.
Den Versuch, die Situation und die Gefühle von Angst und Verletzlichkeit zu kontrollieren, nennt man ein aktives Bindungsproblem. Diese Frau sucht sich zwar Männer aus, die an einer festen Beziehung mit ihr interessiert sind. Doch sobald sie sich der Liebe des anderen sicher ist, überwältigt sie der panische Drang nach Freiheit. So bleibt sie in ihren Beziehungen stets in einem Zwischenstadium, weil sie sich nur so abgrenzen kann.

Eine Chance für die Liebe:
Die Lösung klingt leichter, als sie ist. Die Unentschlossene sollte sich Zeit lassen, darüber schlafen, bevor sie handelt, und die Worte und Taten des Partners nicht bedeutungsschwerer machen, als sie sind. Eine Einladung nach Italien ist nicht gleichbedeutend mit Familiengründung.

Mitauslöser der Panik ist ja auch die Tatsache, dass diese Frau zu schnell zu weit denkt. Will ich diesen Mann wirklich? Kann ich mir vorstellen, mit ihm zusammenzuziehen? Würde ich Kinder von ihm wollen? Frauen mit aktivem Bindungsproblem stellen sich solche Fragen manchmal schon nach wenigen Verabredungen und steigen aus der Beziehung aus, wenn sie sich über die Antworten nicht im Klaren sind.

Hintergrund kann eine Kindheit sein, in der die Eltern verlangten, dass sich ihr kleines Mädchen stets brav anpasste. „Sie hat früh gelernt, im Umgang mit anderen ihre Bedürfnisse zu unterdrücken, so die Psychotherapeutin Esther Maué. „Dadurch hat sie bei einer Partnerschaft unbewusst Angst, sich selbst wieder völlig aufgeben zu müssen. Der bessere Weg ist: Ehrlichkeit. Ihm zu sagen, dass man noch nicht so weit ist und nicht abschätzen kann, wann das sein wird. Die Angstattacken auszuhalten statt davonzulaufen. Denn die Panik vergeht, aber einen wie ihn bekommt man vielleicht nicht wieder.


Die Temposünderin

Wie sie Beziehungen sabotiert:
Ran an den Mann, lautet ihre Devise. Vielleicht, weil der Temposünderin schon länger dämmert, dass sie ein Problem mit Nähe hat. Sie hat es satt abzutauchen, sobald es einem Mann ernst ist. Also versucht sie, sich selbst auszutricksen.

Schluss mit den Spielchen, denkt sie sich und erzählt dem Neuen bereits beim zweiten Date, wie sie ist, ihre Fehler, Kindheitsprobleme, Ängste und die Verwicklungen in ihren vergangenen Beziehungen. Sie verbringt jede Nacht mit ihm und fordert nach zwei Wochen vehement sein Bekenntnis zu einer festen Partnerschaft ein.

Oje. Auch so lässt es sich vermeiden, eine Beziehung aufzubauen. Nähe kann gar nicht entstehen, weil der Mann erstens meist vorher abhaut und zweitens Vertrauen bekanntlich Zeit braucht - alles andere ist eine erzwungene Hauruck-Aktion. Selbst wenn der amouröse Überfall ihn nicht verschrecken sollte, bleibt da noch eine andere Gefahr, nämlich, dass bei dem Tempo die Verliebtheit allzu schnell geht und der Ernüchterung Platz macht.
Und die Temposünderin, wieder auf dem Boden der Tatsachen, beendet die Beziehung wieder - worauf sie es ja von vornherein irgendwie angelegt hat...

Eine Chance für die Liebe:
Gefühle lassen sich nicht erzwingen, heißt es. Abgesehen davon, dass es fraglich ist, wie echt die Bedürfnisse der Temposünderin sind, ist es geradezu anmaßend davon auszugehen, dass er genauso fühlt.

Hier gilt: Runter vom emotionalen Gaspedal und ein Gespür dafür entwickeln, was die gemeinsamen Stunden vertragen und was nicht. Natürlich kann man das erste Wochenende komplett bei ihm übernachten, doch danach sollte sich die Temposünderin unbedingt allein auf ihrer eigenen Matratze räkeln und ihrer nähescheuen Seele ein Pause gönnen. Es genügt, ihm immer nur so viel zu erzählen, wie das Gefühl erlaubt - denn an sich ist die Temposünderin jemand, der nur langsam Vertrauen aufbaut.

„Diese Frau muss lernen, sich selbst zu vertrauen und darauf zu hören, was die innere Stimme ihr sagt, rät Esther Maué. Je mehr die Temposünderin zu der Überzeugung kommt, dass eine Beziehung nicht nur um den Preis eines totalen Kontrollverlusts zu haben ist, desto leichter wird es ihr fallen, mehr Zweisamkeit zuzulassen.


Die Pechmarie

Wie sie Beziehungen sabotiert:
Diese Frau ist ein Katastrophenmagnet: Sie scheint immer nur Männer anzuziehen, die auf der Flucht sind, psychische, finanzielle oder sonstige Probleme haben und für eine Beziehung ganz offensichtlich nicht die geeigneten Kandidaten sind.

