Wieviel Empathie zulassen?

Hallo alle zusammen,

jemand, der mir in der Vergangenheit nahe stand - kein Partner, sondern intime Beziehung - hat mir letzte Woche (nachts) erstmals nach anderthalb Jahren eine sms geschickt; dass er wünsche, er hätte vor einem Jahr in der Stadt X Zeit mit mir verbringen können. Ich war damals ein paar Monate auf Reisen in der Stadt, in der er jetzt lebt. Er war einfach abgetaucht.

Am darauffolgenden Tag reagierte ich, fragte, wie es ihm ginge. Er schrieb mir, er sei gerade umgezogen, wieder zurück zur Arbeit, nachdem ein Elternteil von ihm im vergangenen Sommer verstorben ist. Da ich von dem kranken Elternteil wusste, tat mir diese Nachricht besonders leid und ich drückte mein Mitgefühl für ihn und seine Familie aus. Im letzten Satz erwähnte ich, dass ich wieder studiere. Daraufhin wünschte er mir viel Erfolg für die Zukunft.

Mir wurde bewusst, dass seine Nachricht nicht wirklich etwas mit mir zu tun hatte und er keine richtige Interaktion wollte. Gleichzeitig fühlte ich mich unsensibel, von meinem Studium zu schreiben im Kontext seiner Trauer, der gesamten Tragik und dem schwierigen Prozess, den er nun in seinem Leben geht. Hätte ich empathischer reagieren sollen trotz der Tatsache, dass er sich nur für den Moment an mir wärmen wollte und in den Jahren nicht im geringsten auf mich eingegangen ist? Verhältnisse, wie ich sie damals in meinem Leben hatte, möchte ich nicht mehr, ich bezweifle, dass wir uns auf Augenhöhe begegnen und brauche den Kontakt nicht. Trotzdem, ein innerer Zweifel bleibt.

LG

Ich hätte ihn gefragt, was er denn von dir will, sich einfach nach so langer Zeit wieder zu melden. Vielleicht hat ihn ja gerade seine Freundin verlassen oder ihm war gerade langweilig und da warst du eben die wilkommene Seelentrösterin...

Hallo Rosa, meld Dich mal richtig an, das erleichtert die Kommunikation.
Okay, also jemand aus der wilden Vergangenheit aus Freundschaft plus / One nights meldet sich einfach mal so bei Dir. An Dir kann man sehr gut studieren, wie solche Aktionen von Männern wirken können. Du interpretierst nur ganz starke Gefühle in diese Nachricht hinein. Warum? Ihr habt Euch damals auf sechsueller Basis getroffen. Das sind oft Phasen im Leben. Nun ist wieder solo bzw. hat niemand für gewisse Stunden. Natürlich scrollt man dann mal durch die Telefonliste und bei Rosa aus A-Stadt hat er dann halt mal überlegt: Schreib ich doch mal und gucke was sie so macht. Der Rest des Kontaktes ist darauf ausgelegt, ein Treffen zu arrangieren um dort weiterzumachen, wo ihr aufgehört habt. Man kann es sehr gut bei Dir sehen - sobald Männer anfangen, irgendwo auf die Gefühls- bzw. Tränendrüse zu drücken, schiebt das sehr schnell etwas bei Euch / Dir an.
Hätte er wirkliches Beziehungsinteresse gehabt, wäre sein Invest in der Vergangenheit viel höher geworden.
Nicht destotrotz, wenn Du Lust auf ein Treffen hast, nimm Kontakt auf. Wenn Du aber jetzt in die Phase Einfamilienhaus, Kinder und Ehering einsteigen willst, solltest Du ihm das deutlich kommunzieren.

Danke für eure Nachrichten. Nein, ich interpretiere keine starken Gefühle in die sms hinein, es ging mir nur um den ethischen Aspekt des Verlusts seines geliebten Menschen... ich habe kein Interesse, mich wieder mit ihm zu treffen auf intimer Basis und ja... vielleicht kein Einfamilienhaus, aber ein Künstlerloft oder Hausboot darfs sein

Nabend rosalux

Hm.
Das ist ja mal ne blöde Situation.
Wenn ich versuche mich da reinzudenken komme ich bei absoluter Ratlosigkeit an.

Wie kann man denn auf eine derartige Nachricht, die einerseits belanglos und gleichsam gespickt mit der Information eines Trauerfalles/Verlustes ist, umgehen?

Hast Du tatsächlich Mitgefühl empfunden für ihn?
Kannstest Du die verstorbene Person?

Ich empfinde eine derartige Nachricht fast schon als Frechheit!
Vorallem mit dem Vorlauf-Abtauchen.

Zitat von rosalux:

es ging mir nur um den ethischen Aspekt des Verlusts seines geliebten Menschen

Wie meinst Du das?

In die Richtung gehend: willst du drüber reden?
Oder wie?

Verwirrend.
Irgendwie.

Grüße

Hallo rosalux!

Ich finde, Du hast genau richtig reagiert. Einerseits Dein Beileid ausgedrückt, andererseits kurz etwas aus Deinem Leben erzählt. Ich würde es exakt so gut finden, würde ich in einer einsamen Nacht nach ein-fünf Gläschen Wein alte Kontakte anschreiben, um mal so zu horchen, was die inzwischen machen.