Wie gehe ich mit der Wut um?

Hallo, bin neu hier und hätte nie gedacht, dass ich mal im Trennungsforum unterwegs bin. Kurzfassung: M. hat sich vor einer Woche von mir Knall auf Fall getrennt (nach 20 Jahren). Sachen abgeholt, Schlüssel dagelassen. Sein Grund: er kommt mit meiner Art nicht mehr klar (Nörgeleien ...) und fühle sich ausgenutzt.
Was er alles für mich getan hätte ... (Stimmt, aber nur zum Teil.)
Auslöser, der das Fass zum Überlaufen brachte, war letztlich ein Streit bei der Gartenarbeit. Er wusste alles besser, ich fühlte mich bevormundet und war bockig.
Die Woche war die Hölle für mich. Habe überlegt, ihn mal anzurufen. Da er aber jeher ein sturer , eigensinniger egoistischer Kerl ist (den ich aber trotzdem liebe), rief ich halt nicht an.
Mein Schwager konnte mein Geheule nicht mehr mit ansehen und telefonierte (ohne mein Wissen) mit ihm. M. sagte ihm er liebe mich noch immer, es sei keine andere Frau im Spiel und er hätte die ganze Woche darauf gewartet, dass ich mich melde, wir uns aussprechen, er hätte auch seine Fehler usw. und wolle die vielen Jahre nicht so einfach wegwerfen.
Ich war optimistisch und rief ihn gestern abend an. Er schlug spontan ein Treffen vor. Er war so was von eiskalt und abweisend, dass es mich fast gruselte. Gab mir die Schuld an dem ganzen, ging aber nicht ins Detail und beantwortete meine Fragen nicht. Sein Wunsch: wir könnten Freunde bleiben, alles andere wäre ihm im Moment zu eng. Hah! Er hat ja eh berufsbedingt noch eine kleine Wohnung weiter weg und wir waren gar nicht jeden Tag zusammen.
Ich bin so voller Wut. Zur Freundin degradiert! Wie stellt er sich denn das vor?
Nachdem es langsam kalt wurde vor dem Restaurant, fragte er: Und was machen wir nun? Dann saßen wir noch in meinem Auto. Ich sagte wir könnten ja in seiner Wohnung noch weiterreden, das lehnte er ab. Er möchte lieber zu mir, weil er die Katzen! vermisse. Ich fragte, ob ich ihn als Freund noch umarmen dürfe, das lies er widerwillig zu. Letztendlich fuhr dann jeder für sich alleine los.
Ich musste mich bei der Heimfahrt im Auto fast übergeben, so schlecht war mir.
Ich bin so voller Wut, dass ich nicht weiß wohin damit, gleichzeitig zerfließe ich wieder in Selbstmitleid. Wieso sagt er anderen, er liebe mich noch und mich behandelt er wie eine Aussätzige.
Tja, was soll ich nun machen? Ich hab keine Ahnung. Mich zur Freundin degradieren lassen, die mit ihm mal essen geht wenn er Bock hat? Und mich als allein verantwortliche sehen, die an allem Schuld hat?
Ich bin so maßlos enttäuscht über dieses Verhalten. Es kommt mir alles so unehrlich und egostisch vor.
Am liebsten würde ich die ganze Sache abhaken und nie wieder bei ihm anrufen.
Er fehlt mir aber so sehr und ich habe ja eingesehen, dass ich auch oft nicht gerade nett zu ihm war.

Hallo Hope,
ein Willkommen in unserer Welt der Verlassenen und Leidenden...

Tut mir leid, dass du so leiden musst...
Es kann ja sein, dass er beim Telefonat mit seinem Bruder dachte...das kriegen wir schon wieder hin... und deshalb sagte, dass er dich noch liebt. Aber dann haben ihn wohl Zweifel (?) eingeholt und das er nur noch Freundschaft möchte, kann eigentlich nur bedeuten, dass er dich zwar lieb hat, aber nicht mehr liebt. Vielleicht braucht er auch nur etwas Zeit, aber mach dir bitte keine Hoffnungen.
Wenn du es schaffst, würde ich dir empfehlen den Kontakt mit ihm einzustellen. Oder zumindest nur auf das nötigste zu beschränken. Du wirst merken, dass es dir auf Dauer nicht gut tut nur die Freundin zu spielen...das kann man in der Regel nicht, wenn man für den Ex-Partner noch Gefühle hat. Es wird dann in ganz kleinen Schritte besser, aber du musst dir Zeit geben, die Trennung erst einmal zu akzeptieren und zu verarbeiten.
In einer Beziehung ist niemand perfekt und das sie scheitert, liegt immer an beiden Parteien. Ich hoffe für euch, dass ihr noch mal einen Weg zueinander findet und es dann besser klappt!

Ich wünsche dir viel Glück und Geduld, die du für dich selbst brauchst!
bifi07

Vom Gefühl her denke ich, er hat mich überhaupt nie richtig geliebt. Ich werde mich definitiv nicht bei ihm melden. Bin ja auch noch jemand und habe es nicht nötig, mich ständig zu entschuldigen.
Ich weiß nicht, was er von mir erwartet.
Habe sowieso noch nie wirklich Selbstbewusstsein gehabt. Wenn ich nur nicht die ständigen Heul- und Wutausbrüche bekommen würde.

Die gehören aber leider zum verarbeiten dazu und werden dich sicher noch eine Zeit lang begleiten, aber es ist auch besser, als wenn man alles in sich hinein frisst und daran zugrunde geht...
Und du hast es ja auch schon richtig erkannt...du bist dir viel mehr wert, als nur hinter ihm her zu rennen... ...bleib dabei, niemand hat es verdient, dass man sich für ihn/sie erniedrigt...und vielleicht passt ihr im Grunde gar nicht zusammen, auch wenn man es sich manchmal noch so sehr wünscht.