Es mag ja eine Weile spannend sein, einen Mann zu knacken oder zu retten, aber das Kräftegleichgewicht stimmt in so einer Beziehung nie. Diese Art, einer langfristigen Partnerschaft aus dem Weg zu gehen, nennt man ein passives Bindungsproblem. „Indem sich diese Frau schwächere Männer aussucht, fühlt sie sich stark und vermeidet so, ihr eigenes Anlehnungsbedürfnis einzugestehen, sagt die Psychotherapeutin Maué.

Die Pechmarie fühlt sich nur dann sicher, wenn der Partner von ihr abhängig ist - denn die eigenen Schwächen zu zeigen, hieße für sie, sich dem anderen auszuliefern. Das Wunderbare an diesem Muster ist, dass immer die Männer schuld sind, wenn es nicht klappt. Die haben dann eine Macke, während die Pechmarie die unkomplizierte, beziehungsfähige Fraktion vertritt.

Eine Chance für die Liebe:
Es kann sehr hilfreich sein, wenn man sich von der Idee verabschiedet, etwas ganz Besonderes sein zu wollen. Die Pechmarie fühlt sich exklusiv und machtvoll bei dem Versuch, einen schwierigen Typen umzupolen. Einen ganz normalen Mann lieben? Wie langweilig! Um aus dieser Falle herauszukommen, muss sie sich klar machen, dass eine gleichberechtigte Beziehung für sie die eigentliche Herausforderung bedeutet.

Denn Voraussetzung dafür ist, sich mit den eigenen Schwachpunkten auseinander zu setzen und den Gedanken zuzulassen, dass man von einem Mann sehr wohl Unterstützung annehmen darf. Bei der nächsten Begegnung mit einem männlichen Problemfall gilt deshalb für die Pechmarie, folgende Sätze wie ein Mantra zu wiederholen: „Ich will mehr: mehr Zärtlichkeit, mehr Normalität, mehr Perspektive.

Zudem möchte doch jeder Mensch (insgeheim) seinen Partner bewundern. Wie soll das gehen bei einem, der erzählt, dass er nicht treu sein kann, Probleme mit Geld oder Dro. hat? So ein Typ ist mehr Kind denn ebenbürtiger Buddy. In dem Moment, wo die Pechmarie beginnt, sich selbst einen größeren Wert zu geben, auch ohne Beziehungsdramen und Eroberungsschlachten, werden andere Männer auf sie zukommen: Männer, die lieben wollen und dazu in der Lage sind. Das selbstbewusst anzunehmen, ist auch ein Talent.




Meinungen? Und kann man das auch vice versa auf Männer anwenden?

Gruss Thilde

28.07.2004 17:54 • #1


E
klasse thilde !
*beep* ich war oft der tempomann (traf auf pechmaries oder traumtänzerinnen) oder der unentschlossene....
anscheinend gibt es mehrfachnennungen...
mick

30.07.2004 07:57 • #2


A


Welcher Typ bist du?

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B
hallo thilde,

sicherlich lassen diese aussagen auch auf männer übertragen. aber die interpretation wird aus sicht des mannes etwas anders aussehen. Das a und o ist doch, so sehe ich es heute, ist frau oder mann bereit etwas von der freiheit abzugeben und sich dafür in die bezeihung ein zubringen. Und das was man dann versucht aufzubauen, muss real bleiben. Fantasien sind erlaubt, aber wie man ja bei den charakteren allesamt lesen kann, führen sie nicht ans ziel.

ein bißchen von allen diesen charakteren tragen wir doch alle in uns, mal augepärgter, mal schlummernd.
man kann nichts erzwingen.
Und je mehr wir verbissen um diese sache kämpfen, um so mehr baut sich eine innere Hemmschwelle auf, die genau das gegenteil bewirkt.
selbst frei zu werden von idealvorstellungen ist doch das was uns wirklich hilft und uns tür und tor für weitere schöne erlebnisse öffnet.

wir können noch soviel schöne tage haben.
wir werden es schaffen

lg

belu

30.07.2004 09:58 • #3


E
Hallo thilde,

gut gebrüllt... sehr (selbst?)kritisch an eine heiße Thematik. ::)

Anfangs hat man diese Schutzmechanismen i.d.R. nicht, die kommen oft erst zutage, wenn die erste rosige Liebe stirbt.

Ja, ich erkenne schon selbstzerstörerische Anwandlungen in mir, das gebe ich zu. Manchmal bin ich da recht radikal (und sarkastisch) und hau die Frauenwelt in eine Schublade.

Aber dann muß ich mir wieder sagen lassen, daß ich verallgemeinere... ich tret dann mal wieder auf die (inzwischen gefundene) Bremse und blicke wieder klar nach vorne.

Männer kann man bestimmt auch in einige Fächer stecken.

Eine Extrembetrachtung - und die möglichen Auswirkungen habe ich ja hier schon einmal reingestellt. Magsein, daß es zwischendrin auch einige Ausschläge in eine andere Richtung gibt. Mir ist es etwas zu müßig, hier genauer zu recherchieren.

Trotzdem danke für diese neuen Bilder, Gruß, Gerd

31.07.2004 01:04 • #4


E
Hallo Thilde !
Nicht schlecht aber ich glaube das es wohl immer auch viele Mischformen gibt,von jedem etwas steckt wohl bei jedem drin und es trifft genauso auf Männer zu.

14.08.2004 18:33 • #5




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