Was für ein Quatsch. Da streiten sich zwei, beide sind stinksauer und wollen sich trennen, weil ihr verletzter Stolz es nicht zulässt, auf den anderen zuzugehen.

Zitat von Hope53:

Bin ja auch noch jemand und habe es nicht nötig, mich ständig zu entschuldigen.

Zitat von Hope53:

er hätte die ganze Woche darauf gewartet, dass ich mich melde, wir uns aussprechen,

Jeder sitzt da, ist wütend und nicht in der Lage, mal von seinem hohen Ross runterzukommen und zuzugeben, dass man auch Fehler gemacht hat und dass eben nicht nur der andere an allem schuld ist. Stattdessen spricht man sofort von Trennung - nach zwanzig Jahren! - weil man ja so voller Wut und Selbstmitleid ist. Weil man ja so schlimm dran ist und der/die andere so böse ist. Reisst euch am Riemen, schluckt euren Stolz herunter und redet miteinander. Und denkt über eine Paartherapie nach.

Vielleicht hat weißes Papier auch recht, es gibt ja immer mehr Perspektiven, wenn man die Betroffenen nicht persönlich kennt.

Redet doch noch mal in aller Ruhe miteinander..ein Versuch ist es auf jeden Fall wert!

Danke an Euch. Nochmal in nächster Zeit reden bringt nicht viel denke ich, so abweisend wie er sich letzten Samstag verhalten hat. Ein Eisblock, ohne jegl. Gefühl. Das ist mehr als verletzter Stolz. Will hier nicht rumjammern, aber mir ist die Sache dermaßen auf den Magen geschlagen, dass ich heute zum Arzt musste. Und von wegen Freunde bleiben: mit einem eiskalten Mann, der seine eigenen Fehler nicht eingesteht, möchte ich nicht mal befreundet sein. Dann denke ich wieder, es ist einfach ein Schutzmechanismus von ihm, dass er mich nicht mehr an sich ranlässt, weil er wirklich sehr verletzt ist.
Ob ich ihn wiederhaben möchte kann ich gar nicht sagen im Moment. Mal weine ich um ihn, dann habe ich Wutausbrüche, Mitleid, dann ist er mir wieder völlig egal, im nächsten Augenblick vermisse ich ihn. So geht das jeden Tag.

Es gab mal eine Zeit - gottseidank schon lange her - da gab es bei mir und meiner Frau auch solche (Macht?) Spielchen. Wenn wir einen Konflikt hatten, haben wir den nicht ausgetragen, sondern jeder hat sich in seine Schmollecke zurückgezogen, war sauer und wütend auf den anderen und fühlte sich im Recht - sie/er ist ja so böse und ich kann nix dafür. Wir haben uns tagelang angeschwiegen, bis der Konflikt scheinbar im Sand verlaufen ist.

In Wirklichkeit ist gar nichts verlaufen, sondern der Groll wurde immer schlimmer und wir haben uns immer weiter voneinander entfernt. Irgendwann waren wir so weit voneinander entfernt, dass meine Frau eine Affäre begonnen hat, da sie mich nicht mehr erreichen konnte.

Ist es überhaupt der aktuelle Konflikt, der dich so kränkt oder kommt da viel zusammen? Alte Kränkungen, Verletzungen, aber nicht nur bei dir, sondern auch bei ihm? Vielleicht solltet ihr den aktuellen Konflikt erst mal ruhen lassen und stattdessen die Leichen aus dem Keller holen, d.h. die wirklichen Ursachen für die Situation finden.

Zitat von Hope53:

Auslöser, der das Fass zum Überlaufen brachte, war letztlich ein Streit bei der Gartenarbeit. Er wusste alles besser, ich fühlte mich bevormundet und war bockig.
Da er aber jeher ein sturer , eigensinniger egoistischer Kerl ist (den ich aber trotzdem liebe), rief ich halt nicht an.

Gab mir die Schuld an dem ganzen, ging aber nicht ins Detail und beantwortete meine Fragen nicht. Sein Wunsch: wir könnten Freunde bleiben, alles andere wäre ihm im Moment zu eng.

Ich bin so voller Wut. Zur Freundin degradiert!
Wie stellt er sich denn das vor?

... mich bei der Heimfahrt im Auto fast übergeben, so schlecht war mir.
Ich bin so voller Wut, dass ich nicht weiß wohin damit, gleichzeitig zerfließe ich wieder in Selbstmitleid.

Ich bin so maßlos enttäuscht über dieses Verhalten.

Es kommt mir alles so unehrlich und egostisch vor.
Am liebsten würde ich die ganze Sache abhaken und nie wieder bei ihm anrufen.
Er fehlt mir aber so sehr und ich habe ja eingesehen, dass ich auch oft nicht gerade nett zu ihm war.

solange zwei kleine egos sich verletzt fühlen und ihre sandkastenspiele nicht raushalten können, habt ihr keine chance.
konflikte können nur auf erwachsenenebene konstruktiv gelöst werden!
ihr seid mit wut, bockigkeit und enttäuschung verstrickt - es sind eure eigenen gefühle, die ihr nur am anderen auslasst!
wie soll da liebe bestehen können und beziehung erhalten bleiben ?

mit wut gehe ich genauso um wie mit allen anderen gefühlen - erkenne sie als meine an und kümmere mich darum!
was braucht deine wut von DIR - damit sie sich wandeln kann ?